Er gehörte 1998 zu den Gründern des Vereins der Sächsischen Israelfreunde, war CDU-Politiker und ein Christ, der in DDR-Zeiten und auch nach der Wiedervereinigung zu seinem Glauben stand: Lothar Klein. Am 5. November ist er im Alter von 69 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.
Ein Ziel der Sächsischen Israelfreunde ist es, Vorurteile gegenüber dem jüdischen Staat abzubauen. Zu diesem Zweck organisieren die Mitglieder Informationsveranstaltungen. In Reichenbach im Vogtland betreibt der Verein ein „Bildungs- und Begegnungszentrum für jüdisch-christliche Geschichte und Kultur“.
Bei der Eröffnung im Mai 2012 sagte der damalige israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman vor Journalisten, mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trete Antisemitismus in verschiedenen Formen wieder in Deutschland und Europa auf. Die Eröffnung einer solchen kulturellen Stätte halte er daher für besonders bedeutsam. Sie könne zur Aufklärung über das Judentum, den Staat Israel und den Nahostkonflikt beitragen. Sein Besuch zeige, wie wichtig dem Staat Israel die Eröffnung der Begegnungsstätte sei.
Foto: Israelnetz/Elisabeth HausenDoch die Sächsischen Israelfreunde engagieren sich auch ganz praktisch für Versöhnung: Seit Jahren besuchen die Sächsischen Handwerker Israel, renovieren Wohnungen von Holocaustüberlebenden und geben so Liebe an Menschen weiter, die unter den Verbrechen der Nationalsozialisten zu leiden hatten.
Nach dem 7. Oktober 2023 kam ein neuer Einsatzbereich hinzu: Handwerker aus Deutschland beteiligen sich am Wiederaufbau in südisraelischen Ortschaften, die von dem Terrormassaker der Hamas betroffen sind. Diese Anliegen prägten den Verstorbenen, der zuletzt ab Mai dieses Jahres Ehrenvorsitzender der Sächsischen Israelfreunde war.
Lothar Klein war ein Mann, dem nichts und keine Minute zu schade war, sich für Israel einzusetzen. Er nutzte jedes Kommunikationsmittel, um verantwortliche Politiker auf den richtigen israelpolitischen Pfad zu bringen. Ein Vortragstermin über Antisemitismus oder Israel folgte dem nächsten. Wenn er nicht Israel-Veranstaltungen organisierte, nicht für die Zeitschrift des Sächsischen Israelfreunde „Zum Leben“ schrieb oder sie redigierte, engagierte er sich für die sächsische CDU in der Kommunal- und Landespolitik. Mithilfe von Messenger-Apps hielt er Freunde auf dem Laufenden über die neuesten Entwicklungen, die Israel betrafen und ihn beschäftigten.
An Schulderklärung beteiligt
Als Christ setzte sich Klein schon zu DDR-Zeiten für Israel ein. Später, als junger Abgeordneter der Ost-CDU in der letzten Volkskammer, hat er Parlamentsgeschichte mitgeschrieben: Gut zwei Wochen nach der ersten freien Wahl der DDR vom 18. März trat die erste frei gewählte Volkskammer zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. An diesem 5. April verabschiedeten die demokratisch gewählten Parlamentarier eine „Gemeinsame Erklärung“ an die „Weltöffentlichkeit“. Darin bekannte sich die DDR zur „Mitverantwortung“ für „Schuld“, die durch Deutsche in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts begangen wurde.
Der damals 34-jährige Jung-Parlamentarier Lothar Klein hat beim Abfassen dieser historischen Erklärung nicht nur mitgewirkt. Nach Angaben des früheren Redaktionsleiters von Israelnetz, Christoph A. Zörb, hat Klein maßgeblich die Passagen zu Juden und zur Anerkennung des Staates Israel formuliert. Diese Formulierungen stehen als erster Punkt gleich am Beginn der Erklärung:
„Das erste frei gewählte Parlament der DDR bekennt sich im Namen der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zur Mitverantwortung für Demütigung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Frauen, Männer und Kinder. Wir empfinden Trauer und Scham und bekennen uns zu dieser Last der Deutschen Geschichte.
Wir bitten die Juden in aller Welt um Verzeihung. Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande.
Wir erklären, alles uns Mögliche zur Heilung der seelischen und körperlichen Leiden der Überlebenden beitragen zu wollen und für eine gerechte Entschädigung materieller Verluste einzutreten.
