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Austin: Gemeinsam gegen Huthi-Angriffe im Roten Meer vorgehen

US-Verteidigungsminister Austin kündigt eine internationale Initiative gegen Huthi-Angriffe im Roten Meer an. Die Hamas-Geisel Kafir wird elf Monate alt.
Von Israelnetz

TEL AVIV / MANAMA (inn) – Die USA haben mit neun weiteren Ländern eine Allianz zum Schutz der Frachtschiffe im Roten Meer gegründet. Das teilte der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin (parteilos) am Montag mit. Seit Beginn des Krieges zwischen der Hamas und Israel am 7. Oktober greifen Huthi-Terroristen im Jemen immer wieder Schiffe an. Mehrere Reedereien, darunter das deutsche Unternehmen Hapag-Lloyd, kündigten in den vergangenen Tagen an, das Rote Meer nicht mehr zu nutzen.

Austin traf sich am Montag in Tel Aviv mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und mit Verteidigungsminister Joav Gallant (beide Likud). Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Netanjahu sagte er, es sei sein vierter Besuch in Israel als Verteidigungsminister und der „zweite seit dem furchtbaren Tag des 7. Oktober“.

„Ich bin hier, um mit Ihnen um die unschuldigen Seelen zu trauern, die am 7. Oktober von Ihnen genommen wurden“, fügte Austin laut einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums hinzu. „Und ich bin auch hier, um an der Seite der Familien derjenigen zu stehen, die noch in Gaza vermisst werden, einschließlich US-Bürger.“

Die USA würden weiter „Israels Mission unterstützen, alle Geiseln zu finden und zu befreien“, ergänzte der Verteidigungsminister. Sie wollten aber auch Israel auf dem Weg zu dauerhafter Sicherheit begleiten. „Das bedeutet, dringende Bedürfnisse zuerst anzugehen. Wir müssen mehr humanitäre Hilfe zu den fast zwei Millionen Vertriebenen in Gaza hereinlassen und wir müssen jene Hilfe besser verteilen.“

Keinen Zeitplan diktieren

Nach seinem Gespräch mit Gallant sagte Austin, sie hätten einen möglichen Übergang von großen Kampfeinsätzen zu einer weniger intensiven und gezielteren Kriegsführung besprochen. Ziel sei es jedoch, die Zahl ziviler Opfer zu reduzieren. Dabei betonte er, Washington werde Israel keinen Zeitplan diktieren.

Der israelische Verteidigungsminister nahm Bezug auf die Zusammenarbeit mit den USA: „Unsere gemeinsamen Feinde schauen zu, und sie wissen, dass ein israelischer Sieg ein Sieg der freien Welt unter Führung der Vereinigten Staaten ist“, zitiert ihn die Zeitung „Yediot Aharonot“.

Bei Austins Besuch in Israel waren auch die Huthi-Angriffe auf Schiffe im Roten Meer ein Thema. Auf der Pressekonferenz mit Amtskollege Gallant bezeichnete er sie als „rücksichtslos und gefährlich“. Überdies verletzten sie internationales Recht. Netanjahu äußerte sich positiv dazu, wie die USA sich einsetzten, um die Meerenge Bab al-Mandeb angesichts der Bedrohung offen zu halten.

Austin in Bahrain: Multinationale Initiative gegen Huthi-Terror

Von Tel Aviv aus reiste Austin dann weiter nach Bahrain. Dort legte er am späten Abend das Konzept einer „multinationalen Sicherheitsinitiative“ gegen Huthi-Angriffe mit Raketen und Drohnen dar. „Länder, die den Grundsatz der Freiheit für die Schifffahrt aufrecht erhalten wollen, müssen zusammenkommen, um die Herausforderung anzugehen, die durch diesen nichtstaatlichen Akteur aufgeworfen wird“, forderte er.

Diese internationale Herausforderung erfordere ein kollektives Handeln. „Deshalb gebe ich heute die Gründung der ‚Operation Prosperity Guardian‘ bekannt – einer wichtigen neuen multinationalen Sicherheitsinitiative.“ Die englische Bezeichnung bedeutet Operation „Hüter des Wohlstandes“.

Neben den USA beteiligen sich bislang Bahrain, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen, Spanien und das Vereinigte Königreich. Deutschland hat sich noch nicht entschieden. SPD-Chefin Saskia Esken begrüßte die Koalition am Dienstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings müsse der Bundestag in die Entscheidung über ein etwaiges Bundeswehrmandat einbezogen werden.

