Suche
Close this search box.

„Iraner, wir lieben euch!“

Israelis, die Iraner im Kampf gegen das unterdrückende Regime unterstützen, gibt es viele. Das soll die Social-Media-Kampagne „Israelis Love Iranians“ bezeugen. Die Initiatoren bedienen sich dabei eines Slogans, der schon vor zehn Jahren so ähnlich um die Welt ging.
Von Jörn Schumacher

„Israelis Love Iranians“ – Israelis lieben Iraner: Das ist das Motto einer großen israelischen Social-Media-Kampagne, die Unterstützung für das iranische Volk in seinem Freiheitskampf gegen das islamistische Regime bekunden will. Unter dem entsprechenden Hashtag #IsraelisLoveIranians bekunden derzeit zahlreiche israelische Persönlichkeiten und Organisationen ihre Solidarität mit dem iranischen Volk.

Die Social-Media-Kampagne findet während des ganzen Monats September statt, doch Höhepunkt ist der 16. September. An diesem Tag sind weltweit Demonstrationen für das iranische Volk geplant. Anlass ist das Gedenken an die Tötung der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini, die von iranischen Sittenwächtern zunächst festgenommen und dann offenbar zu Tode geprügelt worden war, weil sie ihren Hidschab nicht richtig getragen haben soll.

Ihr Tod vor einem Jahr war der Auslöser für eine neue Protestwelle in der Islamischen Republik – der bislang größten und längsten seit der Revolution 1979. Am 16. September werden zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen ihre Unterstützung für iranische Demonstranten zum Ausdruck bringen, von denen Hunderte von ihrer Regierung verhaftet, gefoltert und hingerichtet wurden.

Promis, Frauenrechtlerinnen und normale Bürger

Mitbegründerin der Kampagne „Israelis Love Iranians“ ist die Journalistin Emily Schrader. Die Amerikanerin arbeitet unter anderem für das Nachrichtenportal der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“.

Schrader postete im August über das Kurznachrichtenportal „X“ eine Ankündigung, in der es unter dem Hashtag #IsraelisLoveIranians heißt: „Mahsa Amini hat viele zu Protesten und zu zivilem Widerstand gegen das iranische Regime inspiriert. Leider nehmen die Verstöße des Regimes gegen Menschenrechte weiter zu.“

Bereits jetzt wurden in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa große Wandgemälde mit dem Konterfei Mahsa Aminis enthüllt, die zur Unterstützung der iranischen Demonstranten geschaffen wurden. Auf ihrem Instagram-Account veröffentlichte Schrader dieser Bilder. Sie ruft zugleich dazu auf, unter dem Hashtag #IsraelisLoveIranians einen Satz in den Sozialen Medien zu verbreiten, warum man das iranische Volk im Kampf gegen die Unterdrückung durch ihr Regime unterstützt.

Kampagne hat viele Unterstützer

Zahlreiche israelische Persönlichkeiten und Organisationen fördern die Kampagne schon jetzt. Darunter sind etwa die arabisch-israelische Organisation „Gemeinsam – Verbürgt Euch füreinaner“, die amerikanische Non-Profit-Organisation „Komitee für Genauigkeit bei der Nahost-Berichterstattung“ (CAMERA), sowie die Organisationen „StandWithUs“ und „Combat Antisemitism Movement“, die Antisemitismus weltweit bekämpfen. Hinzu kommen die karitative Internationale Zionistische Frauenorganisation (WIZO), das NGO „Tel Aviver Institut“, das Antisemitismus in Sozialen Medien bekämpft, sowie die Frauenrechtsorganisation „the 49%“.

Außerdem gehören bekannte Persönlichkeiten zu den Unterstützern wie etwa der israelische Judoka und Olympiateilnehmer Sagi Muki, der „Mixed Martial Arts“-Kämpfer Natan Levy, die israelischen Models Orin Julie und Model Nataly Dadon, die Schauspielerin Swell Ariel Or, der Erfinder der Fernsehserie „Fauda“, Avi Issacharoff oder der arabisch-israelische Sozialaktivist Joseph Haddad. Auch die Kosmetik-Unternehmerin Ashley Waxman Bakshi und der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan werden an der Kampagne teilnehmen. In einem Video der Organisation „StandWithUs“ bezeugen mehrere junge jüdische Bewohner Israels ihre Unterstützung für das Volk im Iran.

Auf den 16. September fällt in diesem Jahr auch das jüdische Neujahrsfest Rosch HaSchanah. Mitorganisatorin Schrader sagte laut einem Bericht der „Jerusalem Post“, gerade an diesem Tag gehe es darum, deutlich zu machen: „Die Iraner sind nicht unsere Feinde, sondern unsere Verbündeten im Kampf gegen ihre eigene Regierung, die überall Gewalt und Terror verbreitet.“

Bekannte Botschaft aus Israel – damals noch auf Facebook

Es ist nicht das erste Mal, dass die Botschaft „Israelis lieben Iraner“ im Internet die Runde machte. Bereits im Jahr 2012 rief der Tel Aviver Ronny Edry über Facebook eine Social Media-Kampagne ins Leben, die in kurzer Zeit weltweit Menschen zum Mitmachen animierte.

Unter dem Motto „Israel loves Iran“ hatte der Israeli bei Facebook zunächst nur ein Foto von sich und seiner Tochter hochgeladen. Darunter stand der Text: „Iraner, wir werden niemals euer Land bombardieren. Wir lieben euch.“ Im Jahr 2012 gingen Gerüchte um, nach denen Israel einen Angriff auf den Iran plane. Innerhalb weniger Monate schlossen sich viele Tausend Menschen Edrys Botschaft an, und es entstanden sogar weitere Gruppen mit ähnlichem Hintergrund.

Sogar ein palästinensisches Pendant mit dem Namen „Palestine loves Israel“ (Palästina liebt Israel) wurde gegründet. Deren Initiatorin war eine 30-jährige Deutsch-Palästinenserin aus München. Sie ließ sich von der Initiative „Israel loves Iran“ inspirieren und sagte damals im Israelnetz-Interview: „Ich weiß genau, dass eine Freundschaft zwischen Israelis und Palästinensern möglich ist und tatsächlich auch stattfindet.“

Edry beschrieb gegenüber Israelnetz, wie die Menschen auf seiner Facebook-Seite aus unterschiedlichen Kulturen auf einmal in einen Austausch kamen. Sie diskutierten politisch, luden Fotos von sich hoch und schrieben sich Kommentare. Der Israel stellte sein Projekt auf internationalen Tagungen vor und machte es so noch bekannter. Im Oktober dann fuhren sogar 70 Busse durch Tel Aviv, die den Slogan „Wir lieben euch“ als Plakat trugen. Das Geld für diese Aktion wurde in einer Online-Spendenaktion gesammelt.

Das Internet könne durchaus dazu dienen, Frieden zu stiften, zeigte sich Edry überzeugt. „Uns Israelis es nicht erlaubt, nach Syrien, in den Libanon oder in den Iran zu fliegen. Jedoch kann ich mich über das Internet mit den Leuten treffen, mit ihnen reden und mit ihnen befreundet sein. Das ist ein guter Weg, um mit dem Frieden zu beginnen.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Eine Antwort

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen