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Gottes Treue zu seinen Verheißungen für Israel

Auf der Jubiläumskonferenz zum 75-jährigen Bestehen des Staates Israel im sächsischen Reichenbach steht Gottes Treue im Mittelpunkt. Der Veranstalter hat einen zusätzlichen Grund zum Feiern.
Von Elisabeth Hausen

REICHENBACH (inn) – Israel hat immer die Verheißungen und das Wort Gottes im Gepäck – auch im Exil. Das sagte der Theologe Tobias Krämer am Sonntag in einem Festgottesdienst zum 75-jährigen Bestehen des Staates Israel. Dieser war Teil einer Jubiläumskonferenz der Sächsischen Israelfreunde in Reichenbach im Vogtland. Krämer arbeitet für die Organisation „Christen an der Seite Israels“ (CSI).

In seiner Predigt ging der Pfarrer auf Abrahams Erwählung (1. Mose 12,1f) ein, die der Beginn der Heilsgeschichte sei. Darin verheißt Gott dem Schafhirten in Mesopotamien ein Land, Nachkommen – und, dass er zum Segen für die gesamte Welt werden solle. Krämer fragte: „Warum sagt er es Abraham?“ Gott hätte doch einfach so handeln können. Seine Antwort: Das Volk Israel sollte wissen, dass Gott treu ist und seine Verheißungen einlöst.

Foto: Israelnetz/Christoph Irion
Tobias Krämer predigte im Jubiläumsgottesdienst

Die Tora als Gabe Gottes sei für Juden etwas ganz Wertvolles – „das lässt man nicht einfach zurück“, führte der Theologe weiter aus. Mit dem Bund klappte es indes nicht, weil Israel ihn nicht einhielt. Die Folge war die Verbannung nach Babylonien. Doch schon in diese Zeit hinein habe Gott eine ermutigende Botschaft gesandt: Er kündigte einen neuen Bund und eine Erneuerung Israels an.

„Der Teufel hat im Christentum gewirkt“

Später sei dann die Verheißung des Messias erfolgt, die sich in Jesus erfüllt habe. Das Evangelium habe sich nach der Auferstehung in der jüdischen Welt verbreitet – und diese polarisiert. Doch wieder habe der Durchbruch gefehlt, Israel habe den Messias abgelehnt. „An dieser Stelle hat der Teufel im Christentum gewirkt“, sagte Krämer. Er habe den Christen den Gedanken in die Gehirne gedrückt: „Dann ist mit Israel Schluss.“

Doch in Römer 11,1 stelle Paulus die Frage: „Hat denn Gott sein Volk verworfen?“ Und er antworte mit einer starken Verneinung: „Das sei ferne!“ Verwundert fragte der deutsche Theologe: „Wie kann man das übersehen?“ Die falsche Auslegung habe viel Leid über Juden gebracht. Dennoch blieben die Verheißungen gültig: Am Ende der Zeit werde ganz Israel gerettet werden (Römer 11,26). Einen solchen Satz gebe es nicht für Deutschland, Argentinien, Thailand, Australien oder Kanada. Wenn Gott Israel nicht treu wäre, „müssten wir befürchten, dass er uns untreu wird“.

Nur drei Jahre nach dem „absoluten Tiefpunkt des Holocaust“ sei der Staat Israel entstanden, brachte Krämer genau 75 Jahre später den Gottesdienstbesuchern in Erinnerung. Damit hätten weitere biblische Prophetien angefangen, sich zu erfüllen – zur Wiederherstellung des Volkes Israel. Die Perspektive des Unglaubens sehe Israel als Nation wie die anderen, mit vielen Problemen. Der Glaube sehe hingegen: Die Geschichte Israels geht weiter, Christen sind in Gottes Treue hineingenommen.

Foto: Israelnetz/Christoph Irion
Johannes Gerloff rief die Konferenzteilnehmer dazu auf, nach Gottes Willen für ihr Leben zu fragen

In einer Bibelarbeit am Samstag befasste sich der Theologe und Publizist Johannes Gerloff, der seit vielen Jahren in Israel lebt, mit Römer 9–11. Er forderte die Besucher der Jubiläumskonferenz auf, die Frage im Blick zu behalten: „Was will der lebendige Gott?“ Antworten seien etwa: „Er will in unserer Mitte wohnen.“ Und: „Er formt unseren Charakter.“

Paulus sei vor Statthaltern und Hohenpriestern voller Autorität aufgetreten. Zu dieser Autorität seien Christen berufen. Dann müssten uns auch die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder die Lage in Israel nicht ängstigen.

Unterschiede nicht verwischen

Gerloff ging zudem auf das heute auch in Gemeinden verbreitete Bestreben an, Unterschiede zu verwischen. Juden dankten Gott jeden Tag dafür, dass er sie nicht als Heiden erschaffen habe. Viele Christen strebten hingegen danach, auch zum jüdischen Volk zu gehören. Stattdessen sollten sie Gott danken, dass Er sie als Nicht-Juden erschaffen habe. Der Satz „Die Wurzel trägt dich“ (Römer 11,18) zeige, dass nicht alle gleich seien. Christen hätten die Aufgabe, Israel eifersüchtig zu machen (10,19).

