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Flaggenmarsch, Provokationen und Blumengrüße

Anlässlich des Jerusalemtages mahnt Präsident Herzog die Israelis erneut zur Einheit. Arabische Länder verurteilen Provokationen am Rande des Flaggenmarsches durch die Altstadt.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog hat seine Landsleute erneut vor den Gefahren innerer Zerstrittenheit gewarnt. Er sprach am Donnerstagabend bei einer offiziellen Zeremonie auf dem Munitionshügel zum Jom Jeruschalajim (Jerusalemtag). Dieser erinnert an die Wiedervereinigung Jerusalems nach dem Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967.

Herzog zitierte jüdische Gelehrte mit dem Satz: „Sinnloser Hass hat Jerusalem zerstört.“ Die Aussage bezieht sich auf die Zerstörung der Stadt durch die Römer im Jahr 70 nach Christus. Im Judentum gibt es den Ausdruck „Sin’at Chinam“ – „sinnloser Hass“. Er bezieht sich auf Hass von Juden gegen andere Juden. Das jüdische Volk müsse aus Lektionen wie der Zerstörung Jerusalems lernen – und das Gelernte in Taten umsetzen.

Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) ging in seiner Rede auf den vieldiskutierten Flaggenmarsch ein. Dabei strömen Tausende Israelis mit Flaggen durch die Jerusalemer Altstadt zur Klagemauer. Die US-Regierung hatte wie in den beiden Vorjahren Israel aufgerufen, die Route des Marsches zu ändern, so dass er nicht durch das muslimische Viertel führen würde.

Netanjahu ging, anders als vor zwei Jahren, nicht auf die Forderung ein. Er habe eine Botschaft an die Terrorgruppen im Gazastreifen senden wollen, dass Israel Drohungen nicht nachgebe. „Trotz der Drohungen und, ich sage Ihnen, wegen der Drohungen habe ich angeordnet, den Flaggenmarsch mit seinen vielen Teilnehmern auf der ursprünglichen Strecke abzuhalten.“

Zusammenstöße zwischen Marschteilnehmern und Arabern

Anders als 2021, als die Hamas Raketen auf Jerusalem abgefeuert hatte, blieb es diesmal ruhig; die Terrorgruppen setzten ihre Drohungen nicht um. An der Grenze zum Gazastreifen gab es allerdings palästinensische Proteste. Nach Angaben der Armee warfen Demonstranten Sprengsätze auf den Sicherheitszaun. Die Truppen schossen mit scharfer Munition auf die Angreifer, um die Menge zu zerstreuen.

In Jerusalem selbst kam es im Vorfeld des Marsches zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen einigen Teilnehmern und arabischen Anwohnern. Juden schlugen laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ Araber und bedrängten Journalisten. Zudem waren nahe des Damaskustores rassistische Sprechchöre zu hören wie „Tod den Arabern“ oder „Möge euer Dorf abbrennen“.

Die Polizei nahm zehn Personen fest. Unter ihnen waren linke Aktivisten, die eine Schnellstraße im Westjordanland zeitweise blockierten, um Siedler auf dem Weg zum Marsch aufzuhalten. Andere hatten Palästinenser provoziert. Eine Gruppe warf Steine, Flaschen und Fahnenstangen auf mehrheitlich muslimische Reporter beim Damaskustor und beschimpften sie. Mehrere Menschen erlitten Kopfverletzungen. Die Polizei sprach hier von zwei Festnahmen.

Alternative Route und Blumenmarsch

Wegen des Marsches waren Händler im muslimischen Viertel angehalten, ihre Läden zu schließen. Manche Teilnehmer zogen es vor, durch das armenische Viertel zu marschieren.

Ein paar Stunden zuvor hatten Israelis zum neunten Mal einen Blumenmarsch veranstaltet. Mehrere Hundert Menschen verteilten dabei Blumen an Bewohner des muslimischen, christlichen und armenischen Viertels. Vor „Rassismus und Hetze“, die sie auf dem Flaggenmarsch erwarteten, wollten sie die Botschaft „Liebe, Inklusion, Solidarität“ verbreiten.

