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Ein neues Phänomen des Terrors

Die „Löwenhöhle“ ist nur ein Beispiel für einen neuen Trend: Palästinensische Terror-Organisationen machen gemeinsame Sache. Für Israel und die Autonomiebehörde wird der Umgang mit dem neuen Phänomen zu einem Balanceakt. Eine Analyse.
Von Daniel Frick
Mitglieder der Terrorgruppe Löwenhöhle zeigten sich Anfang September in schwarzen Uniformen

Bei all den etablierten Terrorgruppen in und um Israel mag es kaum denkbar sein, dass „Bedarf“ an einer neuen besteht. Seit einigen Monaten lenkt aber mit der „Löwenhöhle“ eine neue Gruppe die Aufmerksamkeit der israelischen Sicherheitskräfte durch zahlreiche Angriffe in der Gegend um Nablus auf sich. Mitte Oktober tötete sie bei einem dieser Angriffe einen israelischen Soldaten. Wie ernst Israel die Gefahr nimmt, zeigen die Militäraktionen der vergangenen Tage.

Die Bezeichnung „Löwenhöhle“ rührt her von Ibrahim al-Nabulsi: Der Kommandeur der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden, des bewaffneten Arms der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, war als „Löwe von Nablus“ bekannt. Auf der Kurzvideo-Plattform TikTok hatte er eine große Gefolgschaft. Anfang August wurde er bei einer Razzia der Armee nach einjähriger Suche getötet. Er soll viele Terrorangriffe auf Israelis organisiert haben. Besonders seit der Terrorwelle im Frühjahr hatte Israel den Anti-Terror-Einsatz im Westjordanland verschärft.

Neue Transzendenz

Die „Löwenhöhle“ ist eine Antwort auf diese Entwicklungen. Ein Antrieb ist aber auch die Gegnerschaft zur Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), der sie Korruption vorwirft; als Gräuel gilt auch die Sicherheitszusammenarbeit mit Israel. Die Gruppe kommt indes nicht aus dem Nichts: Als Vorläufer gilt das am 25. Mai eingerichtete „Nablus-Bataillon“, eine Art lokale Dachorganisation verschiedener Terrorgruppen. Das „Bataillon“ ist seinerseits ein Nachahmer des vom Islamischen Dschihad initiierten „Dschenin-Bataillons“, das seit September 2021 in Erscheinung tritt.

Die Mitglieder sind junge Palästinenser, die sich in einer losen Hierarchie zusammengefunden haben. Für sie haben die traditionellen Unterschiede zwischen den Terrorgruppen weniger Bedeutung als sonst üblich. Die Jerusalem-Brigaden des Islamischen Dschihad, die Issadin al-Kassam-Brigaden der Hamas, die Märtyrer-Brigaden der Fatah und andere koordinieren sich. Dieses verbindende Denken und Handeln ist ein neues Phänomen.

Die „Löwenhöhle“ unterscheidet sich in einem weiteren Punkt von sonstigen lose organisierten „Widerstandsgruppen“: Sie wird nicht erst aktiv, wenn israelische Sicherheitskräfte zu Razzien in die palästinensischen Städte kommen, sondern sucht sich Ziele im Umland, darunter Armeestellungen, fahrende Autos und Siedlungen. Nach ihren Angriffen fliehen sie dann wieder in ihre „Höhle“, das heißt in die Altstadt von Nablus. Allein im September zählte die Armee 34 Angriffe im Westjordanland, die höchste Zahl seit zehn Jahren. Hinzu kommen vereitelte Terrorangriffe, darunter ein „groß angelegter“ in Tel Aviv.

Der Kern der Gruppe ist offenbar nicht besonders groß, er besteht aus 20 bis 30 Personen. Die Armee befürchtet aber, dass die Gruppe jugendliche Palästinenser zu Terroraktionen animiert, die sie zwar auf eigene Faust, aber in deren Namen verüben. Die „Löwenhöhle“ hat so gesehen mehr den Charakter einer Bewegung oder einer Idee als einer organisierten Gruppe, meinen Beobachter. Das macht es aber auch schwierig, gegen sie vorzugehen. Sie ist in den Sozialen Medien sehr aktiv. Mitte Oktober hat TikTok ihren Account zwar gesperrt, aber auf Telegram bleiben die Möglichkeiten des Austausches erhalten. Ein Ziel ist ein Massenaufstand, ähnlich einer „Intifada“.

Balanceakt für Israel und Autonomiebehörde

Mit den Razzien der vergangenen Tage hat Israel begonnen, verstärkt gegen die Gruppe vorzugehen. In der Nacht zum Sonntag wurde ein Kernmitglied, Tamer al-Kilani, mitten in Nablus durch einen Sprengsatz getötet. Dass Israel dahinter steckt, ist zwar nicht bestätigt, aber naheliegend. Die Botschaft wäre dann: Ihr könnt euch auch in eurer „Höhle“ nicht sicher fühlen. In der Nacht zum Dienstag folgte eine Militäraktion in der Autonomiestadt, bei der ein Gründungsmitglied getötet und eine Waffenwerkstatt zerstört wurde.

