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„Unser aktuelles System stimmt nicht“

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte macht das „Forum für die Geiseln und vermissten Personen und deren Familien“ auf die Verletzungen der Grundrechte der Entführten aufmerksam. Die Aktivisten werfen der internationalen Gemeinschaft Versagen vor und rufen zum Handeln auf.
Von Israelnetz
Bibas Nir Oz

In einem Video-Pressegespräch beleuchtet Hagai Levine die Schwierigkeiten, mit denen die Geiseln, die am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt wurden, konfrontiert sind: „Die Geiseln sind physischer und mentaler Folter ausgesetzt.“ Er leitet das medizinische Team für das Forum der Geiseln und ihre Familien.

Durch die Berichte der freigelassenen Geiseln und als Leiter des medizinischen Teams für das Forum der Geiseln und ihre Familien sind ihm die Herausforderungen wohlvertraut. „Ihre Wunden werden vernachlässigt, ihre Verletzungen nicht versorgt, oft bekommen sie ihre benötigten Medikamente nicht. Ein Drittel aller Entführten hat eine chronische Krankheit. Bei manchen hat das schon zum Tod geführt. Auch manche der freigelassenen Geiseln befinden sich noch in Lebensgefahr.“ Die 84-jährige Elma Avraham sei mit einer Körpertemperatur von 28 Grad befreit worden. „Sie ist keine Ausnahme.“

Durch die Berichte der freigelassenen Geiseln sind ihm die Herausforderungen wohlvertraut. „Ihre Wunden werden vernachlässigt, ihre Verletzungen nicht versorgt, oft bekommen sie ihre benötigten Medikamente nicht. Ein Drittel aller Entführten hat eine chronische Krankheit. Bei manchen hat das schon zum Tod geführt. Auch manche der freigelassenen Geiseln befinden sich noch in Lebensgefahr.“

Die 84-jährige Elma Avraham sei mit einer Körpertemperatur von 28 Grad befreit worden. „Sie ist keine Ausnahme.“

Levine versteht nicht, warum internationale Organisationen wie das Rote Kreuz oder das Kinderhilfswerk UNICEF überhaupt nicht präsent sind: „Das Internationale Rote Kreuz sagte den Angehörigen der Geiseln: ‚Normalerweise werden Geiseln gut behandelt. Macht euch keine Sorgen!’ Wir wissen, dass das nicht stimmt. Und dass die Geiseln eben nicht gut behandelt werden. Warum“, fragt Levine entrüstet „braucht die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) fast zehn Wochen, um nach Israel zu kommen?!“

Zwischen Recht auf Privatsphäre und Informationspflicht

Levine steht in einem Dilemma: Einerseits haben die Geiseln ein Recht auf Privatsphäre, andererseits müssen Organisationen wie das IKRK an Informationen bekommen. „Mehr als die Hälfte der freigelassenen Geiseln braucht medizinische Hilfe. Wir haben schon früh begonnen, die medizinischen Berichte dem IKRK zur Verfügung zu stellen.“

Die anhaltende Verletzung der Menschenrechte führe zu starkem Leiden, weiß Levin. „Die Hamas zwang Kinder, Videos vom 7. Oktober anzuschauen, in denen sie auf brutale Weise Menschen massakrierte. Die Geiseln haben keinen Kontakt zur Außenwelt, manchmal wird ihnen die Wahrheit, manchmal Lügen über ihre Angehörigen erzählt.“ Sie bekämen nicht genügend Wasser und Nahrung. „Viele der zurückgekehrten Geiseln haben 10 bis 15 Prozent ihres Körpergewichts verloren. Viele der Geiseln werden lebenslang behindert sein.“

Der Professor ist erbost: „Viele der Geiseln kamen verlaust, verwundet und mit Flohbissen zurück. Dass das IKRK die Geiseln besucht, müsste selbstverständlich und kein Gegenstand von Verhandlungen sein. Wo sind die Staatsführer und die internationalen Organisationen?!“ Jeder Tag könne weitere Geiseln das Leben kosten. Leise fügt er hinzu: „Im Prinzip ist es längst zu spät.“

