NEW YORK (inn) – Der ägyptisch-kanadische Journalist und Romanautor Omar El Akkad hat am Mittwoch in New York den Nationalen Buchpreis in der Rubrik Sachliteratur erhalten. Seine Dankesrede nutzte er für Kritik am israelischen „Genozid“ im Gazastreifen.
Geehrt wurde El Akkad für den Essay „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein“. Darin rechnet er mit dem westlichen Liberalismus ab. Zudem kritisiert er die Einwanderungspolitik der USA.
Ausgangspunkt ist ein Tweet, den er am 25. Oktober 2023 veröffentlichte – drei Wochen nach dem Hamas-Massaker in Südisrael: „Eines Tages, wenn es sicher ist, wenn es keine persönlichen Nachteile hat, zu sagen, was ist, wenn es zu spät ist, um jemanden zur Verantwortung zu ziehen, wird jeder schon immer dagegen gewesen sein.“
Für die Nationale Buchstiftung spielt der Massenmord an Juden vom 7. Oktober ebenso keine Rolle wie für den Autor. Sie ordnet ihn zeitlich „nach nur drei Wochen Bombardement in Gaza“ ein und merkt an: „Dieser Tweet wurde über zehn Millionen Male angesehen.“
Vom Westen enttäuscht
El Akkad wurde 1982 in Ägypten geboren, wuchs in Katar auf, wanderte als Jugendlicher nach Kanada ein und lebt heute in den USA. Dort fand er aber nicht, was er im Westen suchte.
„Als Einwanderer glaubte Omar El Akkad, dass der Westen ein Ort der Freiheit und Gerechtigkeit für alle sei“, heißt es in der Erklärung für die Auszeichnung. „Doch in den Jahren, in denen er über den Klimawandel, die Black-Lives-Matter-Proteste, die verschiedenen Kriege gegen den Terror und vieles mehr berichtet und zuletzt den Genozid in Gaza beobachtet, wird ihm zunehmend klar, dass vieles von dem, was der Westen verspricht, eine Lüge ist.“
Der Essay „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein“ sei eine „Chronik dieser schmerzhaften Erkenntnis, eine moralische Auseinandersetzung mit der Frage, was es bedeutet – als Bürger der USA, als Vater –, in diesen verheerenden Zeiten einen Sinn für Möglichkeiten zu finden“.
Bei der Preisverleihung sprach El Akkad laut „Washington Post“ von der Schwierigkeit, angesichts bestimmter Umstände in Feierstimmung zu kommen: Es sei sehr schwierig, auf feierliche Weise ein Buch zu würdigen, das als Antwort auf einen Genozid geschrieben wurde. Es sei schwierig, „wenn ich zwei Jahre damit verbracht habe, zu sehen, was Schrapnell dem Körper eines Kindes antun kann. Und wenn ich weiß, dass meine Steuergelder das tun. Wenn ich gesehen habe, wie Leute von maskierten Agenten des Staates von den Straßen weggenommen wurden, weil sie es wagten, die These aufzustellen, dass Palästinenser Menschen sein könnten“.
Libanesischer Autor kritisiert Angriff im Libanon
Den Preis für Fiktion erhielt Rabih Alameddine. Der Libanese wurde für den Roman „Die wirklich wahre Geschichte von Radscha, dem Gutgläubigen (und seiner Mutter)“ geehrt. Darin begleitet er in komödienhafter Weise eine libanesische Familie durch mehrere Generationen, unter anderem im Bürgerkrieg.
In seiner Rede indes ging er auf ein aktuelles Ereignis ein: Er habe Bilder von einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon gesehen, das bombardiert wurde. Dabei habe er gedacht: „Sie richten eine Verwüstung an und nennen es Feuerpause.“ Seine Kollegen forderte er auf: „Manchmal müssen wir Autoren sagen: Genug.“ Dass die israelische Armee zumindest nach ihrer Darstellung Hamas-Terrorinfrastruktur angegriffen hatte, blieb ungesagt.
USA „begehen Genozid“
Der Preis für übersetzte Literatur wurde für einen auf Spanisch erschienenen Roman der argentinischen Schriftstellerin Gabriela Cabezón Cámara verliehen. Die englische Fassung trägt den Titel „We Are Green and Trembling“ (Wir sind grün und zittern).
Übersetzerin Robin Myers sagte in ihrer Dankesrede, beim Übersetzen des Romans habe sie darüber nachgedacht, dass es in ihrem Herkunftsstaat USA erscheinen werde. „Derjenige, wo Migranten verfolgt und unterdrückt werden und wo die Regierung weiter Israels Genozid gegen das palästinensische Volk begeht – denn die Tat fördern bedeutet, sie begehen.“
Jugendroman über Teheran-Kinder ausgezeichnet
Der Preisträger der Kategorie Jugendliteratur, Daniel Nayeri, stammt aus dem Iran. Als er sieben Jahre alt war, floh seine Familie in den US-Bundesstaat Oklahoma. Sie ist vom Islam zum Christentum konvertiert.
Sein Roman „The Teacher of Nomad Land: A World War II Story“ (Der Lehrer vom Nomadenland: Eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg) befasst sich mit einer eher unbekannten Episode der Schoa: Auf Anordnung der Sowjetunion wurden etwa etwa 6.000 jüdische Flüchtlinge aus Polen in den Iran gebracht, die meisten waren Kinder – die sogenannten „Teheran-Kinder“.
In dem Jugendbuch helfen zwei iranische Waisenkinder im Jahr 1941 einem jüdischen Jungen, einem Nazispion zu entkommen. Sie denken auch darüber nach, ob sie ihn bei der Flucht ins heutige Israel unterstützen sollen.
Jeder Buchpreis ist mit 10.000 Dollar dotiert. Außerdem erhalten die Gewinner eine Medaille aus Bronze. (eh)
Eine Antwort
Das einzige Buch, das mir überhaupt lesenswert erscheint, ist das letztere, von dem Exiliraner. Der Rest…. Ich verstehe nur eines nicht : wenn der Westen (USA/Kanada/Europa) so furchtbar ist, warum gehen die Herrschaften dann nicht zurück ins wunderbare Ägypten, in den harmonischen Libanon ? Weil da die Futtertröge nicht so gut gefüllt sind ? Oder weil man dort mit Meckerern ganz anders verfährt ? Ich habe dieses ewig gleiche Geseieres sowas von satt.