Jahrzehntelang galt Ariel Scharon vielen ausländischen Medien als „Hardliner“. Auch die meisten deutschen Journalisten setzten das Wort fast automatisch vor den Namen des israelischen Politikers. Sie brachten den langjährigen Likud-Chef vor allem mit dem Massaker von Sabra und Schatila 1982 im Libanon in Verbindung. Warfen ihm vor, er habe durch seinen Besuch auf dem Tempelberg Ende September 2000 die „Al-Aqsa-Intifada“ ausgelöst – selbst, als Fatah-Vertreter zugaben, dass der Beschluss für den blutigen Aufstand gegen Israel mehrere Monate vorher gefallen war.
Und dann das: Plötzlich gab der „Hardliner“ als israelischer Premierminister einen Plan für einen vollständigen Rückzug aus dem Gazastreifen bekannt. Einseitig und ohne palästinensische Gegenleistung. Journalisten und Politikwissenschaftler reagierten verdutzt – viele priesen den Plan. International stieß er allerdings auch auf Kritik, weil sich Scharon nicht mit den Palästinensern absprach.
Die Regierung setzte das Vorhaben trotz innenpolitischer Widerstände – auch aus dem Likud – ab dem 15. August 2005 um. Israel räumte alle 21 Siedlungen der Verbandsgemeinde Gusch Katif und die Militärstützpunkte.
Der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer (Grüne) merkte im Januar 2006 in einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ erstaunt an: „Es war Ariel Scharon, es war eine Likud-Regierung, die zum ersten Mal nicht Land gegen Frieden tauschte, sondern einfach besetztes Gebiet ohne Gegenleistung der anderen Seite aufgab! Dies war ein unerhörter, ja fast revolutionär zu nennender Vorgang. Dies ist Ariel Scharons bleibendes Verdienst.“ Wenige Tage vor Erscheinen des Beitrags hatte Scharon einen Schlaganfall erlitten und war ins Koma gefallen, weitere geplante Rückzüge aus Judäa oder Samaria konnte er deshalb nicht mehr umsetzen. Aus dem Koma sollte er nicht wieder erwachen, Anfang 2014 starb er.
Scharon hoffte auf Frieden und Sicherheit
Von dem Abkoppelungsplan erhoffte sich der damalige Likud-Chef Frieden und Sicherheit. Er rechnete damit, dass sich die Hamas und andere Terrorgruppen an seine Regeln halten und durch den Abzug beschwichtigen lassen würden. Viele Politiker und Beamte unterschätzten die Ideologie der Hamas und setzten Hoffnung in den Schritt.
Doch das Gegenteil passierte. Bereits im April 2001 hatten Terroristen vom Gazastreifen aus die erste Rakete auf die israelische Kleinstadt Sderot abgefeuert. Drei Jahre später gab es erstmals Todesopfer, als ein Geschoss neben einem Kindergarten einschlug: eine Zweijährige, einen Vierjährigen und einen 49-jährigen Großvater. Nach dem Rückzug intensivierten die Terrorgruppen ihren Beschuss. Die Gemeinden im Grenzgebiet statteten sich mit Schutzräumen aus, die Armee installierte im Jahr 2011 das Abwehrsystem Iron Dome.
Die Hamas gewann derweil die Parlamentswahlen vom Januar 2006, übernahm anderthalb Jahre später gewaltsam die Alleinherrschaft im Gazastreifen und etablierte dort ein Terror-Regime. Schmuggeltunnel zwischen der Küstenenklave und Ägypten hatten schon vor dem Rückzug existiert. Doch nun entstand ein weitverzweigtes Tunnelsystem, das sich zum Zeitpunkt des Massakers vom 7. Oktober 2023 über rund 500 Kilometer erstreckte – mit Eingängen in Privathäusern, Kliniken, Schulen und Moscheen.
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Manche sind davon überzeugt, dass sich der Terrorüberfall nicht ereignet hätte, wenn Ariel Scharon 2023 noch am Leben gewesen wäre. Zu ihnen gehört der Sohn Gilad Scharon: „Die Katastrophe des 7. Oktober infolge einer Politik der Schwäche hätte unter seiner Ägide überhaupt nicht passieren können. Er hätte sie auseinandergenommen, das hat er schließlich sein Leben lang getan“, sagte er anlässlich des zehnten Todestages seines Vaters im Januar 2024.
