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Wie Deutsche und Israelis einander wahrnehmen

Eine neue Studie zeigt: Deutsche und Israelis nehmen sich gegenseitig differenziert wahr. Dabei gerät die Geschichte zunehmend in den Hintergrund.
Von Israelnetz
Deutsche und israelische Flaggen: Bundesaußenminister Heiko Maas betonte am Anfang seiner Amtszeit, dass ihm die Beziehungen zu Israel „besonders wichtig“ seien

JERUSALEM (inn) – Im Alltag sind sie einander nicht sehr nah, und doch besteht ein historisches Miteinander. Deutsche und Israelis nehmen einander unterschiedlich wahr, dies hat eine neue Studie der Hebräischen Universität Jerusalem herausgefunden. Demnach zeigen die Ergebnisse ein „komplexes Bild“: Je nach ethnischer Zugehörigkeit, Alter und persönlicher Erfahrungen variiert die gegenseitige Wahrnehmung.

Kaum Änderungen unter neuer deutscher Regierung

In einer Frage sind sich die Befragten vorwiegend einig: Mit der neuen deutschen Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ändert sich die deutsche Israelpolitik nicht wesentlich. Ebenso wie die von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geführte Koalition wird auch Scholz‘ Regierung die Existenz Israels sichern. Die israelische Sicherheit bleibt laut den Befragten Staatsräson deutscher Politik.

Das Europäische Forum der Hebräischen Universität befasst sich mit europäischen Prozessen und der Interaktion mit Israel und dem Nahen Osten. Die Wissenschaftler befragten Israelis und Deutsche daher auch zu einer deutschen Vermittlung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Knapp 50 Prozent der Israelis und der Deutschen befürworten demnach eine Vermittlung Deutschlands. 40,5 Prozent der Israelis lehnten eine solche Rolle ab. Junge deutsche Teilnehmer wünschten sich eine verstärkte diplomatische Zusammenarbeit der beiden Staaten.

Etwa 30 Prozent der Israelis gaben an, bereits Deutschland bereist zu haben. Vergleichsweise wenige Deutsche haben den jüdischen Staat besucht: 13,6 Prozent. Am häufigsten waren ältere Deutsche ohne Migrationsgeschichte in Israel. Diejenigen, die das jeweils andere Land einmal bereist haben, machten dies größtenteils immer wieder.

Die Jerusalemer Forscher stellten außerdem fest, dass das Wissen über das Land und die Kultur der jeweils anderen begrenzt ist. Die deutschen Befragten zeigten außerdem die Schwierigkeit, zwischen israelischer und jüdischer Kultur zu unterscheiden.

Antisemitismus ein Problem

58 Prozent der Deutschen stimmten der Aussage zu, dass der Antisemitismus ein Problem in Deutschland ist. Zu 72 Prozent gehe dieser in Deutschland von rechten Gruppierungen aus, wie allerdings zu 70 Prozent auch aus der Mitte der Gesellschaft. 58 Prozent sehen Muslime als Akteur, wenn es zu antisemitischen Vorfällen kommt. Auffallend ist, dass Ostdeutsche wesentlich weniger Antisemitismus als Problem in der Gesellschaft anerkennen. Nur 38,5 Prozent der ostdeutschen Männer stimmten der Aussage zu.

Insgesamt unterscheiden die deutschen Befragten zwischen Kritik an Israel und antisemitischen Äußerungen – 66 Prozent gaben dies an. Israelis sind ebenso mehrheitlich der Meinung, dass es einen Unterschied gibt. Etwa 50 Prozent der arabischen Befragten stellten keinen Zusammenhang her.

Die Leiterin der Studie, Gisela Dachs, befürchtet, dass sich Israel und Deutschland in einer kritischen Phase ihrer Beziehungen zueinander befinden, wie die jüdische amerikanische Nachrichtenseite „Algemeiner“ berichtet. Sie sagt: „Die Geschichte ist eine starke Säule, aber sie verblasst. Die Herausforderung besteht darin, eine gemeinsame Zukunft zwischen Israel und Deutschland aufzubauen, die nicht nur auf einer gemeinsamen Vergangenheit beruht.“

Durch die Befragung wisse die Öffentlichkeit nicht nur, was die Menschen denken, sondern auch, was sie tun – etwa mit Blick auf die Reisen in das andere Land. Dachs geht daher davon aus, dass die Studie direkte Auswirkungen auf Politik und Bildung hat. (joh)

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2 Antworten

  1. „Diejenigen, die das jeweils andere Land einmal bereist haben, machten dies größtenteils immer wieder.“

    Das ist der israelische Suchtfaktor 😉

    Wenn man erst mal in dem Land war, die Menschen dort kennengelernt hat, sieht was sie aus diesem öden Fleckchen Erde gemacht haben, dann ändert sich auch die Haltung zu Israel.

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  2. Die politische Kommunikation ist auch hinsichtlich der Vergangenheit immer noch kühl. Daran wird sich auch wohl nichts ändern. Bei gegenseitigen Besuchen werden jedoch Bindungen geknüpft, die die Politik nebensächlich erscheinen lässt. Und diese privaten Verbindungen halten das Verhältnis zwischen Israelis und Deutschen aufrecht. Dies gilt es auszubauen und alle Schwellenängste über Bord zu werfen. Israel ist „Gottes Volk“ und wir tun gut daran, uns immer wieder daran zu erinnern. Wer Pro-Israel eingestellt ist, wird von Gott gesegnet. Und das gilt seit Abraham an.

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