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Jetzt dürfen auch Frauen in der Elite-Einheit 669 kämpfen

Künftig können sich auch Frauen für den Dienst bei einer elitären Such- und Rettungseinheit der Luftwaffe bewerben. Eine Gruppe von Klägerinnen sieht es als ihren Erfolg. Doch nicht alle unterstützen die Entscheidung.
Von Israelnetz

TEL AVIV (inn) – Sie retten Kameraden hinter den feindlichen Linien, kommen aber auch in Not geratenen Zivilisten zur Hilfe: Die Soldaten der Such- und Rettungseinheit 669 gehören zur Elite der israelischen Armee und Luftwaffe. In den bald fünfzig Jahren ihres Bestehens hat die Einheit inzwischen ungezählte lebensgefährliche Einsätze hinter sich.

Nun sollen auch Frauen die Möglichkeit haben, als Kämpferinnen in 669 zu dienen. Die Israelische Armee teilte am Freitag mit, Generalstabschef Aviv Kochavi habe „nach eingehender Prüfung“ eine entsprechende Empfehlung des Luftwaffen-Kommandeurs Tomer Bar übernommen. Bislang waren Frauen nach Angaben der Luftwaffe lediglich in nicht-kämpfenden Positionen der 669 eingesetzt, etwa als Sanitäterinnen.

Politische Agenda oder pragmatische Entscheidung?

Den Streitkräften geht es laut eigener Auskunft darum, das Humankapital der israelischen Gesellschaft „bestmöglich zu nutzen“. Die „Times of Israel“ und die „Jerusalem Post“ berichten, dass die Armee betone beziehungsweise in der Vergangenheit betont habe, es handle sich nicht um die Umsetzung einer gesellschaftlichen Agenda, sondern um praktische Erwägungen. Gleichwohl schmückt sich die Luftwaffe in einer Mitteilung damit, dass sie ein Pionier bei der Integration von Frauen in allen Positionen sei.

Israelische Medien bringen die Entscheidung in einen Zusammenhang mit einer Klage, die vier Frauen 2020 vor dem Hohen Gericht erhoben und mit der sie auch eine Öffnung der Elite-Kampfeinheiten gefordert hatten. Deren Anwälte sprachen am Freitag von einem „historischen Tag“. Die Klägerinnen wollten ihre Petition jedoch aufrechterhalten, „bis alle Spezialeinheiten der Armee für Frauen geöffnet sind“.

Auch die Vorsitzende der Arbeitspartei und Verkehrsministerin, Merav Michaeli, ihrerseits eine bekennende Feministin, führt die Entscheidung auf den Druck der Klägerinnen zurück. Es seien gute Neuigkeiten, jedoch seien zugleich „viele Kampfeinheiten immer noch gesperrt für Mädchen“.

Veränderte Einschätzung

Andere sehen den Schritt indes kritisch. Bereits im Jahr 2000 hatte das Frauenkomittee der Knesset die Öffnung von 669 gefordert. Die Armee prüfte die Option im Anschluss, lehnte sie aber schließlich ab. Seinerzeit hieß es, „dass der Körper der Frau den physiologischen Belastungen nicht standhalten kann“. Man habe alle Parameter, „einschließlich Muskelmasse und Knochenstärke“, untersucht.

Der Vorsitzende der rechtskonservativen Noam-Partei, die in der Knesset zur Fraktion „Religiöser Zionismus“ gehört, Avi Maos, kritisiert die jetzige Entscheidung unter Bezug auf die Stellungnahme von damals: „Wurde inzwischen entschieden, dass man sich in den Spezialeinheiten nicht mehr anstrengen muss? Oder hat sich die Muskelmasse der Frauen verändert?“, fragt er.

Unterdessen betont die Armee, die Auswahl erfolge „entsprechend den Einsatzanforderungen“, wie sie von den zuständigen Militärs festgelegt wurden. Alle ausgewählten Personen müssten die notwendigen Bedingungen in Auswahl und Training erfüllen, „um sicherzustellen, dass die Einheit weiterhin die erforderliche Qualität hat“. Bereits jetzt schafft es nur ein kleiner Teil der Bewerber in den tatsächlichen Dienst für 669.

Rettung von Kameraden und Zivilisten

Die Einheit 669 wurde 1974 gegründet – „als eine Lehre aus dem Jom-Kippur-Krieg“, wie es aus der israelischen Luftwaffe heißt. Ihr Logo ist eine Katze, weswegen die 669-Kämpfer auch als „Katzen“ bezeichnet werden. Sie müssen „unter extremen Bedingungen der Unsicherheit und des Drucks arbeiten“. Die Elitesoldaten erlernen Fähigkeiten wie Fallschirmspringen, Klettern, Tauchen und das Springen aus dem Hubschrauber ins Meer.

Die Einheit hat inzwischen unzählige Einsätze hinter sich, ob in Nachbarländern wie Syrien und dem Libanon oder auch im Gazastreifen. Dort war 669 etwa im November 2018 im Einsatz, um Kameraden zu retten, deren Anti-Terror-Operation fehlgegangen war. 1991 war die Einheit an der Operation Salomo, dem Ausflug äthiopischer Juden nach Israel, beteiligt. 669 wird aber auch zur Rettung von Zivilisten, etwa verunglückten Wanderern, entsandt. (ser)

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2 Antworten

  1. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass gesunde und austrainierte Frauen, gerade in Extremsituationen äußerst belastbar sind. Insbesondere ist die Psyche von Frauen nahezu jedem Stress gewachsen, vor allen Dingen, wenn er über einen längeren Zeitraum geht. Mediziner sehen u. a. als Grund die Schwangerschaft und Geburt der Frau als Auslöser der Belastbarkeit. Unter diesen Aspekten halte ich die obige Entscheidung für richtig und auch zukunftsweisend. Auch die Zusammenarbeit von Frauen und Männern unter Extrembedingungen ist psychologisch sinnvoll. Die 669 kann nur profitieren. Shalom Israel.

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    1. Herr Seelig,

      meine unumstössliche Überzeugung ist:

      Frauen sollen Leben schenken. Nicht eliminieren.

      Bspw. Uschis (in DE) schwangerentaugliche Panzer finde ich restwertig peinlich.

      Dass ist Israel bis auf weiteres andere Regeln gelten (müssen). Das leuchtet mir ein.

      Und wenn dann schon israelische (jüdische) Frauen in der IDF ca. 2 Jahre dienen müssen, solange ihnen keine Ausrede einfällt. Dann, meine ich, sollen Ihnen, den tapferen Frauen, auch Spezialeinheiten nicht vorenthalten bleiben.

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