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Die meisten israelischen Regierungschefs änderten europäische Namen

Israel ist ein Einwanderungsland. Das zeigt auch ein Blick auf die Nachnamen der bisherigen Regierungschefs. Drei Viertel von ihnen haben im Laufe ihres Lebens einen europäischen Namen durch einen hebräischen ersetzt.
Diese fünf Premierminister hatten Amtszeiten mit Unterbrechungen: (v.l.) Peres, Netanjahu, Ben-Gurion, Rabin und Schamir

Im September wählen die israelischen Bürger zum zweiten Mal in diesem Jahr ein neues Parlament. Bislang hatte der jüdische Staat zwölf Regierungschefs, einige auch mit mehreren Amtszeiten. Wer sich ihre Nachnamen genauer betrachtet, stellt fest: Fast alle bisherigen Premierminister haben sich neue hebräische Familiennamen gegeben. Darauf weist der israelische Sprachforscher Ruvik Rosental in einem Blogeintrag hin.

Der erste Regierungschef des Staates Israel stammte aus Polen und hieß ursprünglich David Grün. Am 14. Mai 1948 verlas er die israelische Unabhängigkeitsurkunde. Bereits nach seiner Einwanderung 1906 hatte er den Namen Ben-Gurion (Löwenjunges) angenommen. David Ben-Gurion hatte das Amt bis 1953 inne, und dann noch einmal von 1955 bis 1963.

Zwischen diesen beiden Amtsperioden war Mosche Scharett an der Macht. Sein früherer Name lautete Schertok, er war ukrainischer Herkunft. Mit seiner Familie kam er 1908 nach Palästina, das damals zum Osmanischen Reich gehörte. Nach der Staatsgründung nannte er sich Scharett, das bedeutet „Dienst“.

Levi Shkolnik übernahm das Amt 1963 von Ben-Gurion und behielt es fünf Jahre, allerdings nicht unter seinem Geburtsnamen. Er war im Regierungsbezirk Kiew geboren und 1914 mit 20 Jahren nach Palästina gekommen. Infolge der Staatsgründung wurde er Chefausrüster bei der Armee und gab sich den hebräischen Namen „Traube“ – fortan hieß er Levi Eschkol. Auch eine Region in der Wüste Negev trägt den Namen Eschkol.

Die bislang einzige israelische Premierministerin trat Eschkols Nachfolge an. Als Golda Mabovitsch in Kiew geboren, heiratete sie 1917 im US-Bundesstaat Wisconsin Morris Meyerson. Den neuen Namen verkürzte sie 1951 und wurde als Golda Meir bekannt – „Meir“ bedeutet „leuchtend“. Fünf Jahre lang leitete sie die Geschicke der Regierung. 1974 trat sie infolge des Jom-Kippur-Krieges zurück.

Mit einem hebräischen Namen geboren ist hingegen Jitzchak Rabin, und zwar 1922 in Jerusalem. Zweimal führte er die Regierung an: von 1974 bis 1977 und von 1992 bis zu seiner Ermordung am 4. November 1995. Eine besondere Bedeutung hat der hebräische Name nicht.

Menachem Begin wiederum stammte aus der weißrussischen Stadt Brest. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges kam er 1943 ins britische Mandatsgebiet Palästina. Zuvor hatte er bereits von Europa aus die illegale Einwanderung von Juden unterstützt. Seinen Geburtsnamen behielt der Politiker, der von 1977 bis 1983 Premierminister war, bei. Das aramäische Wort „be-gin“ heißt „wegen“ und wird bis heute in Israel verwendet. In seine Amtszeit fiel der Friedensvertrag mit Ägypten, der 1979 unterzeichnet wurde.

Begins Nachfolger für ein Jahr wurde Jitzchak Schamir. Er wurde 1915 in Polen geboren, sein Familienname war Jazernizki. 1935 wanderte er nach Palästina unter britischem Mandat ein. Nach zwei Jahren Unterbrechung wurde Schamir wegen eines Rotationsprinzips in der Einheitsregierung ein zweites Mal Regierungschef: von 1986 bis 1992. Der hebräische Name „Schamir“ bedeutet „Dorn“ oder „Dornstrauch“.

In den beiden Jahren dazwischen nahm ein Mann den Posten ein, der 1923 unter dem Namen Szymon Perski in Polen zur Welt kam. Als er elf Jahre alt war, immigrierte seine Familie ins Mandatsgebiet Palästina. Seinen Namen wandelte er später in das hebräische Wort für „Bartgeier“ um und nannte sich Schimon Peres. Auch er war zweimal Premierminister: von 1984 bis 1986 und nach Rabins Ermordung von 1995 bis 1996. Im kollektiven Gedächtnis dürfte sich jedoch vor allem seine siebenjährige Amtszeit als Staatspräsident einprägen – von 2007 bis 2014.

Benjamin Netanjahu wiederum hat gerade Ben-Gurion als der israelische Politiker überflügelt, der insgesamt am längsten im Amt war. Zum ersten Mal wurde er 1996 zum Premierminister gewählt, vorerst behielt er den Posten für drei Jahre. Doch 2009 konnte er ihn wieder übernehmen, und seitdem hat er alle Wahlen für sich entschieden. Mit dem hebräischen Namen ist er in Tel Aviv geboren. Sein Großvater Nathan Mileikowski hingegen hatte den Namen Netanjahu nach seiner Einwanderung aus Polen 1920 angenommen. Zuvor hatte er ihn als Pseudonym verwendet und unter diesem Namen Polemiken veröffentlicht. Der Ausdruck „Natan Ja“ bedeutet „Der Herr hat gegeben“.

Der Politiker, der 1999 für zwei Jahre das Amt von Netanjahu übernahm, ist neuerdings wieder politisch aktiv. 1942 als Ehud Brug im Kibbutz Mischmar HaScharon geboren, änderte er während des Militärdienstes seinen Namen in „Barak“ – das heißt „Blitz“. Bei den Wahlen am 17. September kandidiert Ehud Barak mit seiner neugegründeten Unabhängigkeitspartei „HaAtzma’ut“.

Auf Barak folgte 2001 ein Mann, der 1928 bei seiner Geburt in Kfar Malal in der heute israelischen Scharon-Ebene den Namen Ariel Scheinermann erhielt. Später nannte sich die Familie, deren jiddischer Nachname „schöner Mann“ bedeutet, nach ihrer Wohnregion. Ariel Scharon blieb Premier, bis er im Januar 2006 nach einem Schlaganfall ins Koma fiel. Er starb acht Jahre später, ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen.

Nach Scharons Ausscheiden ging das Amt auf Ehud Olmert über. Er kam 1945 im britischen Mandatsgebiet Palästina auf die Welt, in der Stadt Binjamina. Weder seine aus der Sowjetunion eingewanderten Eltern noch er selbst hebraisierten den Nachnamen. Olmert blieb drei Jahre im Amt. Wegen Korruption musste er als erster ehemaliger Premierminister ins Gefängnis. Nach ihm übernahm erneut Netanjahu das Zepter.

Von den bislang zwölf israelischen Regierungschefs hatten also nur zwei bereits bei ihrer Geburt einen hebräischen Namen: Rabin und Netanjahu. Zwei weitere, Begin und Olmert, behielten ihre europäischen Nachnamen bei. Alle anderen hebraisierten sie früher oder später.

Von: Elisabeth Hausen

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