Diese Einsätze zeigen auch, wie schwach die Autonomiebehörde ist. Sie hat bereits in Dschenin die Kontrolle über terroristische Elemente weitgehend verloren. Die PA-Sicherheitskräfte haben zwar einige Anhänger der „Löwenhöhle“ verhaftet, aus Sicht der Israelis geht das aber nicht weit genug. Die PA treibt zudem ein doppeltes Spiel: Sie versucht, die Gefangenen wieder für sich zurückzugewinnen und in den Dienst der PA-Sicherheitskräfte zu stellen.

Für Israel ist das Vorgehen gegen die Gruppe ebenfalls ein Balanceakt. Es gilt einerseits, Grenzen aufzuzeigen und das Gefühl von Sicherheit für die Mitglieder und Anhänger gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dies auch angesichts der Gefahr, dass sich das Vorbild des „Dschenin-Bataillons“, also das lokale „Zusammenspiel“ verschiedener Terror-Organisationen, auch in anderen Städten durchsetzt. In Tulkarm gibt es ebenfalls schon ein „Bataillon“.

Andererseits könnte ein noch härteres Vorgehen einem „Volksaufstand“ den Boden bereiten. Daher wird es die Armee vorerst wohl bei „Nadelstichen“, also gezielten Razzien, belassen. Das Interesse ist groß, das derzeitige Sicherheitsarrangement mit der PA beizubehalten. Bei allen Nachteilen und Schwächen ist dies für Israel derzeit noch die beste Option. Aus israelischer Sicht bleibt zu hoffen, dass dieser Ansatz genügt.

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12 Antworten

  1. Ein, so richtig zusammengewuerfelter, diabolischer Misch-Masch von „Allah-Brigaden“,
    um der Existenz Israels weiterhin so viel wie moeglich zu schaden!! –
    Ihre halbaermelige „Beisetzungs-Bekleidung“ haben sie ja schon an, sodass sie im Fall
    der Faelle, nicht erst noch umgekleidet werden muessten!! –
    So wuensche ich d. isrl. Armee, dass diese schon, bei verdachtsmaessig-auffaelligen Attacken-Vorbereitungen, bzw. Durchfuehrungen, viele v. ds. „Loewen“ noch, jeweils angemessen
    „erwischen“, bevor diese noch, von Heimtuecke durchseucht, ihre schuetzenden Hoehlen
    wieder erreichen koennen!! – Der EWIGE moege Israel weiterhin begleiten!! – A m e n !! –

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  2. Die Ideologie „politischer Islam“ ist die Wurzel, die vernichtet werden muss. So unterschiedlich der Islam in den Ländern der Erde ausgelebt wird, so gleichgeschaltet sind alle djihad-Terrorgruppen weltweit. Alle sind mit ihren Schreckenstaten unter der selben Hass-Ideologie, nach dem selben Muster zugange.
    Ob is, taliban, hamas, jundallah, hezbollah, boko haram, höhle des Löwen, janjaweed, muslim extremists, hayat tahrir al sham, rohingya salvatin army und wie die alle heißen.
    Deren Gleichschaltung besteht aus: Hassverse mit Hadithen, die das Verunglimpfen, Herabsetzen, bis hin zum Töten aller Andersgläubigen, Andersdenkenden, Apostaten, Frauenunterdrückung, …. als allzeit gültiges Wort befehlen, Scharia und Märtyrerkult = politischer Islam

    Das Übel muss im 21. Jahrhundert von der Welt geächtet werden. Dieser 1,400 Jahre währende Gräuel-Faschismus ist die Ursache, dass Fanatiker der Uiguren ein Kalifat mit Messerattacken auf unschuldige Zivilisten erzwingen wollten, dass hamas keinen Frieden kennt, solange der Alleinherrschaftsanspruch für den Islam unverwirklicht bleibt, dass überall weltweit dieser alleinige Herrschaftsanspruch mit Gewalt, Mord, Gräuel etc. von djihad-Mörderbanden voran getrieben wird.
    Religion bedeutet Spiritualität; Glaube, Gebet, Andacht …. mit sozialen Engagement, wie Almosen für Arme, geistliche Unterstützung in Krisen wie Scheidung, Krankheit, Tod…
    Der politische Islam muss für ungültig erklärt werden. Religion hat auf gar keinen Fall zum Schaden für Frauen, Mädchen, Apostaten, Homosexuelle, Andersdenkende, Andersgläubige etc. zu wirken!

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  3. Können PAs nur Terror?
    Die würden die Kinder Israels abschlachten.
    Und im Forum gibt es einen, der das Ende von Zionisten voraussieht. Mit solchen? Mörderbrut Löwenhöhle, Hamas, PLO, Hisbollah u.a., die sich missbrauchen lassen von denen.
    OT
    Ich verabschiede mich nach Israel.🇮🇱✡
    Den Wahlausgang wird Israenetz berichten.
    Ein herzliches Shalom. Ich freue mich sehr auf meine Geschwister in Israel.🇮🇱🕎 Lebensbejahend Menschen.

