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Lieder am Tischa BeAv

Zu Tausenden strömen religiöse Juden am Tischa BeAv an die Klagemauer. In der Nacht wird viel gesungen. In diesem Jahr beginnt der Fastentag am Mittwochabend.
Von Israelnetz
Tisha BeAv Klagemauer

Wer in der Nacht des 9. Tages des jüdischen Monats Av durch Jerusalem spaziert, sieht in Parks, an Straßenecken und öffentlichen Plätzen zahlreiche gläubige Juden. In kleinen oder großen Kreisen sitzen sie auf dem Boden und sprechen miteinander. Sie lesen das biblische Buch der Klagelieder und tauschen sich aus über das, was sie heute bewegt, wenn sie an die Zerstörung des Zweiten Tempels denken.

Das Studium der Tora ist an diesem Tag verboten. Dafür lesen die Menschen das Buch der Klagelieder, eine der fünf biblischen Schriftrollen. Weil es ein Trauertag ist, begrüßen sich die Gläubigen nicht mit dem üblichen Friedensgruß „Schalom“. Sie unterlassen auch die Begrüßungsfrage „Wie geht’s?“; diese enthält den Begriff Schalom („Ma Schlomcha?“/ „Ma Schlomech?“ – weibliche Form).

Andere laden ein zu Spaziergängen durch die Stadt, insbesondere um und durch die Altstadt. Sie sprechen über die Bedeutung des Tempels, die Zerstörung, die Erinnerung und den Sehnsuchtsort Jerusalem.

Wieder andere sitzen beieinander und singen. Es sind Volkslieder, die in vielen Fällen lediglich einen einzelnen Satz aus der jüdischen Tradition beinhalten.

„Mit vollkommenem Vertrauen vertraue ich“

Einer der Liedtexte lautet: „Mit vollkommenem Vertrauen glaube ich an das Kommen des Messias. Und trotz seines Zögerns warte ich täglich darauf, dass er kommt.“ Es ist ein Text, dem die 13 „Jüdischen Prinzipien des Glaubens“ des mittelalterlichen Universalgelehrten RaMBaM, des Rabbiner Mosche Ben Maimon (12./13. Jahrhundert), zugrunde liegen. Über die Jahrhunderte hat sich der Text vor allem in der chassidischen Tradition gefestigt, die für ihre besonders spirituelle Form innerhalb des ultra-orthodoxen Judentums und ihre starke Messiaserwartung bekannt ist.

Für den bekannten Text hat der polnische Rabbiner Asriel David Fastag (1988-1942), ein Schüler des Rabbiners von Modzitz, Rabbiner Schaul Jedidja Elazar (1986-1947), eine Melodie gefunden. Die chassidische Seite chabad.org berichtet: „Reb Asriel David lebte bescheiden, er bezog seine Einkünfte aus einem kleinen Bekleidungsgeschäft, doch seine Freude und Erfüllung stammten aus der chassidischen Musik. Der Tag, an dem eine neue niggun, Melodie, entstand, war für ihn ein Festtag.“

Für seine Melodien und außergewöhnliche Stimme soll Fastag in ganz Warschau bekannt gewesen sein. In einem Zug wurde er, zusammengepfercht mit Tausenden weiteren Juden, von den Nationalsozialisten in das Todeslager Treblinka transportiert. Die chassidische Seite berichtet weiter: „Inmitten der überfüllten Wagen, und über das Rattern der Räder der Viehwaggons hinweg erhoben sich die Laute von Menschen, die nach Luft schnappten, seufzten, weinten und starben. Man konnte die erstickten Schreie zusammengepresster Kinder hören. In einem der Wagen, die auf dem Weg nach Treblinka waren, war Gesang zu hören.“

Der chassidischen Erzählung zufolge hatte ein älterer Jude in zerlumpter Kleidung und mit schneeweißem Gesicht Fastag gebeten, sich an die „niggunim“, an die Melodien, zu erinnern. Seine Mitfahrer dachten, er hätte den Verstand verloren. Inmitten all des Elends sollten „niggunim“ zu hören sein? „Doch in der Vorstellung des Modzitzer Chassid, Reb Azriel David Fastag, stand er am Gebetsstand neben seinem Rebbe an Jom Kippur, und er war es, der das Gebet vor dem Rebbe und allen Chassidim leitete. Plötzlich erschienen vor seinen Augen die Worte des zwölften der dreizehn Prinzipien des jüdischen Glaubens: ‚Mit vollkommenem Vertrauen glaube ich an das Kommen des Messias. Und trotz seines Zögerns warte ich täglich darauf, dass er kommt.‘“

