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Spannungsgeladener Jerusalem-Tag geht ohne Eskalation über die Bühne

Vor einem Jahr eskalierte die Hamas die Spannungen anlässlich des Jerusalems-Tages. In diesem Jahr bleibt eine Eskalation aus. Spannungsgeladen ist der Tag dennoch.
Von Israelnetz
Um die Einheit Jerusalems zu feiern, kommen Tausende von Jugendlichen zum Singen und Tanzen nach Jerusalem

JERUSALEM (inn) – Die befürchtete Eskalation ist ausgeblieben: Israel hat am Sonntag den diesjährigen Jerusalem-Tag anlässlich des 55. Jahrestages der Eroberung Ostjerusalems im Sechs-Tage-Krieg begangen. Der Tag ist ein nationaler Feiertag. An ihm findet auch alljährlich der Flaggenmarsch israelischer Jugendlicher durch die Jerusalemer Altstadt statt.

Vor einem Jahr hatte die Hamas unter anderem Ereignisse rund um diesen Tag zum Anlass genommen, um Israel mit einem mehrtägigen heftigen Beschuss aus dem Gazastreifen zu überziehen. Auch in diesem Jahr hatte es Drohungen von terroristischer Seite gegeben. Beobachter in Israel gehen jedoch davon aus, dass die Hamas zur Zeit kein Interesse an einer weiteren „Runde“ hat, weil sie sich erst noch von ihren materiellen Verlusten bei der israelischen Militäraktion vor einem Jahr erholen müsse. Entsprechend ruhig blieb es am Sonntag denn auch rund um die Küstenenklave am Mittelmeer.

Viele Israelis auf dem Tempelberg

Jedoch kam es in Jerusalem selbst zu mehreren Zusammenstößen zwischen Juden und Arabern. Bereits am Morgen hatte die Polizei von „Störungen“ einzelner arabischer Maskierter auf dem Tempelberg rund um die Al-Aqsa-Moschee berichtet. Den Einsatzkräften gelang es jedoch, für Ruhe zu sorgen und so sicherzustellen, dass Juden das Areal anschließend betreten konnten. Insgesamt sollen am Sonntag rund 2.600 Israelis auf dem Tempelberg gewesen sein. Israelische Medien sprechen von einer Rekordzahl.

Die Israelis liefen zum Teil mit nur wenigen Metern Abstand an Arabern vorbei, wobei es zu verbalen Konfrontationen kam. Die Polizei sprach auch von „Zusammenstößen“ zwischen Betern und einer Gruppe von Besuchern. Es seien Flaschen und Stühle geworfen worden, einige Verdächtige seien festgenommen worden.

Zudem prangerte die Polizei an, dass „dutzende Besucher“ einer Gruppe Regeln für den Aufenthalt verletzt hätten. Die Gruppe sei vom Gelände entfernt und einige Beteiligte in Gewahrsam genommen worden. Genauere Angaben machte die Polizei nicht. Möglicherweise handelte es sich um einen Verstoß gegen den sogenannten „Status quo“. Demnach dürfen Nicht-Muslime auf dem Tempelberg etwa nicht beten.

Auch der bekannte Tempelberg-Aktivist und frühere Knesset-Abgeordnete Jehuda Glick besuchte den Tempelberg und übertrug den „Aufstieg“ live im Internet. Während des Besuchs rezitierte Glick mehrere Psalmen. „Sie haben Stimmen und Musik des Hasses, sie haben Stimmen und Musik der Gewalt“, erklärte Glick mit Blick auf Araber, die während des Besuches Parolen schrien. „Wir sind hier, um die Musik zu ändern, wir sind hier, um diesem Ort die Heiligkeit zurückzubringen.“

70.000 Teilnehmer beim Flaggenmarsch

Am Nachmittag setzte sich auch der Flaggenmarsch in Bewegung, an dem alljährlich vor allem Jugendliche teilnehmen, die singend und tanzend die „Wiedervereinigung“ Jerusalems feiern. Die Polizei, die selbst mit rund 3.000 Kräften im Einsatz war, um den Tag zu sichern, zählte rund 70.000 Teilnehmer. Anders als vor einem Jahr hatte sie in diesem Jahr wieder die übliche Route genehmigt, die einen Teil der Gruppe durch das Damaskus-Tor und damit durch das muslimische Viertel der Jerusalemer Altstadt hin zur Klagemauer führt.