Warum das IKRK verweigere, den Geiseln die Medikamente zu überbringen und sich den medizinischen Berichten verwehre, erschließe sich ihm nicht. „Vielleicht weichen sie uns aus, weil die Wahrheit auch ihnen wehtut. Vielleicht schämen sie sich für ihre Rolle.“

Cousin mit Hammer auf den Kopf geschlagen

Dem Aufruf des „Forums für die Geiseln und vermissten Personen und deren Familien“ hat sich auch Ejlon Keschet angeschlossen. Er ist der Cousin von Jarden Bibas, dem Vater der beiden rothaarigen Jungen. Zusammen mit seiner Frau Schiri wurden er und der neujährige Säugling Kfir sowie dessen vierjähriger Bruder Ariel von der Hamas aus dem Kibbutz Nir Os entführt.

Ejlon ist überzeugt: „Die Kinder brauchen Hilfe. Seit zehn Wochen haben wir sie nicht gesehen und die Hamas benutzt sie für ihr krankes Kraftspiel!“ Er wendet sich an die Journalisten im Videogespräch: „Könnt ihr euch vorstellen, was diese Menschen erlebt haben?! Was das für ein psychologisches Trauma ist? Sie haben gesehen, wie die Häuser ihrer Nachbarn in Brand gesteckt wurden. Auf den Bildern der Hamas haben wir gesehen, wie sie Jarden mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen haben. Wir wissen nicht, ob er versorgt ist.“

Um politische Diskussionen vorwegzunehmen, sagt Ejlon, es gehe nicht darum, ob die Journalisten pro Israel oder pro Palästinenser seien. „Egal aus welchem Grund das passiert – wenn man ein Kind aushungert, ist das falsch!“ Er verstehe die Reaktionen des Roten Kreuzes nicht. „Privat sagen sie uns: ‚Schaut mal, die Hamas gewährt uns keinen Zugang!‘ Und öffentlich prangern sie die Israelis an, ihre Gefangenen gut zu behandeln. Das ergibt doch keinen Sinn! Als Israelis ist es doch nicht unsere Aufgabe, darauf hinzuweisen, dass es sich hier um Unrecht handelt!“

Ejlon bricht in Tränen aus: „Eure Regierungen zahlen soviel Geld an das IKRK und die UNICEF. Wie kann es sein, dass sie sich überhaupt nicht für unschuldige Zivilisten einsetzen?“ Es gehe hier um Menschen, die in Frieden ihr Leben gelebt hätten. „Es ist eine humanitäre Katastrophe!“

„Nicht nur ein Bild auf einem Poster“

Der Enddreißiger appelliert an die Menschlichkeit: „Jarden ist mein Cousin. Er ist ein echter Mensch, ein Gentleman. Nicht nur ein Bild auf einem Poster! Und stellt euch vor, wie es Schiri geht. Ich habe keine Ahnung, wie sie sie behandeln!“

In Anspielung auf die Aussagen des UN-Generalsekretärs António Guterres sagt Ejlon: „Bitte erzählt mir nicht, dass es auf den Kontext ankommt, wenn mein Cousin tot ist oder seine Frau vergewaltigt wurde. Hier geht es nicht um den Kontext, sondern um die Würde von unschuldigen Menschen. Das letzte Mal, als ich sie sah, habe ich die Jungs in meinen Armen gehalten. Ich möchte sie nicht in Totenkleidern zurückbekommen, um sie zu beerdigen.“

Ejlon ergänzt: „Viele Katastrophen sind in der Menschheitsgeschichte passiert. Aber hier geht es um ein monströses Verhalten. Mit jedem weiteren Tag sind die Schäden irreversibel. Bitte helft uns, den internationalen Organisationen wie IKRK und UNICEF ihre Daseinsberechtigung in Erinnerung zu rufen! Wir wollen, dass die Geiseln befreit werden und nicht im Gazastreifen sterben.“

Schwester sah, wie viele ihrer Freunde getötet wurden

Auch Sascha Ariev nimmt an dem Pressegespräch teil. „Meine kleine und einzige Schwester Karina wurde in ihrem Schlafanzug entführt. Sie ist 19 Jahre alt, ein unschuldiger Teenager. Die Fotos zeigen uns, dass sie verletzt wurde. Seit dem Tag ihrer Entführung haben wir nichts von ihr gehört.“

Sie habe das Rote Kreuz kontaktiert. Doch die Mitarbeiter hätten sich in dem Gespräch vor allem gerechtfertigt für die vielen Dinge, die sie nicht täten. „Ich möchte aber keine Rechtfertigungen hören. Stattdessen möchte ich sehen, dass sie handeln. Eine Tat zählt mehr als 1.000 Worte.“

Auch von der 19-jährigen Karina Ariev fehlt jede Spur. Ihre Schwester ruft das Rote Kreuz auf, sich für sie einzusetzen.

