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An der Nordgrenze gehen Israel die Möglichkeiten aus

Während der Schusswechsel zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah unvermindert anhält, rückt eine diplomatische Lösung in weitere Ferne. Israel bereitet sich auf einen größeren Krieg vor, doch der Handlungsspielraum wird kleiner.
Von Valentin Schmid

Auch im vierten Monat seit dem 7. Oktober ist es Israel nicht gelungen, die Infrastruktur der Hisbollah im Südlibanon nachhaltig zu schwächen. Am Sonntag feuerte die Schiitenmiliz erneut drei Raketen auf Kiriat Schmona. Kurz zuvor hatten israelische Kampfjets Ziele im Südlibanon angegriffen.

Zusätzlich zu den gut 60.000 Bewohnern, welche die israelische Regierung im Oktober von der Nordgrenze evakuiert hatte, haben über 20.000 Israelis freiwillig und auf eigene Kosten die Region verlassen. Das geht auf Angaben des israelischen Alma-Instituts zurück, das sich mit Bedrohungen an den Grenzen zum Libanon und zu Syrien befasst.

Die Bewohner fühlen sich unter anderem der Gefahr von Panzerabwehrraketen ausgesetzt, mit denen die Hisbollah auf private Häuser und Pkw zielt. Solche Geschosse fliegen zu tief, um vom israelischen Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen zu werden. Insgesamt sind seit dem 7. Oktober sechs israelische Zivilisten und neun Soldaten dem Beschuss zum Opfer gefallen. Bei dem Ausbruch eines großen Krieges würde diese Zahl jedoch durch die gut 150.000 Präzisionsraketen der Hisbollah in den Schatten gestellt, die jeden Winkel Israels treffen können.

Hisbollah ist im Südlibanon zu Hause

Trotz lautstarken Drohungen, den Südlibanon dem Gazastreifen gleichzumachen, hofften israelische Regierungsbeamte lange auf eine diplomatische Lösung und einen Waffenstillstand mit der Hisbollah. Vor allem die USA und zuletzt Frankreich bemühen sich um Vermittlung. Dabei steht ein Rückzug der Hisbollah hinter den Litani-Fluss im Mittelpunkt. So hatte es die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates festgehalten, die das Ende des Zweiten Libanonkrieges 2006 markierte.

„Aber man kann nicht sagen, dass ausschließlich die Hisbollah-Kämpfer hinter den Litani zurückgedrängt werden müssen“, sagte Tal Be‘eri, Leiter der Forschungsabteilung von Alma, gegenüber israelnetz. „Denn sie und ihre Familien leben dort, nahe der Grenzen.“

Von den 165 Hisbollah-Kämpfern, die zwischen dem 7. Oktober und dem 22. Januar getötet wurden, seien 98 in ebendieser Region heimisch gewesen, verteilt auf 44 Dörfer. Statt um einen Rückzug der Hisbollah sollte sich die Debatte eher um eine Entwaffnung der Terrormiliz im Südlibanon drehen, fügt Be‘eri an. „Aber wer sollte diese Aufgabe übernehmen? Die UNIFIL jedenfalls nicht.“ Als UNIFIL wird seit 1978 eine Beobachtermission der Vereinten Nationen im Libanon bezeichnet.

Laut Be‘eri steht nach wie vor außer Frage, dass die Hisbollah eine Invasion auf israelischen Boden vorbereitet. „Ich nehme an, dass sich ihre Strategie nach dem 7. Oktober leicht geändert hat. Wahrscheinlich werden sie jetzt noch gezielter vorgehen. Aber wenn sie es wollen und sich dazu entscheiden, kann es schon morgen geschehen.“

Israel läuft die Zeit davon

Der Generalstabschefs der israelischen Armee, Herzi Halevi, sagte bei einem Truppenbesuch am 17. Januar: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den nächsten Monaten ausbricht, ist viel höher als in der Vergangenheit.“

Doch Israel läuft die Zeit davon, um über eine mögliche Bodenoffensive gegen die Hisbollah zu entscheiden. Mit jedem Kriegstag im Gazastreifen steigt der internationale Druck auf das Land, die Kapazität der Armee sinkt und die Wirtschaft leidet unter dem Ausbleiben eingezogener Reservisten.

Auch eine zweimonatige Waffenruhe im Gazastreifen, über die gerade in der israelischen Öffentlichkeit spekuliert wird, dürfte nicht als Zeitraum für eine Offensive gegen die Hisbollah infrage kommen. Jedenfalls nicht, wenn sich die Miliz wie im vergangenen November dem Abkommen mit der Hamas anschließt. Denn dann stünde Israel durch einen Angriff als Aggressor da.

Vor dem Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung stelle auch die Evakuierung großer Städte an der Nordgrenze wie Schlomi oder Kiriat Schmona einen strategischen Nachteil dar, ergänzt Tal Be‘eri. „Jetzt stehen sich dort Armee und Armee gegenüber.“ Israel könne kaum Solidarität erwarten, wenn „um eine leere Stadt“ gekämpft werde.

Valentin Schmid studiert derzeit an der Hebräischen Universität Jerusalem.

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13 Antworten

    1. @Albert Nola
      Seit Jahrzehnten soll die UNIFIL, gemeinsam mit der libanesischen Armee, die Hisbollah entwaffnen.
      Das Gegenteil ist der Fall, wie mit der UNRWA die Hamas, konnte die Hisbollah unter der UNIFIL zur gut ausgerüsteten Terrororganisation werden, die sogar an der Regierun beteiligt ist.

