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Eine neue Tradition entsteht

Etwa 100 Menschen treffen sich am egalitären Bereich der Klagemauer, um gemeinsam die Unabhängigkeitserklärung zu lesen. Die Zionistische Weltorganisation möchte damit eine neue Tradition einführen.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Am egalitären Bereich der Klagemauer haben Juden am Sonntagabend die israelische Unabhängigkeitserklärung verlesen. Eingeladen hatte die Zionistische Weltorganisation (WZO) in Zusammenarbeit mit der Stiftung Jüdisches Volk. Auf Hebräisch wird die Unabhängigkeitserklärung als „Megillat HaAtzmaut“ bezeichnet, als Schriftrolle der Unabhängigkeit. Das Wort „Megilla“ kommt in der Regel im Kontext der jüdischen Bibel vor. Dort gibt es fünf „Schriftrollen“, nämlich das Buch Ester, Rut, Klagelieder, das Hohelied und den Prediger. 

WZO-Vizepräsident Yizhar Hess erklärte, dass diese fünf Schriftrollen wichtige Teile der jüdischen Geschichte erzählten. „Die sechste Schriftrolle, die ‚Megillat HaAtzma’ut‘, hat zwar keine religiöse Bedeutung, bezeugt aber ebenfalls einen wichtigen Teil der Geschichte des jüdischen Volkes.“

Seit einigen Jahren organisiert die WZO die Lesung der Unabhängigkeitserklärung zwischen dem Holocaustgedenktag und dem Unabhängigkeitstag. Dies sei Teil der „Zehn Tage des Dankes“, einer neuen Tradition, die dazu aufruft, sich dankbar an das zu erinnern, was einem persönlich und auch national Gutes geschehen sei. 

Hess sprach von einem nationalen Ereignis. An der Veranstaltung nahmen nur etwas weniger als 100 Personen teil, dafür kamen diese aber aus unterschiedlichen Ländern und gehörten verschiedenen religiösen Strömungen an. Die Lesung solle die „glorreiche Vision der Unabhängigkeitserklärung und das Gefühl des jüdischen Volkes und die Bindung zwischen Israel und der Diaspora“ stärken.

Auch die zwölf Megilla-Verlesenden hatten unterschiedliche Hintergründe: Es lasen Männer und Frauen, manche leben in der Diaspora, andere sind vor kurzem nach Israel eingewandert. Die Großeltern von wieder anderen wohnten schon während der Staatsgründung im Land. Unter den Teilnehmern waren ein ultra-orthodoxer Rabbiner und eine liberale Rabbinerin, säkulare Leser und ein ehemaliger Pilot der israelischen Luftwaffe. 

Das Radio der guten Neuigkeiten

Der Reformrabbiner und Knessetabgeordnete Gilad Kariv (Arbeitspartei) erinnerte an eine Episode aus seiner Kindheit: „In der Wohnzimmerecke stand auf einem kleinen Tisch ein altes Radio. Als wir Enkel fragten, warum das immer noch da stehe, obwohl es doch schon seit vielen Jahren kaputt sei, antwortete unser Großvater: ‚Dies ist das Radio, über das meine Familie der folgenschweren Abstimmung am 29. November 1947 zugehört hat. Nur wenige Monate später hörten wir aus dem gleichen Gerät, wie die bekannte Stimme Ben-Gurions die Unabhängigkeitserklärung verlas‘.“ 

Foto: Israelnetz/mh
Parlamentsmitglied Kariv erinnert sich an das Radio seiner Großeltern

Kariv erzählt weiter: „Meiner Generation war es nicht vergönnt, diese wichtigen Ereignisse zu hören, auf den Straßen zu tanzen und das Land aufzubauen. Stattdessen durften wir die Früchte dessen ernten, was unsere Mütter und Väter in diesem Land angepflanzt und aufgebaut haben.“ So, wie sich das jüdische Volk zu Pessach an den Auszug aus Ägypten erinnere, sei es an der jetzigen Generation, die Erinnerung an die Gründung des modernen Staates Israel aufrecht zu erhalten. 

Der Ort für die Verlesung der Megilla sei nicht zufällig gewählt. Der egalitäre Teil der Klagemauer habe eine große historische Bedeutung und stehe gleichzeitig für Offenheit und Toleranz, die in diesen Tagen so wichtig sei. 

