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Den Schöpfer loben mit dem Schofar

Zum jüdischen Neujahrsfest gehören bestimmte Speisen und Rituale. Beim Lob Gottes kommt dieses Jahr ein zentrales Element erst am zweiten Tag zum Einsatz.
Von Elisabeth Hausen
Äpfel und Honig gehören ebenso auf den Neujahrstisch wie Granatäpfel – und das Schofarhorn

Juden in Israel und in aller Welt begrüßen am heutigen Freitagabend das neue Jahr 5784 nach Erschaffung der Welt. Das Neujahrsfest Rosch HaSchanah dauert zwei Tage. Ein einziges Gebot der Tora bezieht sich spezifisch auf dieses Fest: Das Blasen des Schofars. Die Bibel kennt eigentlich den Nissan im Frühjahr als Jahresanfang. Im Lauf der Zeit hat sich aber das Posaunenfest als Neujahr eingebürgert.

Die Bibel spricht vom „Tag des Posaunenschalls“ (4. Mose 29,1). An anderer Stelle ist die Rede von „Posauneblasen zum Gedächtnis“ (3. Mose 23,24). Dies beziehen Juden auf Rosch HaSchanah. Das Widderhorn Schofar, das an Rosch HaSchanah geblasen wird, ruft zur Besinnung auf und dient dem Lob des Schöpfers. In der Synagoge dominiert die weiße Farbe, die für Reinheit steht. Viele Juden tragen weiße Kleidung.

Schofar dieses Jahr nur am zweiten Tag

Der Wiener Rabbiner Jaron Engelmayer geht in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ näher auf das Schofar ein. Es wird am Schabbat nicht geblasen. Deshalb seien die Schofartöne dieses Jahr nur am zweiten Tag und nicht an beiden Tagen des Festes zu hören.

Ferner erläutert der ursprünglich aus Zürich stammende israelisch-schweizerische Rabbiner, dass Rosch HaSchanah auf drei Wochentage niemals fallen kann: Sonntag, Mittwoch oder Freitag. Den entsprechenden Kalender legte Rabbi Hillel II. im 4. Jahrhundert nach der Zeitrechnung fest.

Hinter der Terminierung steckt der Große Versöhnungstag, der am zehnten Tag des jüdischen Jahres gefeiert wird: Mit der Festlegung „soll vermieden werden, dass Jom Kippur direkt an den Schabbat anschließt“. Er solle also nicht auf Freitag oder Sonntag und Hoschanah Rabba nicht auf Schabbat fallen. „Es verbleiben folglich nur noch vier mögliche Wochentage für den ersten Tag Rosch Haschanah, wovon einer der Schabbat ist.“

„Hoschanah Rabba“ heißt der siebte Tag des Laubhüttenfestes, das fünf Tage nach Jom Kippur beginnt. Es ist ein Tag der Fürbitte für eine gute Ernte im nächsten Jahr, eine Ergänzung zum Großen Versöhnungstag. Deswegen hat sich die Sitte eingebürgert, die ganze Nacht im Gebet und mit Bibellesen zu verbringen.

Tage beginnen am Abend

Das jüdische Jahr richtet sich nach dem Mond. Es hat zwölf Monate und durchschnittlich 354 Tage. Alle zwei bis drei Jahre wird im Frühjahr nach dem Monat Adar ein zusätzlicher Monat „Adar II“ eingeschaltet, damit die Differenz zum Sonnenjahr ausgeglichen wird – das geschieht auch wieder im jetzt beginnenden Jahr 5784. Durch die Schaltjahre können die Juden ihre Feste in den passenden Jahreszeiten feiern.

Die Tage beginnen jeweils mit dem Sonnenuntergang, denn im biblischen Schöpfungsbericht (1. Mose 1) heißt es: „und es ward Abend, und es ward Morgen …“. In Psalm 55,18 betet David zudem: „Des Abends, morgens und mittags will ich klagen und heulen; so wird er meine Stimme hören.“

Am Neujahrsabend leiten das Anzünden der Kerzen sowie der Segen über den Wein, der Kiddusch, die feierliche Mahlzeit ein. Nach dem Segen über das Brot streuen Juden nicht – wie sonst üblich – Salz darauf. Stattdessen tauchen sie es an diesem Abend in Honig.

