AMSTERDAM (inn) – Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent der Iraner ist gegen eine Fortführung der Islamischen Republik. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die die Organisation „Gruppe für die Analyse und Bewertung von Meinungen im Iran“ (GAMAAN) im Juni 2024 durchgeführt und Ende August dieses Jahres veröffentlicht hat.
Säkulare Republik favorisiert
Den Ergebnissen zufolge sehen 40 Prozent der Befragten einen Regimewechsel als Voraussetzung für Veränderungen. 24 Prozent bevorzugen eine geordnete Abkehr vom gegenwärtigen System. Nur 20 Prozent der Iraner wollen das aktuelle Regime beibehalten.
Als Alternative bevorzugen 26 Prozent eine säkulare Republik, 21 Prozent eine Monarchie. Für 11 Prozent ist die Ausformung der Alternative nicht wichtig, 22 Prozent geben an, zu wenig Informationen zur Verfügung zu haben, um eine Wahl zu treffen.
Offenheit für autoritäre Ansätze
Eine überwältigende Mehrheit von 89 Prozent unterstützt eine Demokratie. Allerdings geben 43 Prozent an, offen zu sein für eine eher autoritäre Herrschaft mit einem starken Führer. Eine Herrschaft auf Basis religiöser Gesetze oder militärischer Macht lehnen die meisten jedoch ab (jeweils 66 und 71 Prozent).
Mit der Offenheit für eine autoritäre Herrschaft nicht ganz in Einklang zu bringen ist der Abschnitt zu den Parteien: 37 Prozent geben an, sie würden eine hypothetische Partei wählen, die individuelle Freiheit und Menschenrechte betont. Den Iranern sind außerdem soziale Gerechtigkeit und Rechte für Arbeiter (33 Prozent) sowie Nationalstolz (26 Prozent) wichtig.
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Pahlavi beliebteste Oppositionsfigur
Die beliebteste Oppositionsfigur ist mit Abstand Kronprinz Reza Pahlavi (31 Prozent). Die Beliebtheit des 64-Jährigen ging in den vergangenen Jahren aber etwas zurück. Rund 6 Prozent der Iraner favorisieren den Musiker Toomaj Salehi; der 34-Jährige ist durch kritische Texte zum Regime bekannt geworden. Mit 5 Prozent erhält die 53-jährige Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi etwas weniger Zustimmung als Salehi.
Die Organisation GAMAAN („Meinung“ auf Persisch) führt ihre Umfragen anonym im Internet durch. Dahinter steckt der Gedanke, dass Iraner aus Angst vor Repressalien ihre Ansichten bei üblichen Befragungsmethoden, etwa per Telefon, verschleiern. Zudem nutzen fast alle Iraner Verschlüsselungsprogramme wie Psiphon, um der Internetzensur zu entgehen. (df)
7 Antworten
Es ist sehr traurig, dass Deutschland sich diesem Thema seit Jahrzehnten zu wenig gewidmet hat.
Viele Millionen Deutsche kennen sich überhaupt nicht aus, was 1979 mit dem Mullah-Regime entstand.
Es gibt kaum Proteste in Deutschland gegen die Tatsache, dass die deutschen Bundesregierungen seit mehreren Jahrzehnten mit dem Mullah-Regime wirtschaftlich zusammenarbeitet.
Und dass die Opposition des Mullah-Regimes überhaupt keine Rolle spielt, siehe Mykonos-Prozess.
Auch Deutsche sind im Iran bereits hingerichtet worden, aber das ist weder in der Politik noch im Mainstream ein Thema.
Ich wünsche dieser Welt eine bessere Zeit, am Besten mit dem Untergang Babylons nach der Offenbarung des Johannes. Aber momentan ist alles grausam, und die Wünsche der Mehrheit des Persischen Volks werden nicht erfüllt. Die Demokratie nimmt weltweit immer weiter ab. Traurige Welt !
Es nützt nichts, die Mullahs sitzen fest in der Regierung und lassen Andersdenkende töten, inhaftieren. Deutschland ließ es zu. Seit mehr als 40 Jahren wissen sie, dass Frauen unterdrückt werden und sie Israel auslöschen wollen. Herr Steinmeier/ Gabriel waren damals die ersten Politiker nach Atom Deal im Iran und Steinmeier gratulierte Mullahs zu 40 J. Revolution. Schande. Was sind das für Politiker? Ohne Moral? Oder ist das normal?
Ja, Sie schreiben selbst seit mehr als 40 Jahren!
Es ist ein System, das für uns von außen kaum tatsächlich vorstellbar ist, das muss man die gesamte Politik verfolgt und erlebt haben. Das sind keine Menschen, sondern meiner Meinung nach sind die Erlebnisse, die wir von Hamas oder Hisbollah seit Jahren erleben, nur ein dünner Faden, der kaum mit menschlichem Verstand nachzuvollziehen ist. Ich sage NEIN, und die Mullahs sind mit dem eigenen Volk 100 % noch schlimmer, und die sind für alle ihre Taten verankert, mit allen Gesetzen, was im Islam vereinbar sein kann und was sie selbst in der Islamischen Republik Iran in der Verfassung geschrieben und auch verankert haben. Es hilft und kann nur von außen dem Volk im Iran, was wir hier als Volk verstehen, geholfen werden, wie 1979, als Chomeinis Mörder von den USA und Frankreich an die Macht gebracht wurden, denn dort existiert nicht mehr das Volk! Genau, weil sie mehr als 40 Jahre an der Macht sind. Hätte Ostdeutschland ohne wirtschaftlich ruinierte Sowjetunion die friedliche Befreiung geschafft?
Kronprinz Reza Pahlavi, guter Mann.
Ohne die massive Hilfe aus China, Nordkorea und Russland würde das Mullah-Regime zusammenbrechen.
Bei Umfragen bin ich immer vorsichtig. Wer hat sie wo, wie und unter welchen Umständen gemacht? Und dann kommt hinzu, dass die Iraner ihre ehrliche Meinung verbergen müssen, aus Angst gefoltert und getötet zu werden. Sie haben es leider auch nicht geschafft, beim Überfall Israels und der USA, sich ihres Regimes zu entledigen. Dass die Wenigsten zufrieden sind mit diesem Mullah-Regime und die Mehrheit sich Demokratie wünschen, steht ausser Frage. Ich wünsche es diesem leidgeprüften Volk, dass es irgendwann befreit werden kann. 🙏
Es bräuchte wohl 10 „Arabische Frühlinge“, um diese Fanatiker in der Regierung zu stürzen.
Shlomo : der sogenannte arabische Frühling hat ein Land wie Tunesien um Jahrzehnte zurückgeworfen. Eine Tragödie, vor allem für die Frauen. In keinem Land hat dieser „Frühling“ etwas positives gebracht.