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Das Kreuz unter dem Halbmond

Das Verbergen des Amtkreuzes von Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx auf dem Tempelberg sorgte für viel Diskussion. Doch wie gehen muslimische Vertreter mit der Achtung der jüdischen und christlichen Gedenkstätten um? Eine Analyse von Ulrich W. Sahm
Beim Einzug des Palästinenserführers Jasser Arafat nach Bethlehem im Dezember 1994 haben Moslems auf das Dach der Geburtskirche ein Modell des Felsendoms aufgestellt

Das Abnehmen der Amtskreuze auf dem Tempelberg durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm – laut Aussagen der Geistlichen auf Bitten ihrer muslimischen Gastgeber – sorgt weiter für Diskussionen. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ hat Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatische Theologie an der Universität Wien, diese „Geste“ mit Fachwissen gut fundiert analysiert und erklärt:
„Wie Christen nicht wollen, dass Muslime in der Grabeskirche ihren Gebetsteppich ausrollen, so wäre es für Muslime unzumutbar, wenn Christen in der Aksa-Moschee religiöse Handlungen verrichteten.“ Doch diese Diskussion ignoriert, wie es wirklich um den Respekt vor den christlichen heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem steht.

Schlüsselgewalt und Lufthoheit

Die Schüssel der Grabeskirche halten seit 1.000 Jahren die beiden muslimischen Familien Dschudeh und Nusseibeh. Bei jeder Prozession in die Grabeskirche müssen die Patriarchen anklopfen, sich vorstellen und Wadschih Nusseibeh um Einlass bitten. Für diesen Dienst werden die muslimischen Wächter bezahlt. Man könnte es „Miete“ nennen, was Christen für das Betreten ihres höchsten Heiligtums entrichten. Direkt neben dem heutigen Haupteingang steht – wie auch bei anderen christlichen Heiligtümern – eine Omar-Moschee, die ihre Lautsprecher regelmäßig genau während der christlichen Gebetszeiten mit „Allahu Akbar“ ohrenbetäubend laut erklingen lässt.
Alle Welt konnte via Fernsehübertragung erleben, dass sogar Papst Johannes Paul seine Messe auf dem Krippenplatz in Bethlehem unterbrechen musste, weil der Muezzin der dortigen Omar-Moschee zum Gebet rief.
Auf dem Dach der Grabeskirche wurden direkt an der Kuppel über dem Grab Jesu Wohnungen gebaut. Dort wohnte vor einiger Zeit noch die Tochter des berühmten Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el-Husseini, der 1941 nach Berlin geflohen war und sich mit Adolf Hitler getroffen hat. Seine Bilder hingen im Wohnzimmer. Aus dem Toilettenfenster konnte man die graue Kuppel fast berühren.

Gelebter Islam in christlichen Sakralbauten

In der Geburtskirche in Bethlehem und im Grab Marias wurden Gebetsnischen für Moslems eingerichtet. In Bethlehem, auf einer Säule im Hauptschiff der Geburtskirche, befinden sich Löcher in Kreuzform. Junge muslimische Frauen stecken im Rahmen eines Fruchtbarkeitskultes ihre Finger hinein. Die Himmelfahrtskapelle Jesu auf dem Ölberg in Jerusalem ist heute eine Moschee.
Der osmanische Sultan Süleyman I., genannt der Prächtige, betraute Scheich Ahmad al-Dadschani aus Arabien mit der Hüterschaft des von den Kreuzfahrern errichteten Abendmahlssaals Jesu über dem traditionellen Grab des biblischen Königs David. Er wandelte es in eine dem „Propheten“ David (al-Nabi Da‘ud) gewidmete Moschee um. Al-Dadschanis Kenotaph-Grab, ein zur Erinnerung dienendes Scheingrab, befindet sich in der Kammer neben dem Abendmahlssaal, wo gemäß der Tradition an Pfingsten über die Jünger der Heilige Geist kam. Dieses Ereignis gilt als Gründung der christlichen Kirche.
Aktuelleren Datums ist die wohl schlimmste Erniedrigung der Christen im Heiligen Land, die freilich nur von wenigen beobachtet und in den Medien nicht berichtet worden ist. Beim Einzug des Palästinenserführers Jasser Arafat nach Bethlehem am 23. Dezember 1994 haben die Moslems zu Ehren von Arafat auf das Dach der Geburtskirche in Bethlehem ein Modell des Felsendoms gehievt und aufgestellt. Auf dem Bild – aufgenommen vom Dach des hohen Gebäudes am Krippenplatz – ist Arafat neben dem Modell zu sehen. Es gab keinerlei Proteste von Seiten der Christen.

Spanferkel über jüdischen Gräbern

Ähnlich verfahren die Moslems mit jüdischen Heiligtümern, darunter dem von König Herodes errichteten Grabmal der biblischen Erzväter in Hebron, dem Josefsgrab in Nablus oder dem Grab der Erzmutter Rahel am Straßenrand zwischen Jerusalem und Bethlehem. Moslems verfügten auch Beschränkungen an der Klagemauer, an die sich Israel heute nicht mehr hält. Der 3.000 Jahre alte große jüdische Friedhof rund um den Ölberg wurde während der jordanischen Besatzung von 1949 bis 1967 teilweise zerstört. Auf dem Friedhof wurden eine Moschee und das Seven Arches Hotel errichtet, wo vor einigen Jahren die deutsche Lufthansa bei einem großen Empfang Spanferkel grillen ließ.
Einen politischen Höhepunkt gab es kürzlich mit einer Resolution der UNESCO. Darin werden der Tempelberg und die Klagemauer nur mit ihren arabischen Namen bezeichnet, während die muslimische Wakf-Behörde seit wenigen Jahren behauptet, dass es auf dem Tempelberg Jerusalems niemals einen jüdischen Tempel gegeben habe. So wird nicht nur die Geschichte des Judentums verleugnet. Auch die Entstehung des Christentums ist ohne die Besuche Jesu im Jerusalemer Tempel undenkbar.UNESCO-Resolution: Al-Aksa-Moschee statt jüdischer Tempel (inn)
Israelische Ausgrabungen auf dem Tempelberg (inn)
Israelischer Militärsprecher zieht Vorwurf gegen Bischöfe zurück (inn)

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