Zum Festmahl gehören Äpfel, die ebenfalls mit Honig gegessen werden. Dies drückt die Hoffnung auf ein „süßes“ Jahr aus. Hinzu kommen andere Früchte wie Granatäpfel oder Datteln. Auch Fischgerichte essen viele Juden am Fest, denn der Fisch gilt als Symbol der Fruchtbarkeit.

Erinnerung an Erschaffung der Welt

Der hebräische Ausdruck „Rosch HaSchanah“ bedeutet „Kopf des Jahres“. Das Neujahrsfest ist am 1. und 2. Tag des Monats Tischrei.

Juden feiern damit die Erschaffung der Welt. Laut der Tradition hat Gott Adam und Eva an Rosch HaSchanah erschaffen. Am selben Tag habe der Mensch auch die erste Sünde begangen, indem er gegen das göttliche Verbot verstieß, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Zwar wurden Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben. Doch dadurch kam auch die Möglichkeit zur Reue und Umkehr in die Welt.

Ein weiteres biblisches Thema an dem Fest ist „Akedat Jitzchak“, die Bindung Isaaks. Der Stammvater Abraham war bereit, seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern, weil Gott dies geboten hatte (1. Mose 22). An seiner Statt bringt er auf dem Altar einen Widder dar. Damit ist der Bezug zum Schofar gegeben.

Festfreude und Traurigkeit

Rosch HaSchanah leitet die zehn Bußtage ein, die mit dem Großen Versöhnungstag Jom Kippur enden. Aber auch fröhliches Feiern gehört dazu. Deshalb hat sich die Tradition nicht durchgesetzt, an Neujahr zu fasten.

Das biblische Buch Nehemia schildert, wie der Schriftgelehrte Esra dem Volk Israel aus der Tora vorliest. Die Israeliten reagieren erfreut, weinen aber auch. Dann heißt es: „Und Esra sprach zu ihnen: Geht hin und esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet haben; denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke“ (Nehemia 8,10).

Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Festfreude beziehen jüdische Gelehrte auf Rosch HaSchanah. In dem Fall solle „heilig“ ausdrücken, dass der Tag anders und von den anderen Tagen abgesondert ist.

Gelegenheit zur Umkehr

Rosch HaSchanah gilt als Gerichtstag, an dem Gott das Urteil über Juden und Nichtjuden fällt. Es wird am Jom Kippur besiegelt. Vom 1. bis zum 10. Tischrei besteht die Möglichkeit zur Selbstbesinnung, Reue und Bitte um Versöhnung.

An den ersten Tagen des Jahres begrüßen Juden einander mit dem Wunsch: „Mögest du zu einem guten Jahr ins Buch des Lebens eingetragen und besiegelt sein“. Dieser Gruß bezieht sich auf das Buch, in dem Gott nach jüdischem Verständnis die Taten der Menschen notiert.

Dass Gott zur Vergebung bereit ist, verdeutlicht die Tradition des „Taschlich“. Vor dem Nachmittagsgebet des ersten Tages von Rosch HaSchanah nehmen Juden kleine Steine in ihren Kleidertaschen mit und werfen sie in einen Fluss oder See, in dem es Fische gibt. Dies erinnert an Gottes Versprechen, die Sünden der einsichtigen Menschen zu vergessen: „Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“ (Micha 7,19)

Umkehr eines einzelnen Menschen kann an jedem Tag des Jahres geschehen, wenn jemand die Notwendigkeit empfindet. Aber als Tag mit nationalem Charakter erinnert Neujahr in besonderer Weise an diese Möglichkeit.

Vorkehrungen zum Schutz vor Anschlägen

Angesichts der angespannten Sicherheitslage hat die Jerusalemer Polizei besondere Vorkehrungen angeordnet: In jeder Synagoge der israelischen Hauptstadt soll während der Festgottesdienste ein bewaffneter Mitarbeiter des Sicherheitspersonals in Bereitschaft sein.

„Es hat einen Anstieg an Warnungen und Bedrohungen verschiedener Art gegeben“, sagte Polizeichef Doron Turgeman laut der Zeitung „Yediot Aharonot“ am Mittwoch. Sie bezögen sich auf die Festzeit. Die palästinensischen Gebiete werden während der Feiertage abgeriegelt. Dies soll Terroranschläge unterbinden.

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11 Antworten

  1. Wir wünschen allen Juden und Israel Freunden ein süßes Neues Jahr.
    Happy Rosh HaShana.
    Danke zur Redaktion für Berichterstattung.
    Shabbat Shalom.

