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Breit gestreuter Terror

Anschläge im israelischen Staatsgebiet waren zuletzt zurückgegangen. Umso mehr überrascht die jüngste Terrorwelle. Für die Sicherheitskräfte stellen sich besondere Herausforderungen.
Von Daniel Frick

Be’er Scheva, Hadera, Bnei Brak, Tel Aviv, Ariel, Elad: In sechs Städten haben Terroristen innerhalb von 44 Tagen 19 Israelis getötet – Zivilisten und Sicherheitskräfte. Bei Razzien, die Israel in der Folge in der Terrorhochburg Dschenin durchführte, kam es immer wieder zu heftigen Häuserkämpfen, bei denen Dutzende Palästinenser starben. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Tod einer palästinensisch-amerikanischen Journalistin, die in einem dieser Gefechte von einer Kugel tödlich getroffen wurde; auf israelischer Seite verlor ein Grenzpolizist sein Leben.

Die Anschläge gaben dem israelischen Sicherheitsapparat einige Rätsel auf, denn sie sind nicht auf einen Nenner zu bringen. Nicht immer, aber doch oft, war die „Verteidigung“ der Al-Aqsa-­Moschee der Anlass zur Tat. Unruhen auf dem Areal des Tempelbergs während des Fastenmonats Ramadan von Anfang April bis Anfang Mai hatten alle erwartet – und die Erwartungen wurden leider erfüllt.

Besondere Brisanz erzeugte der Umstand, dass in diese Zeit das christliche Osterfest sowie das jüdische Pessach fiel. Palästinenser bewarfen Busse, die Juden zum Tempelberg brachten, mit Steinen. Umgekehrt wollte eine kleine Gruppe radikalerer Juden eine Ziege auf dem Tempelberg opfern; dies unterbanden aber die israelischen Sicherheitskräfte.

Über den gesamten Ramadan hinweg randalierten palästinensische Aufrüher während der muslimischen Gebete: Sie zündeten Feuerwerkskörper und warfen Steine auf die Polizeiwache sowie auf den Platz vor der Klagemauer, wo sich Juden aufhielten.

Ein schmaler Grat

Die Sicherheitskräfte sahen sich dabei in der misslichen Lage, einerseits für Ruhe sorgen zu müssen und andererseits die Randalierer nicht noch weiter zu „provozieren“ – denn genau darauf hatten diese es abgesehen. Die israelische Regierung erklärte wiederholt, der Einsatz der Sicherheitskräfte diene dem Anliegen, die Religionsfreiheit aller Glaubensgruppen zu schützen. Zum Teil warteten die Sicherheitskräfte, bis die Gläubigen ihr Gebet beendet hatten, und griffen erst dann ein.

Bei den Unruhen waren auch friedliche Gläubige die Leidtragenden. Auf einem Video war ein älterer Muslim zu sehen, der die Jugendlichen für ihr Verhalten schalt, aber mit seinem Anliegen nicht durchdrang. Ein weiteres Video zeigt, wie die Randalierer einer Muslima den Zugang zur Al-Aqsa-Moschee verweigerten. Mitunter konnten einige Muslime das Areal nur unter israelischem Polizeischutz verlassen – aus Furcht vor den Gewaltaktionen. Missfallen haben dürfte den Gläubigen auch, dass die Randalierer in der Al-Aqsa-Moschee Fußball spielten oder das Gebäude als Rückzugsort während ihrer Aufstände missbrauchten.

Ausrufung eines Religionskriegs

In einer Hinsicht haben die Randalierer jedenfalls „geliefert“: So gaben sie einen weiteren Vorwand für anti-israelische Hetze der Hamas, deren Fahnen sie fortwährend schwenkten – und Bildmaterial. Der Gaza-Chef der Terror-Organisation Jahja Sinwar wusste beides zu nutzen: Kurz vor Ende des Ramadans hielt er eine Rede. Es war die erste seit knapp einem Jahr. Dabei stand er vor einem großen Bild, das israelische Sicherheitskräfte in der Al-Aqsa-Moschee zeigte. „Wir werden Synagogen in aller Welt entweihen, wenn die Al-Aqsa-Moschee entweiht wird“, sagte er dazu. Die Hamas wünsche sich keinen religiösen Krieg, aber das sei es, was Israel wolle. „Wir nehmen die Herausforderung an.“

