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Wenn Gott im Verborgenen wirkt

An Purim feiern Juden eine biblische Rettungsgeschichte aus der Zeit des persischen Exils. Verkleidungen und Ausgelassenheit prägen das Fest.
Von Elisabeth Hausen
Verkleidete Juden beim Purimfest auf der Straße

„Purim ist der Feiertag im Verborgenen.“ Dies schreibt Noemi Berger in der deutschen Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“. Das Fest beruht auf der Geschichte der persischen Königin Esther, die das gleichnamige biblische Buch erzählt. Ihre jüdische Identität war selbst dem Ehemann nicht bekannt. In diesem Jahr beginnt Purim am Abend des 16. März.

Ein Verwandter von Esther, der Jude Mordechai, lebte laut biblischer Überlieferung in der persischen Stadt Susa. Esther hatte die verstoßene Ehefrau von König Ahasveros, Waschti, ersetzt. In dieser Position gelang es ihr mit viel Mut, die Pläne des Judenfeindes Haman zu vereiteln: Der Beamte hatte beim König erreicht, dass die Perser möglichst viele Juden vernichten sollten. Doch durch Esthers Einschreiten fiel er in Ungnade, der drohende Pogrom wurde abgewehrt.

Um den Termin für das geplante Gemetzel zu bestimmen, warf Haman das Los, hebräisch „pur“. Dieses fiel auf den 13. Tag des Monats Adar. Durch einen neuen Erlass des Königs wurden die Juden ermächtigt, sich gegen ihre Angreifer zu wehren. In Erinnerung an diese Errettung feiern Juden bis heute am 14. Adar das Purimfest.

Am Tag nach Purim wird das Fest in allen Städten gefeiert, die seit der Zeit Josuas eine Stadtmauer hatten, dazu gehört auch Jerusalem. Denn in Susa mussten sich die Juden einen Tag länger gegen ihre Verfolger verteidigen und konnten deshalb erst später feiern. Das wurde auf andere Städte übertragen. Der alternative Feiertag, in diesem Jahr der 22. März, heißt „Schuschan Purim“ – „Purim von Susa“.

Aus Opfern werden Sieger

Die Nachrichtenseite „Australian Jewish News“ stellt fest, dass sich in der Geschichte von Esther Dinge umdrehen: Diejenigen, die als Opfer vorgesehen waren, sind am Ende siegreich. Der Judenhasser Haman stirbt an dem Galgen, den er für Mordechai bestimmt hatte.

Das Buch Esther wird am Fest aus einer Schriftrolle vorgelesen – „Megillat Esther“. Da sie als „die Rolle schlechthin“ gilt, trägt sie oft auch nur die Bezeichnung „Megilla“. Kinder und Erwachsene haben gleichermaßen Freude daran, bei jeder namentlichen Erwähnung des Frevlers Haman möglichst viel Krach zu machen: mit Ratschen, Tuten oder anderen Lärminstrumenten. Im Babylonischen Talmud heißt es in Traktat Megilla (4a): „Frauen sind zum Lesen der Esther-Rolle verpflichtet, denn auch sie waren an diesem Wunder beteiligt.“

Der verborgene Gott

Das Wort „Gott“ kommt in dem Buch nicht vor. Doch Mordechai sagt im Zusammenhang mit seiner Bitte an Esther, beim König für die Juden einzutreten: „Denn wenn du zu dieser Zeit schweigen wirst, wird eine Hilfe und Errettung von einem andern Ort her den Juden erstehen. Du aber und deines Vaters Haus, ihr werdet umkommen.“ (4,14) Dieser Ort gilt in der jüdischen Auslegung als Bezeichnung für Gott.

Dass er nicht direkt genannt wird, passt für Noemi Berger wiederum zum Motiv der Verborgenheit: „Das Purim-Wunder – bei dem die gesamte jüdische Gemeinschaft vor der Zerstörung bewahrt wird – ist ein verborgenes Wunder. Die helfende Hand G’ttes ist unsichtbar. Man könnte es leicht dem Zufall zuschreiben, so wie alles andere in der Geschichte zufällig zu sein scheint.“

Esthers Aufgabe bestand darin, vor den König zu treten, ohne von ihm dazu aufgefordert worden zu sein. Das hätte für sie mit dem Tod enden können. Deshalb fastete und betete sie vorher mit ihren Gefährtinnen. Daraus ist der Brauch des „Ta’anit Esther“ – des Esther-Fastens – entstanden. Viele Juden verzichten am Tag vor Purim von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung.

Maskeraden – ein Brauch aus Italien

Eine wichtige Rolle beim Fest spielt das Verkleiden und Maskieren. Aus diesem Grund erinnert Purim ein wenig an Karneval oder Fasching. Auch dieser Brauch nimmt das Motiv des Verbergens auf, heißt es in der „Jüdischen Allgemeinen“: „Man begann damit im 13. Jahrhundert in Italien, zur Zeit der Frührenaissance. Purim wird ungefähr zur gleichen Zeit gefeiert wie der Karneval in Venedig, dessen Anfänge vermutlich im 12. Jahrhundert liegen. Von Italien aus breitete sich der Brauch des Verkleidens innerhalb von zwei bis drei Jahrhunderten in die ganze jüdische Welt aus.“

ein als Polizist verkleideter Junge in einem Fenster feiert Purim Foto: Israelnetz/mh
Jungen verkleiden sich gern als Polizisten

Zu den Purim-Bräuchen gehört es vor allem in ultra-orthodoxen Kreisen, möglichst viel Wein zu trinken. Der Feiernde solle nicht mehr unterscheiden können zwischen „Gesegnet sei Mordechai“ und „Verflucht sei Haman“.

Neue Variante eines bekannten Gebäcks: „Putintaschen“

Eine beliebte Süßspeise sind die sogenannten „Hamantaschen“ oder „Hamansohren“. Das dreieckige Gebäck besteht aus Mürbeteig. Es kann unterschiedliche Füllungen enthalten, etwa aus Mohn, Datteln, Pflaumenmus oder Schokolade.

In diesem Jahr ist aus aktuellem Anlass eine neue Variante hinzugekommen: die „Putintaschen“. Israelische Studenten in der polnischen Hauptstadt Warschau haben sie nach einem marokkanischen Familienrezept gebacken. Sie wollen das Gebäck verkaufen und mit dem Erlös jüdische Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterstützen, berichtet die „Jerusalem Post“.

Die „Australian Jewish News“ indes sehen in dem Fest eine Handlungsanweisung: „Man kann nicht einfach warten, dass Gott auf wundersame Weise bei menschlichen Angelegenheiten einschreitet; jeder Jude, der in einer Stellung ist, zu versuchen, sein Volk zu unterstützen oder zu retten, hat die moralische Verantwortung zum Handeln.“

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Eine Antwort

  1. Jungen verkleiden sich gern als Polizisten – aber der Junge im Bild sieht aus wie ein Pilot.

    Sozusagen El Al, nicht Mischteret Israel.

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