Wir wissen uns verpflichtet, die jüdische Religion, Kultur und Tradition in Deutschland in besonderer Weise zu fördern und zu schützen und jüdische Friedhöfe, Synagogen und Gedenkstätten dauernd zu pflegen und zu erhalten.
Eine besondere Aufgabe sehen wir darin, die Jugend unseres Landes zur Achtung vor dem jüdischen Volk zu erziehen und Wissen über jüdische Religion, Tradition und Kultur zu vermitteln.
Wir treten dafür ein, verfolgten Juden in der DDR Asyl zu gewähren.
Wir erklären, uns um die Herstellung diplomatischer Beziehungen und um vielfältige Kontakte zum Staat Israel bemühen zu wollen.“
In der Dresdner Kommunal- und der sächsischen Landespolitik setzte sich Klein vor allem für den Katastrophenschutz, die innere Sicherheit, aber auch für die Bundeswehr ein, die 1998 ihre Heeresoffizierschule dorthin verlegte. Ihm gelang es, eine Partnerschaft der Offizierschulen des deutschen und des israelischen Heeres zu initiieren.
Ein großes Geschenk für ihn war der Besuch des ehemaligen Pressesprechers der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Arye Sharuz Shalicar, auf den er lange und intensiv hingearbeitet hatte. Im Oktober dieses Jahres sprach der israelische Reservestabsoffizier vor Offizieranwärtern der Bundeswehr sowie vor Vertretern von Kommunal- und Landespolitik und der Zivilgesellschaft. Er erklärte, wie sehr Israel durch die Hamas-Angriffe am 7. Oktober 2023 bedroht wurde, und warum die israelische Kriegsführung in der Weltöffentlichkeit auf ungerechtfertigte Weise kritisiert wurde.
In Gesprächen erinnerte sich der Verstorbene gerne an besondere Reisen, die seine Tätigkeiten mit sich brachte. Als junger CDU-Politiker im wiedervereinigten Deutschland besuchte er etwa die USA und als Europaabgeordneter lernte er im schottischen Edinburgh Englisch. In Israel war er gesegnet mit Begegnungen, oft zufälligen, die dem Dienst der Sächsischen Israelfreunde zugutekommen sollten.
Besonders gerne erzählte er von seiner unerwarteten Begegnung bei einem Besuch in der Knesset in den 1990ern: Dort traf er den späteren Premierminister Benjamin Netanjahu und dessen Frau Sara, die ihren kleinen Sohn Jair auf dem Arm trug. Es folgten viele weitere Begegnungen mit unterschiedlichen israelischen Persönlichkeiten bei Aufenthalten in Israel.
Gottes Wort als Leitlinie
Der Tod seiner geliebten Frau vor einigen Jahren setzte ihm schwer zu. Er kämpfte bis zuletzt mit gesundheitlichen Einschränkungen, die ihn jedoch nicht von seinem unermüdlichen Engagement für Israel abhielten. In allem blieb Lothar Klein ein freundlicher, bescheidener, geduldiger, dankbarer und hilfsbereiter Mann, mit stets offenem Ohr für die Anliegen seiner Mitmenschen. Seine gütigen Augen bleiben in Erinnerung.
Er schätzte das Gebet und Gottes Wort, das ihm den Weg für seinen Dienst wies, Klarheit für seine politische Linie schenkte, und aus dem er immer wieder neue Kraft schöpfte. Sein Leben war ein starkes Zeugnis für Gottes Liebe zum Volk Israel, zur Gemeinde Christi, aber auch zu seinem eigenen Land, und besonders seiner sächsischen Heimat.
Nun darf er von seinem Erlöser die „unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen“ (1. Petrus 5,4). Möge sein Andenken vielen Menschen in Israel, Deutschland und darüber hinaus ein großer Segen sein – wie es auch sein Dienst zu Lebzeiten war.
Von: Nicolas Dreyer, Elisabeth Hausen und Christoph Irion
2 Antworten
Danke für den Bericht. Lothar Klein hat viel mehr getan als die meisten Mächtigen in Deutschland HEUTE.
Die Sächsischen Israelfreunde sind sehr wichtig und tun sowohl Israel als auch Deutschland Gutes.
Mögen sich etliche Menschen in Sachsen und anderen deutschen Bundesländern ein Beispiel nehmen an Lothar Klein ! Es ist immer wieder traurig zu erfahren, dass so gute Menschen diese Welt verlassen haben, diese Welt ist wieder ärmer geworden an Gottesfürchtigkeit.
Sein Andenken möge zum Segen werden