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Israel kritisiert Juso-Zentrum in Jerusalem

Das Willy Brandt Center in Jerusalem will einen Film über eine PFLP-Terroristin zeigen. Dieser feiere die palästinensische Ikone, kritisiert das israelische Außenministerium. Nun wurde die Aufführung abgesagt.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Das israelische Außenministerium hat am Mittwoch Kritik am Willy Brandt Center (WBC) Jerusalem geübt. Dieses Zentrum ist eng mit den deutschen Jusos, der Jugendorganisation der SPD, verbunden. Es hatte für Anfang August zu einer „Filmnacht“ in seine Räumlichkeiten eingeladen.

Gezeigt werden sollte der Film: „Leila Khaled – Hijacker“ der schwedisch-palästinensischen Filmemacherin Lina Makboul. Die Hauptprotagonistin, Leila Chaled, zählt zu den Ikonen des palästinensischen Terrors und des seit Ende der 1960er Jahre angewandten Mittels der Flugzeugentführung. So nahm sie 1969 erstmals an der Entführung eines TWA-Fluges nach Damaskus teil.

Anfang September 1970 dann war Chaled in die koordinierte Entführung mehrerer Flugzeuge zum Militärflugplatz „Dawson’s Field“ in Jordanien involviert. Diese Aktion ist besonders berühmt, weil sie in den jordanischen Bürgerkrieg mündete. Chaleds eigener Versuch, in diesem Kontext eine El-Al-Maschine zu entführen, scheiterte allerdings.

Feiert der Film Terror?

Der 2005 erstmals aufgeführte Film, den das WBS nun zeigen wollte, setzt sich sehr ambivalent mit der Figur Chaled und dem größeren Thema Terrorismus auseinander. Die Autorin selbst lernte Chaled in ihrer Kindheit als Heldin kennen. Später hinterfragte sie den Terror zunehmend. Im Film konfrontiert sie die uneinsichtige PFLP-Frau direkt: „Was Sie taten, war Terrorismus.“ Zudem kommen Opfer der jeweiligen Entführungen zu Wort.

Allerdings hinterfragt die Autorin an anderer Stelle im Film dann wiederum ihre zuvor eingenommene terrorkritische Positionierung: „Vielleicht bin ich das Problem. Dass ich mit meinem komfortablen Leben in Schweden will, dass sie den Kampf um ein freies Palästina mit dezenter Diplomatie führen statt mit spektakulären Entführungen.“

2006 sagte Makboul in einem Interview, sie sympathisiere nicht mit Chaled oder der PFLP: „Nach internationalem Recht darf man sich aber verteidigen, wenn man besetzt wird. So gesehen hatte sie daher das Recht dazu gehabt.“

Das israelische Außenministerium warf dem Willy Brandt Center am Mittwoch via Twitter vor, einen Film zu zeigen, der Chaleds „Vermächtnis des Terrors und der Gewalt feiert“. Als nächstes könne das Zentrum dann einen Film über die „heroische“ Tat des 11. September 2001 vorführen. Auch der offizielle Account des Staates Israel verbreitete die Kritik.

Vorführung abgesagt

Das Willy Brandt Center hatte zunächst nur mit einem ikonographischen Bild Chaleds zur „Filmnacht“ eingeladen. Später ergänzte es, es solle um einen „kritischen Disput“ über „Mythen der Gewalt“ gehen. Man lade zu „Popcorn, Kontroverse und kritischer Debatte“ ein.

Am Donnerstagmorgen dann teilte das Center mit, die Veranstaltung wäre Teil einer Filmreihe gewesen, „die sich mit schwierigen Narrativen im Konflikt auseinandersetzen will“. Gerade mit dem „bis heute bestehenden ‚Mythos‘“ um Chaled habe man sich auseinandersetzen wollen. Ziel sei gewesen, „Terror und Gewalt zu entmystifizieren“ und als Mittel der Politik „zu delegitimieren“.

Zugleich räumte das Center ein, „dass die unkritische Einladung auf unseren sozialen Medien einen fatalen Eindruck hinterlassen hat“. Daher habe man sich entschlossen, die Filmvorführung abzusagen – „um weitere Missverständnisse zu vermeiden“.

Kontroverse um Willy Brandt Center

Das WBC wurde 1996 auf Betreiben der Jusos gegründet und hat seinen Sitz nahe der Jerusalemer Altstadt. Die Jusos verstehen es als Ort der Vermittlung zwischen Israelis und Palästinenser und als Teil ihrer „internationalistischen Arbeit“.

2020 war das WBC in eine Kontroverse um die Haltung der Jusos zum Nahost-Konflikt involviert. Damals hatte sich die SPD-Jugend auf einem Kongress für zuvor gefasste pro-israelische Beschlüsse entschuldigt und sich in einer „Vision für das Willy Brandt Center“ auf einen vermeintlich neutralen Kurs festgelegt. Hintergrund war nach Israelnetz-Informationen, dass unter anderem die Jugendorganisation der palästinensischen Fatah (Schabiba) mit einem Boykott der weiteren Kooperation im WBC gedroht hatte.

Der damalige SPD-Staatssekretär Christian Lange trat seinerzeit in Reaktion auf das Juso-Vorgehen aus dem Förderverein des Zentrums aus. Auch die damalige SPD-Abgeordnete und Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Michaela Engelmeier kündigte ihre Mitgliedschaft. Eine der Initiatorinnen des Beschlusses von 2020 arbeitet heute für das WBC. (ser)

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15 Antworten

  1. Richtig! Terrorist bleibt Terrorist, auch wenn er sich plötzlich als friedliches
    Lamm darstellt.

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  2. @ „Jutta“, „Streetprotest“ etc:

    Menachem Begin hat sich weiterentwickelt.

    Was ich bei den meisten Pali-„Freiheitskämpfern“,
    aber auch dem einen oder anderen Kommentator
    auf dieser Seite nicht zu erkennen vermag.

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  3. Shalom,-Hans@-ich stimme Ihnen völlig zu mit Ihrer Aussage.Gewisse Leute höhrt man mit ihren Kommentaren in diesem Forum nur wenn sie gegen Israel oder Juden ihrem Hass Sähen können! Jerusalem

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  4. Das Objekt „Besatzung“ taucht hierbei auch wieder auf! –
    – W e r b e s e t z t h i e r W e n ??! —
    Ich habe stets den Eindruck, dass nicht Wenige der User, bzw. deren Anhaenger
    erst mal beginnen sollten, die H i s t o r i e des Volkes I S R A E L gruendlich
    zu „durchforsten!!“ –
    Es ist immer wieder erschreckend, zu sehen, wie hoch der Grad an Unwissen,
    gerade was die geistliche Linie betrifft, sich hierbei herausstellt!! – Katastrophal !!! –

    5
    1. Richtig, Dile! Es muß nicht heißen „Besatzung“ sondern völkerrechtswidrige Besatzung!

      2
    2. Juden- und Israelhasser brauchen kein Wissen, sie haben ihren Hass, der ihnen Befriedigung gibt.

      5
  5. Das ist ungefähr so verrückt, wie Linke und Kommunisten in D, die Ende der 70er gegen den Schah und für Kohmeni demontriert haben. Grotesker geht es nicht!

    3
  6. Es heißt „Better late than never“. Aber
    1. ist das ein bisschen SEHR late,
    2. blamiert sich die Partei des Bundeskanzlers damit völlig.
    Ob ich Mitleid mit irgendwem oder irgendwas habe? NEIN! a) Dummheit muss bestraft werden. b) Fanatismus ist sehr schlecht. c) Und beides zusammen erst …

    4

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