Die Länder sollen teilweise gemeinsame Patrouillenfahrten unternehmen. Andere sind für nachrichtendienstliche Unterstützung zuständig. Bereits im April 2022 war die „Combined Task Force 153“ eingerichtet, um für Sicherheit im Roten Meer, der Meerenge Bab el-Mandeb und dem Golf von Aden zu sorgen. Dieses Bündnis hatte 39 Mitglieder.

Norwegische Reederei widerspricht Huthi-Darstellung

Die Frachtschifffahrt im Roten Meer macht bis zu 12 Prozent des weltweiten Handels aus. Huthi-Terroristen werden vom Iran unterstützt. Sie verüben Angriffe auf Tanker, Frachter und andere Schiffe. Zuletzt beschossen sie am Montag zwei Frachtschiffe. Nach Angaben der Rebellengruppe waren diese „mit dem zionistischen Gebilde verbunden“. Das heißt, sie waren israelisch oder wollten Häfen in Israel anlaufen.

Eines der Schiffe ist die „Swan Atlantic“, die zur norwegischen Reederei „Inventor Chemical Tankers“ gehört. Diese widersprach der Huthi-Darstellung: Der Frachter transportiere Rohmaterial für Biotreibstoff von Frankreich zur Insel Réunion im Indischen Ozean. Es bestehe „keine israelische Verbindung“. Die Auftraggeberfirma habe ihren Sitz in Singapur. Die indische Besatzung sei bei dem Angriff unversehrt geblieben; am Schiff sei geringer Schaden entstanden.

Die Huthi-Terroristen begründen ihre Angriffe mit einer „Solidarität mit Gaza“ im aktuellen Krieg. Sie kontrollieren einen großen Teil des Nordjemen und gehören zur „Achse des Widerstandes“. Diese mit dem Iran verbundenen Gruppen verfolgen das Ziel, den Krieg in Gaza zu beenden. Die Huthi beteuern, Schiffe, die nicht israelisch seien noch Israel als Ziel hätten, seien sicher. Alle anderen Behauptungen seien „amerikanische Propaganda“.

Schiffe meiden Rotes Meer

Infolge der Angriffe teilte die taiwanesische Reederei Evergreen wie andere zunächst mit, ihre Schiffe würden die Route durch das Rote Meer vorerst nicht nutzen. Am Montag gab sie bekannt, dass sie Israel nicht mehr anfahre.

Die dänische Reederei Maersk wählt wegen der Gefahr im Roten Meer stattdessen die Route über das Kap der guten Hoffnung. Sie ist, gemessen an der Transportkapazität, die zweitgrößte Containerreederei weltweit. Die internationalen Schutzpläne begrüßte sie, kündigte aber an, erst einmal weiterhin vorsichtig zu bleiben.

Austin hatte seine Nahostreise in Kuwait begonnen. Von Bahrain, wo die Fünfte Flotte der US-Marine stationiert ist, flog er weiter nach Katar. Der Golfstaat ist ein wichtiger Vermittler bei den Bemühungen um eine Freilassung der von der Hamas entführten Geiseln.

Gazastreifen: Finanzier der Hamas getötet

Im Iran mussten derweil mindestens 70 Prozent der Tankstellen ihren Betrieb vorübergehend einstellen. Der iranische Ölminister machte Israel und die USA für den Ausfall verantwortlich. Eine israelische Hackergruppe bekannte sich zu einem Cyberangriff auf die Tankstellen. Dieser sei eine Antwort auf die iranische Aggression im Gazakrieg.

Im Gazastreifen dauern die Kämpfe der israelischen Armee gegen die terroristische Infrastruktur indes an. Am Dienstag wurden die Namen von zwei Reservisten bekanntgegeben, die im Krieg gefallen sind. Sie waren 22 und 33 Jahre alt.

Das Militär teilte außerdem mit, ein bedeutender Finanzier der Hamas, Subhi Ferwana, sei bei einem Luftschlag in Rafah an der Grenze zu Ägypten getötet worden. Armeeangaben zufolge hat er mit seinem Bruder Millionen Dollar an die Terrorgruppe transferiert, um deren Militärtruppe aufzubauen. Auch nach Kriegsausbruch half er der Hamas, Waffen zu erwerben und die Gehälter von Terroristen zu begleichen.

Propagandavideo zeigt Geiseln

Die Terrorgruppe veröffentlichte am Montag ein Propagandavideo, das drei israelische Geiseln zeigt. Von den älteren Männern ist es das erste Lebenszeichen seit dem 7. Oktober. Auf Englisch trägt das Video den Titel: „Lasst uns hier nicht alt werden.“ Hinzu kommt der hebräische Satz: „Verwirf mich nicht in meinem Alter.“ Das ist eine Anspielung auf Psalm 71,9 – dort ist Gott der Adressat.

