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Schritt für Schritt zu Gleichberechtigung und Demokratie

Demokratie und Toleranz, Judentum und Israel – gut oder schlecht? In Ägypten ist das derzeit eine Frage der Klassenstufe.
Von Israelnetz

KAIRO (inn) – Die israelische Organisation IMPACT-se (Institut zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen) hat 271 ägyptische Schulbücher untersucht. Sie alle wurden in den vergangenen fünf Jahren veröffentlicht. Damit sind sie Teil einer großangelegten Reform des ägyptischen Lehrplans, die 2018 begann.

Ergebnisse

IMPACT-se bescheinigt Ägypten eine insgesamt sehr gute Entwicklung hin zu UNESCO-Standards der Friedens- und Toleranzerziehung. Der neue Lehrplan fördert Gleichberechtigung und Toleranz gegenüber Minderheiten. Frauen werden zur Teilhabe am öffentlichen Leben ermutigt. In den Lehrbüchern sind Mädchen mit und ohne Kopftuch abgebildet.

Das Lehrmaterial fördert kritisches Denken und selbständige Recherche der Schüler. Themen wie Menschen- und Bürgerrechte, Demokratie und religiöse Toleranz nehmen herausragende Stellungen ein. Antisemitische Inhalte werden aus den Schulbüchern gestrichen.

„Die ägyptische Regierung unter Präsident (Abdel Fattah) al-Sisi hat ihr Versprechen erfüllt, ihren Schullehrplan zu reformieren“, sagt Marcus Sheff, der Geschäftsführer von IMPACT-se, und fügt erklärend hinzu: „Ägypten hat mit 25 Millionen in Schulen eingeschriebenen Kindern das größte Bildungssystem im Nahen Osten und in Nordafrika. Daher ist dieser Prozess der Entfernung von Antisemitismus und anderem Hass aus Schulbüchern ein wesentlicher Beitrag zur Herausbildung einer toleranten ägyptischen Gesellschaft und Region.“

Holpriger Übergang

Der Reformprozess mit dem Namen „Education 2.0“ ist auf die zwölf Jahre von 2018 bis 2030 angelegt und geht schrittweise vonstatten. Die Verantwortlichen nehmen sich in jedem Jahr die Bücher von genau einem Jahrgang vor. Das heißt, dass bislang die Materialien der Klassenstufen 1 bis 5 überarbeitet wurden. Alle anderen Bücher blieben unverändert, obwohl sie jährlich neu gedruckt werden.

Der Lehrplan der Klassen 1 bis 5 fördert auch die friedliche Koexistenz von Islam, Judentum und Christentum. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass das koschere Essen der Juden auch den Halal-Standarts der Muslime genügt. Lektionen, die vergangene Kriege zwischen Israel und Ägypten mit den Kämpfen Mohammeds gegen jüdische Stämme verglichen, wurden entfernt.

Interessanterweise findet sich das einzige verbliebene antisemitische Topos in einem christlichen Lehrbuch: Die Juden hätten Jesus getötet. Dafür behandeln christliche Grundschullehrbücher neuerdings die Verbindung des jüdischen Volkes zu Israel und zum Tempelberg.

Der große Bruch folgt derzeit ab Klasse 6, wo noch die alten Inhalte zum Tragen kommen. Die Juden seien für den Antisemitismus in Europa verantwortlich gewesen, lernen die Schüler. Außerdem hätten sie eine Vorliebe für die Beschäftigung mit Finanzen.

Die Schüler selbst werden von dem Bruch nicht allzu viel mitbekommen. Die Einhaltung des Zeitplans vorausgesetzt, treiben die Fünftklässler die Reform vor sich her, während die heutigen Sechstklässler bis zu ihrem Abschluss mit den alten Materialien arbeiten werden.

Bevorstehende Änderungen

Auch für die kommenden Jahre sind grundlegende Verbesserungen zu erwarten. Materialien der Oberstufe haben vor allem in Bezug auf Israel viel Korrekturbedarf. Der jüdische Staat fehlt auf den Landkarten und wird oft als „zionistisches Gebilde“ bezeichnet – trotz des seit 1979 bestehenden Friedensvertrages zwischen Ägypten und Israel. Dieser wird grundsätzlich positiv bewertet. Dennoch stellen die Lektionen Israel als mögliche Bedrohung dar.

Derweil hat das Bildungsministerium im Jahr 2021 noch einmal nachgebessert. An Grundschulen sollen ägyptische Kinder nun Einblicke in die religiösen Texte und gemeinsamen Werte von Judentum, Christentum und Islam bekommen. Die jüdischen religiösen Texte wurden in Ägypten spätestens seit dem Ende der Monarchie 1953 nicht mehr unterrichtet.