Großangriff wäre mit Siedlungen nicht möglich gewesen
Doch es gibt andere Stimmen. So gestand ein ehemaliger Abgeordneter der Arbeitspartei (Avoda) im September 2024 ein, dass er den Rückzug seinerzeit unterstützt habe, ihn aber mittlerweile für einen Fehler halte. „Später stellte sich heraus, dass wir auch dort in die Falle getappt waren“, sagte Eli Goldschmidt. „Sobald wir Gaza verlassen hatten, begannen sie, Tunnel zu graben.“ Der Bau der Terrortunnel sei von Anfang an eine strategische Angelegenheit gewesen. „Und wir haben sie ihnen geschenkt.“
Es liegt auf der Hand: Hätten sich die 21 Siedlungen noch im Gazastreifen befunden, wäre der Bau des weitverzweigten Tunnelnetzes ebenso undenkbar gewesen wie die Vorbereitungen für den Großangriff.
Im Nachhinein entpuppt sich das Geschenk also als das, vor dem weitsichtige Politiker schon vor 20 Jahren warnten: Als Falle. Und die Palästinenser ergriffen nicht einmal die Chance, die von den Israelis zurückgelassene Infrastruktur wie Gewächshäuser zu nutzen. Sie entschieden sich für deren Zerstörung, für die Abhängigkeit von internationalen Hilfsorganisationen – und für den Terror.
Geiseln und Palästinenser tragen Folgen
Dass sich das nicht auszahlt, wird 20 Jahre nach dem Rückzug deutlich: Die israelische Armee befindet sich wieder im Gazastreifen, die Bewegungsfreiheit der Bewohner ist mehr eingeschränkt denn je, viele Gebäude sind zerstört und noch immer nutzen Hamas-Terroristen das Tunnelsystem für ihre Zwecke. Darunter haben nicht nur die Geiseln zu leiden.
Dem heutigen Premierminister Benjamin Netanjahu werfen viele vor, die Hamas unterschätzt und durch seine Unterstützung zu ihrem Massaker erst befähigt zu haben. Doch letztlich war bereits der Abzug eine Falle für die Israelis. Auch deshalb war die Begeisterung über Scharons Kehrtwende alles andere als angebracht.
14 Antworten
Welche Erkenntnisse hat man in der Zwischenzeit daraus ziehen können?
Reiche der Hamas/ „Palestinänser“ nie den kleinen Finger – sie nehmen dann auch gleich deine ganze Hand.
Für die Zukunft: es wird niemals einen pal. selbständigen Staat geben – never.
Reiche dem Islam niemals den kleinen Finger…
Hamas und „Palästinenser“ führen nur das aus, was ihr „letzter gültiger Gesandter/Prophet“ ihnen als Befehl hinterlassen hat.
Er ist nicht der erste, der belogen und hintergangen wurde.
Man schaue sich nur die heutige Situation und die Reaktionen der antisemitischen Welt an,sobald Israel sich wehrt…………….SHALOM
Scharon hoffte auf Frieden und Sicherheit. Wir auch damals.
Man kann den Palästinensern nicht trauen ! Sie ruinieren lieber die Zukunft ihrer Kinder als Israel anzuerkennen. Sie hätten etwas aufbauen können, das Embryo eines Staates. Haben sie nicht, wollen sie nicht. Soviel zur „Zwei-Staaten-Lösung“.
Heute weiß man, Land für Frieden bedeutet: TERROR.
Ebenso 1967 Verwaltung des Tempelberges an Jord. Familie. Seither Chaos.
Ich kann mich gut erinnern. Die Bilder der teilweise gewaltsamen Evakuierung der israelischen Bewohner waren erschütternd. Soviel zum Aufbau des Landes geleistet, und dann so etwas.
Die Entscheidung mag falsch gewesen sein. Scharon hätte die Sicherheit seiner Leute aber nicht weiter sicherstellen können.
Lothar, es sei denn, er hätte damals Ben Gvir nachgegeben………………..SHALOM
Scharon hat seine gerechte gotesstraffe erhalten. Das Blut der Leuten in sudisrael klebt an seinen Händen. Der andere Verbrecher in meinen Augen ist Jehuda Barack. Er hat Libanon ohne jegliche Vereinbarung verlassen. Das alles unfehiger unifil überlassen. Dafür soll er in Knast. Israel hat großartige Armee aber kaum kluge Politiker. Das ist das problenme.