Foto: Israelnetz/mh
Trotz großer Hitze und Fasten kommen Tausende gläubige Juden am Tischa BeAv zur Klagemauer, um sich zu erinnern und zu singen

Inmitten des Leidens und der knappen Luft zum Atmen sei dem Rabbiner eine neue „niggun“ gekommen. „Er schloss die Augen, und sprach in Gedanken: ‚Gerade jetzt, wo alles verloren scheint, wird der Glaube eines Juden auf die Probe gestellt.‘“

„Erbarme dich“

Ein weiteres Lied, das am Trauertag Tischa BeAv gesungen wird, lautet „Rachem, rachem, erbarme dich!“.

Erbarme dich, erbarme dich, unser Gott!
Erbarme dich über dein Volk!
Erbarme dich über deine Stadt Jerusalem!
Erbarme dich, erbarme dich, erbarme dich!

Über Zion, die Stiftshütte deiner Ehre!
Über die Majestät des Hauses Davids, deines Messias!
Über das große und heilige Haus,
erbarme dich, erbarme dich, erbarme dich!

Die Worte entstammen der jüdischen Tradition. Die Melodie, die sich durchgesetzt hat, hat der israelisch-orthodoxe Sänger Jakob Schweiki geschrieben. Sie ist trotz ihres jungen Alters aus dem kollektiven Gedächtnis der Israelis nicht wegzudenken.

„Meine Seele dürstet nach Gott“

Am Schabbat, anderen Feiertagen und auch am Trauertag Tischa BeAv sind auch Verse aus den Psalmen als Lieder beliebt. Ein Vers, der oft wiederholt wird, stammt aus dem 43. Psalm. Dort heißt es in Vers 2: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ (mh)

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5 Antworten

  1. Mein Gebet, dass viele Juden bald erkennen können, dass Jahwe, das Licht der Welt und die Wahrheit schon in die Welt gesandt hat! So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn, Jesus Christus, für alle Menschen zur Rettung gesandt hat! Lieber Gruß Martin

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    1. Der Talmud (Joma 39b) beweist unfreiwillig, dass Jeschua der Messias ist

      Die Weisen lehren, dass während der letzten vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels:
      – Das Los nicht in die rechte Hand des Hohepriesters fiel
      – Das rote Band nicht weiß wurde
      – Das westlichste Licht nicht an blieb
      – Die Türen des Tempels sich von allein öffneten

      Laut rabbinischer Tradition galt es als Zeichen für ein gutes Jahr, wenn das LaJehowah (Für Gott) Los des Jom Kippuropfers in der rechten Hand des Priesters lag. Laut Talmud war, dass die letzten 40 Jahre vor der Zerstörung des Tempels (also in den Jahren 30-70 nach Christus) nicht der Fall. Der Ziege, auf welche das LaAsazel (Für Asasel) Los fiel, wurde ein rotes Band umgebunden und ein Teil des Bandes wurde beim Tempel behalten, dann wurde die LaAsazel-Ziege in die Wüste gebracht. Laut rabbinischer Tradition wurde das Band weiß, als Zeichen, dass Gott das Opfer angenommen hat und Sühnung für das Volk erwirkt wurde. Auch das geschah laut Talmud ab dem Jahr 30 nicht mehr. Ebenso ließ man das westlichste Licht der Menorah immer brennen, man hatte sogar besondere Vorkehrungen getroffen, dass es nicht ausging. Aber die letzten vierzig Jahre ging es dennoch aus. Zudem gingen die Türen des Tempels die letzten 40 Jahre seines Bestehens jede Nacht von allein wieder auf, egal wie fest man sie verschloss. Ziemlich viele Zufälle die eingetreten sind seid Jeschua sich als Opfer hingab.

      Auch mein Gebet ist, das viele Juden das erkennen mögen.

      Lieber Gruss und Gottes Segen. Pieter

      2
  2. Ich drücke die Daumen das der Messias diesmal wirklich kommt. Israelnetz ist dann hoffentlich vor Ort um das freudige Ereignis in Bild und Ton festzuhalten.

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