Suche
Close this search box.

Wie das ZDF Kindern den Nahostkonflikt erklärt

Mit der Abbildung von Landkarten und Bildern beschreibt das ZDF in seiner Kinder-Sendung „Logo“ den Nahostkonflikt. Das grundsätzlich lobenswerte Vorhaben ist jedoch gespickt mit Fehlern und belastet durch eine gewagte Verwendung der Begriffe.
Von Ulrich W. Sahm
Kindersendung vom 4.10.2021

In der ersten Szene heißt es in der Kinder-Sendung „Logo“, die Anfang Oktober vom ZDF ausgestrahlt wurde: „Das ist das Land Israel.“ Dabei wird das Territorium des Staates Israel, der besetzten Gebiete (Westjordanland) und des 2005 von Israel vollständig geräumten Gazastreifens gezeigt. Der Begriff „Land Israel“ war aber nie die Bezeichnung für den Staat, sondern ist der seit biblischer Zeit gebräuchliche Name für den gesamten Landstrich ohne genaue Grenzen.

Das Westjordanland liegt nicht im Nordosten, wie „Logo“ behauptet, sondern eher im Westen. Weiter geht es mit der Unterstellung, die jüdische Einwanderung sei vor allem ein Produkt des Antisemitismus der Nazis gewesen. Das ist falsch, denn die jüdische Einwanderung in diese Region begann schon um 1880 und war durch Pogrome im russischen Reich ausgelöst worden. Ebenso ist die Behauptung falsch, dass die Juden vor allem in Europa lebten. In der gesamten arabisch-muslimischen Welt von Marokko bis Afghanistan gab es große jüdische Gemeinden, die nach 1948 fast vollständig ausgelöscht und deren Mitglieder enteignet, ermordet und vertrieben worden sind.

Weiter geht es mit dem Spruch: „Nach der Hitler-Zeit, nach 1945, wollten die meisten Juden einen eigenen Staat, in dem sie sich sicher fühlen konnten. Immer mehr versuchten damals in das Gebiet zu ziehen.“ Das erweckt wiederum den Anschein, als wäre allein Deutschland für die Entstehung des Konflikts verantwortlich. Die Masseneinwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina hat aber schon lange vorher eingesetzt – übrigens nicht nur von jüdischer Seite. Denn die Einwanderung der Juden brachte eine starke Zuwanderung aus arabischen Staaten mit sich.

Geschichtsklitterung sorgt für ein falsches Bild

Der nächste Satz enthält schlicht falsche Informationen: „1947 entschieden viele Politiker auf der ganzen Welt, dass es dort einen israelischen und einen palästinensischen Staat geben sollte.“ Gemeint ist offensichtlich der sogenannte Teilungsbeschluss der Generalversammlung der UNO. Die Balfour Deklaration von 1917, mit dem britischen Versprechen, in Palästina eine jüdische Heimstätte zu errichten, wird hier vollständig unterschlagen.

In der Resolution von 1947 ist die Rede von einer Dreiteilung des Gebietes in einen „arabischen“ und einen „jüdischen“ Staat, sowie die Städte Jerusalem und Bethlehem als Corpus separatum unter UNO-Verwaltung. Von einem „palästinensischen Staat“ ist in der Resolution jedenfalls keine Rede. 

„Und so entstand im Mai 1948 das Land Israel.“ Das ist deshalb falsch, weil es das „Land Israel“ als geographische Bezeichnung schon seit Jahrtausenden gibt.

Weiter heißt es bei „Logo“: „Die Palästinenser waren gegen den Plan. Sie wollten stattdessen in dem ganzen Gebiet leben.“ Den Begriff „Palästinenser“, wie er heute verwendet wird, gab es damals noch nicht. Denn alle Bewohner des damaligen britischen Mandatsgebiets, Juden wie Araber, wurden „Palästinenser“ genannt. Den heutigen Begriff hatte Jasser Arafat in der Charta der „Palästinensischen Befreiungsbewegung“ PLO erst 1964 geprägt.