Was wir seit Jahrtausenden auf der Erde erleben ist ein beständiger Kampf Licht gegen Finsternis und Finsternis gegen das LIcht. Das fing bereits im Garten Eden an. Die Mittel sind vielseitig: Politik, Krieg, Terror, Religionen, Weltanschauungen etc. und last, but not least: die Macht der Medien. Die mediale Schlacht ist ein großes Problem für Israel. Der Islam als solcher ist dabei für Israel die nächste und härteste Gefahr. Gelebter Islam kann keinen Judenstaat akzeptieren – niemals. Koexistenz ist nur so lange möglich, solange Israel stärker ist. Leider wird das in Israel nicht in der notwenigen Schärfe gesehen. Die Europäer sind im Tiefschlaf und merken nicht, was sich da gegen sie zusammenbraut. Daran ist Ariel Sharon gescheitert, wie viele andere auch.
Danke Frau Hausen für Ihre Meinungsäußerung zu diesem Thema.
Scharon rechnete damit, dass sich die Hamas und andere Terrorgruppen an seine Regeln halten…. Terroristen halten sich nie an Regeln. Sie lassen sich auch nicht beschwichtigen. Ich habe des Öfteren gesagt, der Gazastreifen könnte eine Oase sein. Wer zerstört denn Gewächshäuser, Infrastruktur…? Das können nur irre Bestien sein, auf Vernichtung Israels aus. Mag sein, Nethanjahu macht Fehler, ich hacke nicht auf ihn herum, denn Scharon hat auch Fehler gemacht. Ich verstehe den Wunsch Nethanjahus, Gaza ganz zu kontrollieren, sozusagen als Wiedergutmachung des Fehlers von Scharon. Goldschmidt hat Recht. Die Tunnel waren ein Geschenk Israels. Mögen sie alle gefunden werden und die Geiseln freikommen. 🙏🎗🇮🇱
Ariel Scharon hat, aus heutiger Sicht, verantwortungslos gehandelt mit dem Rückzug aus dem Gaza und der Räumung der Siedungen OHNE Gegenleistung.
Wie ich dem Bericht entnehme, wollte er auch noch Siedlungen aus Judäa und Samaria räumen lassen. Das hat sein Schlaganfall verhindert. Gott hat es nicht zugelassen, dass Sein Gelobtes Land wieder auf den Stand vor dem 5.6.1967 zurückfiel. Ich glaube, darum fiel Scharon ins Koma, Gott wollte die weitere Siedlungsräumung verhindern, mit dem Koma von Scharon.
Wir müssen endlich EINS werden, auch jeder „linke“ Israeli muss aufhören, von „Palästina“ zu reden, es darf kein „Palästina“ geben und es wird KEIN „Palästina“ geben. In Gaza wird sich Zepephania K.2 erfüllen, aber wir brauchen ALLE Kräfte, die der Welt ALLE Propheiungen kundtut, es wird alles so ablaufen wie in der Hebräischen Bibel und im Alten Testament beschrieben. Jesu Stellung zum Gestz Matth.Ev. K.5V17 bestätigt alle Prophezeiungen genau wie das Jüdische Gesetz.
Erst wenn Israel wieder hergestellt ist, dann wird es ein Pro-Israelisches Zeitalter geben, und danach werden alle vertilgt werden die gegen Jerusalem gekämpft haben. Es wird dann der Durchbohrte erscheinen, Sach.K.12, V9-14, dann wird das tatsächliche Tausendjährige Reich nach Offb. Joh. K.20 V1-6 in Erfüllung gehen.
Doch momentan ist GROßE TRÜBSAL in mir, denn wir leben in der schwersten Zeit seit 8.5.1945, und das weltweit, siehe Ukraine, siehe Taiwan, siehe antijüdisches Europa u.v.a.
Ach wann kommt eine bessere Zeit, wann wird die WAHRHEIT über Gaza usw. ans Licht kommen ?
Wann ? Wann ? Noch lange hin ?!
Ein nachdenklicher Denker wünscht einen gesegneten Schabbat !
Mit diesen Menschen wird es keinen Frieden geben.
In Joel 3,3 spricht Jahwe über diejenigen die SEIN Land geteilt haben, ER wird sie bestrafen. Eine schlechte Entscheidung von Scharon, den Gazastreifen an die Arabern zu übergeben, das in der Folge viel Leid nach sich zog. Scharon hatte zur gleichen Zeit einen Schlaganfall erlitten und war ins Koma gefallen, aus dem er nicht wieder erwachte. Anfang 2014 starb er. Einen gesegneten Schabbat.