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Israelische Kameratechnik hilft der NASA

Ein israelisches Unternehmen wartet mit einem Kamerasystem auf, dessen Künstliche Intelligenz Fehler bei Maschinen früher erkennt. Die US-Raumfahrtbehörde NASA bekundet Interesse und bietet einen Millionen-Deal an.
Von Jörn Schumacher

Das israelische Unternehmen „Odysight.ai“ mit Sitz in Ramat Gan entwickelt kleine Kameras, die während des Betriebes Flugzeuge, Drohnen, Züge oder Windkraftanlagen überwachen können. Kleinste Abweichungen vom Normalbetrieb registriert eine Künstliche Intelligenz (KI), sie gibt eine Warnung aus. Durch die Früherkennung kann viel Zeit und Geld gespart werden.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA ist auf die israelische Technik aufmerksam geworden und will sie in ihre Luft- und Raumfahrzeuge integrieren. Die Systeme von „Odysight.ai“ sollen während der Flüge mögliche Schäden an Luft- und Raumfahrzeugen finden, teilte das Unternehmen mit.

Wie das israelische Wirtschaftsmagazin „Globes“ berichtet, geht es nicht nur um Raumfahrtzeuge, sondern auch um Hyperschall-Flugzeuge, die die NASA entwickelt. Das bekannteste etwa war die X-15, die in den 1960er Jahren flog und ihren Rekord bis 2004 hielt. Das neuere Hyperschall-Forschungsflugzeug X-43A kann die fünffache Schallgeschwindigkeit erreichen.

Die israelischen Kameras richten sich beim Start und im Betrieb auf zahlreiche Komponenten wie Teleskope, Solarmodule und Schrauben sowie die Ladung aus, und die KI erkennt sofort mögliche Schäden. NASA stelle einen Vertrag über kommerzielle Aufträge im kommenden Jahr in Höhe eines einstelligen Millionenbetrages in Aussicht, berichtet „Globes“.

NASA fand israelische Firma durch Internet-Suche

Bereits zuvor sind Kameras der israelischen Firma in NASA-Raumfahrzeugen installiert worden. „Odysight.ai“-Systeme dienten etwa der Überwachung eines Arms zur Betankung von Satelliten im Weltraum. Diese Betankung könnte ein wichtiger Faktor sein beim Bemühen der NASA, Raumfahrzeuge zu fernen Planeten zu bringen.

Der Geschäftsführer von „Odysight.ai“ ist Jehu Ofer, ein Brigadegeneral (a. D.) der israelischen Luftwaffe. Die Kameras seiner Firma sind bereits in Hubschraubern und Flugzeugen der israelischen Armee zur Überwachung beweglicher Teile installiert. Sie sind darauf ausgelegt, extremen Bedingungen standzuhalten – von minus 273 Grad Celsius bis plus 180 Grad Celsius –, sowie starken Vibrationen, Luftdruck und Strahlung.

Ofer sagte gegenüber der Presse: „Wir sind stolz darauf, dass sich die NASA für die Integration unserer Lösungen zur Unterstützung von Hochgeschwindigkeitsflugtests entschieden hat. Wir freuen uns darauf, unsere Partnerschaft mit der NASA auszubauen.“

Einer der Firmengründer, Benad Goldwasser, sagt gegenüber „Globes“, die US-Raumfahrtbehörde sei durch eine Suche im Internet auf das israelische Unternehmen gestoßen. „Die NASA wollte ein Shuttle entwickeln, um Satelliten im Weltraum aufzutanken. Jeder dieser Satelliten kostet 200 Millionen Dollar, und wenn er nicht mehr gesteuert werden kann, wird er zu Schrott. (…) Die NASA suchte im Internet – bis sie auf ein israelisches Unternehmen stieß, das 2012 bekannt gab, die kleinste Videokamera der Welt mit einem Durchmesser von 1,2 mm entwickelt zu haben“, führte Goldwasser aus.

Von der Medizin zur Luftfahrtindustrie

Tatsächlich ging „Odysight.ai“ aus einer Firma namens „Medigus“ hervor, die Endoskop-Kameras für den medizinischen Einsatz herstellte. Goldwasser, der damals als Urologe in einem israelischen Krankenhaus arbeitete, war Mitbegründer mehrerer medizinischer Start-ups. Er erkannte das Geschäftspotenzial der winzigen und robusten Kameras und kontaktierte einen ehemaligen Brigadegeneral der israelischen Armee, der die Ausrüstungsabteilung der israelischen Luftwaffe leitete. Der Einsatz der winzigen Kameras in Zusammenarbeit mit der KI bei der Wartung von Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen überzeugte die Experten.

Vor einigen Jahren fragte die NASA die Israelis, ob deren Kameras auch im Weltall funktionieren könnten. Tests ergaben, dass dies der Fall war. Investoren stellten Gelder zur Verfügung, der Name des Unternehmens wurde von „Medigus“ in „Odysight.ai“ geändert und fokussierte sich auf den Einsatz in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Mit Anwendungen in der Medizin hat das Unternehmen inzwischen nichts mehr zu tun.

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„Odysight.ai“ meldete vor kurzem einen Umsatz von umgerechnet 2,5 Millionen Euro für die ersten neun Monate des Jahres 2024, mehr als das Doppelte der 1,03 Millionen Euro im entsprechenden Zeitraum des Jahres 2023. Das entspricht einer Steigerung von ungefähr 145 Prozent.

Das börsennotierte Unternehmen meldete außerdem einen Auftragsbestand von 15 Millionen Euro. Dazu gehören der NASA-Auftrag, ein Prototyp eines Apache-Kampfhubschraubers für die israelische Luftwaffe, ein Wartungssystem für den Seahawk-Hubschrauber der israelischen Luftwaffe sowie Aufträge des französischen Flugzeugtriebwerksherstellers Safran. Im Juli sammelte das Unternehmen umgerechnet 9,7 Millionen Euro von privaten Investoren ein.

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