Aserbaidschans Lehrplan weist Fortschritte der Toleranz auf

Eine Untersuchung von aserbaidschanischen Schulbüchern zeigt deutliche Verbesserungen bei der Darstellung von Israel und Judentum. Es ist es der erste Lehrplan in einem mehrheitlich muslimischen Land, der eine Definition von Antisemitismus enthält.
Von Israelnetz

BAKU (inn) – Die Republik Aserbaidschan am Kaspischen Meer gilt als religiös tolerant und als sicher für Juden. Die neue Studie des israelischen Instituts zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen „IMPACT-SE“ bestätigt nun positive Entwicklungen. In den aserbaidschanischen Schulen bekommen die Schüler ein weitgehend tolerantes und ungefärbtes Bild über Judentum, Israel und den Holocaust.

Besonders betonen die Verfasser der Studie die Aufnahme einer Definition von Antisemitismus in die Schulbücher – ein Novum für ein muslimisch geprägtes Land. Zudem enthält der Lehrplan eine klare Verurteilung des Holocausts als Völkermord an sechs Millionen Juden. Schüler lernen nicht nur über die Verbrechen der Nationalsozialisten, sondern auch über antisemitische Diskriminierung in Zarenrussland und den Dreyfus-Skandal Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich.

Israel und der arabisch-israelische Konflikt in den Lehrbüchern

Ein zentrales Thema der Untersuchung war die Darstellung Israels in den Lehrplänen. In der Vergangenheit enthielten aserbaidschanische Schulbücher teilweise anti-israelische Narrative. Doch mit der neuesten Überarbeitung wurden einige problematische Begriffe wie „zionistische Rassismusbewegung“ entfernt.

Auch der Israelisch-palästinensische Konflikt wird in aktuellen Lehrbüchern neutraler dargestellt. Während frühere Ausgaben Israel als Hauptverantwortlichen für die Spannungen beschrieben, weisen die neuen Texte auf die Ablehnung des UN-Teilungsplans von 1947 durch arabische Staaten hin. Die Hamas wird inzwischen als Terror-Organisation und nicht mehr als „palästinensische Widerstandsgruppe“ bezeichnet.

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Bemerkenswert ist die Darstellung Israels als technologischer Vorreiter. Ein Geografie-Lehrbuch der elften Klasse hebt israelische Innovationen in der Landwirtschaft hervor und präsentiert das Land als Modell für nachhaltige Entwicklung.

Die jüdische Gemeinschaft in Aserbaidschan

Heutzutage leben etwa 24.000 Juden in dem Staat, die sich grob in drei Gruppen aufteilen lassen. Besonders bekannt ist die Gemeinde der sogenannten „Bergjuden“, die seit Jahrhunderten im Land ansässig ist. In der Stadt Qırmızı Qəsəbə, auch als „Rote Siedlung“ bekannt, lebt eine der größten jüdischen Gemeinden der Region. Neben den Bergjuden gibt es auch aschkenasische und georgische Juden, die vor allem während der Sowjetzeit nach Aserbaidschan kamen.

Laut IMPACT-SE werden jüdische Symbole und religiöse Bräuche in den Schulbüchern als selbstverständlicher Bestandteil der aserbaidschanischen Gesellschaft dargestellt. In einem Lehrbuch für die erste Klasse lernen Kinder beispielsweise die Bedeutung von Synagogen kennen, während ältere Schüler über religiöse Feste und jüdische Geschichte unterrichtet werden.

Enger werdende Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan bestehen seit 1992 und haben sich in den vergangenen Jahren weiter vertieft. Aserbaidschan war eines der ersten muslimisch geprägten Länder, das Israel anerkannte. Im März 2023 eröffnete Aserbaidschan seine erste Botschaft in Israel, ein Zeichen der wachsenden strategischen Partnerschaft, bei der besonders der Handel im Vordergrund steht.

Kooperation gibt es in den Bereichen Sicherheit, Handel und Energie. Israel bezieht einen großen Teil seines Öls aus Aserbaidschan, während das Land im Gegenzug israelische Technologie, insbesondere im Bereich der Verteidigung und Landwirtschaft, importiert. Aserbaidschan gilt als einer der größten Abnehmer israelischer Rüstungsgüter.

