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Hungerstreiker Barghuti vermutlich beim Essen erwischt

Der palästinensische Häftling Marwan Barghuti ist wahrscheinlich beim heimlichen Essen erwischt worden. Offiziell befindet er sich gerade im Hungerstreik. Ein nun veröffentlichtes Video aus seiner Zelle zeigt verdächtige Szenen. Ein israelischer Minister wirft Barghuti Heuchelei vor.
Barghuti führt sich wahrscheinlich ein Stück Schokoriegel zum Mund

JERUSALEM (inn) – Der israelische Gefängnisdienst hat am Sonntag ein Video veröffentlicht, das angeblich den palästinensischen Häftling Marwan Barghuti beim Essen eines Schokoriegels und anderer Nahrung auf seiner Zellentoilette zeigt. Das Brisante daran: Barghuti ist derzeit offiziell im Hungerstreik. Er hatte zu einem großangelegten Hungerstreik aufgerufen, an dem sich hunderte palästinensische Häftlinge beteiligen. Der Beginn des Protests fiel auf den palästinensischen „Tag der Gefangenen“, den 17. April. Dieser Montag ist demnach Tag 22. Barghuti gilt als Anführer der „Al-Aksa-Intifada“ und sitzt wegen fünffachen Mordes in israelischer Haft.

Das Video zeigt zwei verschiedene Begebenheiten, einmal am Donnerstag, den 27. April, das andere Mal am Freitag, den 5. Mai. Bei beiden Anlässen sieht es aus, als ob Barghuti in seiner Gefängniszelle Essen aus Papier auswickelt, dieses mit in das Toilettenabteil nimmt und es auf der Toilette isst. Dabei ist das Gesicht des Häftlings nicht zu sehen. Im ersten Teil des Videos schließt er die Toilettentür. Bei der zweiten Begebenheit ist diese offen. In dem Fall ist zu erkennen, wie er eine Art Schokoriegel bricht und dieses Stück zu seinem Mund führt. Nach dem Essen wäscht er sich am Waschbecken seinen Mund ab.

Inwieweit die Aufnahmen echt sind, wirklich an besagten Tagen aufgezeichnet und tatsächlich Barghuti zeigen, ist nicht gesichert. In dem Teil der Videos vom 27. April ist in der Aufnahme ein Zeitstempel zu sehen. Im Video vom 5. Mai ist nur anfänglich eine Zeitangabe sichtbar.

„Video spricht für sich“

Als der israelische Gefängnisdienst um einen Kommentar zu dem Clip gebeten wurde, sagte dieser laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ nur: „Das Video spricht für sich selbst.“

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos hielt Barghutis Frau Fadwa eine Pressekonferenz in Ramallah ab. Das Video sei „gefälscht“, erklärte sie. Auch das palästinensische Nationale Komitee zur Unterstützung des Gefangenenstreiks gab laut der Zeitung „Washington Post“ an, dass der Clip nicht echt sei. Das Video zeige altes Videomaterial aus dem Jahr 2004. Die palästinensischen Medien rief das Gremium auf, die Bilder nicht zu veröffentlichen. Die palästinensische Gefangenenorganisation „Addameer“ hat zu dem Video auf ihrer Internetseite bislang noch keine Erklärung veröffentlicht.

Erdan: Barghuti ist „Mörder und Heuchler“

Israels Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, hatte bereits zu Beginn des Protests angemerkt, dass es in dem Streik nicht um die Bedingungen der Haft gehe, sondern viel mehr um interne palästinensische Politik und die Nachfolge des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Dies betonte Erdan nun erneut und fügte hinzu: „Barghuti ist ein Mörder und ein Heuchler, der seine Mitgefangenen aufrief, zu streiken und zu leiden, während er hinter ihren Rücken isst. Genauso wie er die Welt anlog, als er in der ,New York Times‘ schrieb, dass er sich entschieden hat, wegen der Gesundheitsversorgung zu streiken, log er die palästinensische Öffentlichkeit an, dass er streike.“ Israel werde nicht auf die „Erpressung und den Druck von Terroristen“ eingehen, betonte Erdan laut „Times of Israel“.

Mit dem Hungerstreik wollen sich die Palästinenser laut eigenen Aussagen bessere Haftbedingungen erstreiten. Israels Kommunikationsminister Zachi Hanegbi pflichtete Sicherheitsminister Erdan bereits zu Beginn des Streiks bei. Hanegbi warf Barghuti damals vor, eine „politische Show“ initiiert zu haben, um sich im Kampf um die Nachfolge Abbas‘ besser aufzustellen.

Mittlerweile kursieren Fotomontagen in den sozialen Netzwerken, die sich mit Barghutis heimlicher Nahrungsaufnahme befassen. Diese zeigen den Palästinenser mit einem übergroßen Donut im Mund, überschrieben mit den Worten: „Ich konnte nicht widerstehen.“

Von: mab

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