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Doch kein Preis für palästinensische Journalistin

Die „Thomson-Reuters-Stiftung“ ehrt eine palästinensische Journalistin – und zieht die Auszeichnung nach wenigen Tagen wieder zurück. Denn die Preisträgerin fiel in der Vergangenheit mit Hetze im Internet auf.
Von Israelnetz

LONDON (inn) – Die „Thomson-Reuters-Stiftung“ hat eine Preisvergabe an eine palästinensische Journalistin wieder rückgängig gemacht. Der Grund: Sie hatte in den Sozialen Medien Adolf Hitler und Terror glorifiziert. Die Stiftung gehört zur Nachrichtenagentur „Thomson Reuters“ mit Hauptsitz in London, die unter der Kurzbezeichnung „Reuters“ bekannt ist. Sie hat sich auf humanitäre Themen der Berichterstattung spezialisiert.

Bei der Journalistin handelt es sich um Schatha Hammad, die im Westjordanland freiberuflich unter anderem für die Nachrichtenseite „Middle East Eye“ (MEE) schreibt. Diese hat ihren Sitz ebenfalls in London. Sie befasst sich mit Nahost und Afrika. Hammads Artikel zum israelisch-palästinensischen Konflikt erscheinen im Ressort „Besatzung“.

Die Stiftung gab die diesjährigen Preisträger der Kurt-Schork-Awards am 13. Oktober bekannt. Namensgeber Kurt Schork war ein freier Journalist aus den USA. Er wurde 2000 in Sierra Leone aus einem Hinterhalt erschossen, als er für Reuters in dem westafrikanischen Land als Kriegsberichterstatter arbeitete.

Hitler als „Freund“ bezeichnet

Drei Tage nach der Bekanntgabe meldete sich am Sonntag die Organisation „Honest Reporting“ bei der Stiftung. Sie wies auf mehrere hasserfüllte Äußerungen der Palästinenserin in den Sozialen Medien hin. So schrieb Hammad 2014 auf Facebook: „Ich und Hitler sind Freunde. Wir haben Einfluss aufeinander und teilen dieselbe Ideologie, wie die Auslöschung der Juden.“ Auch kennzeichnete sie Kommentare mit dem Spitznamen „Hitler“.

Ebenfalls 2014 pries die Journalistin ein Massaker in einer Jerusalemer Synagoge, bei dem Palästinenser fünf Juden ermordet hatten. Ein sechstes Opfer erlag fast ein Jahr nach dem Anschlag seinen Verletzungen. In einem weiteren Post stellte sie 2016 das Recht der Juden auf Selbstbestimmung in Frage.

Die Stiftung und der Kurt-Schork-Gedächtnisfonds reagierten prompt auf die Hinweise: Am Dienstag teilten sie mit, dass Hammad den Preis nicht erhalte. Sie lehnten Hassrede in jeglicher Form ab, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Wir haben deshalb diesen ungewöhnlichen Schritt unternommen, um die Integrität der Kurt-Schork-Awards zu schützen. Sie wurden eingerichtet, um die mutige und brillante Berichterstattung über Konflikt, Korruption und Ungerechtigkeit durch Journalisten in aller Welt zu feiern, die täglich ihr Leben riskieren, um gegenüber den Mächtigen die Wahrheit zu sagen.“

Palästinenserin bereits früher ausgezeichnet

Hammad erhielt bereits 2020 eine Auszeichnung bei den „One World Media Awards“. Diese würdigen gelungene Berichterstattung aus dem globalen Süden. Die Palästinenserin wurde mit dem „New Voice Award“ geehrt. Er ist für Personen unter 32 Jahren vorgesehen, die „im Laufe des Jahres einen substantiellen Beitrag für den internationalen Journalismus geleistet“ haben.

Die „Thomson-Reuters-Stiftung“ indes zeichnet in diesem Jahr statt drei nur zwei Journalisten aus. Neben Hammad hat sie Kyaw Ye Lynn aus Myanmar und den amerikanischen Kriegsreporter Kenneth R. Rosen dafür ausgewählt.

Lynn habe sich dadurch verdient gemacht, dass er die ausländische Presse mit zuverlässigen Informationen über sein Heimatland versorgte. Nach dem Militärputsch sei die Arbeit internationaler Journalisten in Myanmar sehr eingeschränkt gewesen. Der Preisträger „arbeitete unter gefährlichen Bedingungen, um Quellen aufzuspüren, Informationen zu verifizieren und internationalen Medien Blickwinkel zu empfehlen, während sie von weitem über die Ereignisse berichteten“, heißt es in der Begründung der Jury.

Rosen wurde für seine vielfältige investigative Arbeit ausgezeichnet. So sei er an die Front in der Ukraine gereist, um ein Licht auf die russische Cyberkriegsführung zu werfen. Ein weiteres Thema sei die unmenschliche Behandlung von Migranten in Europa. Die Jury lobte die „mutige und ausgewogene Berichterstattung“ des Amerikaners. Er habe nicht nur neue Fakten zutage gebracht, sondern auch eine grundlegende Einordnung geboten.

„Reuelose Antisemiten an den Rand der Gesellschaft verbannen“

Wenn Hammad den Award gewonnen hätte, dann hätte sie sich an einer Podiumsdiskussion unter Leitung der CNN-Moderatorin Christiane Amanpour beteiligen dürfen. Zudem hätte sie 5.000 US-Dollar Preisgeld erhalten.

„Honest Reporting“ freute sich über den Erfolg. Die Leiterin der Organisation, Jacki Alexander, sagte: „Um es deutlich zu sagen: Es geht hier nicht darum, einer palästinensischen Journalistin einen Preis zu verweigern. Es geht darum, reuelose Antisemiten an den Rand der Gesellschaft zu verbannen und sie nicht mit internationaler Anerkennung zu belohnen. Antisemitismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Schata Hammads Sprache dient nur dazu, mehr Gewalt gegen Juden zu entfachen.“ (eh)

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2 Antworten

  1. Unfassbar. Und immer wieder stellt sich die Frage, warum kann man bei Preisträgern nicht vorher abklopfen, welch Gesinnung sie haben. Ein bisschen googlen reicht meist.

    5

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

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