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Im vergangenen Sommer gewann sie als erste Frau olympisches Gold für Israel. Die Bilderbuch-Karriere von Linoy Aschram erreichte ihren Höhepunkt. Ihr Rückzug aus dem aktiven Sport kommt früh, ist jedoch nicht gänzlich überraschend.
Von Israelnetz
Mit der Goldmedaille um den Hals: die erste israelische Olympiasiegerin, Linoy Aschram

Es ist noch kein Jahr vergangen, seit Linoy Aschram bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio sensationell Gold gewann. Mit ihrem Sieg im Mehrkampf-Wettbewerb der Rhythmischen Sportgymnastik erreichte sie den Höhepunkt ihrer bereits zu diesem Zeitpunkt außergewöhnlichen Karriere. Nach insgesamt 16 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften bedeutete der Olympiasieg die absolute Krönung.

Historisch war dieser Erfolg auch deshalb, weil zum allerersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele eine Frau Gold für Israel gewann. Mit 22 Jahren hat Aschram Anfang April das Ende ihrer sportlichen Karriere bekannt gegeben. Sie möchte die Seiten wechseln und Teil des Teams um ihre bisherige Trainerin Ajelet Sussman werden.

Hinter Aschram liegen bewegte Jahre. Die ersten Anfänge macht sie im Alter von sechseinhalb Jahren. Ihr Talent ist sofort erkennbar und sie entwickelt sich zu einer vielversprechenden Athletin. Bereits mit 15 Jahren nimmt sie an den Jugendeuropameisterschaften in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku sowie bei den Olympischen Jugendspielen im chinesischen Nanjing teil. Bei der EM gewinnt sie erste Medaillen – zweimal Bronze.

Ein Jahr später steigt sie in den Erwachsenenbereich auf. Ihren ersten Auftritt hat sie Anfang 2015 bei einem Turnier in Moskau, das Teil der jährlichen „Grand Prix“-Serie für Rhythmische Sportgymnastik ist. Gemeinsam mit Neta Rivkin, einer der erfolgreichsten rhythmischen Gymnastinnen Israels, nimmt Aschram noch im selben Jahr an den Weltmeisterschaften in Stuttgart teil. Im Teamwettbewerb landen die Israelinnen auf Platz vier. Beim Grand-Prix-Finale im tschechischen Brünn gewinnt Aschram im Oktober 2015 ihre ersten Einzelmedaillen in dieser Turnierserie, darunter Gold mit den Keulen und Silber im Mehrkampf-Wettbewerb.

Dauergast auf dem Podium

Im Laufe der Jahre wird Aschram immer besser und besser. Unabhängig von den unterschiedlichen Wettbewerben gehört sie zum festen Kreis der Medaillenaspiranten. Ihre größten Konkurrentinnen sind Zeit ihrer Karriere die russischen Zwillingsschwestern Dina und Arina Averina. Im Kampf um Olympia-Gold kommt es schließlich einmal mehr zum entscheidenden Showdown.

Einen vorläufigen Höhepunkt bilden die Weltmeisterschaften 2019 in Baku. Aschram gewinnt insgesamt sechs Medaillen und gehört damit zu den drei erfolgreichsten Athletinnen dieses Turniers. Bei den Europameisterschaften der Jahre 2020 und 2021 bestätigt sie ihre Leistung. Wieder gewinnt sie mehrere Medaillen, darunter zwei goldene.

Zum krönenden Abschluss fehlt nur noch eins: eine Medaille bei Olympia. Aufgrund der Corona-Pandemie werden die für 2020 geplanten Olympischen Spiele jedoch um ein Jahr verschoben. Aschram weiß die Zeit zu nutzen. Gemeinsam mit ihrer Trainerin werden Abläufe und Routinen weiter perfektioniert. Auch die mentale Vorbereitung habe eine Rolle gespielt, erklärt sie ein Jahr vor dem Spielen in einem Interview des Olympia-Veranstalters.

Höhepunkt Olympia

Dann im Sommer 2021 ist es endlich soweit: Die Spiele in Tokio können stattfinden. Auf ihrem Instagram-Account schreibt die israelische Athletin, sie sei furchtbar aufgeregt gewesen. Die ganze Arbeit der letzten 15 Jahre habe in diesem Moment auf dem Spiel gestanden. Hinzu kamen die hohen Erwartungen aus dem Heimatland.

Und dann das: Der Start misslingt. In der Qualifikation für das Mehrkampf-Finale verliert sie während der Übung mit ihrem Paradegerät den Reifen. Nach dem ersten Durchgang liegt sie abgeschlagen auf dem 16. Platz. Doch sie kämpft sich zurück. Die anderen drei Vorstellungen mit Keulen, Band und Ball beendet sie souverän. Letztendlich zieht sie als Drittplatzierte ins Finale ein.

Im Kampf um die Medaillen kommt es zum bereits bekannten Duell mit den Averina-Schwestern. Während Aschram den nahezu perfekten Auftritt hinlegt und sich nur einen kleinen Fehler erlaubt, können die Zwillinge ihre überragenden Leistungen der vergangenen Jahre im entscheidenden Moment nicht abrufen. Dina gewinnt Silber, Arina landet auf Platz 4. Linoy Aschram hingegen krönt sich zur Olympia-Siegerin und schafft Historisches: Als erste Frau gewinnt sie olympisches Gold für Israel.

Karriereende mit 22 Jahren

Bis heute könne sie es kaum fassen, Olympia-Siegerin zu sein, schrieb sie kürzlich auf der Social-Media-Plattform Instagram. Der Weg bis nach Tokio sei anstrengend und herausfordernd gewesen, habe sich aber vollkommen gelohnt. Ein großer Dank gelte ihren Eltern und in besonderer Weise ihrer Trainerin. „Wenn ich meine Medaille teilen könnte, würde ich ihr die Hälfte geben“, erklärt Aschram. Auch ihrem Land dankte sie in einem Instagram-Post für dessen Liebe und Unterstützung.

In einem Artikel der „Jerusalem Post“, der Aschrams Karriereende zum Thema hat, kommt unter anderen Neta Rivikin, ihr sportliches Vorbild, zu Wort: „Linoy kann erhobenen Hauptes ihren Weg gehen, wissend, dass sie fast Unmögliches erreicht hat.“

Ein Rückzug mit gerade einmal 22 Jahren mag verfrüht anmuten, kommt jedoch nicht unerwartet. Aschram hatte sich seit ihrer Jugend kontinuierlich verbessert, tagtäglich zu Höchstleistungen angespornt und Medaille um Medaille gewonnen. Am Ende dieses Weges steht eine historische Goldmedaille für Israel. Was will sie mehr? Und so kann sie zuversichtlich ihre zweite Laufbahn als Trainerin einschlagen – und vielleicht ein paar israelische Turnerinnen zu Höchstleistungen beflügeln.

Von: Valerie Wolf

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