Araber in der Altstadt erklären, sie empfänden die Route als Provokation. In der Altstadt kam es zu Auseinandersetzungen, die in mehreren Videos dokumentiert wurden. In einem Video ist zu sehen, wie ein israelischer Junge einer Araberin eine Substanz ins Gesicht sprüht, bei der es sich offenbar um Pfefferspray handelt. Für Aufregung sorgten mehrere anti-arabische Sprechchöre, die von einem Teil der Jugendlichen ausgingen. So soll etwa laut übereinstimmenden Berichten der Ruf „Tod den Arabern“ zu hören gewesen sein.

Nach Angaben der Polizei kam es zu mehr als 60 Festnahmen in Zusammenhang mit „Randalen, Steinwürfen, Angriffen auf Polizisten und weiteren gewaltsamen Zwischenfällen auf dem Tempelberg, in der Altstadt und in Ostjerusalem“. Berichten zufolge soll es dutzende Verletzte gegeben haben.

Empörung über anti-arabische Rufe

Premierminister Naftali Bennett wies am Nachmittag laut Angaben seines Büros die Sicherheitskräfte an, „null Toleranz für Gewalt oder Provokationen extremistischer Elemente“ zu zeigen. Der Jamina-Politiker bezog sich dabei ausdrücklich auf die Gruppierung „La Familia“, eine Fangruppe des Fußballvereins „Beitar Jeruschalajim“, die in israelischen Medien als stark nationalistisch beschrieben wird. Bereits zuvor hatte Bennett die Teilnehmer dazu aufgerufen, „verantwortungs- und respektvoll zu feiern“.

Außenminister Jair Lapid (Jesch Atid) schrieb am Nachmittag bei Twitter, „La Familia“ und „Lehava“, eine weitere nationalistische Gruppe, stünden nicht für den Jerusalem-Tag. Sie seien „eine Schande, die der Freude des Volkes Israel am Jerusalem-Tag schadet“.

Zu Zusammenstößen kam es im weitern Tagesverlauf auch außerhalb der Altstadt. So berichteten Medien über Auseinandersetzungen in den Vierteln Scheich Dscharrah und Isawija. Dokumentiert wurden unter anderem Steinwürfe sowie Angriffe auf israelische Busse. Bei den verschiedenen Auseinandersetzungen soll es zu weiteren Verletzten gekommen sein.

Regierung lobt Tag als Erfolg

Der eher linke Sicherheitsminister Omer Barlev (Avoda), der sich für die Durchführung des Flaggenmarsches auf seiner üblichen Route stark gemacht hatte, erklärte, die Entscheidung sei korrekt gewesen. Wenn man den Drohungen der Terror-Organisationen nachgebe, führe das nur zu noch ernsteren Situationen. „Mit Ausnahme einiger weniger Zwischenfälle“ sei der Flaggenmarsch wie geplant von statten gegangen.

Seine Kabinettskollegin Ajelet Schaked (Jamina), ihres Zeichens Innenministerin, lobte den Tag ebenfalls als Erfolg. Sie schrieb bei Twitter: „Die Juden erhoben ihre Häupter. Mehr Flaggen, mehr Freude, mehr Souveränität und null Raketen. Ein froher Jerusalem-Tag.“ Das zielte offenbar auch auf Ex-Premier Benjamin Netanjahu (Likud), der vor einem Jahr noch im Amt war, als der Tag vollends eskalierte, und der jetzt immer wieder gegen die aus seiner Sicht zu lasche Politik seines Nachfolgers polemisiert. (ser)

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11 Antworten

  1. Das Foto mit den drei israelischen Fallschirmspringern, als sie 1967 i h r e
    Kotel in Jerusalem erblickten, hängt über meinem Schreibtisch.
    Trotzdem würde ich wegen jährlichen Randalen und wie letztes Mal Angriffen der Hamas mit Raketen aus Gaza und diesmal Steine und Feuerwerkskörper aus Al Aksa am Tempelberg, nicht so einen Aufwand machen. Wir Juden sollten mehr Verstand haben, als die Pal- Araber an ihren Märtyrer – Tagen.
    Diese ganzen Provokationen von beiden Seiten bringen keinen Frieden.