Foto: Uwe Heimowski
Die Mehrheit der Feiernden am Jom Jeruschalajim blieb friedlich

Kritik an Tempelbergbesuch israelischer Politiker

Für Unmut in der arabischen Welt sorgte ein Besuch von israelischen Politikern auf dem Tempelberg. Zu ihnen gehörten der Minister für die Entwicklung von Negev und Galiläa, Jitzchak Wasserlauf (Jüdische Stärke), sein Parteigenosse Jitzchak Kroiser und drei Likud-Abgeordnete. Die Außenministerien Ägyptens, Bahrains, Jordaniens und der Vereinigten Arabischen Emirate rügten die „Stürmung“ des Geländes. Die Türkei schloss sich den Vorwürfen an.

Insgesamt fanden sich etwa 1.200 Juden auf dem Tempelberg ein – halb so viele wie im vorigen Jahr. Eine Gruppe erregte besonderen Anstoß bei Muslimen, weil sie offen betete. Der „Status quo“ sieht vor, dass Juden nur zu bestimmten Zeiten unter strengen Einschränkungen auf einer festgelegten Route das Gelände besuchen dürfen. Beten ist ihnen dort untersagt.

Aus Ägypten hieß es, das israelische Verhalten habe darauf abgezielt, palästinensische Gläubige zu schikanieren und die Gefühle der palästinensischen Bevölkerung zu provozieren. „Die Al-Aqsa-Moschee ist eine rein muslimische Stiftung.“

Jordanien sprach von „provokativen Aktionen“, die „inakzeptabel“ seien. Sie hätten sich „unter dem Schutz der israelischen Polizei“ ereignet. Vor dem Flaggenmarsch betonte das Außenministerium: „Israel hat keine Souveränität über Jerusalem und die heiligen Stätten, und Ostjerusalem ist besetztes palästinensisches Land.“

USA kritisieren rassistische Äußerungen

Kritik an dem Besuch auf dem Tempelberg kam auch aus den USA. Zudem äußerte sich das Außenministerium zum Flaggenmarsch: „Wir verurteilen unmissverständlich rassistische Sprache jeglicher Form. Hasserfüllte Sprechchöre wie ‚Tod den Arabern‘ sind unerhört und inakzeptabel.“

Das Ministerium rief eine Äußerung von US-Präsident Joe Biden (Demokraten) in Erinnerung: „Jerusalem ist zentral für die nationalen Visionen sowohl der Palästinenser als auch der Israelis.“ Es müsse eine „Stadt für alle seine Leute sein“. Weiter hieß es: „Als Israels enger Partner und Freund rufen wir die israelische Führung auf, solche abscheuliche Sprache zu verurteilen.“ (eh)

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7 Antworten

  1. Aus der israelischen Unabhängigkeitserklärung:
    „Allen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht wird soziale und politische Gleichberechtigung garantiert. Das gilt ebenso für die Freiheit des Glaubens, des Gewissens, der Sprache, Erziehung und Kultur. “
    Umgekehrt soll das aber nicht gelten: Jüdische israelische Bürger dürfen an ihrem heiligsten Ort nicht beten, weil es den Moslems nicht passt. Das ist einfach unglaublich!!!

    Und dann noch das:
    Kritik an dem Besuch auf dem Tempelberg kam auch aus den USA.
    „Wir verurteilen unmissverständlich rassistische Sprache jeglicher Form. Hasserfüllte Sprechchöre wie ‚Tod den Arabern‘ sind unerhört und inakzeptabel.“
    „Als Israels enger Partner und Freund rufen wir die israelische Führung auf, solche abscheuliche Sprache zu verurteilen.“
    Ach, Herr Biden, meinen Sie nicht, die israelische Führung schafft das auch ohne Ihre Einmischung?

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    1. Ja, ohne Einmischung von Herrn Biden ginge es auch, wobei man vermuten könnte, sonst hat er ja keine Einmischung mehr, denn die Arabische Liga, bzw. China, braucht ihn nicht, andere auch nicht. Nur die BRD hechelt ihm nach. Auch wegen Waffen pro Ukraine.
      Was ich nicht gut finde, dass “ Tod den Arabern“ gerufen wurde, wenn schon, sollte man sie als Arabische Terroristen benennen oder Pal- Terroristen. Viele Araber in Israel wollen friedlich mir Israelis leben.
      Und Fakt ist nun mal, dass der Tempelberg allen gehört, vor allem uns Juden. Unsere Tempel standen dort. Egal was UNrechtsverein dazu meint, Jordanien oder der Lügner Abbas. Hanije/Hamas benutzt die Jugend in Gaza zum Töten, verheizt sie, ebenso Jugendliche in Ost- Jerusalem.
      Jedenfalls erfreuen sie sich schon wieder über Millionenspenden aus der BRD. Nicht das normale Arab. Volk, die Führer und Juden-Mörder, die davon bezahlt werden von Abbas.
      Shavua tov, Shalom.
      Alles wie gehabt.
      OT:
      Nachdem von der Arab. Liga der Massenmörder Assad wieder aufgenommen wurde, plädierte jetzt Bin Salman/Saudi Hilfe für einen Pal-Arab. Staat. Frage? Nimmt er dazu die Waffenlieferungen aus Deutschland? Gegen Israel?