Araber leben in Gebieten, die zum jüdischen Staat gehören sollten

Etwas verwirrend ist hier auch die Behauptung: „Sie wollten stattdessen in dem ganzen Gebiet leben.“ Denn bei genauem Hinschauen verblieben überall im Land Araber, darunter in den Städten Lod, Ramle, Haifa, Akko, Nazareth und Be’er Scheva – also auch in Gebieten, die laut UNO eigentlich dem jüdischen Staat zugeschlagen werden sollten.

Ob Israel tatsächlich bei dem Krieg ab 1948 „siegte“, nachdem „mehrere“ arabische Staaten es angegriffen hatten, mag diskutiert werden. Tatsache ist, dass Ägypten den Gazastreifen besetzte und Jordanien das Westjordanland und die Altstadt von Jerusalem. Dieser Punkt wird in der ZDF-Kindersendung vollständig unterschlagen. Bei der Formulierung „viele flohen in das Westjordanland und in den Gazastreifen“ bleibt die Frage offen, ob genau diese Gebiete nicht auch für den vermeintlichen palästinensischen Staat vorgesehen waren.

Wortwahl impliziert falsche Schlüsse

Zum Abschluss heißt es: „Seitdem gibt es immer wieder Streit, Kämpfe und Krieg zwischen Israelis und Palästinensern.“ Tatsache ist jedoch, dass es schon vor der Gründung Israels Pogrome gegen Juden in den arabischen Ländern gab. Am bekanntesten sind die Vertreibung der Juden aus Hebron 1929 und die „Farhud“ in Bagdad 1941. Gemäß der heutigen palästinensischen und der damals verbreiteten arabischen Ideologie ging es vor allem darum, den Staat Israel vollständig auszulöschen und alle Juden von dort zu vertreiben. Zudem impliziert die Formulierung „Krieg zwischen Israelis und Palästinensern“, beide Seiten würden in gleichem Maße Kriege anzetteln. Tatsächlich hat Israel sich seit seiner Staatsgründung in Kriegen lediglich verteidigt.

Zusammenfassend muss man hier feststellen, dass das ZDF mit gewagter Geschichtsklitterung und schlimmen Auslassungen den Kindern in Deutschland den Nahostkonflikt in einer unverantwortlich verkürzten Form erklärt. Völlig ausgespart werden dabei die Rolle des Zionismus ab 1880, die Vertreibung der Juden aus der gesamten arabischen Welt und der palästinensische Terror. Unerwähnt bleibt auch, dass Jordanien das Westjordanland und Ostjerusalem nicht nur 1948 erobert, sondern später auch annektiert hat. Jordanien hat damals alle Juden aus Ostjerusalem vertrieben, sämtliche Synagogen zerstört und den Juden den Zugang zur Altstadt verweigert – und damit zu ihrem wichtigsten Heiligtum, der Klagemauer.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

16 Antworten

  1. Natürlich sind die ‚Logo‘ Nachrichten kein Ausrutscher – sie spiegeln lediglich das Bild wieder wie in den hiesigen herrschenden Medien Israel und den ‚Nahostkonflikt‘ betrachtet wird. Leider ist diese einseitige Sicht auf Israel und den ‚Nahostkonflikt‘ der ‚Mainstream‘ hierzulande. Nachrichten und Meldungen die diese einseitige Sicht nicht bestätigen haben es schwer.

    2
  2. Dass das ZDF so eine dilettantische Sendung für Kinder ausstrahlt, ist einfach nur traurig und beschämend. Was sagt der Chefintendant des ZDF, Herr Thomas Bellut dazu ? Eine Stellungnahme von seiner Seite aus wäre wünschenswert. Ebenso sollte Herr Bellut diese Information an den für die Kindersendung Verantwortlichen weiterleiten.

    1
  3. Hoffentlich schreibt Ihr das auch ans ZDF ??!!?? Bitte, schickt das dorthin! Oder startet eine Unterschriftenaktion oder sonstwas. Ich bin leider jetzt alt, aber mitmachen könnte ich noch und würde ich liebend gerne, um diese Lügen im Keim zu ersticken und nicht erst in Umlauf zu bringen. Bitte, bitte handelt! Christa Ackermann

    0
  4. Sehr traurig–aber leider nicht ungewöhnlich….deshalb gibt es nur wirklich die e i n e g r o ß e Chance:
    2 MO 23..22 Wirst du/ISRAEL aber seine/GOTTES Stimme hören und tun alles, was ich dir sagen werde, so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widersacher Widersacher sein.
    Auch in Verbindung mit Medien stimmt die Tatsache….dass der eigentliche Feind
    nicht aus Fleisch und Blut besteht…..

