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Von Wundern und Rettung

Nach dem 7. Oktober kamen immer mehr Horror-Szenarien der Hamas ans Licht. Es wirkt grotesk – doch inmitten der Horror-Szenarien, die viele Israelis erleben und erleiden mussten, gab es auch einige „Wundergeschichten“.
Von Merle Hofer

Schlomo Ron lebt in Nachal Os in der Nähe der Gaza-Grenze. Als die Terroristen am 7. Oktober den Kibbutz überfielen, ließ der 85-Jährige seine Frau, Töchter und ­Enkel im Schutzraum zurück. Allein setzte sich der gebrechliche Mann in sein Wohnzimmer, um auf die Terroristen zu warten.

Er opferte sich für seine Familie. Wenn sie ihn sähen, so dachte er, würden sie ihn für einen einsamen alten Mann ohne Familie halten, ihn töten und dann weitergehen. Sein Plan ging auf: Die Hamas-Kämpfer ermordeten ihn, suchten aber nicht weiter nach seiner Familie.

Schaufäden retten Offizier

Berufsoffizier Guy Madar feierte mit seiner Familie in Kiriat Gat, etwa 30 Minuten vom Kibbutz Re’im entfernt, Simchat Tora. Als er von dem Terroranschlag hörte, nahm er seine Pistole und stieg in sein Auto. Bei Re’im sah er einen schwer verwundeten Soldaten und nahm ihn in sein Auto. Gleichzeitig schoss ein Hamas-­Terrorist auf ihn, aber Guy schaffte es, das Auto aus der Schusslinie zu fahren und erschoss den Terroristen. Er nahm ihm dessen Waffe ab und tötete fünf weitere Terroristen.

Den Soldaten brachte er in ein Feldlazarett. Danach schloss sich Guy einem Polizisten an und fuhr erneut nach Süden. Wieder wurden sie von Terroristen angegriffen. Sie erlitten Beinverletzungen und das Auto kam von der Straße ab. Guy blieb in einem Graben liegen und legte eine Aderpresse an seinem Bein an. Er erschoss noch mehrere Terroristen und blieb im Graben, inmitten Dutzender toter Terroristen, liegen.

Mehrere Stunden später kamen Soldaten. Weil Guy in ziviler Kleidung war und zwischen den Terroristen lag, hielten sie auch ihn für einen. Geschwächt durch den starken Blutverlust konnte der Israeli sich kaum noch verständlich machen. Als die Soldaten schießen wollten, rief einer: „Nicht schießen. Er trägt die Schaufäden!“ Die Soldaten brachten ihn zur Behandlung ins Beilinson-Krankenhaus in Petach Tikva.

30 Vermisste entdeckt

Drei Tage nach dem Massaker suchten israelische Soldaten nach 30 Vermissten und fanden sie im Kibbutz Ein HaSchloscha. Die 16 Israelis und 14 Thailänder waren am Samstagmorgen in den Kibbutz geflohen und konnten am Montagabend gerettet werden.

Beduine rettet 30 Israelis

Der beduinische Busfahrer Jussuf Ziadana aus der Beduinenstadt Rahat rettete 30 Israelis das Leben. Er lud seinen Minibus voll mit Menschen und fuhr sie durch den Kugelhagel in Sicherheit. Auch eine über ihm kreisende Hamas-Drohne hielt ihn nicht auf.

Dank Einbrechern: Zaun hält Terroristen stand

Als am Morgen des 7. Oktober Tausende Raketen auf den Süden Israels flogen, führte Ronit Farkasch aus dem religiösen Moschav Tekuma gerade ihre Hunde aus. Tekuma liegt sieben Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt.

Farkasch erzählt, dass der Ort komplett eingezäunt ist und wegen Einbrechern, die immer wieder gerade am Schabbat kämen, auch die Tore verriegelt waren. Sie sah Terroristen auf einem Jeep kommen. Am Gaza-Grenzzaun hatten sie Traktoren, um die Grenze zu durchbrechen, doch mit dem Jeep konnten sie nicht die Tore stürmen. Sie sah, wie die Terroristen an ihrem Moschav vorbei- und nach Netivot weiterfuhren.

Patienten im Scheba-Krankenhaus

Joram Klein leitet das Zentrum für Trauma und Notfallchirurgie am Scheba-­Krankenhaus in Tel HaSchomer bei Tel Aviv, dem größten Krankenhaus im Nahen Osten. Anfang November erzählte er über das Massaker: In nur acht Stunden seien 92 Patienten eingeliefert worden. Alle seien auch mehrere Wochen nach dem Anschlag noch am Leben. Und das trotz starker innerer Blutungen, Nervenschäden und geplatzter Gefäße, die im Operationssaal nicht zugänglich gewesen seien. Klein berichtete weitere Geschichten.

