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Gottes Wort hören und tun

Dankbarkeit steht im Mittelpunkt des jüdischen Wochenfestes Schawuot: für die Tora und die ersten Früchte. Auf der Speisekarte stehen Milchspeisen.
An Schawuot danken Juden Gott für die ersten Früchte

Die Apostelgeschichte beschreibt im 2. Kapitel, wie die Jünger den Heiligen Geist empfingen. Anschließend predigte Petrus vor zahlreichen Menschen, die sich wegen des jüdischen Wallfahrtsfestes Schawuot in Jerusalem versammelt hatten. Tausende ließen sich taufen, und die erste christliche Gemeinde entstand. Bis heute feiern Christen deshalb Pfingsten. In diesem Jahr fällt es wie damals mit Schawuot zusammen, das am Abend des 8. Juni beginnt.

Das Fest erinnert an die Gabe der Tora am Berg Sinai. Die Bibel gebietet zu Schawuot: „Das Wochenfest sollst du halten mit den Erstlingen der Weizenernte und das Fest der Lese, wenn das Jahr um ist“ (2. Mose 34,22). Wenn die Bauern in Israel beginnen, den Weizen zu ernten, sollen die Juden also dieses Fest feiern. Auf Hebräisch heißt es „Chag HaSchawuot“ (Fest der Wochen). Der Name weist darauf hin, dass dieses Fest sieben Wochen nach Pessach begangen wird – am 6. und 7. Tag des Monats Siwan. Das ebenfalls genannte Fest der Lese ist im Herbst das Laubhüttenfest „Sukkot“.

Schawuot ist neben Pessach und Sukkot das dritte große Wallfahrtsfest. Dazu ist in 5. Mose 16,16–17 zu lesen: „Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist bei dir, vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an der Stätte, die der HERR erwählen wird: zum Fest der Ungesäuerten Brote, zum Wochenfest und zum Laubhüttenfest. Man soll aber nicht mit leeren Händen vor dem HERRN erscheinen, sondern ein jeder mit dem, was er zu geben vermag, nach dem Segen, den dir der HERR, dein Gott, gegeben hat.“

Die Bibel betont ferner, dass Juden an Schawuot keine Arbeit verrichten sollen – sie stellt das Fest in direkten Zusammenhang mit dem wöchentlichen Ruhetag Schabbat: „Am siebenten Tag aber soll heilige Versammlung sein; da sollt ihr keine Dienstarbeit tun. Und am Tag der Erstlinge, wenn ihr das neue Speisopfer dem HERRN opfert, an eurem Wochenfest, soll heilige Versammlung sein; da sollt ihr keine Dienstarbeit tun.“ (4. Mose 28,25f.) Als einziges Wallfahrtsfest wird Schawuot nicht eine Woche gefeiert, sondern nur zwei Tage. Ausleger führen dies auf das Versprechen des Volkes zurück: „Wir wollen hören und tun“ (5. Mose 5,27). Das Tun stehe im Vordergrund, deshalb könne das Fest nicht so lange dauern.

Die Krone der Tora

Wie bedeutend die Tora ist, wird in vielen Aussprüchen jüdischer Gelehrter deutlich. In einem Kommentar zu 2. Mose 18,20 heißt es etwa: „Drei Kronen sind. Die Krone der Tora, die Krone der Priesterschaft, die Krone des Königtums … Die Krone der Tora ist vor jedermann hingelegt, und wer sie erworben hat, der steht vor Gott da, als hätten die drei vor ihm gelegen, und er habe sie alle erworben.“ (Midrasch Sifre Bemidbar 119)

Weil sie dankbar sind für die kostbare Tora, studieren viele orthodoxe Juden während der ersten Nacht des zweitägigen Festes Gottes Wort. Eine Erklärung dafür lautet, das Volk Israel habe geschlafen, als Gott ihm am Morgen des 6. Tages des jüdischen Monats Siwan die Tora geben wollte. Diese Versäumnis solle durch das nächtliche Bibelstudium korrigiert werden.

Am Fest essen Juden traditionell Milchprodukte, dazu gehört der Käsekuchen. Im biblischen Hohenlied (4,11) heißt es: „Von deinen Lippen, meine Braut, träufelt Honigseim. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon.“ Jüdische Ausleger beziehen dies auf die Tora. Der Zahlenwert des hebräischen Wortes für „Milch“, „Chalaw“, ist 40. Dies erinnert an die 40 Tage und Nächte, die Mose auf dem Sinai verbrachte, bevor er dem Volk die Gebote übergeben konnte. Ferner ist überliefert, dass die Juden am Sinai alle Gebote und damit auch die Speisegesetze auf einmal erhielten. Da die Trennung von Fleisch und Milch für sie neu war, aßen sie vorsichtshalber anfangs nur Milchspeisen.

Eine biblische Bezeichnung lautet „Chag HaKatzir“ (Fest des Erntens), ein weiterer Name ist „Chag HaBikurim“ (Fest der ersten Früchte). Am Schawuot-Fest danken Juden ihrem Gott für die ersten Früchte, die sie in diesem Jahr ernten durften. An den landwirtschaftlichen Bezug erinnert bis heute der Brauch, die Synagogen mit Blumen und frischem Grün zu schmücken.

Nach einer jüdischen Überlieferung hat das Dankopfer noch einen anderen Hintergrund: Als die zwölf Kundschafter aus Kanaan zurückkehrten, beschrieben zehn von ihnen nur negative Aspekte. Das führte dazu, dass die Israeliten Angst vor der Auseinandersetzung mit den Kanaanäern bekamen und letztlich erst 40 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten ins Land kamen. Das Dankopfer an Schawuot könnte demnach auch als eine Art Wiedergutmachung für die Ablehnung der Früchte des Landes Israel infolge der abschreckenden Beschreibung der zehn Kundschafter dienen.

Von: Elisabeth Hausen

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