Dazu rief er Araber in Israel auf, mit Schusswaffen, Messern und Äxten gegen die „Besatzung“ vorzugehen – mit dem Begriff war wohlgemerkt das israelische Staatsgebiet gemeint. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits fünf Anschläge gegeben. Ein weiterer folgte nur wenige Tage nach der Rede: Am israelischen Unabhängigkeitstag griffen zwei Palästinenser aus der Region Dschenin mit Axt und Messer in Elad Passanten an und töteten drei Familienväter. Es war der vorläufig letzte Anschlag dieser Gewaltwelle.

Wenig Resonanz

Die zeitliche Nähe zwischen der Rede Sinwars und dem Anschlag legt zwar nahe, dass die Hamas zu Terror in Israel bis hin zur Waffenwahl motivieren kann. Doch während sie mit ihrer Hetze bezüglich der Al-Aqsa-Moschee erfolgreich war – schon seit Beginn des Jahres hatte sie vor einem israelischen „Sturm“ auf die Al-Aqsa-Moschee gewarnt –, stieß der Aufruf an israelische Araber auf kein Gehör. Anschläge oder auch nur ein Aufstand infolge der Rede blieben jedenfalls aus.

Sicherheitskreise sind somit auch zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei sämtlichen Terroristen um „einsame Wölfe“ handelte: Sie verübten die Anschläge auf Eigeninitiative, auch wenn die diversen Terror-Organisationen diese später für sich reklamierten. Zu einer Welle kam es wohl, weil die Terroraktionen den ein oder anderen Gewaltbereiten in seinem Vorhaben bestärkten.

Bei den ersten beiden Anschlägen in Be’er Scheva und Hadera handelte es sich um Sympathisanten des Islamischen Staates (IS). Die Terror-Organisation begrüßte zwar im Nachhinein die Taten, aber eine Anweisung dazu hatte es zuvor nicht gegeben. Abgesehen davon gehört Israel nicht zu den Prioritäten des IS; umgekehrt hat er dort sowie im Westjordanland und im Gazastreifen wenig Zulauf. Den Attentäter von Bnei Brak zählte die Fatah zu den eigenen Reihen. Den Anschlag von Ariel reklamierten die mit der Fatah verbundenen Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden für sich, aber ebenso die Isadin-al-Qassam-Brigaden der Hamas. Der Terrorist von Tel Aviv hatte laut dem Inlandsgeheimdienst Schabak keinerlei Verbindung zu einer Palästinenser-Organisation.

Komplizierte Bekämpfung

Diese Vielfalt an Hintergründen ist nicht nur ein Nebenaspekt des Geschehens. Sie erklärt auch, warum Israel Probleme hatte, die Anschläge zu verhindern. „Der Terrorwelle fehlt jegliche politische Zuordnung, und genau deshalb fällt es Israel schwer, sie zurückzudrängen“, meint der Sicherheitsexperte Doron Matza.

Tatsächlich war bei der Bewertung der Sicherheitslage oft das Wort „Verlegenheit“ zu lesen; auch die Frage nach dem Vertrauen der Israelis in den Sicherheitsapparat kam auf. Der Terrorist von Bnei Brak schlüpfte etwa durch den Sicherheitszaun, der seit Jahren Löcher aufweist. Der Attentäter von Be’er Scheva hatte bereits wegen seiner IS-Sympathien im Gefängnis gesessen; der Inlandsgeheimdienst Schabak sah in ihm keine Gefahr mehr und ließ ihn frei. Nur eine Woche nach diesem Anschlag konnten sich die Täter von Hadera unbehelligt eine Menge Munition besorgen. Die israelische Regierung und der Sicherheitsapparat werden aus diesen Versäumnissen lernen müssen, um das Sicherheitsgefühl der Israelis wieder zu stärken.