„Ein Patient, Amichai (Name: „Mein Volk lebt“), hielt die Tür zum Bunker. Dort suchten er, seine Frau und ihre sechs Kinder Schutz. Mit aller Kraft lehnte er sich gegen die Tür, die Terroristen schossen, doch als sie bemerkten, dass der Widerstand zu stark war, gingen sie, um sich leichtere Ziele zu suchen. Amichai verlor dadurch eine Hand und sein zweiter Unterarm ist stark verletzt.“ Zudem habe er schwere Gesichts- und Kopfverletzungen gehabt. Doch mittlerweile sei er in die Reha-Abteilung verlegt worden. „Durch seinen Einsatz rettete er seine Familie.“

Beim Offizier einer Elite-Einheit wurde durch eine Kugel die Oberschenkelarterie durchtrennt. „Die Aderpresse, die ihm ein Sanitäter anlegte, rettete ihm das Leben. Doch erst nach mehreren Stunden kam er zu uns ins Krankenhaus.“ Bei vollem Bewusstsein habe er gesagt: „Bitte amputiert mir nicht das Bein. Ich heirate bald, und möchte mit diesem Bein das Glas zertreten.” Bei einer jüdischen Hochzeit erinnert ein zertretenes Glas an den zerstörten Tempel.

„Wir taten alles, um ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Mit Gefäß­chirurgen versuchten wir, die Arterie wieder herzustellen, täglich schaute ich es mir vier- oder fünfmal an. Nach drei Tagen fing er erneut an zu bluten und erst da sah ich, dass er eine Sepsis hatte, die ich nur durch die erneute Blutung erkennen konnte. Wir mussten das Bein amputieren, doch ohne das Bein wäre er an der Vergiftung gestorben, weil wir sie nicht erkannt hätten.“

Vier Beduinen retten Jugendliche und Kibbutzbewohner

Aja Mejdan aus dem Kibbutz Be’eri wollte sich am frühen Morgen des 7. Oktober zum Fahrradfahren mit einem Freund treffen. Als sie wenige Hundert Meter vom Kibbutz entfernt war, begann ein Raketenalarm, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Sie legte sich flach auf den Boden. Dort traf sie Hischam, einen Beduinen, der in der Caféteria des Kibbutz arbeitete, und flüchtete, als die Hamas-Terroristen in den Kibbutz eindrangen.

Von ihrem Telefon rief er seinen Vater in der nahe gelegenen Stadt Rahat an. Dieser schickte seine vier Neffen mit dem Auto, um Hischam zu retten. Auf dem Weg trafen sie auf die panisch fliehenden Jugendlichen des Nova-Musikfestivals.

In Lebensgefahr, inmitten all des Lärms, des Stunden währenden Raketenhagels und Angriffes der Hamas, brachten sie 30 bis 40 Menschen in Sicherheit. Umgeben von Beschuss und Explosionen warteten Aja und Hischam in ihrem Versteck. Als Aja einen Monat nach dem Überfall die Geschichte vor der Kamera erzählt, weint sie. „Sie riskierten ihr Leben, um unsere zu retten.“

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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3 Antworten

  1. Auch im größten Leid ist JAHWE unsere Hilfe. Nur so erklären sich obige Berichte. Bei IHM gibt es Wunder, auch wenn es uns schwer fällt, daran zu glauben. Gott segne alle, die sich zur Hilfe eingesetzt haben.

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  2. Ohne die Wunder Gottes gäbe es den Staat Israel überhaupt nicht und auch sein Fortbestand wird durch Wunder ermöglicht und begleitet werden. Israel ist ja die „Große Liebe“ Gottes, für sie tut Er alles.

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  3. „Geschwächt durch den starken Blutverlust konnte der Israeli sich kaum noch verständlich machen. Als die Soldaten schießen wollten…“
    Täusche ich mich, oder zeigt dieser Bericht, dass die israelischen Soldaten kurz davor waren, ein Kriegsverbrechen zu begehen, da sie einen hilflosen vermuteten Feind erschießen wollten?
    Wiederholt habe ich die IDF bei Diskussionen und öffentlichen Äußerungen in Schutz genommen und darauf hingewiesen, dass sie wie keine andere Armee der Welt sich bemühen, Zivilisten zu schützen. Umso mehr bin ich über diesen Bericht erschüttert. Das Verhalten der Soldaten müsste verfolgt werden, denn sie sind ja identifizierbar. Darüber würde ich hier gerne auch etwas lesen.

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