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Sieben Tage fröhlich sein vor Gott

Das Sukkot-Fest erinnert Juden an Gottes Fürsorge während der Wüstenwanderung. Freude und Dankbarkeit stehen im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Eine besondere Bedeutung hatte in biblischer Zeit das Wassergussopfer.
Zugunsten der Laubhütten sind die Balkons versetzt angeordnet

„Während der ganzen sieben Tag macht man seine Sukka zum Wohnsitz und sein Haus zum gelegentlichen Aufenthalt.“ Mit diesem Satz fasst die dem Talmud zugrundeliegende Textsammlung, die Mischna, die Bedeutung der Laubhütte beim einwöchigen Sukkotfest zusammen (Sukka 2,9). Es erinnert an die Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten. Juden feiern das Laubhüttenfest ab dem 15. Tag des Monats Tischrei, in diesem Jahr beginnt es am Abend des 13. Oktober.

In der Bibel heißt es dazu: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Dienstarbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun.“ (3. Mose 23,34–36)

Wer eine Laubhütte baut, beachtet bestimmte Regeln: Sie muss mindestens drei Wände haben. Das Dach sollte aus Zweigen bestehen. In der Sukka soll mehr Schatten als Sonne sein, die Sterne müssen sichtbar sein. Viele Häuser in Israel haben versetzte Balkons, weil eine Sukka nicht unter einem Dach errichtet werden darf. Die Laubhütte wird oft mit Früchten und Bildern geschmückt.

In kalten Gefilden reicht es aus, die Mahlzeiten in der Sukka einzunehmen – außer bei sehr ungemütlichem Wetter. Wer eine Reise unternimmt und keine Laubhütte zur Verfügung hat, ist von dieser Pflicht befreit. Frauen müssen nicht in der Sukka sitzen, dürfen aber ebenso wie Männer den entsprechenden Segensspruch sagen, wenn sie es doch tun: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, in der Laubhütte zu wohnen.“ Viele Lokale in Israel haben in dieser Zeit eine große Laubhütte, in der die Angestellten auf Wunsch ihre Gäste bedienen.

Gottesfurcht und Freude ergänzen sich

Das Fest folgt direkt auf die zehn „furchtgebietenden Tage“ der Buße, mit denen das jüdische Jahr beginnt – fünf Tage nach dem Großen Versöhnungstag Jom Kippur. Im Mittelpunkt von Sukkot steht die Freude. Die Verbindung zeigt, dass sich im Judentum Gottesfurcht und Freude ergänzen. „Der Reiz des Ungewohnten, das Vergnügen, alltägliche Dinge auf eine neue, farbige Weise zu verrichten, macht das Laubhüttenfest zu einem sieben Tage langen Picknick, in dem sich tiefe symbolische Bedeutung mit viel Fröhlichkeit verbindet.“ Das schreibt der im Mai verstorbene amerikanisch-jüdische Schriftsteller Herman Wouk in seinem Buch „Das ist mein Gott. Glaube und Leben der Juden“.

Die Festfreude ist bereits in der Bibel geboten. In 3. Mose 23,40–41 steht geschrieben: „Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern.“

Aus der Anweisung mit den Früchten ist der Brauch der „Vier Arten“ entstanden: Jeder Mann sollte einen Palmzweig (Lulaw), drei Myrtenzweige und zwei Bachweidenzweige zu einem Feststrauß zusammenbinden. Als vierte Art kommt der Etrog, eine Zitrusfrucht, hinzu. Jeden Tag außer am Schabbat sprechen Juden einen Segen darüber: „Gelobt seist Du Ewiger unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch seine Gebote und uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen!“

Ultra-orthodoxe Juden begutachten auf dem Markt Etrog-Früchte Foto: Israelnetz/mh
Ultra-orthodoxe Juden begutachten auf dem Markt Etrog-Früchte

In der Zeit der beiden Jerusalemer Tempel war Sukkot nach Pessach und dem Wochenfest Schawuot das dritte große Wallfahrtsfest. Während der gesamten Festwoche fügen Juden das Hallel-Gebet, den großen Lobgesang, in das Morgengebet ein. In der Synagoge gibt es jeden Tag eine Prozession um das Rednerpult (Bima) mit dem Feststrauß und dem Etrog, am letzten Tag findet sie siebenmal statt.

Sukkot ist neben dem Gedenken ein Dankesfest für die Obsternte und die Weinlese. Ein anderer Name lautet denn auch: „Fest des Einsammelns“. Dazu gebietet Gott in 3. Mose 23,39: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag.“

Gebet um Regen

Eine weitere Bezeichnung für Sukkot lautet „Fest des Wassers“. Nach jüdischer Überlieferung entscheidet Gott am letzten Tag des Laubhüttenfestes endgültig über die Regenmenge für das kommende Jahr. Mit diesem Tag beginnen Juden, täglich um Regen zu beten. Den Sommer über bitten sie Gott entsprechend um Tau.

Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels wurde ein Wassergussopfer dargebracht. Dieses beschreibt die Mischna (Sukka 4,9): „Ein goldener Kelch, der einen Liter fasste, wurde mit Wasser aus dem (Teich) Siloah gefüllt. Sobald man zum Wassertor gelangte, wurde ein gedehnter, ein schmetternder und wieder ein gedehnter Ton geblasen. Der Priester stieg die Rampe hinauf, wandte sich zur Linken, wo sich zwei silberne Schalen befanden. Sie hatten je einen Spalt in Form eines feinen Schnabels, die eine einen breiteren, die andere eine schmäleren, damit sich beide gleichzeitig entleerten. Die westliche war nämlich für Wasser, die östliche für Wein bestimmt. Der Priester brachte das Wein- und Wasseropfer dar. Er leerte die gefüllten Kelche, und Wein und Wasser flossen durch die Schnäbel auf den Altar. Von hier strömten sie durch eine gemeinsame Öffnung in die Tiefe.“

Die Tradition des Wassergussopfers greift Jesus auf, als er zum Laubhüttenfest den Jerusalemer Tempel besucht: „Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Johannes 7,37–29)

Zwei Feiertage in Israel

Entsprechend der biblischen Weisung ist im jüdischen Staat Israel der erste Tag des Festes ein gesetzlicher Feiertag. Danach gibt es Halbfeiertage. Schüler haben Ferien, Läden sind kürzer geöffnet als an gewöhnlichen Werktagen.

Am achten Tag – in diesem Jahr am 21. Oktober – ist das Abschlussfest Schemini Atzeret, das in Israel mit Simchat Tora, dem Fest der Freude über die Tora, zusammenfällt. Es ist ebenfalls ein staatlicher Feiertag. An diesem Tag endet die jährliche Tora-Lesung in der Synagoge mit den letzten Versen des fünften Buches Mose (5. Mose 33,1-34,12). Im direkten Anschluss daran wird der erste Wochenabschnitt (1. Mose 1,1-6,8) vorgelesen, weil das Tora-Studium nie unterbrochen werden soll. Juden in der Diaspora feiern die beiden Feste an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Von: Elisabeth Hausen

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