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Gottes Bekenntnis zum jüdischen Volk

Zum Abschluss der Antisemitismuskonferenz erfahren die Teilnehmer in einem Gottesdienst, wie Heidenchristen das Volk Israel entwerteten. Dabei habe sich Gott unmissverständlich zu den Juden gestellt.
Von Elisabeth Hausen

SCHWÄBISCH GMÜND (inn) – Mit einem Gottesdienst ist am Dienstag die Antisemitismuskonferenz in Schwäbisch Gmünd zu Ende gegangen. In seiner Predigt wies der Vorsitzende der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) in Deutschland, Gottfried Bühler, darauf hin, dass die ersten christlichen Gemeinden ausschließlich aus Juden bestanden.

Die erste Kirche habe sich zu Gottesdiensten im Jerusalemer Tempel getroffen und den Schabbat gehalten. Sie habe weder Weihnachten noch Ostern gefeiert, aber Pessach. Die Christen hätten koscher gegessen.

Bühler verwies auf Apostelgeschichte 3,1: „Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit.“ Die neunte Stunde sei die Zeit des Nachmittagsopfers (Mincha) gewesen. Neue Gemeinden, wie etwa in Beröa (Apostelgeschichte 17), seien in Synagogen gegründet worden. Paulus und andere Missionare hätten ausschließlich aus dem Alten Testament gepredigt.

Apostelkonzil: Nichtjuden in jüdische Familie aufgenommen

Das Apostelkonzil (Apostelgeschichte 15) habe dann Nichtjuden in der jüdischen Familie willkommen geheißen: Es habe verfügt, dass Heidenchristen keine Beschneidung bräuchten und nicht koscher essen müssten, führte Bühler weiter aus. Nun sei Gemeinschaft zwischen Christen aus Judentum und Heidentum möglich gewesen.

Doch etwa 100 Jahre später habe der bedeutendste Theologe des 2. Jahrhunderts, Melito zu Sardes, in seiner Osterhomilie geschrieben: Die Tora sei bewundernswert gewesen, bevor das Evangelium erstrahlte. Damit habe er das Volk Israel entwertet, sagte Bühler. Er habe Juden als „Gottesmörder“ gebrandmarkt und eine verheerende Kampagne ausgelöst, deren Blutspur bis nach Auschwitz führe.

Die Eigenbezeichnung „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (2. Mose 3,15) sei hingegen ein deutliches Bekenntnis zum jüdischen Volk, zu Jerusalem und Israel. Den Bund mit Abraham habe Gott wortwörtlich an Isaak und Jakob wiederholt. Das Kernstück bilde die Landverheißung. Es gebe „kein anderes Volk mit einem offiziellen von höchster Ebene autorisierten Dokument für ein eigenes Land“, merkte Bühler an. In Antisemitismus sieht er eine „Verleugnung und Ablehnung des Gottes Israels“.

„Wir sind alle durch einen Juden gerettet“

Vor dem Abschlussgottesdienst hatte Howard Bass über die Frage referiert, ob es möglich sei, Antisemitismus durch das Evangelium zu überwinden. Er ist Pastor einer messianischen Gemeinde im südisraelischen Be’er Scheva. „Wir sind alle durch einen Juden gerettet“, sagte er. „Genauer: durch einen israelischen Juden.“ Er sei der „einzige Retter, den wir haben“. Antisemitisch sein heiße zuerst: gegen Gott zu sein.

Der messianisch-jüdische Pastor forderte Nichtjuden auf, sich zu erheben, wenn etwas Antisemitisches gesagt werde. „Der Heilige Geist wird uns helfen, besser zu verstehen, wann und was wir sagen sollen.“ Humanistische Ansätze würden gegen Antisemitismus nicht wirken

Die auch auf der Konferenz gehörte Äußerung, Christen aus Deutschland könnten den Juden nicht das Evangelium weitersagen, hält Bass für nicht wahr. Christen sollten Juden sagen, wie großartig ihr Gott sei. Die Juden würden das möglicherweise nicht akzeptieren. Dann „lass den Heiligen Geist wirken“. Wichtig sei es, das Evangelium in Liebe zu erzählen. „Lass nicht den Teufel dich zum Schweigen bringen über die Wahrheit Gottes.“

Ein Heide habe ihm selbst zur rechten Zeit das Evangelium gesagt. „Ich bin Gott dankbar. Jetzt kenne ich die Wahrheit auch.“ Bass verwies auf Paulus, der Heidenchristen auffordert, Juden zur Eifersucht zu reizen (Römer 11,11).