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    1. Liebe M.,

      Bei mir ist der Text zweimal abgestürzt. Dürfte eher an dem dem von „Israelnachrichten“ verwendeten Programm als an mir liegen… ,

      Kurzgefasst schrieb ich, dass mir, als ich Teenager war und reif genug, mich mit dem Schrecken der Shoah zu beschäftigen, aller Glaube an einen „Gott“ abhanden ging. Wobei ich nolens volens der Jüdischen, aber auch der eher „gemässigten“ evangelischen Christlichen, deutlich weniger aber der Katholischen zugetan bin. Der Steinzeit-Religion mit dem geklauten Jesus und Onkel Mo, die im Schland immer dominanter wird. Unwillkommen in einer pluralen Gesellschaft, hoffte der Haldenwang liest nicht mit.

      PS: Dieser Amateurverein aus M. , der sollte auf der Landkarte mal Heidenheim suchen. Fürs nächste Jahr….

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      1. Ich bin für das Augsburger Friedensfest, sehe Katholiken und Protestanten als gleich an. Ich glaube nicht an das Papsttum, aber der Polnische Papst Johannes Paul der Zweite hat viel zur Versöhnung beigetragen. Ich freue mich über die Israel-freundlichen Ausnahmeerscheinungen in Berliner Kirchen, aber Martin Luther lehne ich ab, dieser muss durch Jan Hus und Martin Luther King ersetzt werden. Ich unterscheide zwischen Prostanten außerhalb GER und hierzulande, in anderen Ländern glaubt man nicht speziell an Martin Luther, also auch nicht an seine Hasspredigten.

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  2. Auch wenn die Welt fast eine Million mal älter ist als die angegebene Jahreszahl – frohes neues Jahr!

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    1. Diese Welt hat keine Millionen Jahre, sondern nur 70 Jahre mehr als im Jüdischen Kalender, nämlich die 70 Jahre der Babylonischen Gefangenschaft, die im Jüdischen Kalender nicht stehen. Gott hat am ersten Sonntag Himmel und Erde geschaffen, am ersten Freitag den Menschen und am ersten Schabbat ruhte er von allen Werken usw. Der Gregorianische Kalender ist verfälscht worden, Sonntag der 1.Tag usw., beginnend am Vorabend wg. 1.Mose K.1. Die Pseudowissenschaftlichen Evolutionstheorien berücksichtigen nicht, dass zu Noah’s Zeiten die Welt unter Wasser stand und die Archäologie daher verfälscht ist. Auch der Koran kennt die Arche Noah und die Schöpfung in etwas anderer Darstellung. Aber viel wichtiger ist, dass Jesu Stellung zum Gesetz (Matth.-Ev.K.5 V17) alles bestätigt hat, was im AT bzw. Hebräischen Bibel steht. Wichtig ist viel mehr die Aufforderung zur Nächstenliebe durch Mose und Jesus, daher will ich den bösen Martin Luther ersetzen durch Jan Hus und Martin Luther King. Unser antisemitisches GER muss endlich bekehrt werden, ich glaube an die westlichen Allierten Siegermächte u.a. , will wg. Putin den Stalin zerstören, Ost-Europa sollte die neue Siegermacht werden. Also: Viel wichtiger als der Schöpfungsbericht ist für mich das Gesetz und die Liebe, diese gibt es außerhalb GER viel mehr, GER ist erneut ein Irrenhaus geworden, was Politik und Religionen angeht.

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      1. Sie beschreiben den „Wissensstand“ von vor 2000 Jahren. Damals wusste man es noch nicht besser. Manche Menschen sind anscheinend dort stehen geblieben, andere haben seitdem gelernt und Wissenschaften betrieben. Dabei haben sie mit wissenschaftlichen Methoden herausgefunden, dass die Welt bereits über 4,5 Milliarden Jahre alt ist. Ich finde es ehrlich gesagt absurd 2000 Jahre wissenschaftlichen Fortschritts zu ignorieren und sogar zu leugnen.

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        1. Ich meine, es ist wichtiger, die Werke der Nächstenliebe zu predigen. Aber es ist doch keine Widerlegung der Bibel und des Korans geschehen, es gibt EvolutionsTHEORIEN. Aber die Wahrheit steht, für mich in der Bibel, ohne den friedlichen Teil des Islams zu leugnen. Hat jemand historisch die Arche Noah widerlegt ? So wie, nach christlichen Glauben, Maria als Jungfrau schwanger wurde (auch nach muslimischen Glauben), so ist Sarah mit fast 100 Jahren schwanger geworden. Niemand wird meinen Glauben an Adam und Eva zerstören können. Ich war schon in der Schule sauer, als ich vom „Vormensch“ und Frühmensch“ usw. hörte. Gott ist allmächtig, kann die Welt binnen 6 Tagen erschaffen und am 7.Tag ruhen, und Jesus hat in Jesu Stellung zum Gesetz die Jüdische Lehre und die 5 Bücher Moses bestätigt. Viel wichtiger ist für mich, dass Jesus auch gesagt hat, dass das Lästern gegen den Sohn von Gott vergeben wird, dass also alle, die die Jüdische Lehre beherzigen ins Himmelreich kommen werden, auch wenn diese über Jesus gelästert haben. Wenn Sie von „Wissenschaft“ reden nun die Frage: Ist Noah widerlegt ?! Nur historische Daten zählen, ich bin ZEUGE, dass ich immer an Adam und Eva glaube und meinen Glauben an Mose und Jesus behalten werde. GLAUBENSFREIHEIT ist ein höchstes Gut, was Martin Luther nicht kannte und viele Millionen Deutsche auch nicht, aber zu glauben, dass der Mensch vom Affen abstammt, das werde ich NIEMALS tun ! Ich glaube an den Baum mit den Wurzeln und Zweigen, nicht aber an Martin Luther !

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          1. „Ich war schon in der Schule sauer, als ich vom „Vormensch“ und Frühmensch“ usw. hörte“

            Man kann auch sauer sein, das 1 plus 1 gleich 2 ergibt. Es ändert jedoch nichts an den Tatsachen.

            „Hat jemand historisch die Arche Noah widerlegt ?“

            Mit ein bischen nachdenken und Biologiekenntnissen sollte eigentlich jedem Menschen, der logisches Denken nicht prinzipiell ablehnt, klar sein, das zwei Exemplare einer Spezies nicht (lange) überlebenesfähig sind. Fortpflanzung wäre nur durch Inzest möglich, wodurch sich Gendefekte verstärken und vererbt werden, so das sie sich im weiter verstärken und irgendwann zu Unfruchtbarkeit und zum Aussterben führen. Der „Genpool“ ist bei 2 Individuen viel zu gering. Man geht heutzutage von einer minimalen Population von mindestens 5000 Individuen aus, damit diese langfristig überlesfähig ist.

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          2. Um mal gleich noch die erfolgte Antwort zu beantworten: Ja, Inzest od. Ähnliches mag es am Anfang gegeben haben oder eben andere Dinge, die es später nicht mehr gab. Das ist für mich alles nicht entscheidend. 1+1 kann übrigens auch 3 sein, wenn 9 Monate dazwischen liegen. Im 2.Mose Kap 20 mit „Gedenke des Sabbattages, dass Du ihn heiligst…“ ist klar von der Schöpfung an 6 Tagen plus Schabbat die Rede. Der Schabbat erinnert also auch daran, dass Gott die Welt erschaffen hat an 6 Tagen. Gott ist der Herrscher des Universums, und hat auch alles, was wir wissen einschl. Biologie erschaffen. Darwin hat NICHTS geschaffen ! Es gibt viele in den USA, die auch an die Schöpfung glauben.

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  3. Happy Rosh HaShana ! Ich wünsche Israel ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr, aufdass sich die Welt zu Gunsten Israels wenden möge ! Es mögen auch alle Differenzen innerhalb Israels ausgeräumt werden, ich wünsche, dass alle religiösen Gruppen friedlich zusammenleben können.
    Möge Gott uns allen neue Kraft geben !

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  4. Schana tova uMetuka, Israel! (Ein gutes und süßes neues Jahr, Israel!)

    Danke für diesen Bericht an EH und die Redaktion.

    Einen kleinen Hinweis habe ich noch:

    Genau genommen bedeutet die Erschaffung der Welt doch, dass die Welt geschaffen wurde, nicht der Mensch. Dem aufmerksamen Leser entgeht zwar nicht, das die Schaffung des Menschen gemeint ist. Doch wenn man kann Missverständnisse auch von vornherein ausschließen. In diesem Fall würde ich gleich von der Schaffung des Menschen schreiben.

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