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Duda kommt nicht nach Yad Vashem

Polens Präsident Duda wird nicht zum Weltholocaustforum in Jerusalem reisen. Der konservative Politiker sieht sein Land brüskiert, weil er nicht auf der Rednerliste erscheint.
Spricht von einer „Verfälschung der historischen Wahrheit“: Polens Präsident Duda

JERUSALEM (inn) – Wieder Zoff mit Polen: Staatspräsident Andrzej Duda hat am Dienstag erklärt, er werde nicht am fünften Weltholocaustforum teilnehmen, das am 23. Januar in der staatlichen Jerusalemer Scho’ah-Gedenkstätte Yad Vashem stattfinden soll. Der Grund: Duda sieht sein Land ungerecht behandelt, weil er nicht auf der Rednerliste erscheint.

Dass er nicht reden werde, sei „gegen die Interessen der polnischen Republik“ und eine „Verfälschung der historischen Wahrheit“, begründete Duda seine Entscheidung. Der Staatschef verwies auf die große Anzahl von Polen unter den Opfern von Weltkrieg und Scho’ah. Vorgesehen sind unter anderem Reden von Vertretern der alliierten Siegermächte (USA, Großbritannien, Russland, Frankreich), Deutschlands und Israels. Insgesamt werden mehr als 40 Staatenlenker in Yad Vashem erwartet, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Yad Vashem rechtfertigte die Veranstaltungsplanung noch am Dienstag in einer Pressemitteilung. In Auschwitz-Birkenau seien eine Million Juden getötet worden, „nur weil sie Juden waren, unabhängig von ihrem Herkunftsland“. Die Staatsangehörigkeiten der Auschwitz-Opfer hätten daher keinen Einfluss auf die Identitäten der Repräsentanten, die bei der Veranstaltung Reden halten werden.

Die israelische Scho'ah-Gedenkstätte Yad Vashem ist erstmals Gastgeber des Weltholocaustforums Foto: Andrew Shiva | CC BY-SA 4.0 International
Die israelische Scho’ah-Gedenkstätte Yad Vashem ist erstmals Gastgeber des Weltholocaustforums

Streit mit Putin

Befördert wurde die Entscheidung Dudas offenbar auch durch einen aktuellen Streit mit Russlands Staatschef Wladimir Putin. „Eine Situation, in der der polnische Präsident dasitzt und den falschen Worten Präsident Putins lauscht, ohne reagieren zu können, ist inakzeptabel“, hatte ein Sprecher Dudas erklärt. Putin hatte Ende Dezember Ärger in Polen erregt, als er unter anderem den polnischen Botschafter im Berlin der 30er Jahre als „antisemitisches Schwein“ bezeichnet und die Bedeutung des „Hitler-Stalin-Paktes“ für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs relativiert hatte.

Polen fühlt sich in geschichtspolitischen Debatten immer wieder ungerecht behandelt. Das Land sieht sich als eines der Hauptopfer des Zweiten Weltkriegs, da es sowohl von Hitler, als auch von Stalin ausgeblutet wurde. Gegenüber Hinweisen auf polnische Mittäterschaften reagiert es immer wieder äußerst sensibel.

2018 hatte es mit Israel Streit über ein polnisches Gesetz gegeben, das Äußerungen über eine Komplizenschaft Polens beim Holocaust ursprünglich unter Strafe stellte. 2019 führten Äußerungen von Israels Außenminister Israel Katz über polnischen Antisemitismus zu einem Eklat, an dessen Ende Polens Premierminister seine Teilnahme an einem Gipfel in Jerusalem absagte.

Von: ser

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