Als Christ unter Juden leben

Benjamin Funke erzählte von seinem Leben als Christ in Israel. Vor sieben Jahren habe er Deutschland verlassen und „eine Familie geheiratet“ – eine Frau mit drei Kindern. An ihrem Wohnort nahe Samaria, in Sichtweite von Dschenin, seien sie die einzigen Christen unter Juden.

Nach seiner Ankunft habe er sich als Fremder und entwurzelt gefühlt. Er könne nun Flüchtlinge oder Asylsuchende in Deutschland verstehen. Nachbarn hätten ihm geholfen, auch Überlebende der Scho’ah, sagte Funke.

Er sei eingeladen worden, biblische Feste wie das Laubhüttenfest Sukkot mit Juden zu feiern. Am Fest der Freude über die Tora, Simchat Tora, habe ein Rabbiner ihn abgeholt. „Auf die Zehn Gebote tanzen mit Technomusik“ sei eine besondere Erfahrung. Zwischendurch werde je ein Gebot vorgelesen. Juden hätten ihn mit hineingenommen in ihr religiöses Leben.

Gespräche über den Glauben beginnt Funke mit der Frage: „Welche Erfahrungen hast du mit Gott gemacht?“ Dann folge eine Gegenfrage. Er könne ganz offen sprechen.

Die Konferenz „Antisemitismus heute“ lief vom 24. bis 26. September im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Veranstalter waren die „Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel“ (amzi), „Christen an der Seite Israels“ (CSI), der „Evangeliumsdienst für Israel“ (edi), die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ), der Schönblick und die Christliche Medieninitiative pro, zu der auch Israelnetz gehört.

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6 Antworten

  1. Ich glaube daran, dass der liebe Gott für Sein Volk und die eingepfropften Zweige noch viel Gutes tun wird. Wir müssen auch dazu beitragen. Das weiße Licht während des Sechstagekriegs 1967 ist ein Zeichen von Gott, das Scheitern des Attentats gegen den Polnischen Papst ist ein anderes Zeichen von Gott, dass die Gottlosen am Ende ihr Ziel verfehlen werden. Das Christentum wird in vielen Ländern zu guten, Israel-freundlichen Formen gebracht werden. Nur in Deutschland habe ich so meine Zweifel, häufig war es so, dass das Böse gegen das Gute am Ende gewann. Und die vielen Formen des heutigen deutschen Antisemitismus: Rechter Antisemitismus, linker Antisemitismus, antisemitische Verschwörungstheorien gegen Corona, muslimischer Antisemitismus usw. zeigen mir.dass Deutschland in Europa ein Land ist, das immer wieder zurückfällt in alte antisemitische Verfehlungen. Auch sonst funktioniert in Deutschland nicht mehr viel, es gibt zuviele Verrückte, zu wenig Gescheite in der Öffentlichkeit, miserable Politik . Während die Krankheit der Franzosen mittlerweile bekämpft werden kann, so ist die Krankheit der Deutschen wieder da.
    Das Schlafen fällt auch heute schwer, wenn man an Deutschland denkt:
    „Die Gedanken von Heinrich Heine sind jetzt auch meine.
    Ich schaue mit Sehnsucht nach Frankreich mit all seiner Pracht,
    in das Land der Liebe, doch hier geblieben werde ich ganz bleich:
    Denk ich an Deutschland bei Nacht,
    so bin ich um den Schlaf gebracht.“

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  2. Das Herausragende an der Antisemitismuskonferenz waren die vielen konstruktiven Impulse, wie jeder persönlich Antisemitismus entgegentreten kann.
    All die destruktive Miesmacherei, die man so häufig in den Kommentarspalten antrifft, trägt in sich keinerlei Potenzial, Dinge zum Guten hin zu verändern.
    Die vielfältigen Vorträge und Inputs bei der Antisemitismuskonferenz waren dagegen ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man Ansätze und Umsetzungen für positive Veränderungen finden kann.

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  3. Die Konferenz „Antisemitismus heute“ lief vom 24. bis 26. September im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Claudia Roth war nicht dabei. Schade.

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    1. Das sehe ich auch so. Es ist wichtig, alle Konfessionen der Bibel dabei zu haben. Der Dialog zwischen Protestanten, Katholiken, Alt-Katholiken, Evangelikale Christen, Freie Christen un dasgleiche mit „innen“ ist wichtig. Jede Konfession hat eine eigene antisemitische Vergangenheit. Die heutige Zeit ist erneut schlecht.

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