Positive Entwicklungen in der arabischen Welt – mit einer Ausnahme

IMPACT-se hat in den vergangenen Jahren auch vielen anderen arabischen Ländern positive Entwicklungen in ihren Lehrbüchern bescheinigt. Nicht zuletzt die Dämonisierung von Juden und Israel hat zugunsten der Lernziele Toleranz und Frieden nachgelassen. Selbst Katar und Saudi-Arabien haben antisemitische Inhalte entfernt.

In Anbetracht der Datenlage scheint es nur eine einzige Regierung zu geben, die die Erziehung zum Hass sogar noch weiter vorantreibt: Die der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) – gefördert von der Staatengemeinschaft und der EU. (cs)

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16 Antworten

  1. Diese antisemitische Aussage, die Juden haben Jesus gekreuzigt, wird wohl auf ewig bei gewissen christlichen Kreisen verankert bleiben.

    Aber schön zu hören, dass sich in Ägypten doch etwas wandelt.

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    1. Christin. Welche „christliche“ Kreise meinen sie? Ein jeder Nachfolger von Jesus Christus weiß daß das nicht den damaligen jüdischen Menschen zu Zurechnen ist, sondern dem damaligen römischen Imperium. Diese Aussage die sie erwähnen können nur Menschen behaupten die einen Blick in Gotteswort taten, die nur dem „Glauben“ geschenkt haben, was die Prediger von ihren Kanzeln Predigten. Was im übrigen, leider, heute noch geschied. Napoleon sagte einmal folgenden Satz: “ Der Mensch Glaubt alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen“. Deshalb meine Frage an sie; an welcher Stelle steht das, daß die damaligen Juden, Jesus Kreuzigten?

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      1. Welche christliche Kreise? Die, die sich nicht auf der Grundlage der Bibel bewegen. Diejenigen, die die Bibel so interpretieren, wie es ihnen gerade passt. Und die, die Vorträge halten, wie den in Würzburg. Fragen Sie am besten den, der ihn gehalten hat, wo es steht.

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  2. Jeshua starb für die Sünden aller Menschen am Kreuz. Das ist Gottes Plan zur Erlösung .
    IHM sei alle Ehre und Dank in Ewigkeit.

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  3. Richtig, liebe Christin. Menschen bekommen es tagtäglich in Kirchen präsentiert, wo eine “ Figur“
    am Kreuz befestigt ist. Wieso hat den Römern und ersten Christen nicht ein Kreuz gereicht? Nein,
    “ Künstler“ schnitzen einen Menschen. Ich dachte, man soll sich kein Bildnis machen? Zumal keiner anwesend war.
    Im Judentum und im Islam sind menschliche Darstellungen tabu.
    Ich denke nicht, dass sich grundlegend etwas ändert.

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    1. Das ist richtig, wobei ich keine Problem damit habe, dass das Kreuz mit einer Person verbunden ist. Da ist im Christentum der Erlösungsgedanke verankert. Und dieser ist mit der Person Jeshua in unserem Glauben identisch.

      Mein Problem ist, dass man die Bibel so interpretiert wie es einem gerade passt. Roger Liebi hat man bei einem Vortrag gesagt: „Leute, da steht dies aber nicht so“. Mir müssen das lesen was da steht. Mir müssen lesen an wen es gerichtet ist. Dann kommt es auch nicht zu solch Fehlinterpretationen wie vor ein paar Wochen, als jemand eine Bibelstelle mit dem Holocaust in Verbindung brachte. Die Stelle aber einen genau definierte Adressaten hatten: Die Frauen von Jerusalem.
      Ich muss den Kontext beachten. Was ist noch passiert, wie hängt es zusammen. Nennt sich übrigens jüdischen Denken. Unsere gewisse Mitstreiter hier verwenden aber das griechisch/humanistische Denken. Und damit passieren ihren Fehler. Die sie aber nicht erkennen können, da sie sich nicht auf das jüdische Denken einlassen können/wollen. Aber die gesamten Heilige Schrift wurde dem jüdischen Volk offenbart. Und in seinem Denken und Verstehen.

      Nochmals zur Figur: vor Jahren habe ich in Ein Kerem den Shop der dortigen Kirche besucht. Da gab es eine Maria in Olivenholz zu kaufen. Mit dem Rosenkranz. Ich musste raus. Maria war durch und durch Jüdin. Dies ist für mich Missbrauch.

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  4. Gottes Wort sagt: „Ihr Männer von Israel, höret diese Worte: Jesus, den Nazarener, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und Wundern und Zeichen erwiesen, welche Gott durch ihn tat unter euch, wie denn auch ihr selber wißt, denselben, der nach dem festgesetzten Ratschluss und nach der Vorsehung Gottes dahingegeben war, habt ihr durch die Hände der Ungerechten genommen und ihn ans Kreuz geheftet und umgebracht“ (Apg.2,22ff).
    „Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, als der urteilte, ihn loszulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass man euch den Mörder schenke; aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferweckt von den Toten, dessen sind wir Zeugen.“
    Mögen noch viele Menschen (Juden und Heiden) die Liebe Gottes erkennen!
    Lieber Gruß, Martin

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    1. Die Juden. Diese Formulierung ist der Knackpunkt.

      Waren alle Juden – egal wo sie wohnten – an dem Tag in Jerusalem?
      Wie passten „alle Juden“ in den Vorhof, wo sich das Geschehen abspielte?
      Wer hatte das Recht zu kreuzigen? Die Juden oder die Römer?

      Man sollte einfach die praktischen Fragen stellen, spätestens dann merkt man, dass irgendetwas nicht zusammen passt.

      Und an Lothar Walter: da haben Sie die Antwort bekommen, wo es steht. Und von einem derjenigen, der dies immer wieder behauptet.

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    2. Gottes Wort ist sehr praktisch! Lukas 23, 17ff „Er mußte ihnen aber auf das Fest einen losgeben. Da schrieen alle miteinander und sprachen: Hinweg mit diesem und gib uns Barabbas los! …Da rief ihnen Pilatus abermals zu und wollte Jesus freilassen. Sie riefen aber und sprachen: Kreuzige, Kreuzige ihn! Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich habe keine Ursache des Todes an ihm gefunden; darum will ich ihn züchtigen und losgeben. Aber sie setzten ihm zu mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei und das der Hohenpriester nahm überhand.
      Pilatus aber urteilte, dass ihre Bitte geschehe, …“

      L.G. Martin

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      1. Nochmals: wie viele der Juden (100 %) waren in Jerusalem vor Ort? Wie viele der 100 % haben Kreuzige ihn geschrieen?
        Wie viele, Martin?
        Wenn Sie nicht 100 % nachweisen können, sollten Sie sich von der Aussage „DIE Juden“ -also alle Juden – haben Jesus gekreuzigt, verabschieden. Es ist Hetze gegen das jüdische Volk, diese Aussage hat das jüdische Volk Millionen Menschenleben gekostet.

        Hans hat Recht, es war die Obrigkeit, die es forderte. Die geistliche Führung und noch nicht mal die war vollständig dabei. Bibel lesen würde helfen, dies zu verstehen.

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        1. Liebe Christin Sie irren!
          Das ganze Volk Israel hat einen Bund mit Jahwe geschlossen.

          In Josua lesen wir: „Versündigte sich nicht Achan, der Sohn Serachs, am Gebannten, und kam nicht der Zorn über die ganze Gemeinde Israel (die Juden), obgleich er nur ein einzelner Mann war? Ging er nicht zugrunde wegen seiner Missetat?“ (Jos. 22,20)

          Liebe Christin der allmächtige Gott ist vollkommen gerecht in ALLEM.

          Lieber Gruß Martin

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          1. Sie sollten dringend Josua 7 dazu lesen. Hebräisches Denken hätte Sie davor bewahrt, die Stelle von Josua 22, 20 mal wieder falsch zu interpretieren.

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    3. Noch eine wichtige Ergänzung. Viele Menschen, Juden und Christen haben vergessen, dass Gott einen Bund mit dem ganzen Volk Israel geschlossen hat (mit den Juden). „Und alles Volk antwortete einmütig und sprach: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun. Und Mose sagte die Worte des Volks (den Juden) dem Herrn wieder“ (2.Mose19,8).
      Das ganze Volk Israel hatte einen Bund mit dem Bundesgott Jahwe – diesen Bund, den sie nicht gehalten haben. „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloß, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; …“ (Jeremia 31,31ff).
      Lieber Gruß, Martin

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      1. Auch mit den Bündnissen sollten Sie sich noch etwas beschäftigten. Auch da wäre die Anwendung des hebräischen Denkens ausgesprochen hilfreich. Die griechisch-humanistische Denkweise hindert eher.

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  5. Wenn man das Geschehen mal ohne Emotionen nüchtern analysiert, muss man sagen,
    dass die damalige jüdische geistliche Führung Pontius Pilatus erpresste, Jesus zu kreuzigen.
    Sonst müssten die Texte der Evangelisten als nicht wahrheitsgemäß angesehen werden.

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  6. Verzeiht mir bitte! – Aber die vorangegangenen Wortmeldungen würden sich in dieser Art und Weise erübrigen, wenn wir ALLE erkennen würden, dass „dieses alles geschehen musste“, damit alle jene die da glauben, dass Jeschua Messias Israels und Christus der Heiden ist, uns zu Erlösung von Sünde und Tod geschehen ist und JAHWE – Gottes Plan zur Rettung der Menschheit ist! Darum DANKE HERR für deine unvorstellbare Gnade und Güte bis heute und in Ewigkeit!

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