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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14 Antworten

  1. israelnetz vertritt völlig einseitig den offiziellen Regierungsstandpunkt Israels und steht im totalen Gegensatz zu seriösen Medien, die versuchen, Ursache und Wirkung sowie einen Sachverhalt aus unterschiedlicher Perspektive zu beleuchten. Dazu ein völlig unsachlich argumentierendes, zumeist frömmelndes Beteiligungspublikum, das Israel anzubeten scheint und völlig vernünftigen Argumenten gegenüber unzugänglich ist und in Whataboutismus flieht. Zum Heulen.

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    1. Bjoern, völlig einseitig ist Ihr Kommentar, aber sicher nicht dieser Artikel von Herrn Frick – ganz im Gegenteil empfinde ich ihn als sehr gut abgefasst. Es würde mich sehr interessieren was für eine Weltanschauung Sie zur Zeit haben; aber dazu werden Sie sich wohl nicht äussern …

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    2. Stimmt Luley, es ist absolut unseriös zu berichten, dass es Palästinenser gibt, die dem Terrortreiben von Palästinensern Einhalt gebieten. Wo doch jeder Palästinenser Terror gutheißt. So Ihre unseriöse Stimmungsmache, Luley!

      Stimmt, es ist unseriös zu berichten, dass es sich um Terroristen handelt, die Israelis niedermetzeln. Aber das scheint Ihnen ja kein Problem zu bereiten, schließlich verteidigen Sie ja Mord an Siedlern. Die wären ja selber schuld, warum wohnen sie auch dort. Das war Ihre Aussage vor ein paar Tagen. Schande!!!

      „….steht im totalen Gegensatz zu seriösen Medien, die versuchen, Ursache und Wirkung sowie einen Sachverhalt aus unterschiedlicher Perspektive zu beleuchten.“
      Welche kennen Sie denn, die das tun? Vielleicht die, die den Friedensnobelpreis für Barghouti fordert? Gestützt von denen, für die Mord an Juden/Israelis offenbar kein Problem ist und in den Whataboutismus flüchten, denn zu Diskussionen sind diese Gestalten ja nicht fähig. Denn für sie gibt nur eine Argumentation, die sie akzeptieren und die heißt: den Pal. steht das Recht zu, Juden zu ermorden. Und wer sich weigert sich dieser mörderischen Argumentation anzuschließen, wird als Gegner betrachtet, Diese braune Gülle ist zum Heulen.

      Im Abspann des Hitlerfilms heißt es: Das Böse konnte siegen, weil das Gute schwieg:
      Aber wir schweigen nicht.

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      1. Also, man sollte mal sachlich bleiben und so mancher User hier könnte mal ein
        Buch über das Thema lesen… Es ist nun einmal unbestreitbar, das dies Land den
        Palästinensern gehörte bis die Engländer die zionistische Einwanderung erzwangen
        -Nicht mal die Zionisten selber bestreiten das, sie rühmen sich ihrer „Pioniertaten “
        im Mandat. Wenn das so ist, und daran zweifelt ja kein Historiker ernsthaft, wurden
        also die Palästinenser mit Waffengewalt ihrer Heimat entsetzt. Für mich ist also al-
        les, was die Palästinenser tun, legitim. Niemand hatte die Zionisten eingeladen.
        Was die also tun, ist somit[Kolonial]- Terror, was die Palästinenser tun ist Notwehr

        0
    3. @B.Luley
      Zum Heulen ist das, was Sie schreiben.
      Seriöse Medien? Argumente? (Historische) Fakten?
      Wer schleudert seit Jahrzehnten Vernichtungstiraden gegen sein Gegenüber? Wer hat um eben diese Vernichtung seines Gegenübers erreichen zu wollen die diversen Kriege in der Region begonnen? Wer startet jährlich auf’s neu Raketenterror gegen sein Gegenüber? Wer hat jeden Ansatz der langen Liste von Verhandlungsansätzen zu Frieden seit 100 Jahren konsequent mit Nein beantwortet (und hat deshalb keinen eigenen Staat)? Wer hat die unsäglichen kategorischen drei Neins von Khartoum festgelegt? Wer ist keine Demokratie und kein Rechtsstaat, sondern lupenreine Despotie?
      Also Israel kann – unideologisiert und faktenbasiert beurteilt – auf KEINE der Fragen die korrekte Antwort lauten.
      Und dennoch immer und immer wieder realitätsverweigernden andeslautenden Unsinn lesen zu müssen, DAS ist zum Heulen.