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    2. Ostjerusalem wurde im Krieg von 1967 erobert und 1980 annektiert, und seitdem feiern die israelischen Behörden jedes Jahr die so genannte „Wiedervereinigung“ der Stadt mit einem Feiertag, dem Jerusalem-Tag. Für diesen Tag hat sich eine Tradition entwickelt, dass Tausende von jüdischen Israelis und zionistischen Anhängern aus dem Ausland mit israelischen Flaggen durch das besetzte Ostjerusalem marschieren, antipalästinensische Parolen skandieren, singen und die palästinensische Bevölkerung einschüchtern.

      Der UN-Teilungsplan wies Jerusalem und seine Umgebung (einschließlich Bethlehem) als „corpus separatum“ aus – eine entmilitarisierte internationale Zone, in der der Zugang zu den heiligen Stätten für jedermann gewährleistet sein sollte. Damit sollte ausgeschlossen werden, dass Jerusalem die Hauptstadt des Staates Israel würde. Die israelischen Streitkräfte eroberten Westjerusalem im Krieg von 1948 und machten Jerusalem zur Hauptstadt Israels, was von der internationalen Gemeinschaft als unrechtmäßig kritisiert und nicht anerkannt wurde. Im Jahr 1980 erließ Israel das „Jerusalem-Gesetz“ und annektierte nicht nur Ostjerusalem, sondern auch ein Gebiet von 70 Quadratkilometern um die Altstadt, das viele Städte und Dörfer einbezog, die zuvor nicht zu Jerusalem gehört hatten. Der UN-Sicherheitsrat reagierte mit der Resolution 478, in der die Annexion verurteilt wurde. Donald Trump hat 2017 Jerusalem als „faktische“ Hauptstadt Israels anerkannt. Alle anderen Länder der Welt ( mit Ausnahme von Guatemala, Honduras und CSR) erkennen Jerusalem nach wie vor nicht als Hauptstadt an.

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  2. Keine „Einmischung“ durch die USA? Dann kann Israel aber gleich zumachen. Ohne die USA ist Israel nicht lebensfähig.

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    1. Es ist Nicht-Muslimen erlaubt auf den Tempelberg zu gehen. Zwar nur zu bestimmten Zeiten, aber erlaubt. Sollte man auch in der arabischen Welt wissen.

      Was Jordanien angeht, als diese Ostjerusalem besetzt hatten, war es für sie kein Problem. Vielleicht mal nachdenken, welches Recht sie zwischen 1949 und 1967 für sich beanspruchten.

      Und Herr Biden: schön, dass Sie sagen, dass Jerusalem eine Stadt für alle sein müsste. Genau dies garantiert Israel. Zwischen 1949 und 1967 durfte kein Israeli die Klagemauer besuchen. Ich hoffe, Sie können den Unterschied erkennen, Herr Biden!

      Und ja: Tod den Arabern geht genauso wenig wie Tot den Juden. Bei letzterem haben manche Zeitgenossen aber kein Problem dies zu verteidigen.

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    2. Herr Luley, “ zumachen“, was heißt das für Sie? Israel abschaffen, damit SIE glücklich sind? Als Frage gestellt?

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      1. Der israelische Politologe Prof. Baruch Kimmerling: „Der Vorwurf des Antisemitismus ist zu einer mächtigen Waffe geworden, um jeden Widerspruch gegen Israels Politik der Unterjochung zu ersticken.“

        Zu Ihrer Frage: „Zumachen“ wird Israel sowieso, denn mit Beibehaltung der Besatzung und seiner Landraubpolitik verspielt es seine Unterstützung durch die USA und andere Staaten. Entweder es respektiert auch die Rechte der Palästinenser und zieht sich aus den besetzten Gebieten zurück, oder es wird von der internationalen Gemeinschaft gezwungen, sich endlich an UN-Resolutionen und Internationales Völkerrecht zu halten.

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