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Jerusalemer Bürgermeister lädt in größte Laubhütte der Welt

Laubhütten prägen in den kommenden Tagen das Straßenbild in Israel. Ein ungewöhnlich großes Exemplar stellt der Bürgermeister von Jerusalem zur Verfügung.
Von Israelnetz

Die Stadt Jerusalem hat nach eigenen Angaben die größte Laubhütte der Welt errichtet. Gastgeber ist Bürgermeister Mosche Lion (Jeruschalajim Schelanu). Während des einwöchigen Laubhüttenfestes (Sukkot) sind dort Fest- und Kulturveranstaltungen geplant. Auch für Familien gibt es ein Programm. Der Eintritt ist frei.

Die Sukka auf dem Safra-Platz nahe der Nordwestecke der Altstadt umfasst eine Fläche von 800 Quadratmetern. 650 Gäste können sich dort gleichzeitig aufhalten, schreibt die Nachrichtenseite „News1“. An den Wänden finden sich Bibelverse über Jerusalem und Bilder von der Stadt. Bereits in früheren Jahren hatte die Stadtverwaltung eine große Laubhütte zur Verfügung gestellt.

Das Sukkot-Fest beginnt am 15. Tag des Monats Tischrei, also zwei Wochen nach dem Neujahrsfest Rosch HaSchanah. In diesem Jahr fällt der Beginn auf den heutigen Freitagabend.

Erinnerung an Wüstenwanderung

Sukkot erinnert daran, dass das Volk Israel während der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten laut Bibel 40 Jahre lang in Zelten lebte. Deshalb verbringen Juden eine Woche lang möglichst viel Zeit in Hütten, die sie dafür errichten und phantasievoll dekorieren.

In der Bibel heißt es dazu unter Verwendung einer alten Zählweise der Monate: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Dienstarbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun“ (3. Mose 23,34–36).

Freude nach Bußtagen

Sukkot folgt direkt auf die zehn „furchtgebietenden Tage“ der Buße, mit denen das jüdische Jahr beginnt – fünf Tage nach dem Großen Versöhnungstag Jom Kippur. Im Mittelpunkt steht die Freude. So heißt es etwa in 5. Mose 16,14: „Du sollst fröhlich sein an deinem Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt sind.“

Deshalb ist auch die Bezeichnung „Sman Simchateinu“ (Zeit unserer Freude) gebräuchlich. Die Verbindung zur Bußzeit zeigt, dass sich im Judentum Gottesfurcht und Freude ergänzen.

Zudem ist Sukkot ein Dankfest für die Obsternte und die Weinlese. Ein anderer Name lautet: „Fest des Einsammelns“. Dazu gebietet Gott in 3. Mose 23,39: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag.“

Feststrauß mit „vier Arten“

Ein wichtiger Brauch an Sukkot sind die „Vier Arten“: Jeder Mann soll einen Palmzweig, drei Myrtenzweige und zwei Bachweidenzweige zu einem Feststrauß zusammenbinden. Als vierte Art kommt der Etrog, eine Zitrusfrucht, hinzu. Jeden Tag außer am Schabbat sprechen Juden einen Segen darüber: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch Seine Gebote und uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen!“

Etrog und Lulaw gibt es auf dem Markt zu kaufen Foto: Israelnetz/mh
Etrog und die Zweige (Lulaw) gibt es auf dem Markt zu kaufen

Die Sitte ist auf diese Bibelstelle zurückzuführen: „Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern.“ So heißt es in 3. Mose 23,40–41 zum Laubhüttenfest.

In der Zeit der beiden Jerusalemer Tempel war Sukkot nach Pessach und dem Wochenfest Schawuot das dritte große Wallfahrtsfest. Während der gesamten Festwoche fügen Juden das Hallel-Gebet, den großen Lobgesang, in das Morgengebet ein. In der Synagoge gibt es jeden Tag eine Prozession um das Rednerpult (Bima) mit dem Feststrauß und dem Etrog, am letzten Tag findet sie siebenmal statt.

Sterne sollen sichtbar sein

Wer eine Laubhütte baut, beachtet bestimmte Regeln: Sie muss mindestens drei Wände haben. Das Dach sollte aus Zweigen bestehen. In der Sukka soll mehr Schatten als Sonne sein, die Sterne müssen sichtbar sein. Viele Häuser in Israel haben versetzte Balkons, weil eine Sukka nicht unter einem Dach errichtet werden darf.

In kalten Gefilden reicht es aus, die Mahlzeiten in der Laubhütte einzunehmen – außer bei sehr ungemütlichem Wetter. Wer eine Reise unternimmt und keine Sukka zur Verfügung hat, ist von dieser Pflicht befreit. Frauen müssen nicht in der Laubhütte sitzen, dürfen aber ebenso wie Männer den entsprechenden Segensspruch sagen, wenn sie es tun: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, in der Laubhütte zu wohnen.“

Entsprechend der biblischen Weisung ist im jüdischen Staat Israel der erste Tag des Festes ein gesetzlicher Feiertag. Danach gibt es Halbfeiertage. Schüler haben Ferien, Läden sind kürzer geöffnet als an gewöhnlichen Werktagen. Am achten Tag – in diesem Jahr am 17. Oktober – ist das Abschlussfest Schemini Atzeret. In Israel fällt es mit Simchat Tora, dem Fest der Freude über die Tora, zusammen. Es ist ebenfalls ein staatlicher Feiertag. Juden in der Diaspora feiern Simchat Tora einen Tag nach Schemini Atzeret.

Gebet um Regen beginnt

Eine weitere Bezeichnung für Sukkot lautet „Fest des Wassers“. Nach jüdischer Überlieferung entscheidet Gott am letzten Tag des Laubhüttenfestes endgültig über die Regenmenge für die kommende Regenzeit. Mit diesem Tag beginnen Juden, täglich um Regen zu beten. Den Sommer über bitten sie Gott entsprechend um Tau.

Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels wurde ein Wassergussopfer dargebracht. Diese Tradition greift Jesus auf, als er zum Laubhüttenfest den Jerusalemer Tempel besucht: „Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht“ (Johannes 7,37–29).

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4 Antworten

  1. Shalom,sehr grossen Dank an die Redaktion zu diesem schönen und lehrreichen Artikel über unser grosses Fest“Sukkot. CHAG SAMEACH UND SHABBAT SHALOM an alle Israelfreunde und Redaktion. Jerusalem

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  2. „Frauen müssen nicht in der Laubhütte sitzen“

    Warum müssen denn nur die Männer sitzen?

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