    1
  5. Es ist ungeheuerlich was für Meinungen im ‚christlichen‘ Europa kursieren. Was sich das ZDF hier geleistet hat, ist unverzeihlich. Kinder, die hier mit solchen Unwahrheiten unterrichtet werden, bekommen ein total falsches Bild von der Geschichte seit Adam und Eva, insbesondere der Nazizeit, den vielen Progomen, die die Juden über Jahrtausende durchmachen mussten.

    1
  6. Zwar habe ich die Kindersendung nicht gesehen, bin aber mit der Gegebdarstellung voll einveinverstanden. Es ist kompliziert und erfordert Geschichtswissen. Wer hat heute noch daran Interesse? Aber: Israel ist Gottrs Zeiger an der Weltenuhr!

    2
    1. Also ich kann die anderen Kommentare nicht wirklich nachvollziehen.

      Ich habe mir den Artikel durchgelesen und habe verstanden, wo etwas „falsch“ (oder wie ich gesagt hätte: vereinfacht) dargestellt wurde. Es geht aber um eine Nachrichtensendung für Kinder. D amuss man meines Erachtens nicht auf jedes Detail eingehen. Grundsätzlich ist das, was da gesagt wurde richtig, wenn auch eben stark vereinfacht.
      Ich jedenfalls hätte es lieber, jemand erklärt meinem Kind das so einfach und verständlich, als gefärbt aus palästinensischer oder jüdischer Sicht mit zu vielen Informationen, die nicht weiter helfen um die Situation zu verstehen.

      8
      1. Falls man versucht zu kleinen Kinder (ab 6 Jahren aufwärts?) solche Zusammenhänge zu erklären und dazu nur ein Teil der Fakten zu verwenden, dann ist es letztlich irreführend. Ob sie verstehen werden was Pogrome waren, oder dass es im Nahen Osten seit 2000 Jahren jüdische Gemeinden gab (Ägypten, Iran,…), welche zur Gänze zerstört wurden, usw. usw. ist fraglich. Und in ihrem Alter mehr belastend als erklärend. Als Familienvater werde ich auf solche Aktion für meine Kinder verzichten.

        1
    2. Zwar habe ich die Kindersendung nicht gesehen, bin aber mit der Gegebdarstellung voll einveinverstanden.
      ——————

      Sie haben etwas nicht gesehen, Sie kennen etwas nicht, sind aber mit einer Gegendarstellung voll einverstanden.
      Wissen Sie, es gab mal Zeiten, da wurde den Menschen von ihren religiösen oder sonstigen Anführern erzählt, Angehörige eines bestimmten Volkes würden Brunnen vergiften und kleine Kinder opfern.
      Diese Menschen haben das auch geglaubt und waren voll einverstanden damit, ohne sich selbst eine Meinung zu bilden oder das, was ihnen erzählt wurde, zu überprüfen oder zu hinterfragen.

      Sie sind nicht anders!
      Denn Sie haben ja nicht mal Interesse daran, sich zwei Minuten Zeit zu nehmen und das Original, welches im Artikel verlinkt ist, wenigstens anzusehen. Danach könnte man vielleicht über kindgerechte Vereinfachungen eines hochkomplexen Konfliktes diskutieren.

      1
      1. Der hier von vielen wie eine Monstranz vor sich hergetragene Philosemitismus und die bedingungs- und vorbehaltslose Unterstützung Israels – komme was wolle – ist nicht das erhoffte Allheilmittel gegen Antisemitismus. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wie manche Leute ihre Ignoranz offen zur Schau stellen („Ich habe es zwar nicht gesehen, bin aber mit der Gegendarstellung einverstanden“!) zeigt, wes Geistes Kind diese Leute sind. Sie praktizieren das, was sie anderen glauben vorwerfen zu können. Unfassbar!