Aserbaidschan als Vorbild für Toleranz?

Trotz dieser Fortschritte bleibt Luft nach oben. Die Studie bemängelt, dass die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Aserbaidschan nur oberflächlich behandelt wird. Auch die Geschichte Israels enthält noch einige Lücken. Doch was zählt, ist der positive Trend. Das Curriculum erfüllt nun weitgehend internationale Standards.

Der Umgang mit Israel in den Lehrplänen hat sich deutlich verbessert, was die guten bilateralen Beziehungen widerspiegelt. Die Autoren von IMPACT-SE heben Aserbaidschan als positives Beispiel für interreligiöse Toleranz hervor. Der Kurs des Landes zeige, dass muslimisch geprägte Staaten ihre Lehrpläne modernisieren und für mehr Offenheit sorgen können. (tko)

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17 Antworten

  1. Kann die jüdische Gemeinschaft in Aserbaidschan auch in der Zukunft sich sicher fühlen? Nein, aber Israels
    Beziehungen zu Aserbaidschan besser als zu einigen europäischen Ländern, die sich christlich nennen.

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  2. „Aserbaidschan als Vorbild für Toleranz?“, ernsthaft ??????? Armenier, Berg-Karabach, schon vergessen ? Die Welt hat zugeschaut wie die türkisch unterstützte aserbaidschanische Soldateska gewütet hat. Aber ein bisschen Nuancierung in dieser Lobeshymne auf einen diktatorisch regierten Staat hätte ich schon erwartet.

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    1. @Antonia
      Bei aller berechtigten Kritik an Aserbaidschan, geht es hier doch allein um das Verhältnis Aserbaidschan-Israel bzw. die Darstellung von Israel und Juden in den Schulbüchern.
      Ich denke, hier ist so ziemlich jedem klar, dass Aserbaidschan sonst nicht unbedingt ein Vorzeigestaat ist.
      Andererseits darf man aber vielleicht auch sagen, wenn dann ein Aspekt doch gut ist.
      Und wenn Schüler dort eine Bildung erhalten, die Juden und Israel weniger dämonisiert als es in anderen islamischen Ländern der Fall ist, ist das doch gut.

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      1. Ich habe gedacht, dass Toleranz und Achtung der Menschenwürde universel sind und naiverweise geglaubt, dass diese Ansicht von den Foristen hier geteilt wird. Da habe ich mich offenbar geirrt.

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        1. @Antonia
          Jeder ist für das, was er aus Beiträgen so heraus liest auch selbst mit verantwortlich.

          Soweit ich es verstanden habe, handelt es sich um die Studie eines israelischen Instituts und es geht darin allein um die Darstellung von Juden, Israel und jüdischen Lebens in Schulbüchern.

          Und es scheint in Aserbaidschan nunmal relativ sicher für Juden zu sein, was diese Studie bestätigt. Toleranz bezieht sich da wohl allein auf religiöse Toleranz und vielleicht auch nur auf jüdische Religion (was ich aber nicht genau weiß)

          Niemand hier hat gesagt, Aserbaidschan wäre superdupertoll.

          Natürlich hätte man Aserbaidschan insgesamt einordnen können. Das hat man nicht getan. Finde ich jetzt aber auch nicht ganz so schlimm. Man muss nicht alles immer moralisch einordnen oder relativieren. Die Nachricht geht nur über einen Aspekt.
          Ich denke, die meisten wissen, warum Aserbaidschan problematisch ist.
          Ich fand es immer „seltsam“, dass Israel mit Aserbaidschan besser zu können scheint, als mit Armenien, habe auch mal (hier?) einen Artikel dazu gelesen. Es ist nunmal so und ich wiederhole: wenn ein muslimisches Land Israel mal nicht dämonisiert, darf man das auch einfach mal wertfrei erwähnen und sich vielleicht wundern, dass das ausgerechnet dort funktioniert.

          Friedliche Grüße

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  3. Aserbaidschan ist das, was Israel nicht ist, islamistisch und autoritär. Aber es exportiert Erdöl nach Israel und ist somit wichtiger Handelspartner. Israel muss trotz aller Vorsicht diplomatische Beziehungen vertiefen, auch wenn das eigentlich nicht der Lieblingspartner wäre. Doch nur so kann Israel aus der Isolation heraustreten und zeigen, dass es verhandlungswürdig ist und belastete Beziehungen stärken. Trotz des Wissens um den Krieg in Bergkarabach, Israel tut das, was auch andere Länder tun: wettbewerbstüchtig bleiben und sisgestreckte Hände ergreifen, zumal dort ein großer Teil von Juden lebt.

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      1. @Flügelpfeil
        Naja, war wohl nicht sachlich genug.🤔
        Jemand anderes würde mir Nonsense vorwerfen und mich auffordern, mich besser zu informieren. Aber ich sehe in meinem Beitrag, ähnlich wie du zuerst den Aspekt der Darstellung von Juden und jüdischen Lebens in Schulbüchern. Und als Zweites das Annähern Israels zu einem wichtigen Handelspartner, von dem es immerhin rund 40% seines Erdöl bezieht. Man möge mir verzeihen, wenn ich falsch liege. Und ja, Meinungen gehen auch da auseinander. Lg Ella 🌈🙏

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    1. Liebe Ella, von Dir hätte ich schon etwas mehr Empathie für unsere armenischen Schwestern und Brüder erwartet, Opfer des ersten Völkermords des 20. Jahrhunderts, den die Türkei bis heute leugnet. Aber, um einen lateinischen Spruch umzuformen „Petroleum non olet“.

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      1. @Liebe Antonia
        Meine Meinung darüber schließt meine Empathie für Armenien nicht aus. Es ist furchtbar, was den Armeniern angetan wurde. Im Gegensatz zum Thema Gaza/Israel hat Armenien/Aserbaidschan viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Und ehrlich gesagt, bin auch ich da zu wenig informiert. Ich habe nur trotzdem das Gefühl, Israel darf weltweit in die Ecke gedrängt, nicht in der Isolation bleiben. Von aller Welt angefeindet muss es wie o.b. der Welt zeigen, dass es sich lohnt, Handelspartner zu sein. Und wenn ein Land seinen Schülern etwas über die Bedeutung von Synagogen und jüd. Festen und jüd. Tradition lehrt, den Holocaust nicht leugnet, Hamas als Terrororganisation betitelt und die Juden, die dort leben integriert, sehe ich das als ein Schritt in die richtige Richtung.
        Liebe Grüße 🫂

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      2. @ Liebe Antonia
        Deine Ansichten und Gedanken, die du mit deinen Kommentaren hier einbringst, schätze ich sehr, denn es spricht viel Klugheit, Besonnenheit und Empathie aus ihnen.
        Gerade deswegen ist es sicherlich bitter zu erleben, wenn es manchmal nicht möglich ist, sich kompromisslos auf die eine oder andere Seite zu stellen. Wir müssen wohl oder übel mit der Tatsache leben, dass kein Mensch oder Land ohne Fehlverhalten existiert. Das trifft auch auf Israel zu.
        Damals, als Syrien „platt gemacht“ wurde von den Russen, hat Israel sich zurück gehalten, was ich schlimm fand angesichts der Vehemenz der Zerstörung durch die Russen. Genauso ging es mir, als Israel die Unterstützung der Ukraine ablehnte.
        Aber ich musste einsehen, dass Israel zu seiner Existenzsicherung den Spagat zwischen den Blöcken dieser Welt gezwungen ist zu halten, will es nicht dazwischen zerrieben werden.
        Ich würde mir auch wünschen, dass es anders wäre auf unserer Welt. Aber wirkliche Gerechtigkeit hat es nie gegebenen und wird es nicht geben, das ist eine Binse. Damit müssen wir täglich auf allen Ebenen unseres Lebens umgehen, ob wir wollen oder nicht.
        Deshalb sehe ich die Dinge ebenso wie Ella oder Flügelpfeil: Das Dilemma ist schrecklich und oft kaum aushaltbar, aber meistens bleibt nur das anzuerkennen, was beim Schlechten wenigstens etwas gut ist.
        Genauso aktuell mit Trump. Ihm ist als lupenreinem Narzissten jede Schandtat zuzutrauen, verschachert ohne Skrupel alles, was seinen Interessen entgegensteht. Das wird er auch mit Israel tun, wenn es nicht klug handelt und versteht, den Spagat zu halten.