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    1. Liebe Maria, ich wünsche dir ein gutes Ankommen und schöne Begegnungen!
      Shalom nach Israel.

      4
  4. Unvewrständlich diese Bewertung Null mit Daumen nach oben für diesen umfassend gut ausgearbeiteten Komentar !!!!! Wer vergibt eigentlich diese Bewertungen ? Immer wieder sind konterkarierte Bewertungen festzustellen oder gute Bewertungen für Komentare, welche eigentlich gegen Israel gerichtet sind. Aufklärung tut not.

    3
  5. Nachtrag: – Im Moment ( es ist 23.46 Uhr am 27.10.2022) nachdem ich diese Anfrage versendet habe, hat sich die Bewertung von Null auf 7 erhöht; ist doch eigenartig, wie schnell da plötzlich jemand reagiert hat.

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  6. Was in dem israelnetz-Artikel als „Palästinensische Terror-Organisationen“ diskreditiert wird, ist der Ausdruck der palästinensischen Jugend sowohl gegen das brutale israelische Besatzungsregime, den permanenten Landraub und die korrupte PA-Führung unter dem greisen Abbas. Dieser Widerstand wird auch mit noch so vielen Tötungen seitens der Besatzungsarmee nicht gebrochen werden können. Im Gegenteil: mit jedem Getöteten übernehmen drei neue dessen Stelle. Zu versuchen, dem palästinensischen Widerstand religiöse Ziele zu unterstellen und ihn auf den Islam zurückzuführen, ist völliger Unsinn. Der Widerstand hat nichts mit Religion zu tun, auch wenn das „christliche“ Freunde Israels nur allzu gern sehen möchten.

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  7. @H.L. …. – wenigstens aus Ihren beiden letzten Saetzen: „… dem pal. Widerstd. relg. Ziele
    zu unterstlln. u. a.d. Islm. zurueckzufuehr. = voellg. Unsinn!!? – „…. – der Widerstand hat nichts
    mit Relg. zu tun…!!“ –
    Natuerlich hat d. arab. Widerstand sehr wohl mit koran./islam. Grundsaetzen zu tun, u. zwar,
    sowohl geistl., als auch politisch!! – Ich wuerde, den, als „voellg.Unsinn“ bezeichneten Begriff,
    bei mangelnder Erkenntnis aus Koran u. Bibel, eher als „dahingehnd.Schwachsinn“ benennen!!! –
    Reden Sie doch mal mit „den christl. Freunden Israels“ ueber ds. Thematik! – Zuvor waere
    allerdings, bei beiden, erwaehnten Lektueren, eine tiefergehende Substanz-Vorsorge, em-
    pfehlenswert!! – (Habe ja schon mehrfach a.ds. Voraussetzungen hingewiesen!) –
    Leider ist mir versehentl.,zugunsten Ihres Kommentars, ein „Plus-Punkt“ entwischt, bevor
    ich mich mit dem Text befasst hatte. – Nehmen Sie es mir bitte nicht uebel!! –

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  8. Bjoern, kaum erträglich wie Sie immer wieder die grössten Terroristen „durchwinken“ und auf der anderen Seite penibel nach Aussagen suchen, die mit Ihrer Ideologisch geprägten Weltsicht übereinstimmen. Ich wiederhole den Satz von John Lennox: „Dem Verstand zu vertrauen und Gott zu benutzen ist gleichbedeutend mit Götzendienst. Gott zu vertrauen und den Verstand zu benutzen, ist christlich“. Diese Haltung kann eingeübt werden von jedem der es will, sofern er denn vor Gott kapituliert und die Gnade annimmt in diesem Leben. Nach meiner Überzeugung entspricht sie der biblischen Lehre. Ob Sie es glauben oder nicht – Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne alles Gute!!! Im Übrigen stimme ich mit dem Kommentar von -dile- überein. Gott sei uns allen gnädig!

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    1. @ Jakob

      Sie unterstellen mir, ich würde „immer wieder die grössten Terroristen “durchwinken”(was immer Sie darunter verstehen mögen). Vielleicht hängt es mit unserer unterschiedlichen Definition von „Terrorismus“ zusammen. Für Sie waren wahrscheinlich die zionistischen „Personen“, die z.B. das King David Hotel 1946 in die Luft sprengten Freiheitskämpfer. Für mich waren es Terroristen. Und für Sie sind die Kämpfer gegen die israelischen Besatzer Terroristen, während ich sie für legitime Widerstandskämpfer halte und nicht für Terroristen. Sie sehen: was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall!
      Ich danke Ihnen im Übrigen für Ihre guten Wünsche, die ich gern erwidere. Aber vor Gott will ich trotzdem nicht kapitulieren.

      0
      1. Doch. Sie werden vor Gott kapitulieren MÜSSEM. Und das wird ganz bitter für Sie.

        3
  9. @Bjoern
    „Aber vor Gott will ich trotzdem nicht kapitulieren.“
    Doch doch, Bjoern, das werden Sie müssen – so oder so! Wenn es Zeit ist.

    2

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