Mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trete Antisemitismus in verschiedenen Formen wieder in Deutschland und Europa auf. Die Eröffnung einer solchen kulturellen Stätte halte er daher für besonders bedeutsam, erklärte Hadas-Handelsman vor Journalisten. Sie könne zur Aufklärung über das Judentum, den Staat Israel und den Nahostkonflikt beitragen. Sein Besuch zeige, wie wichtig dem Staat Israel die Eröffnung der Begegnungsstätte sei.
In dem Gespräch ging Hadas-Handelsman auch auf den Atomstreit mit dem Iran ein. Die aktuelle Debatte in den deutschen Medien über diese Problematik hält der Diplomat für legitim. Auch in Israel gebe es entsprechende Diskussionen. Er betonte jedoch, es sei nicht legitim, "wenn Tatsachen verdreht werden". Die Begegnungsstätte in Reichenbach könne dazu beitragen, aktuelle israelische Politik verständlich zu machen, zum Beispiel die Haltung angesichts der Bedrohung durch den Iran.
In seiner Ansprache zur Eröffnung lobte der Botschafter die Arbeit der Sächsischen Israelfreunde e.V. und dankte dem Verein, besonders dem Vorsitzenden Lothar Klein, dafür, dass er an der Seite Israels stehe. Zudem hob er den Handwerkerdienst des Vereins unter der Leitung von Vorstandsmitglied Michael Sawitzki hervor. Diese Arbeit bei Holocaust-Überlebenden in Israel sei ein wichtiger Beitrag für die Versöhnung. Es sei eine gemeinsame Herausforderung, Vorurteile und Unkenntnis im Blick auf Israel in Deutschland abzubauen. Er hoffe, dass das Zentrum "zum besseren Verständnis der Menschen untereinander" beitrage. Im Beisein des Vorsitzenden Klein und des Oberbürgermeisters von Reichenbach, Dieter Kießling (CDU), trug sich Hadas-Handelsman ins "Goldene Buch" der Stadt ein.
Kießling begrüßte, dass auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau "Leben im Park geblieben ist". Dass sich die Sächsischen Israelfreunde diesen Standort für ihr "Domizil" ausgesucht hätten, sei eine Bereicherung für seine Stadt. Er hoffe, dass das Zentrum viele Gäste von nah und fern anziehe und "in diesen Räumlichkeiten ein Stück Völkerverständigung gelebt wird". Kießling wies außerdem darauf hin, dass Reichenbach derzeit nach einer Partnerstadt in Israel suche.
Sachsens Ministerpräsident Tillich kündigt Besuch in Reichenbach an
Johann-Adolf Cohausz, Staatssekretär und Sprecher der sächsischen Landesregierung, übermittelte in seiner Ansprache Grüße von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Dieser bedauere, dass er nicht selbst kommen konnte. Tillich habe jedoch versprochen, das Begegnungszentrum in naher Zukunft persönlich zu besuchen. Cohausz erinnerte an die besondere Verantwortung des deutschen Volkes gegenüber den Juden. Die Erinnerung an die Vergangenheit müsse erhalten werden. "Unsere Geschichte darf sich nicht wiederholen." Jüdisches Leben sei Teil der deutschen Kultur und Identität, dies sei in dunklen Phasen, aber auch in Blütezeiten so gewesen. Der Regierungssprecher wies auf das wieder aufblühende jüdische Leben im Freistaat Sachsen hin. Er wünschte der neuen Begegnungsstätte "interessierte und lernbereite Besucher, die mit offenem Geist und Herzen hier hinkommen". Das Zentrum sei ein Ort, der sich an die Gegenwart wende und dazu einlade, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Zur Eröffnung der Sächsischen Israelkonferenz waren mehr als 500 Besucher aus Deutschland, Israel und dem europäischen Ausland gekommen. Das Programm wurde am Freitag fortgesetzt mit einer Bibelarbeit von Israelnetz-Nahostkorrespondent Johannes Gerloff und dem aus Jerusalem angereisten Rabbiner David Nekrutman. Den Abschluss bildet am Sonntag ein Gottesdienst im Festzelt um zehn Uhr mit Egmond Prill, dem Leiter der Israel-Arbeit beim Christlichen Medienverbund.
Die Sächsischen Israelfreunde e.V. wurden im Jahr 1998 gegründet und setzen sich unter anderem gegen eine einseitige Berichterstattung im Nahostkonflikt, für Versöhnungsarbeit sowie für die Aufarbeitung antisemitischer Lehren in der Kirche ein.