      2
  2. An Björn Luley, in der Bibel, die auch die Wiederherstellung des jüdischen Staates prophezeit hat und siehe es ist geschehen, so dass Sie sich sogar damit beschäftigen müssen, steht: Sacharja 12, 3 „Und es soll geschehen an jenem Tag, dass ich Jerusalem zum Laststein für alle Völker machen werde, alle, die ihn heben wollen, werden sich gewisslich daran wund reissen; und alle Heidenvölker der Erde werden sich gegen es versammeln.“
    Sie sind da voll dabei, das Wort Gottes zu erfüllen. Eines ist ganz sicher, es wird Ihnen nicht gelingen.
    Denn im Vers 9 wird nochmals verdeutlicht: „Und es wird geschehen an jenem Tag, dass ich (Gott) danach trachten werde, alle Heidenvölker zu vertilgen, die gegen Jerusalem anrücken.“ Spätestens in dieser Situation werden auch Sie erkennen, dass Ihre Gedanken ein raffiniertes Lügengebilde war.
    Ich wünsche Ihnen aber, dass Sie durch das lesen dieser Israelseiten, Gott begegnen können und damit auch zur Wahrheit durchdringen. Sie von Gott gerettet und nicht gerichtet werdet.

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  3. Ganze Generationen zur terroristischen Gewalt sozialisierte und angehaltene Menschen, die keine Zukunft haben und durch Terror jede Möglichkeit auf ein sinnvolles Leben zu führen verspielen. Die Verantwortlichen dafür zeichnen sich dadurch aus, das sie keinerlei Verantwortung übernehmen. Mehr noch Die Religion wird vorgeschoben um den Terror zu legitimieren.

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  4. Luley,
    bitte nennen Sie „seriöse Medien“ in Deutschland, die Sie für seriös halten! Aber bitte nicht die einseitigen ö-r Medien ARD, ZDF und DLF, die zu allem Überdruss auch noch zwangsbezahlt werden müssen.

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    1. Da gäbe es auch noch Palästinaportal und Sicht von Hochblauen. Seiten von denen Luley immer wieder Artikelaussagen übernimmt. Hetzseiten ohne gleichen. Friedensnobelpreis für Barghouti fordert z.B. die Betreiberin von Hochblauen. Dies ist wohl in gewissen Kreisen seriös.

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    2. @Herbert Nowitzky
      sie schreiben hier von seriösen Medien
      Das nachfolgende haben Sie mir vor einiger Zeit hier geantwortet
      „Da wird bei den GRÜNEN immer von “Frieden” geredet, aber die Kriegstreiber finden sich bei ihnen – schon beim Kosovo-Krieg! Diese Diktatur nimmt zu und ist deutlich erkennbar: Klimahysterie, Abtreibung, Impfzwang, Ablehnung alles Christlichen – aber Befürwortung des Islam, Feindschaft gegen ISRAEL und Russland, unkontrollierte Einwanderung statt Asyl, EU-Diktatur, Gemeinschaftsverschuldung, Zwang sogar gegen Ungarn und Polen etc.“
      Wenn ich mir das durchlese, ist mir absolut klar , von welchen „ Medien“ Sie Ihre „ Informationen“ beziehen.

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  5. Ja, – wenn einem die Wahrheit unangenehm ist, so kann man sich die Unwahrheit so
    lange selbst eintrichtern, bis einem dann die Luege zur Wahrheit geworden ist !!! –

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    1. Genau das macht der lebendige GOTT schon immer! Gottes Wort, die Bibel, sowohl AT als auch NT enthalten hunderte von Verheißungen, von denen viele schon in Erfüllung gegangen sind.

      Apostel Paulus schreibt:
      Röm. 11. 1 Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor ersehen hat!

      Röm 12,25 Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden, 27 und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde«

      1
  6. Mit Herrn B.L.s‘ Einstellung ist ein „Aneinander-Vorbeireden/Schreiben“, bezgl. dieses
    Nah-Ost-Problems unwillkuerlich vorprogrammiert! – Man moege fuer ihn bitten, dass
    auch ER u.v.A., im Namen J e s u zur Erkenntnis der goettl. Wahrheit gelangen !!! –

    11

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