Traditionelle Melodien zum Unabhängigkeitstag

Hess erinnerte an den Aufruf der Pilger aus Psalm 122, um den Frieden Jerusalems zu bitten. Der Aufruf zum Frieden sei mit dem Versprechen des Wohlgehens verbunden. Für sich selbst und alle Anwesenden wünsche er genau diesen Frieden und das Wohlergehen. 

Foto: Israelnetz/mh
Am Ende der Zeremonie tanzen die Teilnehmer zu einem eigens komponierten Lied

Weil die gut einstündige Veranstaltung vor allem eine Brücke zu den Juden in der Diaspora schlagen wolle, wurde sie live übertragen. Rabbiner Steve Wernick las ein „Gebet für die Jüdische Diaspora“. Darin heißt es unter anderem: „Pflanze Liebe in unsere Herzen für dein Volk, dein Land und für Zion, deine Stadt, und mögen wir alle in Einheit verbunden sein.“

Die Zeremonie wurde mit dem Tanz zu einem Lied beendet, dass die Sänger Jahala Lachmish und Nerya Refael Knafo aus traditionellen jüdischen Texten komponiert haben. (mh)

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7 Antworten

  1. Ich wünsche der Zionistische Weltorganisation, dass sie erkennt, dass sich Israel nur gesund entwickeln kann, wenn der lebendige Gott, die Rolle spielt, die IHM zusteht! Die Bibel das Kursbuch für Israel und alle Nationen.
    L.G. Martin

    11
    1. Lieber Martin, schreibe doch diesen Wunsch der Zionistischen Weltorganisation direkt. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.
      Häufig empfinde ich deine Kommentare als eine Klatsche den Juden und Israelis gegenüber. Es wirkt wie eine Klage, dass sie es immer noch nicht begriffen haben.
      Das steht uns nicht zu! Klage gehört in das „stille Kämmerlein“ , besser vielleicht darüber, was wir noch nicht begriffen haben. Jedenfalls ist ein Zeichen der Liebe die helfende Tat ( in diesem Zusammenhang Israel gegenüber)als die Kritik , was „ da noch nicht richtig geglaubt wird“.
      Psalm 122 ist unsere Aufgabe.
      Herzliche Grüße
      Heinrich-H.
      Wir freuen uns über das nahende Jubiläum und gleichzeitig ist es tieftraurig, dass die Ablehnung der damaligen Zweistaatenlösung nicht angenommen wurde und der Konflikt immer noch besteht.

      4
      1. Lieber Albert, die kostbarste Liebe ist die, dass Gott seinen Sohn für alle Menschen (Juden und Heiden) in die Welt gesandt hat, damit alle gerettet werden können, die daran glauben. Diese Wahrheit ist nicht tolerant und auch nicht humanistisch! Diese Liebe Gottes wird heute mehr und mehr von allen Menschen mit den Füßen getreten – das ist die wirkliche Katastrophe, wie sie überall auf der Welt immer deutlicher zu erkennen ist.
        Lieber Gruß zu Ihnen
        Martin

        2
        1. Lieber Martin, über Toleranz und Humanismus habe ich nicht geschrieben. Was Jesus Christus für uns Menschen getan hat stelle ich nicht in Frage. Es passt aber für einen Christen nicht, wenn er sich im Besitz der Wahrheit glaubt, über den Zustand der Welt zu jammern. Dafür ist doch Christus gekommen –
          nicht zu verurteilen sondern zu retten. Wenn Du also ein Nachfolger bist,dann rette durch tätige Liebe und praktizierte Barmherzigkeit. Denke auch an das Wort: „Wer meint,hoch zu stehen sehe zu ,dass er nicht falle“.
          Liebe Grüße zurück
          Heinrich-H.

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          1. Lieber Albert, „Es passt aber für einen Christen nicht, wenn er sich im Besitz der Wahrheit glaubt, über den Zustand der Welt zu jammern. Dafür ist doch Christus gekommen –“
            „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!“
            Liebe Grüße zu Ihnen Martin

            0
  2. Wir wünschen uns, dass es am Unabhängigkeitstag friedlich bleiben wird. Und ja, wir lesen auch die
    Megillat HaAtzmaut und in dem Geschenk an uns, in unserer Thora.
    Baruch HaShem.

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