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Sicherheitslage: Keine Feierlichkeiten auf Berg Meron

Am diesjährigen Lag BaOmer müssen ultra-orthodoxe Juden auf einen liebgewonnenen Brauch verzichten: Aufgrund der Sicherheitslage können sie nicht auf dem nordisraelischen Berg Meron feiern.
Von Elisabeth Hausen
Lagerfeuer sind ein wichtiger Bestandtteil der Feiern an Lag Ba'Omer

Das Terrormassaker der Hamas vom 7. Oktober und die dadurch entstandene Kriegslage wirken sich auch auf jüdische Festbräuche aus. An Lag BaOmer pilgern normalerweise viele Ultra-Orthodoxe zum nordisraelischen Meron bei Zefat (Safed). Dort befindet sich das Grab von Rabbi Schim’on Bar Jochai, der im 2. nachchristlichen Jahrhundert lebte. Aufgrund der Angriffe der Hisbollah und der Hamas aus dem Südlibanon hat die Armee die diesjährigen Feierlichkeiten an der Stätte abgesagt. Das Fest beginnt am Samstagabend.

In besonderer Weise ist von der Absage ein Jude betroffen: Er kann sein Gelübde, seinem Sohn am Berg Meron die Haare zu schneiden, nicht einlösen. Bei dieser Tradition erhalten dreijährige Jungen erstmals einen Haarschnitt, wobei die Schläfenlocken ausgespart bleiben. Seine Situation schildert der Leiter des Jerusalemer Institutes für jüdisches Recht, Rav Ben-Zion Hacohen Kook, in der Wochenschrift „Schoalin WeDorschin“ (Fragen und Erörtern).

Der erwähnte Mann hatte jahrelang keine Kinder bekommen. Also gelobte er Gott, wenn ihm ein Sohn geboren werde, diesen zum Haareschneiden auf den Meron zu bringen. Tatsächlich bekam er einen Sohn, der jetzt drei Jahre alt ist.

Der Jude wandte sich an das Institut. Rav Hacohen Kook antwortete laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“, er solle sein unerfüllbares Gelübde mit diesen Worten bereuen: „Da keine Möglichkeit besteht, in diesem Jahr an Lag BaOmer an den Grabstein zu gelangen, bereue ich, dass ich am Anfang gelobt habe. Alles, was ich gelobt habe, war ein Fehler. Wenn ich gewusst hätte, dass ich bereuen würde, hätte ich kein Gelübde abgelegt.“

Lagerfeuer gehören zum Fest

Lag BaOmer ist an sich ein Freudenfest, das eine Zeit der Trauer am 33. Tag unterbricht. Der genaue Ursprung liegt im Dunkeln. Juden feiern es dennoch gern, am liebsten mit Lagerfeuern. Sie erinnern an die Signalfeuer, mit denen in alter Zeit von Jerusalem aus der Neumond oder andere wichtige Ereignisse angekündigt wurden. In diesem Jahr dürften die Feiern wegen des Krieges und der ungewissen Lage der Geiseln weniger ausgelassen ausfallen.

Der Name bedeutet „33. im Omer“. Dabei wird nicht das hebräische Wort für 33 verwendet, sondern die Kombination der Buchstaben, die auch für Zahlen stehen: Lamed (30) und Gimel (3), abgekürzt „LaG“. Nach dem jüdischen Kalender ist es der 18. Tag des Monats Ijar, der in diesem Jahr auf den 26. Mai fällt.

Die Omer-Zeit beginnt nach dem Pessachfest und endet nach 49 Tagen mit dem Wochenfest Schawuot. Das hebräische Wort „Omer“ heißt „Garbe“, es kann aber auch eine Maßeinheit bedeuten. Diese entsprach etwa 3,6 Litern und maß die Gerste aus der ersten Ernte.

Biblischer Hintergrund

In 3. Mose 23,9–14 finden sich Erläuterungen zu den Erstlingsgarben: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und die Ernte einbringt, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen. Der soll die Garbe als Schwingopfer schwingen vor dem HERRN, dass sie euch wohlgefällig mache. Das soll aber der Priester tun am Tage nach dem Sabbat. (…) Und ihr sollt von der neuen Ernte kein Brot noch geröstete oder frische Körner essen bis zu dem Tag, da ihr eurem Gott seine Gabe bringt. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt.“

Weiter heißt es in den Versen 15 und 16: „Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen. Bis zu dem Tag nach dem siebenten Sabbat, nämlich fünfzig Tage, sollt ihr zählen und dann ein neues Speisopfer dem HERRN opfern.“

Trauerzeit zwischen Pessach und Schawuot

Die sieben Wochen zwischen den Festen Pessach und Schawuot gelten als Trauerzeit. Gläubige Juden feiern in dieser Zeit keine Hochzeiten, schneiden sich nicht die Haare und stutzen sich nicht den Bart. Der 33. Tag der Omer-Zeit unterbricht die Trauerwochen. Deshalb heiraten viele Juden an diesem Datum.

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Von einer Trauerzeit ist in der Bibel nicht die Rede, sondern nur von einem Zeitraum zwischen zwei bestimmten Opfern. Im Babylonischen Talmud gibt es eine Aussage dazu (Traktat Jebamoth 62b): „Man erzählt, dass Rabbi Akiwa zwölftausend Schülerpaare hatte, … und alle starben sie in einer Zeitperiode, weil sie einander keine Ehrung erwiesen … Es wird gelehrt: Alle starben sie zwischen dem Pessachfeste und dem Wochenfeste.“

Rabbi Akiwa selbst wurde 135 nach Christus von den Römern getötet. Er gilt bis heute als wichtiger Gelehrter – auch, weil er sich dem römischen Verbot widersetzte, die Tora zu studieren.

Erklärungsversuche für das Freudenfest

Zur Frage, warum die Trauerzeit am 33. Tag unterbrochen wird, schreibt Rabbi Menachem Hame’iri im 13. Jahrhundert: „Und die seligen Gelehrten fügten an, dass das Sterben am 33. Omer aufhörte. Und daher pflegt man an diesem Tage nicht zu trauern.“

Dies ist allerdings nicht die einzige Erklärung zu dem Freudenfest. Anhänger der Kabbala bringen die Unterbrechung mit Rabbi Akiwas Schüler Rabbi Schim’on Bar Jochai in Verbindung. Er verbarg sich 13 Jahre lang in einer Höhle, um unbemerkt von den Römern die heiligen Schriften zu studieren. Ihm wird die Verfassung eines kabbalistischen Hauptwerkes, des „Sohar“, zugeschrieben.

Der 33. Omer ist sein Todestag. Dass dieser als mystisches Freudenfest begangen wird, lässt sich vor allem auf die angenommene Autorenschaft des „Sohar“ zurückführen.

Ein trauriges Ende nahmen die Feierlichkeiten auf dem Meron vor drei Jahren: Bei einer Massenpanik starben 45 Menschen.

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2 Antworten

  1. mich stimmt es sehr traurig, dass in meron kein Lag BaOmer gefeiert werden darf. letztes jahr wurden wohl schon die teilnehmer auf 200.000 begrenzt. lasst die menschen beten, lasst sie feiern!

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