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    1. Einerseits helfen Provokationen nicht — gegen niemanden. Andererseits ist Jerusalem die ungeteilte Hauptstadt Israels, und vor Terroristen klein beizugeben ist auch keine gute Wahl.

      Ich glaube, hier fehlt eine Art Patentrezept.

      Und ja, nicht nur Araber, sondern auch ein paar wenige jüdische Gruppen provozieren hier und da.

      Frau Neubert

      0
  2. Laut FAZ sagte beim gestrigen Flaggenmarsch nationalistischer Israelis in Jerusalem der 18 Jahre alte jüdische Israeli Ofer Amar: „Dies ist unser Land. Die Palästinenser sind Gäste in unserem Land.“ Was für eine Ungeheuerlichkeit sich in dieser Aussage widerspiegelt!

    Der aus Russland stammende zionistische Philosoph Ahad Ha’am schrieb schon 1891 in seinem Buch: „Truth from Palestine“ (zitiert aus: Adan Shatz (ed.): Prophets Outcasts: A century of Dissident Jewish Writing about Zionism and Israel“. New York 2004, Seite 32) folgendes:

    „Außerhalb Palästinas glauben wir gemeinhin, dass die Araber alle wilde Wüstenbewohner seien, wie Esel, die weder
    sehen noch verstehen, was um sie herum vor sich geht. Aber dies ist ein großer Irrtum.(…) Eine Sache hätten wir ganz gewiss aus unserer vergangenen und gegenwärtigen Geschichte lernen können: wie behutsam wir sein müssen, um nicht durch tadelnswertes Verhalten den Zorn anderer Leute gegen uns zu erregen. Um wieviel mehr sollten wir dann bemüht sein, einem fremden Volk, unter dem wir wieder leben, mit Liebe und Achtung und natürlich Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit zu begegnen. Und was machen unsere Brüder im Lande Israel? Ganz das Gegenteil! Sie waren Sklaven in den Ländern des Exils, und plötzlich verfügen sie über unbegrenzte Freiheit, die Art wilder Freiheit, die sich nur in einem Land wie der Türkei (Palästina gehörte damals zum Osmanischen Reich) finden läßt. Dieser plötzliche Wandel hat in ihnen einen Drang zum Despotismus ausgelöst, wie er stets geschieht, wenn „ein Sklave König wird“, und siehe da, sie begegnen den Arabern mit Feindschaft und Grausamkeit, berauben sie ihrer Rechte, schlagen sie schmählich ohne Grund, brüsten sich dessen sogar, und niemand wirft sich dazwischen und gebietet ihrem gefährlichen und abscheulichen Trieb Einhalt.“

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    1. Bjoern, hier würde mich sehr interessieren, ob dieser Philosoph in Israel lebte – Ich bezweifle das stark. Man kann hübsch philosophieren, auch über Gott, und dabei doch völlig daneben liegen. Dieser Ansicht war jedenfalls Blaise Pascal: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, nicht der Gott der Philosophen“ … . Und zudem liegt auch der Holocaust dazwischen, der die Juden ganz drastisch gelehrt hat, wie wenig sie Menschen vertrauen können … . Zum Glück hat er auch anderen Menschen die Augen geöffnet. Sie scheinen bis jetzt noch nicht dazu zu gehören, da Sie so einseitig berichten.

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  3. Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht dieses israelischen Freudentages!

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  4. Einiger der Sprechchöre der meist jungen jüdischen Teilnehmer des „Flaggenmarsches“ lauteten:
    „Shireen ist eine Hure!“
    „Mohammed ist tot!“
    „Tod den Arabern!“
    „Euer Dorf wird brennen!“
    „Das Lager (Shuafat) wird brennen!“
    Wer eine solche herrliche Jugend hat, wird eine glänzende Zukunft haben. Shalom Israel!

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    1. Geht gar nicht.

