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Abbas fordert Rücknahme der Sicherheitsmaßnahmen

Wegen der Metalldetektoren am Tempelberg beharrt der palästinensische Präsident Abbas darauf, die Zusammenarbeit mit Israel auszusetzen. Indes hat Israel zusätzlich Sicherheitskameras auf dem Gelände installiert – was weitere muslimische Proteste hervorruft.
Der Streit um die Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg dauert an

JERUSALEM (inn) – Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, bleibt auf Konfrontationskurs mit Israel. Am Montag hat er seine Entscheidung bekräftigt, die Koordination mit Israel einzustellen. Das betreffe auch die Absprachen im Sicherheitsbereich, sagte der Fatah-Chef laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA auf einer wissenschaftlichen Tagung in Ramallah. Damit protestiert die PA gegen die Metalldetektoren, die Israel nach dem tödlichen Anschlag auf Grenzpolizisten vor anderthalb Wochen am Tempelberg aufgestellt hat. Die Angreifer hatten vor ihrem Attentat Gewehre auf das Gelände geschmuggelt.

Falls Israel wünsche, dass die Koordination wieder aufgenommen werde, müsse es die jüngsten Sicherheitsvorkehrungen rückgängig machen, ergänzte Abbas. Zudem müsse es alle militärischen Einfälle in palästinensische Städte einstellen. Wenn die Palästinenser geduldig seien, würden sie erreichen, was sie wollten. Israel habe kein Recht, Metalldetektoren an den Toren zur Al-Aksa-Moschee aufzustellen, „weil die Souveränität über die gesegnete Al-Aksa-Moschee unser Recht ist“. Zwar sei es für alle nicht leicht, aber die Israelis würden mehr unter der palästinensischen Entscheidung leiden als die Palästinenser.

Am Sonntag hatte der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman geäußert, die Sicherheitskoordination sei „vor allem anderen ein palästinensisches Bedürfnis“. Im Januar 2016 bilanzierte der Chef der PA-Sicherheitskräfte, Madschid Faradsch, seine Truppen hätten, in Zusammenarbeit mit israelischen Sicherheitsdiensten, Hunderte Angriffe gegen Israelis in weniger als einem Jahr vereitelt.

Kameras ergänzen Detektoren

Mittlerweile hat Israel neben den Detektoren Sicherheitskameras aufgestellt. Diese können Medienberichten zufolge entdecken, ob Personen mit Gewehren, Messern oder anderen Waffen ausgestattet sind, wenn sie sich nähern. Muslimische Beter boykottieren derzeit die neuen Sicherheitsschleusen und ziehen es vor, außerhalb des Tempelberggeländes zu beten. Dazu hatte die islamische Aufsichtsbehörde Wakf aufgerufen. Metalldetektoren gab es bislang nur bei dem einen Aufgang in der Nähe der Klagemauer, der nichtmuslimischen Besuchern vorbehalten ist.

Seit dem vergangenen Freitag sind bei gewaltsamen Protesten gegen die Sicherheitsschleusen vier Palästinenser bei Zusammenstößen mit israelischen Truppen gestorben, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“. Ein weiterer Palästinenser kam ums Leben, als eine Brandbombe, die er auf israelische Sicherheitskräfte werfen wollte, vorzeitig explodierte. Am Sonntagabend gab es nach muslimischen Gebeten erneut Auseinandersetzungen am Löwentor, das zum Tempelberg führt. Die Polizei löste die Tumulte auf. In der Siedlung Halamisch in Samaria erstach am Freitagabend ein 19-jähriger Palästinenser drei Mitglieder einer jüdischen Familie, die beim Schabbatessen saßen. Der Attentäter wollte sich nach eigenen Angaben für die „Beschmutzung des Tempelbergs“ rächen.

Friedliche Demonstrationen

Indes protestierten am Samstagabend Hunderte israelische Araber in mehreren Städten friedlich gegen die Sicherheitsmaßnahmen. Manche schwenkten palästinensische Flaggen. Ihre Parolen lauteten unter anderem: „Wir werden unser Leben für die Al-Aksa-Moschee opfern“ oder „Ein Volk, das vom Propheten Mohammed angeführt wird, wird nicht verlieren“.

Demonstrationen gab es unter anderem in Nazareth und in Baka al-Gharbija. Dort erläuterte ein Demonstrant der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ seine Beweggründe: „Die Al-Aksa-Moschee hat eine große Bedeutung für Muslime in aller Welt. Es ist nicht fair, dass diejenigen, die beten, durch einen Metalldetektor gehen müssen. Es beleidigt und misshandelt Menschen, die zum Beten zur Moschee kommen. Die Regierung behandelt uns wie Feinde, und das ist eine Schande. Gewalt zeugt Gewalt, und Friede bringt Sicherheit und Ruhe.“

Kritik aus Jordanien und der Türkei

Der Jerusalemer Mufti, Scheich Muhammad Hussein, sprach sich wie der Wakf gegen die Maßnahmen aus: „Alle religiösen Behörden in Jerusalem lehnen die neuen israelischen Sicherheitsmaßnahmen an der Al-Aksa-Moschee ab“, sagte er dem israelischen Fernsehsender „Kanal 10“. „Muslimische Beter müssen alle Tore mit völliger Freiheit und ohne irgendwelche Sicherheitsmethoden oder Hindernisse durchqueren können.“

Kritik kam auch aus dem Ausland. Der jordanische Außenminister Ajman Safadi forderte Sonntagnacht, dass Israel die Metalldetektoren entfernt und „den Status quo respektiert“. Zudem veranlasste er nach Gesprächen mit seinen Amtskollegen in Norwegen, Frankreich, Deutschland und Schweden eine Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga. Diese ist nun für Donnerstag anberaumt. Die Arabische Liga wirft Israel ein „Spiel mit dem Feuer“ vor. Auch der UN-Sicherheitsrat will sich mit dem Konflikt um den Tempelberg befassen. Er tagt am heutigen Montag.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meldete sich ebenfalls zu Wort. Am Sonntag kündigte er vor seiner Abreise nach Saudi-Arabien am Atatürk-Flughafen an, die islamische Welt werde nicht schweigen angesichts der „Verstöße“ an dem Komplex. Israel müsse sich ans internationale Recht halte und menschliche Werte respektieren, dabei Gewalt vermeiden, fügte er gemäß der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“ hinzu.

Von: eh

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