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Von Gottes Wort singen

Simchat Tora ist für Juden der Inbegriff aller Festfreude. Im Mittelpunkt steht der Dank für Gottes gute Lehre.
Von Elisabeth Hausen
Juden tragen Torarollen in einer Prozession durch die Jerusalemer Altstadt

„Meine Zunge soll singen von deinem Wort; denn alle deine Gebote sind gerecht.“ Dieser Vers aus dem biblischen Buch der Psalmen (119,172) passt wunderbar zum Fest der Freude über die Tora (Simchat Tora). Es schließt sich direkt an das Laubhüttenfest Sukkot an und ist geprägt von Dankbarkeit. In Israel hat es in diesem Jahr am Abend des 16. Oktober begonnen.

An dem Fest endet der jährliche Kreislauf der Tora-Lesung. Juden lesen an diesem Tag den letzten Abschnitt, 5. Mose 33–34. Direkt danach wird der Beginn des Ersten Buches Mose (1,1–6,8) vorgetragen. Dies hat in der jüdischen Überlieferung unterschiedliche Erklärungen. Eine lautet, dass das Studium der Tora niemals unterbrochen werden soll. Zudem soll dieser Brauch den Satan davon abhalten, Israel zu beschuldigen, es freue sich über die Beendigung der Tora-Lesung und wolle damit nicht wieder von vorn beginnen.

Die Segenssprüche über die Tora dürfen ausnahmsweise auch Kinder sprechen, die noch nicht die Bar Mitzva gefeiert haben, also noch nicht religionsmündig sind. Nur an Simchat Tora werden zwei Männer zur Tora-Lesung aufgerufen. Sie werden „Chatan Tora“ (Bräutigam der Tora) und „Chatan Bereschit“ (Bräutigam des Anfangs) genannt. Wegen der besonderen Ehre ist es üblich, dass sie ein festliches Mahl spendieren.

Fest seit dem Mittelalter bekannt

Im Gegensatz zu Simchat Tora kommt das Abschlussfest von Sukkot, „Schmini Atzeret“, bereits in der Bibel vor. Dazu heißt es in 3. Mose 23,36: „Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun.“ Wie der erste Tag von Sukkot ist es deshalb in Israel ein voller Feiertag.

Simchat Tora ist erst seit dem Mittelalter bekannt, vor dem Jahr 1000 ist es nicht nachweisbar. In Israel fallen die beiden Feste auf einen Tag. In der Diaspora feiern Juden sie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, also in diesem Jahr am 17. und am 18. Oktober.

Prozessionen mit biblischem Vorbild

Zum Fest gehören seit dem 16. Jahrhundert Prozessionen, die auf Hebräisch „Hakkafot“ genannt werden. Dabei umrunden die Feiernden siebenmal mit den Torarollen das Rednerpult der Synagoge, die Bima. Eine Vorlage gibt es in der Bibel: Vor der Eroberung Jerichos marschierten die Israeliten am siebenten Tag siebenmal um die Stadtmauer.

In Jerusalem gibt es traditionell einen Umzug zur Klagemauer. Juden tanzen mit den kostbaren Schriftrollen und singen vor Freude über die Güte Gottes, der sich ihnen in seinem Wort offenbart hat. Die Umzüge finden sowohl nach dem Abendgebet als auch im Morgengottesdienst statt.

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