Nürnberger Menschenrechtspreis für „Parents Circle – Families Forum“

Versöhnung statt Rache: Für ihr Friedensengagement in Nahost erhält die Initiative „Parents Circle - Families Forum“ den Nürnberger Menschenrechtspreis 2025. Eine Israelin und eine Palästinenserin nehmen den Preis entgegen.
Von epd

NÜRNBERG (epd) – Stellvertretend für die Initiative „Parents Circle – Families Forum“ (PCFF) haben die Israelin Robi Damelin und die Palästinenserin Laila al-Scheikh am Sonntag den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis entgegengenommen. Angesichts des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 und der Verheerungen im Gazastreifen möge es „viele Menschen verwundern, wenn nicht sogar irritieren, von Freundschaft und Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern zu sprechen“, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bei der Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises in der Nürnberger Oper. Genau diese Größe und diesen Humanismus jedoch zeige PCFF.

Immer wieder gab es bei der Veranstaltung stehenden Applaus für Robi Damelin und Laila al-Scheikh. „Ich bin das erste Mal in Nürnberg, der Stadt, die fest in der Psyche der Jüdinnen und Juden verankert ist“, sagte die 82-jährige Israelin Damelin. Sie sei bei der Ankunft sehr emotional gewesen, „aber sie alle hier im Saal geben mir Hoffnung“. Damelin rief dazu auf, auch in Europa die Spaltung zwischen Israelis und Palästinensern nicht weiter voranzutreiben: „Wenn jüdische und palästinensische Mütter gemeinsam für Frieden eintreten – kann das nicht für alle ein Vorbild sein?“

Robi Damelin verlor 2002 ihren Sohn. Er wurde an einem Grenzposten von einem palästinensischen Scharfschützen erschossen. „Ich sagte zu den Soldaten, die mir die Nachricht überbrachten: Ihr dürft niemanden im Namen meines Sohnes töten“, erinnerte sich Damelin. Später habe sie Kontakt zum Mörder ihres Sohnes aufgenommen. Das sei schwer gewesen, doch Versöhnung funktioniere nur in der persönlichen Begegnung.

Foto: PCFF
„Beendet den Kreislauf der Rache“, fordert die Organisation PCFF

„Die Menschen sind die Lösung“, sagte Laila al-Scheikh auf der Bühne des Nürnberger Opernhauses. Auch sie verlor 2002 ihren Sohn, nachdem israelische Soldaten sie daran gehindert hatten, das kranke, sechs Monate alte Baby rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen. Beim Treffen des „Parents Circles“ habe sie erstmals Israelis als ihre Mitmenschen gesehen. „Sie haben unter anderen Umständen ihre Kinder verloren, aber ihr Schmerz ist der gleiche“, betonte Al-Scheikh. Beide Frauen riefen eindringlich dazu auf, die Spaltung zwischen Israel und Palästina in Deutschland und Europa nicht voranzutreiben.

„Der einzige Weg zum Frieden“

In ihrer Laudatio sagte Jury-Mitglied Noa Karavan-Cohen: „Kinder zu lehren, in dem Gegenüber zuerst den Mitmenschen zu sehen, ist der einzige Weg zum Frieden.“ Nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 sei die Arbeit des 1995 gegründeten PCFF schwerer geworden, Mitglieder des Forums seien bedroht worden. Zugleich hätten sich Israelis und Palästinenser, die jüngst Angehörige verloren haben, der Initiative angeschlossen. „Versöhnung beginnt mit kleinen, mutigen Schritten“, sagte Karavan-Cohen.

Die Organisation wurde 1995 von dem trauernden Vater Jizchak Frankenthal und einer Gruppe israelischer Familien gegründet. 1998 fand das erste gemeinsame Treffen mit trauernden palästinensischen Familien aus Gaza statt.

Jüdische Gemeinde skeptisch

Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg hatte die Preisvergabe im Vorfeld kritisiert. Bei PCFF handle es sich um eine „umstrittene israelische Kleinorganisation“, die Betroffene und Opfer von Terrorismus mit Personen gleichsetze, „die im Kampf genau gegen diesen Terrorismus ums Leben kamen“, teilte sie im November mit.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben, die sich vorbildlich und unter hohem persönlichem Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. 2023 ging der Preis an den kenianischen Aktivisten Malcolm Bidali.

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22 Antworten

  1. Diese Idee wird wohl ein „frommer“ Wunsch bleiben! Die Aussage „die Menschen sind die Lösung“ ist ebenfalls ein menschlicher Versuch! Die Bibel sagt, es ist nichts gutes im Menschen! Alleine der lebendige Gott, wird den Frieden bringen, wie es in seinem Wort beschrieben ist!