Die 24-Jährige erzählt weiter: „Mit Horror habe ich die Berichte der freigelassenen Geiseln gehört. Die Horrortaten, die sie durchleben mussten, sind unbeschreiblich.“ Nicht nur Frauen seien vergewaltigt worden, sondern auch Männer. „Die Bösen haben das selber dokumentiert. Warum bekommen die Organisationen auch nach so langer Zeit keinen Zugang zu meiner Schwester? Jede Geisel hat doch das Recht auf minimale medizinische Versorgung, auf Wasser und Nahrung.“

Sascha sorgt sich auch um das seelische Wohl ihrer Schwester. „Sie ist ein Familienmensch. Ich mache mir Sorgen, dass sie nicht einmal weiß, was mit uns passiert ist. Sie rief uns an, kurz bevor wir den Kontakt zu ihr verloren. Dabei sagte sie panisch: ‚Schließt eure Türen gut ab!‘“ Viele ihrer Freunde, mit denen sie am 7. Oktober zusammen war, seien ermordet worden. „Wer weiß, was sie gesehen hat?

Großvater sorgt sich, ob seine Enkelin genug Brot bekommt

Sascha erzählt von ihrem Großvater: „Er ist Holocaust-Überlebender. Einmal flüsterte er mir zu, sodass meine Oma es nicht hören konnte: ‚Weißt du, ob man ihr wenigstens Brot gibt?‘ Er hat gedacht, dass seine Enkel so etwas nicht mehr erleben müssten. Doch woher soll ich das wissen? Ich weiß doch nicht mehr, ob sie noch lebt.“ Verständnislos erzählt sie: „Und die Welt schweigt!“

Levine erklärt noch einmal: „Das IKRK müsste sich doch eigentlich dafür einsetzen, zu schauen, ob es Lebenszeichen von den Geiseln gibt. Die Stille der vielen humanitären Organisationen schockiert mich. Dabei sind viele der Geiseln noch nicht mal Israelis. Doch selbst Israelis müssten doch die Grundrechte zugestanden werden.“

Die drei Sprecher sind sich einig: „Hier geht es um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ihr ganzes Leben werden diese Menschen damit zu tun habe, ihre Traumata zu verarbeiten. Irgendwas stimmt nicht mit der Welt. Und wenn die ganze Welt zu diesen bestialischen Taten schweigt, stimmt doch offensichtlich unser aktuelles System nicht!“

Am 10. Dezember 1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet. Im Jahr 1950 wurde der 10. Dezember zum internationalen Gedenktag erklärt. (mh)

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3 Antworten

  1. 1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 1990 Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam.
    Für welche Erklärung die UNO (Diener zweier Herren) sich praktisch entschieden hat, wissen wir noch nicht.

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  2. Internationaler Tag der Menschenrechte!
    Kopfschütteln! Wo soll ich anfangen zu schreiben? Bei China, Putin, Assad, Katar, IRAN, Jemen, Saudis, nur einige wenige die Menschenrechte mit Füßen treten, was UNO nicht interessiert oder nur wage mal erwähnt.
    Menschenrecht bedeutet auch, dass man den „Mist der Ampel“ in der BRD boykottieren sollte.
    Jedenfalls möchte ich DANKE sagen zu Menschen, die Friedliebende achten, helfen, human sind, ehrlichen Journalismus betreiben uvm.

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  3. Wir dürfen uns von den schlimmen Ereignissen und Erfahrungen nicht verbittern lassen … jeder möge dort wo er hingestellt ist, etwas für Menschen tun und für seine Seele! JESUS hat uns dieses Leiden in der Welt vorhergesagt und die Juden sind ein Teil von JESUS. GOTT schreibt mit seinem Volk und allen, die ihn lieben Geschichte und er ist der Sieger. AM ISRAEL CHAI

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