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Palästinensische Häftlinge eröffnen Hungerstreik

Seit Montag befinden sich mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge im Hungerstreik für bessere Haftbedingungen. Ein israelischer Minister wirft dem Initiator und Fatah-Führer Barghuti eine „politische Show“ vor.
Ein Graffito des Streikinitiators Marwan Barghuti

RAMALLAH / JERUSALEM (inn) – Mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen haben am Montag einen Hungerstreik eröffnet. Sie fordern bessere Haftbedingungen und folgen damit einem Aufruf des inhaftierten Fatah-Anführers Marwan Barghuti. Dieser gilt als Anführer der „Al-Aksa-Intifada“ und sitzt wegen fünffachen Mordes im Gefängnis. Der Beginn des Protests fiel auf den palästinensischen „Tag der Gefangenen“.

Israels Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, merkte am Sonntag an, dass es in dem Streik nicht um die Bedingungen der Haft gehe, sondern viel mehr um interne palästinensische Politik. Das meldet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Diese Aussage bestätigte Kommunikationsminister Zachi Hanegbi im israelischen Rundfunk. Barghuti habe eine „politische Show“ initiiert, um sich im Kampf um die Nachfolge des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas besser aufzustellen. Israel dürfe keinen Forderungen der Häftlinge nachkommen. „Das ist eine Bande von unverschämten Kerlen, von grausamen Mördern“, sagte Hanegbi.

Forderung nach mehr Familienbesuchen

Die Protestierenden fordern unter anderem einen Zugang zu einem Telefon und weitere Fernsehkanäle. Zudem sollen den Familien mehr Möglichkeiten eingeräumt werden, ihre inhaftierten Verwandten zu sehen. Auch wünschen sich die Gefangenen einen Zugang zu akademischen Programmen.

Derzeit sind 6.300 politische Gefangene in israelischen Gefängnissen, gibt die palästinensische Gefangenenorganisation Addameer an. 500 der Gefangenen seien in Verwaltungshaft. Die ranghohe Vertreterin der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hanan Aschrawi, kritisiert neben anderen Punkten die Verwaltungshaft. Betroffene werden für jeweils sechs Monate inhaftiert, die aus „Sicherheitsgründen“ ohne Anklage verlängert werden können. PLO-Generalsekretär Saeb Erekat rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, Israel wegen seiner „systematischen Verstöße gegen die Menschenrechte von Palästinensern, besonders die von Gefangenen“ anzuprangern und vor Gericht zu bringen.

Abbas bei Solidaritätsdemonstration

Am „Tag der Gefangenen“ demonstrierten Tausende Palästinenser in Solidarität mit den hungerstreikenden Häftlingen. Abbas sprach während einer Demonstration seine Unterstützung für die Inhaftierten aus. Israel bleibe „hartnäckig“, weil er sich weigere, „die gerechten humanitären Forderungen der Gefangenen zu akzeptieren“, zitiert die „Times of Israel“ Abbas. Laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ habe der palästinensische Präsident den Streikinitiator Barghuti in seinen Äußerungen nicht erwähnt.

Von: mab

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