    Lieber Gruß Martin

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  2. Warum? Was ist die Alternative? Jeder Versuch die Menschen zu einem miteinander statt einem Gegeneinander zu überzeugen ist gut!

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  3. Dass es solche Gesten der Versöhnung gibt, ist sehr positiv zu sehen.
    Der 07.10.2023 hat aber eine Zäsur gesetzt.
    Im Kibbuz Nir Oz gab es Bestrebungen und Aktionen, für die Rechte der „Palästinenser“ zu wirken. Der Wunsch nach Frieden mit den Palis wurde gelebt.
    Im großen Saal des Gemeindehauses hang ein Plakat an der Wand, welches zu einer Demo eben am 07.10. aufrief, für die Nachbarn auf der anderen Seite des Zaunes zu streiten. (Ich habe es fotografiert) Dazu kam es an diesem Tag nicht mehr.
    Die „liebenswerten“ Nachbarn fielen in diesen friedlichen, idyllischen Kibbuz ein und erschlugen, verbrannten, vergewaltigten und beraubten die Friedensstifter.
    Die Mehrzahl der Geißeln wurden aus Nir Oz verschleppt. Die Stimmung in den mehr als 40 Kibbuzim hat sich gewandelt. Da ändert ein Menschenrechtspreis wie geschildert leider nichts mehr dran.

    Insofern muss ich unserem christlichen Mitstreiter Untertan recht geben: „Diese Idee wird wohl ein „frommer“ Wunsch bleiben!“

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    1. @ Jesaja6610

      Danke für dieses hervorragende Beispiel dafür, dass es nicht reicht, wenn nur eine Seite zum Frieden bereit ist, nach dem Motto „Es kann selbst der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“.

      Nachdem viele Israelis in den letzten Jahren so bereitwillig auf die Pal. zugegangen sind, kann jetzt eine Basis für Frieden nur dann entstehen, wenn diese Initiative glaubwürdig von der gegenseite eingeleitet wird. Erstes Zeichen dafür hätte die bedingungslose Herausgabe der Geiseln und die Niederlegung der Wachen sein müssen.

      Die Anerkennung eines Pal.-Staates ist definitiv das falscheste, was man in der aktuellen Situation hätte machen können. Das beweist dieses neuerliche Abschlachten von angeblichen „Kollaborateuren mit Israel“ unter dem Jubel der Anwesenden.

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      1. @Caja
        Da bin ich voll mit dir einverstanden!
        Kleine Ergänzung: Die Hamas müsste ausser der Herausgabe der Geiseln nicht nur ihre Wachen niederlegen, sondern auch noch ihre Waffen 😉

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      2. Es bedarf , um einen Krieg auszulösen, nur eines Feindes,und wer kein Schwert hat oder nicht bereit und fähig ist, seines zu benutzen, kann und wird doch durch das Schwert des Feindes sterben (Zitat Tolkien, der Herr der Ringe)…………………SHALOM

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  4. „Kinder zu lehren, in dem Gegenüber zuerst den Mitmenschen zu sehen, ist der einzige Weg zum Frieden.“ Dann müssen zuerst mal die Schulbücher in den palästinensischen Schulen geändert werden! Und was ist mit der Charta der Hamas, die Kinder auch lernen zu lesen? Israelische Kinder werden nicht zu Hass erzogen. Die ermordeten Kinder der Kibuzzbewohner hatten nichts mit dem Hass der Palästinenser zu tun, ihre Eltern und Großeltern waren Friedensaktivisten und halfen den Palästinensern. Sie wurden trotzdem ermordet. Solange Hamas nicht vernichtet ist, existiert die Indoktrinierung immer weiter und wird keinen Frieden bringen. Der Schmerz auf beiden Seiten ist der Gleiche, aber Terror und Verteidigung ist nicht das Gleiche.

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    1. @ Liebe Ella,
      selbst wenn die Hamas vernichtet sein würde, die Ideologie kommt aus dem Qur`an.
      Das Problem liegt also viel tiefer. Die „Kämpfer Allahs tun genau das, was ihnen der Qur`an befielt.
      Wer die Sunna des Mohammed kennt und um den inhärenten Judenhass weiß, der erkennt den (fast) aussichtslosen Kampf nach Frieden.
      Andererseits steht im Qur´an in der Sure 5, 20,21 und weitere, dass Allah den Juden das Land gegeben hat.
      Aber, das „überlesen“ die Muslime wohl.