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      1. @manfred.westphal
        Sie sagen es, unter der UNIFIL rüstet die Hisbollah weiter auf und die libanesische Regierung ist ein erklärter Feind Israels.

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  1. Mit terroristischen Vereinigungen wird es niemals zu diplomatischen Lösungen kommen. Eine Bodenoffensive, mit dem Hintergrund des Schutzes der Zivilbevölkerung, ist wenig aussichtsreich. Hier sind Luftangriffe, mit dem Ziel der Zerstörung aller Infrastrukturen, die wirksamste Möglichkeit. Ob dies inhuman ist? Vielleicht. Aber jedes Land, das sich gegen Israel stellt, wird mit o. g. Option leben müssen. Diese
    Maßnahme verlangt nicht einmal die Erhöhung des Verteidigungsbudgets.

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  2. Solange der Raketenbeschuss nicht aufhört, die Geiseln nicht frei sind, warum sollte Israel aufhören zu kämpfen? Warum sollte es ausgerechnet jetzt eine Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren? Israel existiert, weil es wie mein Großvater – er hat zwei Weltkriege erlebt – die besten Soldaten der Welt hat (Zitat meines Großvaters). Wer will das verurteilen? Die Europäer tanzen auf zwei Hochzeiten Israel und die Arabische Welt – nur Israel kann sich das nicht leisten – . Das ist der Unterschied.

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    1. Drohnen als Aufklärer
      dann jede Nacht die Bomber die Scheisse auslöschen , da würde ich keine Truppen hinschicken !!!

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  3. Falls Israel sich noch einmal über eine Feuerpause mit der Hamas einigt, dann wäre es genau das – eine Feuerpause mit der Hamas. Doch auch die Hisbollah greift Israel seit mehr als 3 Monaten an und hat dadurch rund 100.000 Israelis heimatlos gemacht. Trotz häufiger Appelle Israels an die libanesische Regierung, sowie den Rest der Welt, gab es bis heute keine Bemühungen um eine diplomatische Lösung. Auch die UN sind offenbar nicht daran interessiert, ihre Resolution 1701, notfalls auch mit Hilfe ihrer Blauhelme durchzusetzen. Das Risiko eines weiteren genozidalen Angriffs auf Israel steigt zusehends. Da bleibt nur noch die Möglichkeit, militärisch einzugreifen und Israel stünde dabei keineswegs als Agressor da. Denn die Hisbollah könnte in einem solchen Fall nicht einfach ein Abkommen für sich beanspruchen, das Israel mit einer anderen Partei geschlossen hat. Die Situation in Libanon ähnelt wohl der im Gazastreifen – die Terroristen stellen einen großen Teil der „Zivilbevölkerung“. Es ist auch ein Armutszeugnis für die Welt, Israel die Solidarität zu entziehen, denn es wird ja nicht „um eine leere Stadt“ gekämpft, sondern um die Heimstätten von 100.000 heimatlosen Israelis. Zugleich steigt jedoch die Solidarität mit den Bewohnern des Gazastreifens enorm, die nur durch die terroristischen Aktivitäten ihrer eigenen Hamas-Regierung heimatlos wurden, wobei ganz selbstverständlich Israel die Verantwortung zugeschoben wird.

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  4. Wahrlich, es hat Israel keine andere Hilfe als am HERRN, unserm Gott. (Jeremia 3,23)
    Beten wir also um wunderbare Errettung, den menschliche Strategien stecken leider vollkommen im Dilemma fest.

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  5. In diesen Dörfern sind auch die verlängerten Arme des Iran unterwegs. Wäre wichtig, wenn man weiß, wo sie zu Hause sind und wann sie Ihr Zuhause wechseln. Viel Erfolg weiterhin!

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  6. Kommt es an der Nordgrenze zu einem Krieg, ist es für Israel eine Verteidigung! Unabhängig davon, was Terroristen miteinander vereinbaren. Hamas, Hisbolah, Houthis sind Terroristen, sie müssen und werden sich an nichts halten. Das hat die Vergangenheit zu genüge gezeigt. Der Aggressor ist in diesem Fall die Hisbolah und zwar seit fast vier Monaten, weshalb die Bewohner Israels von der Nordgrenze fliehen mussten. Sie sind seit 4 Monaten Flüchtlinge in ihrem eigenen Land! Der Sachverhalt sollte nicht entstellt werden!

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  7. Was tut eigentlich Guterres? Es gibt eine Resolution, die nicht beachtet wird. Wenn Israel eine Resolution nicht beachtet, schreit die UN. Und hier? Hier schweigt der feine Herr.

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  8. Der Iran will die „Revolutionsgarden“ aus Angst abziehen. Hoffentlich nicht durch Kinder ersetzen, darin hat der Iran Erfahrung, man denke an die Minenfelder in Irakkrieg, wo die Mullahs Kinder in diese Felder jagte um Expolsionen zu provozieren!

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  9. An der Nordgrenze gehen Israel die Möglichkeiten aus – jedoch nicht bei dem lebendigen Gott. ER hat alle Möglichkeiten einzugreifen. Dies können wir in der ganzen Bibel lesen. JHWH segne Israel! Dass Gott Israel gesegnet hat beweist die heutige Existenz des israelischen Staates.

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