Bereits am Freitagabend hatten die Teilnehmer der Konferenz gemeinsam mit der Organisation „Beit Sar Shalom“ aus Berlin den Schabbat begrüßt. Der messianische Rabbiner Wladimir Pikman stellte in einer Bibelarbeit zum Auftakt des jüdischen Feiertages zwei Beter nebeneinander: Daniel im babylonischen Exil, als die Anbetung Gottes verboten wurde (Daniel 6,11f), und einen Ausschnitt des Gebetes von König Salomo bei der Einweihung des Ersten Tempels in Jerusalem (1. Könige 8,46–50).

Foto: Israelnetz/Christoph Irion
Mit Schabbatkerzen, Wein und Brot: Wladimir Pikman

Daniel habe dreimal am Tag zu festen Zeiten gebetet, weil dies nach der Zerstörung des Ersten Tempels die vorgeschriebenen Opfer ersetzt habe. Bis heute gebe es im Judentum die drei Gebete am Morgen (Schacharit), am Nachmittag (Mincha) und am Abend (Ma’ariv). Das heiße aber nicht, dass Juden nicht außerhalb dieser Zeiten jederzeit beten könnten, betonte Pikman.

Dass Daniel in Richtung Jerusalem beten sollte, wusste er von Salomos Gebet. Der König hatte bei der Tempelweihe die Möglichkeit im Blick, dass das Volk Israel sündigen und Gott es ins Land der Feinde führen könnte. Wenn die Israeliten sich dann bekehrten und Gott anflehten und ihre Schuld bekennten „ und beten zu dir nach ihrem Lande hin, das du ihren Vätern gegeben hast, nach der Stadt hin, die du erwählt hast, und nach dem Hause hin, das ich deinem Namen gebaut habe: so wollest du ihr Gebet und Flehen hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und ihnen Recht schaffen und wollest vergeben deinem Volk, das an dir gesündigt hat“.

„Gott ist überall, aber der Jerusalemer Tempel ist seine Adresse“, sagte der Rabbiner. Diese Gebetsrichtung gelte laut 1. Könige 8,41–43 auch für Nicht-Juden: „Auch wenn ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, aus fernem Lande kommt um deines Namens willen – denn sie werden hören von deinem großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgereckten Arm –, wenn er kommt, um zu diesem Hause hin zu beten, so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und alles tun, worum der Fremde dich anruft, auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen.“ Christen dürften also in Richtung Jerusalem beten, müssten es aber nicht tun.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Daniel Jahav erzählte von seinem Vater

Zur Konferenz gehörten auch Impulsvorträge. Der messianisch-jüdische Pastor Daniel Jahav von der Pniel-Gemeinde in Tiberias erzählte, wie sein Vater durch viele Wunder die Scho’ah überlebte. In Auschwitz wurde er dank der Hilfe seiner Mithäftlinge nicht ermordet, obwohl er zwei Schusswunden an den Beinen hatte und die Nazis auch die für Arbeit „Untauglichen“ töteten. Selbst den Todesmarsch überstand er.

In Prag wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg Zeuge davon, wie ein betrunkener russischer Soldat eine ehemalige Sekretärin der Wehrmacht vergewaltigen wollte. Er half ihr, sich zu verstecken – obwohl er bereits wusste, dass die Nationalsozialisten seine Mutter und seine Schwester getötet hatten.

Jahav spekulierte, was wohl der Häftling in Auschwitz gedacht hätte, wenn jemand gesagt hätte: „In drei Jahren wirst du Soldat in Israel.“ Doch genau das sei durch Gottes Hilfe geschehen. Der Pastor selbst entschied sich mit 15 Jahren für den Glauben an Jesus, der Vater erst kurz vor dem Tod.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Lena Dubinina erzählte von ihrer Flucht aus dem ukrainischen Kriegsgebiet. Jan Novák übersetzte sie ins Deutsche.

Eine weitere Impulsveranstaltung befasste sich mit der Einwanderung ukrainischer Juden nach Israel. Lena Dubinina erzählte von ihrer Flucht aus dem Kriegsgebiet – und wie sie mittlerweile jüdische Flüchtlinge in der polnischen Stadt Krakau unterstützt. Es sei wichtig, dass Christen auch in Deutschland Juden mit Liebe begegneten – und mit ihnen über Gott sprächen. Das gelte vor allem für Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Von Deutschland aus sei die Alija mit langwierigen Prozessen von israelischer Seite aus verbunden, weil es im Gegensatz zu Polen als sicheres Drittland gelte. Das Seminar veranstaltete das Hamburger Hilfswerk Ebenezer.

Zudem ging es um die Skulptur „Löwe von Juda“, die der in Israel lebende kanadische Künstler Rick Wienecke für Auschwitz gestaltet hat. Daran wirkten auch die Sächsischen Israelfreunde mit. Theologe Krämer sprach darüber, warum Israel für den Glauben von Christen relevant ist.

