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„Invictus Games“ erstmals mit israelischer Beteiligung

Für kriegsversehrte Soldaten gibt es seit 2014 die „Invictus Games“. Bei der Deutschland-Premiere sind erstmals israelische Sportler am Start.
Von Israelnetz

DÜSSELDORF (inn) – Bei den „Invictus Games“ treten ehemalige Soldaten gegeneinander an, die sich im Dienst körperliche oder seelische Verletzungen zugezogen haben. Initiator war 2014 der britische Prinz Harry. In diesem Jahr sind die Spiele erstmals in Deutschland – und Israel nimmt zum ersten Mal daran teil.

Aus 21 Nationen kommen die 550 Veteranen, die sich ab Samstag in Düsseldorf in zehn Sportarten miteinander messen werden. Dabei geht es nicht vorrangig um Medaillen, sondern um den gemeinsamen Wettkampf von Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Der lateinische Ausdruck „invictus“ bedeutet „unbesiegt“. Die Teilnehmer der Spiele haben nach einer traumatischen Erfahrung ins Leben zurückgefunden.

Von der Kriegsverletzung zum Tischtennis

Einer der israelischen Teilnehmer ist Boas Tabib. Er diente im Ersten Libanonkrieg als Fallschirmjäger einer Infanteriebrigade. 1982 wurde er sehr schwer verwundet: Er erlitt Verbrennungen und verlor alle zehn Finger. Zudem wurde sein Sehvermögen beeinträchtigt, und er muss seither mit einem Tinnitus leben.

Nach 13 Monaten intensiver Rehabilitation konzentrierte er sich auf den Sport. Dabei ermutigten ihn verwundete Kameraden im Rehazentrum, die neue Herausforderung anzugehen. Mit einer besonderen Prothese begann Tabib, Tischtennis zu spielen. Er erreichte ein professionelles Niveau und nahm zehn Jahre nach seiner Verwundung an den Paralympischen Sommerspielen in Barcelona teil.

Der Vater von drei Kindern betont, dass er sich nicht durch seine Behinderung definieren lassen will. Er sagt: „Alles, was man im Leben erreichen kann, ist ein Augenblick des Triumphs. Nichts sollte selbstverständlich genommen werden.“

Botschafterin Hotovely: Israel kann Kompetenz weitergeben

Die ersten „Invictus Games“ wurden 2014 in London ausgetragen. Dort ist Zippi Hotovely derzeit die israelische Botschafterin. Sie würdigte die Spiele als „eine außergewöhnliche Gemeinschaft, die es Israel ebenso wie israelischen Veteranen nicht nur ermöglichen wird, sich mit Kollegen aus aller Welt zu vernetzen und an einer wunderbaren Veranstaltung teilzunehmen“. Sie könnten auch Wissen und Kompetenz weitergeben, „die Israel in den Bereichen Rehabilitation, mentale Gesundheit und Gemeinschaftsgeist erworben hat“.

Die Leiterin der Abteilung für Rehabilitation im Verteidigungsministerium, Limor Luria, teilte nach der Aufnahme Israels mit: „Wir sind sehr dankbar für den warmen Empfang in der Invictus-Gemeinschaft der Nationen. Es ist eine Freude, an der wichtigen Arbeit der Invictus-Spiele-Stiftung teilzuhaben, unsere eigene Erfahrung auf dem Gebiet der Genesung im Sport weiterzugeben und von der Gemeinschaft zu lernen.“

Der Antrag über den Austragungsort kam am 8. November 2019 im Bundestag zur Abstimmung. Es ging darum, die „Invictus-Games – Das Sportereignis der versehrten Soldatinnen und Soldaten als deutliches Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung nach Deutschland zu holen“. Eingereicht hatten ihn die CDU/CSU und die SPD. Diese Fraktionen stimmten ebenso dafür wie AfD, Bündnis 90/die Grünen und FDP.

Die Linke lehnte den Antrag hingegen ab. Sie begründete dies damit, dass es „mit Paralympics, Deaflympics und Special Olympics sowie weiteren inklusiven und behindertenspezifischen Möglichkeiten des organisierten Sports gute Angebote auch für ehemalige Militärangehörige mit Behinderungen“ gebe. Zudem kritisierten sie die Ausrichtung eines Sportereignisses, das „allein kriegsversehrten Soldaten gewidmet“ sei. Dadurch begebe es sich in Gefahr, „militärisches Töten zu glorifizieren“.

Harry rief Spiele nach Afghanistan-Einsatz ins Leben

Prinz Harry hatte hingegen einen anderen Blickwinkel, als er die Spiele ins Leben rief. Er war von 2007 bis 2008 als Offizier der britischen Armee in der afghanischen Unruheprovinz Helmand eingesetzt. Dort sah er viele verwundete Soldaten. „Auf dem Rückflug von diesem – seinem ersten – Einsatz flogen er und seine unversehrten Kameradinnen und Kameraden mit drei Schwerverletzten zurück. Dieser Flug wurde zur Geburtsstunde der Invictus Games“, heißt es auf der Website der Invictus-Games-Stiftung.

Aus großer Nähe sah Harry erstmals, welche Verletzungen improvisierte Sprengfallen verursachen. Ihm sei deutlich geworden, dass das Leben seiner Kameraden nicht mehr das gleiche sein würde. „Die Bilder und Gedanken ließen Harry nicht los.“ Er wollte Antworten darauf finden, wie Soldaten nach schwersten Verletzungen und seelischen Traumata zurück ins Leben finden.

Harry, der in Düsseldorf vor Ort ist, sagt zu der Veranstaltung: „Das Herz von Invictus ist die unglaubliche Geschichte von Wettkämpfern, die durch den Wehrdienst zusammengebracht wurden und nun durch den Sport vereint sind.“

Auch Ukraine und Jordanien vertreten

Nach dem Auftakt in London gab es „Invictus Games“ bislang im kanadischen Toronto, in Orlando im US-Bundesstaat Florida, in der australischen Stadt Sydney und 2020 im niederländischen Den Haag. Im Jahr 2025 soll es Spiele in Vancouver und Whistler geben – dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010 im Westen Kanadas.

Neben Israel ist auch Kolumbien dieses Jahr zum ersten Mal dabei. Zu den weiteren Nationen, deren Veteranen bei den „Invictus Games“ antreten, gehören Deutschland, die Ukraine und Jordanien. Begrüßt werden die Athleten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), zum Abschluss ist eine Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplant.

Die Spiele in Deutschland vom 9. bis 16. September stehen unter dem Motto: „Ein Zuhause für Respekt“. Gastgeber sind die Bundeswehr und die Stadt Düsseldorf. Eine Live-Übertragung der Wettkämpfe ist auf Facebook zu sehen. (eh)

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2 Antworten

  1. Prinz Harry war mit Verteidigungsminister Pistorius und einem Teilnehmer im ZDF Sport Studio.
    Kritik an der Veranstaltung gab es von der Partei „Die Linke“ sie würde den Krieg verherrlichen.
    Ich verstehe nicht, wie Menschen die durch Kriege verletzt wurden den Krieg verherrlichen sollen. Es zeigt doch eher Folgen des Krieges, die man nicht haben möchte.

    2

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