      Aber: Wer sich erdreistet zu schreiben, dass er kein Problem damit hat, wenn Siedler ermordet werden, der die Mörder als Opfer bezeichnet, sollte die Klappe nicht so weit aufreissen.

      Zumal die Klientel, hinter der solche Personen stehen, ganz gewaltig am Schreien ist und die Führung offen zu Mord an Israelis aufruft. Aber das stört ja diese Personen nicht.

      „Juden sind Affen“
      „Tod den Juden“
      „Wir treiben euch ins Meer“
      „Israel wird vernichtet werden“

      Wer dazu aufruft oder die Aufrufe verteidigt, hat keine Zukunft. Wer eine solch herrliche Jugend hat, die diesen Aufrufen folgt, ist verloren.

      Diese Jugend wird kaputt gemacht. Kaputt gemacht von ihrer Führung und kaputt gemacht von dummen Menschen, die ihnen einreden, dass sie das Recht haben Israelis zu töten. Aber dies ist widerliche braune Gülle.

      Ein Wort zu den Siedlern: Als Siedler bezeichnen die Palästinenser alle Israelis. Egal wo sie in Israel wohnen, egal ob sie Juden in Amerika oder in Neuseeland sind, es sind Siedler, denn sie haben das Recht auf die Einreise nach Israel. Und da der Staat Israel nicht geduldet wird, sind alle Juden Siedler. Wer Mord an Siedlern stützt, der unterstützt den Völkermord am jüdischen Volk, unterstützt braunes Gedankengut. Schande über solche „Menschen“.

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  5. Vielleicht wäre es an der Zeit andere Lösungen dafür zu finden. Es ist verständlich, dass der Jahrestag der Befreiung wichtig für die Israelis ist. Sie haben das gleiche Recht zu gedenken, wie auch die Palästinenser das Recht auf ihren Nakba – Tag haben. Aber ich denke es wäre an der Zeit den Rahmen dafür zu ändern. Man muss nicht durch die Altstadt ziehen. Man könnte auch eine zentrale Gedenkfeier an der Klagemauer einführen. Gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten.

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  6. „Das ist unser Land, Araber sind Gaeste i.ds. Land!“ – Diesen Fakt wollte ich auch schon
    laenger mal kund tun! – „status quo“ hin od. her! – Es ist wieder mal eine arab.-blinde
    Dreistigkeit „hoch 3“, den Juden in ihrem eigenen Land, staendig verbale Probleme zu
    bereiten. – Natuerlich duerfen Juden auf Ihren jahrtausendealten Tempelberg gehen,
    wann u. wie oft sie wollen! – Man sollte endlich mal, die v. Schoepfer vorgegebene
    Anweisungs-Linie f.ds. Gebiet ernst nehmen, u.als Betrachter die menschlich bislang
    getaetigten ziel-sinn-u.ergebnislosen Treffen u. Verhandlungen, seit Jahrzehnten, vergessen! –
    Nochmals: Haette Israel ein diktatorisches Gesellschafts-System, wie alle umliegenden
    Staaten, waere v. Hamas u.Co. u. Ihresgleichen, schon lange, nicht mehr viel uebrig! –

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  7. Erneut: – Der arab. „Halbmond“ (v.Marokko,Algr. bis arab.Halbinsel/nordoestl.bis Jordan.
    /Syrn. etc.), ist mehr al 640 mal! groesser, als d.kl. Israel, (Flaeche = B L Hessen). –
    Somit also genuegend Platz f.d. „Kanaan-Araber/sog.Palaestn.“ – u. sie waeren
    groesstenteils unter ihren Glaubens-Genossen; der Friede v.ds. Seite also gesichert!! –
    Da gibt es aber leider einen Oppositionsfuehrer/Luzifer, dem diese Situation gar
    nicht genehm waere, denn Dieser haette ja dann keinen „Zankapfel“ mehr gegen den
    Judenstaat!! – So wird sich die Sache hin-u.herschaukeln, bis der EWIGE eingreifen
    wird u. Israels Grenzen dann v. Strom(Euphrat) bis z. Meer u. v. Libanon bis zur Wueste
    reichen werden!! – (s.A.T. Josua, Kapt. 1). !! –

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