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Umfrage: Palästinenser für Konföderation mit Jordanien

Die Palästinenser würden derzeit eine Konföderation mit Jordanien einer Zwei-Staaten-Lösung vorziehen – glaubt man den Ergebnissen einer aktuellen palästinensischen Umfrage. Für die Mehrheit der Befragten ist zudem Großbritannien verantwortlich für das Leid der Palästinenser.
Für 36,3 Prozent der Palästinenser wäre die Gründung eines eigenen Staates mit den Waffenstillstandslinien von 1949 als Grenze die Lösung des Konfliktes

NABLUS (inn) – Die im Westen mehrheitlich bevorzugte Zwei-Staaten-Lösung findet bei Palästinensern wenig Anklang. Auch die Schaffung eines gemeinsamen Staates für Araber und Juden lehnt die Mehrheit der Palästinenser ab. Hingegen könnten sich mehr als 46 Prozent von ihnen eine Konföderation mit Jordanien vorstellen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der An-Nadschah-Universität in Nablus.
Demnach glauben an die Schaffung eines palästinensischen Staates innerhalb der Waffenstillstandslinien von 1949 derzeit nur 33,4 Prozent der Palästinenser. 61,5 Prozent sehen in der gegenwärtigen Situation keine Gelegenheit dafür. Ein Staat in diesen Grenzen wäre zudem nur für 36,3 Prozent der Palästinenser eine endgültige Lösung des Nahostkonfliktes. Für 59,5 Prozent der Befragten wäre der Konflikt auch mit Gründung eines solchen Palästinenserstaates nicht beendet. Die Errichtung eines Staates innerhalb der Waffenstillstandslinien von 1949 mit dem zusätzlichen Austausch von Land lehnen 72,9 Prozent als endgültige Lösung ab. Für 22 Prozent der Befragten wäre dies die Lösung für den Konflikt.
Die Schaffung eines binationales Staates für Araber und Juden lehnt mit 78,6 Prozent die Mehrheit der Teilnehmer ab. 18 Prozent würden dies begrüßen. Hingegen sprachen sich 46,1 Prozent der Befragten für eine Konföderation mit Jordanien aus. Im Gazastreifen befürworten 35,8 Prozent solch einen Zusammenschluss, im Westjordanland waren es 52,1 Prozent. Insgesamt waren 41,3 Prozent der Palästinenser dagegen.

Rund 13 Prozent der Palästinenser kaufen lieber israelische Produkte

In der Umfrage wurde auch das Thema „Boykott israelischer Produkte“ aufgegriffen. 74,9 Prozent der Befragten waren für einen solchen Boykott. 21,9 Prozent lehnten ihn ab. Auf die Frage, ob sie selbst das israelische Produkt kauften, wenn auch ein palästinensisches Produkt zur Verfügung stehe, antworteten 12,8 Prozent mit „ja“. 37,3 Prozent der Palästinenser gaben an, immer palästinensische Produkte zu kaufen. Für 45,6 Prozent der Teilnehmer ist die Qualität der Ware und nicht deren Herkunft ausschlaggebend für den Kauf.
Eine internationale Schutztruppe für die Palästinensergebiete wünschen sich 75,3 Prozent der Palästinenser. Hier waren die Zahlen im Gazastreifen und im Westjordanland ähnlich. 20,3 Prozent der Befragten lehnten solche Truppe ab.

Mehrheit lehnt Wahlverschiebung ab

Die Mehrheit der Palästinenser ist gegen die Entscheidung des Obersten palästinensischen Gerichtes, die palästinensischen Kommunalwahlen zu verschieben. Die Abstimmung sollte Anfang Oktober stattfinden. 57,6 Prozent der Palästinenser lehnten die Verschiebung der Wahl ab, 35,4 Prozent befürworteten diese. Auch der Vorschlag des Gerichtes, die Wahlen sollten stattdessen vorerst nur im Westjordanland stattfinden, fand wenig Anklang. Mehr als 70,4 Prozent der Umfrageteilnehmer waren dagegen, 23,6 Prozent begrüßten die Idee.
Auf die Frage, wer im Gazastreifen gewonnen hätte, wenn die Wahlen stattgefunden hätten, gaben 52,5 Prozent an: „ein Kandidat der Hamas“. Allerdings vertraten nur 20,8 Prozent der Palästinenser aus dem von der Hamas regierten Gazastreifen diese Meinung. Im Westjordanland waren hingegen 70,9 Prozent dieser Ansicht. Insgesamt gaben 23,9 Prozent der Befragten an, ein Fatah-Kandidat würde in Gaza gewinnen.

Großbritannien verantwortlich für Leid der Palästinenser

Die Umfrage ging auch auf das Vorhaben der Palästinensischen Autonomiebehörde ein, Großbritannien aufgrund der Balfour-Erklärung zu verklagen. Mit der Erklärung von 1917 versicherte der damalige britische Außenminister Lord Arthur Balfour, dass die britische Regierung die Schaffung einer „nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“ unterstützt. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas fordert Großbritannien nun auf, die Verantwortung für die Konsequenzen dieser Entscheidung zu übernehmen. Dazu gehöre eine Entschuldigung an das palästinensische Volk für alle dadurch entstandenen „Katastrophen und Ungerechtigkeiten“. Von den Befragten befürworteten 75 Prozent einen solchen Aufruf an die Briten. 17,5 Prozent lehnten ihn ab.
Auf die Frage, ob Großbritannien für die „Katastrophen verantwortlich ist, die über die Palästinenser gekommen sind“, antworteten 79 Prozent der Umfrageteilnehmer mit „ja“. 14 Prozent verneinten dies.
An der Umfrage nahmen 1.362 Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen teil. Die Befragung wurde zwischen dem 13. und 15. Oktober durchgeführt. (dn)Jugendumfrage: Kein potentieller Abbas-Nachfolger (inn)
Umfrage: Nur knappe Mehrheit für Zwei-Staaten-Lösung (inn)

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