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Israelische Wirtschaft: Erfolg unter Druck

Das kleine Israel ist in mehreren Bereichen eine Weltmacht, insbesondere in der Hightech-Industrie. Die Innovationskraft dient auch der Existenzsicherung.
Von Daniel Frick
Blick von Ramat Gan auf Tel Aviv, Oktober 2018

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Staates Israel. Kompakt stellen wir Ihnen darin verschiedene Aspekte eines vielfältigen Landes vor.

Der israelische Erfindungsgeist und insbesondere die Hightech-­Wirtschaft haben einen herausragenden Ruf. Besonders in der Gegend um Tel Aviv reiht sich ein Technik-­Start-up an das andere. Große Computerunternehmen wie Microsoft oder Apple haben im „Silicon Wadi“ ihre ersten ausländischen Forschungszentren eingerichtet.

Auch Autobauer wie Volkswagen oder BMW zeigen schon länger Interesse an israelischem Know-how, um die Digitalisierung ihrer Autos voranzutreiben. Ein wirtschaftlicher Höhepunkt der vergangenen Jahre war der Kauf des Unternehmens Mobileye durch Intel. Das amerikanische Computerunternehmen zahlte für den Jerusalemer Spezialisten für selbstfahrende Autos im Jahr 2017 fast 15 Milliarden US-Dollar.

Notgedrungener Erfolg

Ein Ursprung dieser Technikaffinität liegt in den 1960er Jahren, als die Telekommunikationsunternehmen ECI und Tadiran gegründet wurden und die Regierung eine bis heute aktive Behörde für Innovationen einrichtete. 1964 eröffnete Motorola als erstes amerikanisches Unternehmen ein Forschungszentrum in Israel. Vier Jahrzehnte später tat dies auch die Deutsche Telekom: Seit 2006 betreibt sie ihr einziges ausländisches Forschungszentrum in Be’er Scheva.

Die Bereitschaft, Risiken einzugehen und die Dinge mit einem frischen Geist anzugehen, gilt als Faktor für den Erfindungsreichtum. Eine Rolle spielt aber auch der äußere Druck, das heißt der Überlebenskampf des jüdischen Staates in einer feindlichen Umgebung. So sah sich Israel 1967 gezwungen, eine eigene Rüstungsindustrie aufzubauen, da Frankreich in einem pro-arabischen Kurs ein Waffenembargo gegen Israel verhängte. Heute sind israelische Waffensysteme in aller Welt begehrt, neuerdings auch in Deutschland. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte im Jahr 2014 mit Verweis auf die hohe Dichte an Computer-Spezialisten in seinem Land: „Um hier zu sein, müssen wir gut sein, und in manchen Fällen müssen wir die besten sein.“

Überstandene Krisen

Aber die israelische Wirtschaft besteht nicht nur aus Hightech und Rüstung, und in den vergangenen Jahrzehnten ging sie auch durch einige Krisen. In den Jahren nach der Staatsgründung brachten die Kosten des Unabhängigkeitskrieges und die Aufnahme vieler Einwanderer den Staat an den Rand der Existenz. Die 1952 vereinbarten „Entschädigungszahlungen“ Deutschlands retteten Israel das Überleben. In den ersten Jahrzehnten waren Diamanten und Textilien die größten Exportfaktoren. Die geschliffenen Steine spielen heute immer noch eine große Rolle. Im Jahr 2021 stellten jedoch Dienstleistungen wie Software und Entwicklungsforschung erstmals den größten Anteil am Export, und nicht die klassischen Güter.

Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 stagnierte die Wirtschaft und geriet zur Mitte der 1980er Jahre in eine Krise mit einer Hyperinflation von 450 Prozent. Ein am Markt orientiertes Wirtschaftsprogramm konnte die Entwicklung einfangen. Der heute gebräuchliche Schekel wurde damals eingeführt, er ersetzte das Pfund. Der Name war zwecks Vertrauensstärkung bewusst an das biblische Gewichtsmaß angelehnt.

Für die Zukunft scheint das Land gut aufgestellt: Es ist eines der wichtigsten Zentren für die Entwicklung von Halbleitern – Chips und Prozessoren für elektronische Geräte. Durch die Abraham-­Abkommen haben sich für Israel weitere Absatzmärkte geöffnet, besonders mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Einschätzungen mancher kurz vor dem Jubiläum nicht bewahrheiten und die angedachten Justizreformen keine negative Auswirkung auf Wirtschaft und Investitionen haben.

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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2 Antworten

  1. Israelische Innovationen erleichtern unseren Alltag in vielen Bereichen: Fotovoltaikglas. 3-D-Drucker. Intel Mikroprozessor. Network- Firewall. Windows XP und NT. Dual- Kamera Smartphones. USB-Stick. Xbox. Whats App. OrCam. Waze. Mobileye. Assistenssystem für selbstfahrende Autos.
    Unter Top 10 an Medizin weltweit. Fruchtbare Wüstenteile und hitzeresistente Getreide. IL pflanzte 260 Millionen Bäume. Entsalzungsanlagen. Tröpfenbewässerung, 90% der Abwasser wird wieder verwendet.
    Nicht zu vergessen, dass in israelischen Krankenhäusern regelmässig Pal-Araber und Syrer behandelt werden.
    Der höchste Solarturm der Welt steht im Negev.
    60% der entsprechenden Altersgruppe besitzen einen akademischen Abschluss. Usw.

    UND BDS WILL DAS ALLES VERNICHTEN? Geistig arme Menschen.
    “ Ich mache dich zum Licht der Nationen.“ Jesaja 42,6

    10
    1. Neid und Hass sind zwar extrem unangenehm, in diesem Fall aber das grösste Kompliment an Volk und Staat Israel.

      9

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