Am Sonntag hatte der Film „#schalom75“ Premiere in Reichenbach und an vier weiteren Orten. Konzipiert hat ihn das christliche Medienteam der Organisation ASEBA mit Sitz in Hattenhofen bei Stuttgart. Er betont Gottes Treue und verdeutlicht aus der Perspektive der Bibel, dass Israel bis zum Ende der Weltgeschichte bestehen bleiben wird. Wer Interesse daran hat, den Film in der Gemeinde oder dem Hauskreis vorzuführen, kann sich bei ASEBA melden.

Israelischer Gesandter würdigt Sächsische Israelfreunde

Gleichzeitig mit dem Staat Israel feierten auch die Sächsischen Israelfreunde ein Jubiläum: der christliche Verein wurde 25 Jahre alt. Zu den Gründungsmitgliedern gehören der Vorsitzende Lothar Klein, der für die DSU in der letzten, frei gewählten Volkskammer der DDR saß und später von der CDU-Fraktion als Beobachter ins EU-Parlament entsandt wurde, und Wilfried Gotter. Beide konnten wegen ihres christlichen Glaubens nicht studieren. Sie und ihre Mitstreiter waren empört über den Umgang der DDR-Führung mit Israel und den Juden.

Das Motto des Vereins steht in Jesaja 40,1: „Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.“ Und so renovieren die Sächsischen Handwerker in Israel Wohnungen von Holocaust-Überlebenden und von Menschen, deren Haus von einer Rakete getroffen wurde. Im vergangenen Jahr durfte eine Gruppe Jugendlicher aus der Region am Rande des Gazastreifens zur Erholung ein paar Tage in Sachsen verbringen.

Der Gesandte der israelischen Botschaft in Berlin, Aaron Sagui, sagte in seinem Grußwort, seit 75 Jahren lebten Juden wieder selbstbestimmt in ihrer jahrtausendealten Heimat. „Israel ist viele tausend Jahre alt und 75 Jahre jung.“ Es gebe noch eine Menge Arbeit, aber der jüdische Staat sei stolz auf seine Erfolge.

Foto: Israelnetz/Christoph Irion
Brachte Glückwünsche aus Berlin mit: der israelische Diplomat Aaron Sagui (l.) mit dem Vorsitzenden der Sächsischen Israelfreunde, Lothar Klein

Einwanderer aus aller Welt hätten eine dynamische Gesellschaft geformt. Von Beginn an sei Israel angegriffen worden. Es sei jederzeit und unter allen Umständen bereit zur Selbstverteidigung. Sagui erwähnte den Frieden mit Ägypten und Jordanien sowie die Abraham-Abkommen mit mehreren arabischen Ländern. Europas und Deutschlands Unterstützung sei nötig, um sie auszuweiten.

Den Verein würdigte der israelische Diplomat als Ort für ein ständiges Gespräch. Es sei nötig, gemeinsam Wege zu finden, noch mehr Menschen aus beiden Ländern zusammenzubringen – vor allem Jugendliche.

Aus Nummern wieder Menschen machen

Der Landesbeauftragte für jüdisches Leben in Sachsen, Thomas Feist (CDU), sprach ebenfalls das Thema Jugendbegegnung an. Die Nazis hätten aus Menschen Nummern gemacht. „Es ist wichtig, dass wir aus Nummern wieder Menschen machen. Menschen, die sich begegnen können. Menschen, die sich anfreunden können.“

Auch der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz kam zum Gratulieren. Er wies auf jüdische Errungenschaften in der Geschichte Europas hin. In den drei SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz hätten jüdische Gemeinden dazu beigetragen, dass sich die Menschen von der Fessel des Feudalismus befreien konnten. Juden seien immer wieder Triebkräfte der Entwicklung gewesen, doch die Mehrheitsgesellschaft habe es ihnen nicht gedankt.

Die Konferenz von Freitagabend bis Sonntagnachmittag besuchten nach Angaben der Veranstalter etwa 800 Menschen. Für passende Musik sorgten Martin und Ines Fritzsch sowie Maria Koschwitz und der LeChâjim-Chor.

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2 Antworten

  1. Solche Begegnungen zwischen Juden und Christen sind natürlich wundervoll! So wird der HEILIGE angebetet und verehrt! Das ist gerade in unserer Zeit auch so wichtig, weil für viele Menschen Gottes Wort und Willen an Bedeutung verloren haben!
    Israel und die Juden als erwähltes Volk und Land JAHWE – Gottes und die Christen, BEIDE als die „EINE GEMEINDE“ des Schöpfers und Eigners des Universums, welch ein Zeugnis der Gnade und Wahrheit!
    Schalom Israel und allen die es segnen, und HALLELUJA dem EWIGEN!

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  2. Ich war Teilnehmerin der Jubiläumskonferenz der SIF.

    Zu dem ersten Bild: Diese Geste hat mich als Zionistin erstaunt und tief berührt.

    Und überhaupt war die Konferenz sehr informativ, hat sich gelohnt. Lediglich bei den gewählten Impulsvorträgen habe ich mich wohl nicht richtig entschieden. Aber hinterher weiß man eben mehr.

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