        2
  7. Fussballaie, in Kürze – streichen bis nur noch Lügen übrig bleiben, ist ja nur eine Kindersendungen – daß ist eine Beleiding jeglicher Intelligenz.
    Kinder sind die Erwachsenen von morgen, das darf nicht sein –
    bitte dringend aufrütteln & weiterleiten an den Bundespräsident, Kanzler, jeden Minister und die Verantwortlichen des ZDF, danke.

    0
    1. Ani, wie würden Sie Ihren Kindern das Buch Hiob (die Thematik ist ähnlich komplex wie der Nahost-Konflikt) nahebringen?
      Würden Sie tatsächlich Achtjährigen vermitteln, dass Gott zehn Kinder von Hiob hat sterben lassen, um dessen Glauben zu prüfen?
      Oder würden Sie es bei Vermögensverlust und Krankheit belassen?

      0
  8. Im April veröffentlichte Human Rights Watch einen 213-seitigen Bericht mit dem Titel „A Threshold Crossed“, in dem festgestellt wird, dass die israelischen Behörden die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Apartheid und der Verfolgung begehen. Wir kamen zu dieser Entschlossenheit auf der Grundlage unserer Dokumentation einer übergreifenden Regierungspolitik zur Aufrechterhaltung der Dominanz der jüdischen Israelis über die Palästinenser, verbunden mit schweren Übergriffen gegen Palästinenser, die in den besetzten Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalem, begangen wurden

    In den Monaten seither hat sich ein wachsender Chor von Stimmen, von ehemaligen israelischen Botschaftern in Südafrika und derzeitigen Knesset-Mitgliedern bis hin zum ehemaligen UN-Generalsekretär und dem französischen Außenminister, auf die Apartheid in Bezug auf Israels diskriminierende Behandlung von Palästinensern, insbesondere in den besetztes Gebiet. Dennoch zögern viele in Deutschland, auch diejenigen, die israelische Menschenrechtsverletzungen kritisieren, das Etikett auf israelisches Verhalten zu übertragen.

    Angesichts des Erbes der Vergangenheit kann man Deutschlands Sorge um das Wohl des jüdischen Volkes durchaus verstehen, aber dies sollte nicht zu einer Billigung des missbräuchlichen und diskriminierenden israelischen Regierungsverhaltens, insbesondere in den besetzten Gebieten, führen. Wenn die Erkenntnis wächst, dass diese Verbrechen begangen werden, muss man den Kopf immer tiefer in den Sand stecken, um diese Realität nicht anzuerkennen.

    0
    1. Luley, Ihnen sind doch die Palästinenser vollkommen egal. Das einzige was Sie interessiert, ist ihren Judenhass auszuleben.

      Das hier Luley, war einer Ihrer Sätze bei dem Artikel über den Mord an einem Israeli:
      „Widerstand gegen Siedlergewalt und Landraub ist legitim, dessen müssen sich die illegalen Siedler immer bewußt sein“.

      Sie faseln immer von Apartheid. Wie nennen Sie das, wenn ein Israeli eine Straße im WJL nicht benutzen darf, ohne in Gefahr zu laufen, auf dieser ermordet zu werden? Wie nennen Sie das?

      Im dritten Reich unterstützte die Bevölkerung den Mord an den jüdischen Deutschen, in dem sie schwieg. Heute bejubeln Teile der Nachkommen derer, die den Judenmord akzeptiert haben, den Mord an Israelis und fühlen sich großartig dabei. Schande!!!

      0
  9. Ich war von dem Bericht begeistert und werde ihn bei nächster Gelegenheit meinen Enkelkindern ( 8 und 11 Jahre) zeigen. Ein Teil unserer Familie lebt in Israel und wir setzen uns bestimmt nicht leichtfertig und einseitig mit der komplizierten Problematik auseinander. Auch hat Herr Sahm mit seinen Einlassungen Recht, aber in diesem Kinderclip würden mehr Informationen nur verwirren. Hier wird nichts Falsches erzählt – also bitte, lasst die Kirche im Dorf!!

    1

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen