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Israelische Agrikultur-Photovoltaik auf der Überholspur

Wer Solarzellen auf landwirtschaftlicher Nutzfläche aufstellt, reduziert bislang seine Ernte um ein Drittel. Israelis forschen an Methoden, den Verlust zu vermeiden.
Von Ulrich W. Sahm

In Israel wird seit einiger Zeit vermehrt Agrivoltaik (Agri-PV) erprobt, also das Abdecken von landwirtschaftlich genutzten Äckern mit Solarplatten zwecks Gewinnung von Sonnenenergie. Die Methode als solche ist nicht neu. Es gab viel beachtete Versuche zum Beispiel mit Photovoltaik-Brokkoli, vor einiger Zeit auch in Südkorea.

Bei der Agrivoltaik muss der Bauer bislang auf etwa ein Drittel seiner Ernte verzichten, um die Gerüste zum Anbringen der Solarplatten auf seinen Feldern einzusetzen. Der Verlust an Erntegut wird kompensiert mit Gewinnen aus dem erzeugten Strom.

Die Solarplatten wirken wie Gewächshäuser und bieten den Pflanzen im Sommer Schutz vor extremer Sonneneinstrahlung und Hitze. Im israelischen Winter halten sie Starkregen und Hagel ab. Die Herausforderung besteht darin, trotz der Energiegewinnung möglichst viele Anbauflächen für Nahrungsmittelpflanzen nutzen zu können und die Methode nicht nur für einzelne Kulturen einsetzbar zu machen.

Die Methode wird vom Forschungsinstitut MIGAL im Norden Israels immer weiterentwickelt. Die israelische Regierung fördert sie mit 50 Millionen US-Dollar in 120 Pilotprojekten. Erprobt wird die Methode auf Feldern, auf denen nicht nur Tomaten, Kartoffeln und Weintrauben, sondern auch Obstbäume mit Äpfeln oder Kirschen wachsen. 

Bestreben: Israels Strombedarf decken

Die Israelis wollen das Ganze so optimieren, dass sie mit dieser Methode den gesamten Bedarf an Strom im Lande decken. Das ist ein sehr ambitionierter Wunsch. Auch die USA beobachten sehr genau diese israelischen Experimente. Es ist zu erwarten, dass gerade auch Länder der arabischen Welt die israelischen Methoden gut nutzen können.

Sogar Länder, die bereits mit Agri-PV experimentieren, sind daran interessiert, die Ergebnisse zu sehen und die gewonnenen Erkenntnisse auf ihre eigenen Projekte anzuwenden. „Als Land, das weltweit für Innovationen im Solar- und Agrarbereich bekannt ist, gilt es für Israelis als selbstverständlich, die Führung im Bereich APV [Agri-Photovoltaik] zu übernehmen“, sagte David Sigdon, Vorstandsvorsitzender des MIGAL-Forschungsinstitutes Galiläa im israelischen Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Technologie, der Nachrichtenseite „i24news“. Bei Erfolg könnten auch in Europa Länder profitieren, die unter Dürre oder den Folgen des Klimawandels leiden. 

Während die Israelis jeden einzelnen Zwischenschritt ihrer Forschung sofort in der Praxis erproben, versucht das gründlich planende Deutschland den Nutzen dieser Methoden zunächst theoretisch zu durchdringen. Beim zweiten nationalen Gipfel zur Vorstellung der PV-Strategie stellten mehrere Wissenschaftler sowie ein Jurist im Mai ihre Vorschläge zum Thema Agri-PV in einem Positionspapier vor.

Klimazentrum unterstützt Kommunen

Seit 1901 entwickelt Keren Kajemeth LeIsrael, der Jüdische Nationalfonds (KKL-JNF), das Land Israel ökologisch und sozial. Die Organisation arbeitet daran, Wälder und Wasserstraßen zu verbessern, zu schützen und zu bewahren.

Als Reaktion auf den Klimawandel hat KKL-JNF jetzt eine neue Einheit mit zwei Abteilungen eingerichtet: Eine konzentriert sich auf groß angelegte Klimainitiativen und Innovationsprojekte wie erneuerbare Energien und Energieeffizienz; die andere konzentriert sich auf Schulung und Wissenstransfer zur Klimaführung in öffentlichen Einrichtungen.

Die KKL-JNF-Vorsitzende Ifat Ovedia Luski sagte, das Israelische Klimazentrum werde nicht nur Kommunen sowie lokale und regionale Räte bei der Bewältigung der Probleme unterstützen, die sich aus der Krise ergeben. Es werde „gleichzeitig auch Instrumente bereitstellen, um der jüngeren Generation die Bedeutung von Natur und Umwelt zu vermitteln und die Fähigkeit jedes Einzelnen zu verbessern, in dieser Hinsicht etwas zu bewirken“.

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Eine Antwort

  1. Bei allen großartigen Erfolgen bleiben Fragen:
    * Da die Solarpaneelen auch das Sonnenlicht spiegeln und so die Luft darüber erwärmen, gar erhitzen (!), ändert sich das Klima in diesem Bereich. Wie will man diesen menschengemachten Klimawandel verhindern?
    * Die Paneelen haben eine begrenzte Haltbarkeit (ca 25 Jahre). Sie sind aber bislang kaum kostengünstig zu recyceln. Was geschieht dann mit dem Sondermüll?

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