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Evakuiert ins Luxushotel

Tausende Israelis wurden von der Nord- und Südgrenze evakuiert und in luxuriösen Hotels untergebracht. Doch den Komfort können sie kaum genießen.
Von Valentin Schmid

Die Lobby des Hotels „Dan“ im Jerusalemer Stadtviertel French Hill hat fast die Fläche eines Fußballfelds. In der Mitte erstreckt sich ein mehrstufiger Springbrunnen, von der Terrasse aus ist ein Swimmingpool zu sehen, umgeben von Palmen. Doch etwas passt nicht in die Atmosphäre des Luxushotels: Neben der Bar und einem schwarzen Konzertflügel steht eine Tischtennisplatte. Mit Bobby Cars flitzen kleine Kinder über den Teppich, Eltern schimpfen laut, ein Hund bellt.

Etwa zwei Wochen nach Kriegsbeginn, gerade waren die letzten Touristen ausgereist, hat das Hotel 1.000 Binnenflüchtlinge aufgenommen. Sie kommen aus Schlomi, einer Kleinstadt nahe der Küste, deren Gemarkung unmittelbar an den Libanon angrenzt. Jederzeit könnten Hisbollah-Terroristen die Häuser von Schlomi treffen – und bräuchten dafür nicht einmal Raketen.

Lieber Hausarbeit statt Hotel

„Wir kommen mit der Situation klar“, meinen Petra und Asanja, zwei Mütter aus Schlomi, während sie auf ihre spielenden Kinder aufpassen. Bei der Evakuierung habe man sie gebeten, Kleidung für zwei Wochen einzupacken. Mittlerweile scheint eine Rückkehr jedoch in weiter Ferne. „Wahrscheinlich werden wir noch Pessach in Jerusalem feiern“, vermutet Asanja“. Das ist ein jüdischer Feiertag Ende April. „Nein nein, höchstens Chanukka“, entgegnet Asanja – dieser Feiertag liegt im Dezember.

Doch egal, auf welchen Zeitraum sich die Evakuierten einstellen – den Luxus ihrer Unterkunft können sie nicht genießen. „Ich vermisse es, zu kochen und Wäsche zu machen“, erklärt Rahel. Es fühle sich furchtbar an, nichts Sinnvolles tun zu können.

Foto: Valentin Schmid
Die Schalter einer Bankfiliale wurden zum Jugendraum umfunktioniert

Seit zwei Wochen gibt es für die Kinder aus Schlomi die Möglichkeit, eine kleine Ersatzschule zu besuchen. Die kleinen innerhalb des Hotels, die älteren in einem Gebäude der Hebräischen Universität. Eine kleine Bankfiliale auf dem Gelände des Hotels wurde zum Jugendraum umgewandelt, aus den Schaltern wurden Kabinen für Hausaufgabenhilfe.

Sachspenden gibt es genug

„Aber viele von ihnen weigern sich, in die Schule zu gehen“, weiß Lia Steinberg. Die 22-Jährige kommt aus Jerusalem und arbeitet freiwillig im Hotel, koordiniert verschiedene Hilfsangebote. „Die Jugendlichen wissen nichts mit sich anzufangen. Sie streifen durch die Stadt, kommen auf dumme Ideen, manche trinken.“

Gerade hat Lia eine Besuchergruppe durch das Hotel geführt, Juden aus Großbritannien. „Die haben wieder allerlei Kleider und Spielzeug mitgebracht.“ Doch obwohl Jerusalem gerade 40.000 Evakuierte beherberge, bestehe an Sachspenden kein Mangel. Was die Evakuierten dann bräuchten? „Geld!“, sagt Lia. „Die Leute, die hier sitzen, können ja gerade alle nicht arbeiten. Diese Zeit wird den Staat ein Vermögen kosten.“

Foto: Valentin Schmid
Na’ama Stern und Lia Steinberg sortieren gespendete Kleidung

Lia kann sich gut in die Menschen hineinversetzen, die ihre Heimat verlassen mussten. Zwar ist sie weiterhin in ihrer Heimatstadt Jerusalem, doch all ihre Pläne sind fürs erste hinüber. Sie habe sich so auf ihr Architektur-Studium an der Bezalel-Akademie gefreut. Doch der Semesterstart wurde schon wieder nach hinten verschoben. „Diesmal auf Ende Dezember. Doch ich mache mir keine Illusionen, es wird sicher ganz ausfallen.“

Jetzt gelte es, Beziehungen aufzubauen, meint die Studentin. „Wir müssen die Leute aus Schlomi mit den Jerusalemer Nachbarn vernetzen. Denn sie werden noch lange hier sein.“

Valentin Schmid studiert derzeit an der Hebräischen Universität Jerusalem.

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6 Antworten

  1. Wie wäre es wenn alle Jeshua Gläubige und Christen Geld Spenden würden an diese Evakuierten Juden die keinen Job haben und dann das Geld gerecht verteilen an alle die es nötig brauchen.
    Vielleicht kann Israel Netz einen Fond einrichten damit das Geld dahin eingezahlt werden kann!?

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    1. Ich glaube, die Menschen brauchen Ruhe und Frieden, an allem anderen wird es kein Mangel haben. Die Menschen sind gut versorgt.

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      1. Ja, Ruhe und Frieden zu wünschen, kostet Außenstehende kein Geld und keine Verpflichtung. Ich denke da an den deutschen Bundeskanzler Scholz……………….

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  2. @ Klaus görgen
    Ruhe und Frieden?
    Wo doch zum Teil fast täglich vom Feindesland Raketen nach Israel fliegen…
    Ruhe und Frieden gibt es erst wenn daß Tausendjahr Reich mit Jeshua Ha Maschiach angeht dem wahren Messias!
    Bin ich froh dass Gott JHWH sein Volk nicht vergessen wird.

    Jesaja 44, 21: Gedenke dessen, Jakob und Israel! Denn du bist mein Knecht. Ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht; Israel, du wirst nicht von mir vergessen werden. Amen

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  3. Ich wünsche Israel militärisch nachhaltige Erfolge und dass die Geiseln nach Hause kommen in naher Zukunft. Möge dieser Krieg kurz und erfolgreich sein! Möge es das Wunder geben, dass die Palästinenser einen friedfertigen Anführer wie Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi kreieren, ansonsten bleiben alle diplomatischen Aktivitäten nur Nebel…. Es wäre schön der Nahe Osten käme zur Ruhe und die Friedfertigen dürften wieder aufblühen!

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  4. Maggy

    Dem israelischen Volk wünsche ich von Herzen, dass es den Krieg gewinnen möge, damit es endlich in Frieden leben kann. Gott sei mit Euch.

    Schalom!

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