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      1. @Jesaja6610
        Ich denke, dass es Generationen dauern würde, um diese Indoktrinierung aus den Köpfen zu bekommen. Es wäre naiv, sich vorzustellen, wenn Hamas vernichtet ist, kehrt Frieden ein. Zuerst einmal sind die Palästinenser traumatisiert und hassen Israel dafür, dass sie im Krieg alles zerstört haben. Für diesen Hass braucht es nicht einmal die Hamas. Es wird eine lange Zeit für Heilung dauern. Mit dem Koran kenne ich mich nicht aus. Aber das, was du schreibst, sagt ja alles.
        Liebe Grüße Ella

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      2. @ Ella und Jesaja6610

        Natürlich wird die Ideologie der Hamas und des Hasses auf Israel mit deren Entmachtung und Entwaffnung nicht verschwinden – wenigstens auf absehbare Zeit.

        Aber entscheidend ist doch die Botschaft, dass sich Terrorismus nicht lohnt, weil die damit verfolgten Ziele nicht erreicht werden können. Leider hat der Großteil der westlichen Welt das nicht kapiert und gerade mit der Anerkennung eines Pal.-Staates die gegenteilige Botschaft gesendet!

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      3. Jesaja 6610, die von Ihnen erwähnten Suren ,die Vergabe an die Juden betreffend, hat Mohammed bei seiner Revision des Qur’an von Mekka zu Medina wohl übersehen.
        SHALOM

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  5. Oberbürgermeister Marcus König, guter Mann, träumt von einer Freundschaft und Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern. Wir glauben nicht daran. Vielleicht hat er Recht.

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    1. Herr AlbertNola eine Frage!
      Wer sind die Väter und Mütter der Hamas – Kämpfer? Wer hat diese Kämpfer, die ja auch mal Kinder waren, erzogen, unterrichtet und ihnen den Weg gewiesen für ein Leben als Erwachsene?
      Wer hat die Großmütter und Großväter der Hama – Kämpfer, die ja auch mal Kinder waren, erzogen?
      Auf dem Foto sieht die Jüdin, Frau Damelin nicht sehr glücklich aus – für mich ist das reine Inszenierung, eine Show.
      Die Hamas wird ihre Einstellung zu Israel, genauso wenig ändern, wie die palästinensischen Eltern, die weiterhin ihre Kinder im Sinn und Gedankengut der Hamas und weil sie eben Palästinenser sind, erziehen.
      Ich bin Schwabe und glaube nie und nimmer daran, dass sich zugunsten von Israel etwas ändern wird – das Gegenteil davon sieht man täglich in den Medien!
      Viele träumen – fernab von der Realität, bewusst oder unbewusst.

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  6. Wie hoch war der Prozentsatz noch, als die Hamas die Macht im Gaza übernommen hatte, derer die sich ihre Terrororganisation gewählt haben? War es nicht weit über 70%?
    Erklärt das nicht die Übergriffe auf die jüdische Zivilgesellschaft?
    Von der fanatischen und militanten Hamas-Ideologie motiviert, wird es von jedem Mitglied dieser
    Organisation als persönliche Pflicht angesehen, sich am bewaffneten Kampf gegen Israel zu beteiligen.
    Das im Oktober 1990 von der Hamas verteilte Flugblatt Nr. 65 ruft zum Mord an Juden und zum
    Verbrennen ihres Eigentums auf: „Jeder Jude ist ein Siedler, und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten.“
    Zu den Hauptaktivitäten der Hamas gehören Angriffe auf israelische Zivilisten und militärische Ziele mit Geschützfeuer, gegen Sicherheitskräfte und IDF-Einrichtungen in den Gebieten gerichtete Bomben, auf israelische Zivilisten und Militärfahrzeuge geworfene Feuerbomben sowie die Ermordung verdächtiger Kollaborateure und das Verstecken von Waffen in Moscheen und Häusern von Hamas-Aktivisten.

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  7. Golda Meir sagte, Frieden wird es erst dann geben, wenn die palästinensischen Frauen anfangen, ihre Kinder zu lieben. Gemeint ist, sie sollten ihre Kinder nicht zeugen, um Soldaten zu produzieren. Kinder sind kein „Wegwerfartikel“.

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  8. Solche Initiativen vor Ort helfen einzig und nicht die „große“ Politik mit ihrem „Getöse“ neben der hinkenden Realität. Wenn zwei Gruppen (die Araber und die Israelis) in möglichst viel Frieden (vollkommen erst im messianischen Friedensreich) leben sollen, dann sollen diese es auch aushandeln. Dafür können wir beten. Was mischt sich der Rest der Welt ein und moralisiert?!
    Aber du, HERR, bist ein Schild um mich, du bist meine Herrlichkeit und der mein Haupt emporhebt.
    Psalm 3,4

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  9. Die Versöhnung ist hier leider die Ausnahme. DIe Realität im Nahen Osten ist jedoch eine Andere.
    Und die Palästina-Freunde in dieser Welt tragen dazu bei, dass es im Großen und Ganzen keine Versöhnung geben wird. Die Gegensätze sind enorm.

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