Bei den Geiseln handelt es sich um Chaim Peri, Joram Metzger und Amiram Cooper aus dem Kibbutz Nir Os. Peri spricht für die Gruppe. Er sagt, sie würden mit anderen älteren Menschen festgehalten. An Israel appelliert er wegen ihrer Rettung.

Baby Kfir nun elf Monate alt

Die Geisel Kfir Bibas ist am Montag in Geiselhaft elf Monate alt geworden. Zusammen mit seinen Eltern Jarden und Schiri sowie dem vierjährigen Bruder Ariel wurde der kleine Junge aus Nir Os in den Gazastreifen verschleppt.

Die Angehörigen wissen nicht, ob das Baby von seiner Familie getrennt wurde und ob es gut versorgt wird. Ein Cousin des Vaters, Ajalon Keschet, bekundete gegenüber „Yediot Aharonot“ die Hoffnung, dass Kfir keine irreparablen Schäden davontrage.

Die Hamas hat behauptet, die Mutter und ihre beiden Kinder seien tot. Die Armee untersucht dies. Der Onkel sagte: „Ein Fünftel seines Lebens ist er bereits in Geiselhaft. Man muss verhindern, dass er seinen ersten Geburtstag als Geisel ‚feiert‘.“

Raketen aus Syrien und dem Libanon

Auch die militärischen Auseinandersetzungen im Norden gehen weiter. Von Syrien aus wurden vier Raketen auf den Golan abgefeuert. Eine schlug auf offenem Feld in Israel ein, die drei anderen kamen auf syrischem Gebiet auf. Die Armee reagierte mit Artilleriebeschuss und griff einen Militärposten mit Panzerfeuer an.

An der libanesischen Grenze kam es ebenfalls zu Angriffen. Vier Raketen wurden auf die evakuierte nordisraelische Stadt Kiriat Schmona abgeschossen. Auch auf diesen Angriff reagierte das israelische Militär. (eh)

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6 Antworten

  1. Das Engagement der USA im Nahen Osten ist zu loben ! Huthi-Rebellen müssen bekämpft werden, und gerade diese zeigen ja, dass der Iran den gesamten Terror organisiert. Freie Handelssschiffe anzugreifen, das hat es früher NICHT gegeben. Wir leben in einer sehr gefährlichen Zeit.

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  2. Die Huthis werden von vielen Menschen als eine Bevölkerungsgruppe, ein Stamm, eine Ethnie gehalten. Die Huthis, das klingt ein wenig nach einer orientalische Volkstanzgruppe, sie sind aber eine barbarische Räuber- und Mörderbande, die im Schatten des IS einen Krieg gegen den freien Jemen angefangen hat im Auftrag der widerlichen Teheraner Islam-Faschisten. Das Bild ihrer Seeräuberei hat nichts mit den „Pirates of The Caribbean“ zu tun, wie Frau Daubner von der „Tagesschau“ gestern Abend offensichtlich meinte. Sie sind eine immense Gefahr für Israel, für die Seeleute im Roten Meer und den Welthandel. Ich schlage vor, die Hauptquartiere, Waffenlager, Transportfahrzeuge, kurz: jegliche militärische Infrastruktur der Verbrecherbande zu zerstören, wie weiland Ghaddafis Tripolis, bevor sie noch stärker werden. Der Westen hat viel zu lange zugeschaut.

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  3. Die westliche Kuschelpolitik ladet gerade dazu ein , jeden ,, Freiheitskämpfer ,, eine Bühne zu bieten, warum greift unsers feministische Außenmistri Bärbock nicht ein und schickt Bares um die armen Menschen zu unterstützen, ?

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    1. Woher soll sie denn das Bare nehmen, wo unser Staat nicht nur pleite, sondern hochverschuldet ist, wie alle Welt weiß?

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  4. Gemeinsam ohne Deutschland, nun muß ja erstaml die Situation analysiert werden. In der Zwischenzeit kann man die Huthis ja schön reden. Arme Menschen mit schwerer Kindheit, perspektivenlos und traumatisiert. Wenn Andere das Huthi Problem angehen, werden unsere Bärböcke immer noch blöd rumeiern.,

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    1. Unser Verteidigungsminister hat gestern gesagt, die Beteiligung müsse geprüft werden und er gehe davon aus, dass der Bundestag dann erst zustimmen müsse. Und jetzt kommt Weihnachten….

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