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        1. @Caja
          Du hast es in deinem Kommentar sehr gut erklärt. Vielen Dank. Ich denke,inzwischen fühlt sich jeder mal doof behandelt. Es liegt wohl an der Zeit. Der Teufel macht seine Sache sehr gut. Jeder gegen jeden. So ungefähr. Wenn auch ich mich hier manchmal nicht verstanden fühle. Das scheint jedem im Moment mal zu passieren. Und wenn man dann mal ne Weile wegbleibt im Forum ist das ok. Ich glaube,manchmal braucht man echt etwas Abstand. Wie gesagt: alles entwickelt sich so was von schnell. Ich dachte immer,wenn ich älter werde und das Kind aus dem Haus wird es ruhiger und ich kann durchatmen. Aber nein, jetzt sind wieder andere Zeiten. Nix mit „ruhige Kugel schieben“! 🤣😳 Man wird Dünnhäutiger. Also,noch einen schönen Sonntag!🙋🏻‍♀️🕊
          Manu

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  4. Danke für den Bericht. Es ist wichtig, dass in Aserbeidschan die Situation für Israel besser wird.
    Das ist auch kein Widerspruch zu der Tatsache, dass es in anderer Hinsicht „kracht“, wenn man Armenien betrachtet.
    In dieser schrecklichen Welt ist die Lage komplizierter als man denkt, Aserbeidschan ist wohl besser als die Türkei mit Erdogan. Und wenn Erdogan mal nicht mehr ist, wird es dann auch besser. Momentan natürlich nicht.

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  5. Bin einfach fassungslos über die Kommentare. Denke darüber nach, mich aus dem Forum zu verabschieden.

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    1. @Antonia
      Jetzt echt deswegen, weil ich unbedarft eine Meinung geäußert habe, die wie ich anmerkte, mehr Information meinerseits braucht? Versteh ich nicht, aber ach Antonia, das würde ich sehr bedauern, wirklich. Vielleicht sollte ich mich zurückhalten, bei Themen, die ich zu wenig beurteilen vermag. Aber ein wenig Toleranz müssen wir schon auch in diesem Forum füreinander aufbringen. Dir ein schönes Wochenende. Shabat Shalom!

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    2. Liebe Antonia,

      bitte nicht von hier zurückziehen.
      Sie würden hier fehlen!
      Bitte lassen Sie sich von meiner Sichtweise nicht abhalten, hier weiterhin zu schreiben.

      LG, Flügelpfeil

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  6. Ich grüße auch Antonia und ergänze noch: Wenn es in Aserbaidschan mehr gemäßigte Kräfte i.S. Judentum gibt, dann ist das ABSOLUT gut. Genauso ist ABSOLUT schlecht, was Aserbaidschan Armenien angetan hat. Ich hoffe, dass der Austausch der Kommentare einschließlich Antonia weitergeht.
    Ein anderers Beispiel: Ich bin ein klarer Gegner von Erdogan, wegen Israel, aber auch da ist es mir wichtig, dass ich in ANDERER Hinsicht es gut finde, wenn Erdogan an Ukraine Waffen liefert. Es sind leider in dieser Welt VIELE Kriege und Konflikte, und nicht jeder Despot ist in allen Richtungen her schlecht.
    Deutschland könnte dank der Allierten Siegermächte viel mehr tun, aber im Gegensatz zu Israel-Netzwerk verhindern ARD u. ZDF ein besseres Mediales Echo zum Nahen Osten.
    Deutschland ist ein sehr bitteres Land geworden, hoffe dennoch, dass die GROKO zustande kommt, denn alles andere wäre Verderben. Und ich will kein Verderben, ich will ein ANDERES und BESSERES Deutschland, mit Israel Netzwerk, mit der Erinnerung an Oscar Schindler u.v.a.

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