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Armee: Palästinenser sollen Norden des Gazastreifens verlassen

Vor einer Operation gegen die Hamas im nördlichen Gazastreifen veröffentlicht die Armee einen Evakuierungsaufruf. Die Terrorgruppe fordert die Bewohner auf, die Warnung zu ignorieren.
Von Israelnetz

JERUSALEM / GAZA (inn) – Die israelische Armee hat am Freitag die palästinensischen Bewohner im Norden des Gazastreifens aufgefordert, das Gebiet binnen 24 Stunden zu verlassen. Sie sollten sich auf die Region südlich des Wadi Gaza zurückziehen. Die Terrorgruppe Hamas rief die Bürger auf, der Warnung nicht Folge zu leisten, weil sie „Propaganda“ sei. Berichten zufolge hinderte sie die Bürger sogar an der Flucht.

In dem Aufruf heißt es laut der Onlinezeitung „Times of Israel“: „Die Terror-Organisation Hamas hat einen Krieg gegen den Staat Israel angezettelt, und Gaza-Stadt ist ein Gebiet, wo militärische Operationen stattfinden. Diese Evakuierung dient Ihrer eigenen Sicherheit. Sie werden erst wieder nach Gaza-Stadt zurückkehren können, wenn eine weitere Mitteilung, die das erlaubt, herausgeht. Nähern Sie sich nicht dem Gebiet des Sicherheitszaunes zum Staat Israel.“

Die Armee fügte hinzu, Hamas-Terroristen versteckten sich in Tunneln unter Wohnhäusern und in Gebäuden, die von unschuldigen Bürgern bewohnt würden. Die Bewohner sollten sich von Terroristen fernhalten, denn diese benutzten sie als menschliche Schutzschilde.

UN: Aufforderung zur Evakuierung zurücknehmen

Die Vereinten Nationen forderten Israel auf, die Anordnung zurückzunehmen. Es sei unmöglich, 1,1 Millionen Menschen zu evakuieren.

Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan reagierte empört: Seit Jahren ignorierten die UN die Bewaffnung der Hamas und den Einsatz von Zivilisten, „um ihre mörderischen Instrumente zu verbergen“. „Und jetzt, anstatt nach dem Hamas-Massaker an Israels Seite zu stehen, wagen sie es, uns zu predigen, wann Israel Schaden für Zivilisten gering halten soll.“ Die UN müssten sich auf die Rückführung der von der Hamas verschleppten Geiseln konzentrieren.

Armeesprecher Daniel Hagari betonte, den Israelis sei bewusst, dass eine Evakuierung mehrere Tage dauern könne. Israel habe die Hamas im Visier, es wolle nicht palästinensischen Zivilisten schaden. Die Hamas sei verantwortlich für jeden Schaden an Bürgern, die sich nicht evakuieren ließen.

Das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge in Nahost (UNRWA) teilte indes mit, es verlege seine Zentren und Mitarbeiter vom nördlichen Gazastreifen in den Süden. Denn es wolle seine humanitäre Arbeit fortführen können. Auf der Plattform X schrieb die Organisation: „Wir fordern die israelischen Behörden auf, alle Zivilisten in UNRWA-Schutzräumen einschließlich Schulen zu schützen.“

Keine Verletzten bei palästinensischem Beschuss

Die Zahl der Todesopfer nach Massakern und Raketenangriffen der Hamas beläuft sich mittlerweile auf 1.350. Über Nacht feuerte die Terrorgruppe weitere Geschosse auf Israel ab. Einschläge gab es unter anderem in den Städten Sderot und Aschkelon. Dabei wurde niemand verletzt, schreibt die „Jerusalem Post“. In Aschkelon wurde ein Terrorist im Kampf gegen Soldaten getötet.

Die Hamas rief für Freitag zu einem „Tag des Zornes“ auf. Dies richtete sich an Palästinenser im Westjordanland, aber auch an Unterstützer der Terrorgruppe weltweit.

Israel fliegt weitere Angriffe auf Terrorziele

In der Nacht zu Freitag beschoss die israelische Luftwaffe etwa 750 Ziele im Gazastreifen. Die Angriffe galten laut Armee unter anderem Terrortunneln, Militärzonen, Kommandozentralen und Waffenlagern, aber auch bestimmten Hamas-Mitgliedern.

Zur Behauptung, Geiseln seien bei israelischen Angriffen getötet worden, ließ das Militär verlauten: „Es gibt viele Mitteilungen von der Hamas. Wir werden nur vertrauenswürdige Informationen weitergeben.“

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Hamas in Gaza starben seit Samstag 1.799 Palästinenser bei israelischen Angriffen. Zudem seien 7.388 verletzt worden. Eine Unterscheidung zwischen Mitgliedern bewaffneter Gruppen und Zivilisten machte das Ministerium nicht.

US-Verteidigungsminister: „Hamas ist schlimmer als IS“

Am Freitag traf US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (parteilos) in Tel Aviv ein. Dort sprach er mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Gallant und mit Premier Benjamin Netanjahu (beide Likud). Er sagte: „Es ist eine furchtbare Woche“ mit „abscheulichen Akten von dieser Terrorgruppe“.

Austin nahm den Vergleich mit der Terrorvereinigung „Islamischer Staat“ auf, den zuvor unter anderen Netanjahu gebracht hatte: „Wie Sie wissen, war ich derjenige, der ursprünglich die IS-Kampagne konzipiert hat. Ich weiß eine Menge über den IS. Und dies ist schlimmer als das, was ich beim IS gesehen habe.“

Der israelische Regierungschef dankte bei seinem Treffen mit Austin für die „feste Haltung“ von US-Präsident Joe Biden (Demokraten) und dem amerikanischen Volk gegenüber Israel.

Baerbock trifft israelischen Außenminister

Ebenfalls am Freitag flog die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola trafen in Tel Aviv ein.

Baerbock kam in der Negev-Stadt Netivot mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen (Likud) zusammen. Vor ihrer Abreise hatte sie erklärt: „Israel erlebt in diesen Tagen barbarischen Terror. Er ist durch nichts zu rechtfertigen. Israel hat jedes Recht, sich gegen diesen Terror im Rahmen des internationalen Rechts zu verteidigen. Deutschland steht fest und unverbrüchlich an der Seite Israels.“ Für die Menschen in Israel habe eine neue Zeitrechnung begonnen. „Es gilt, hinzusehen, und diesen Terror beim Namen zu nennen.“ (eh)

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