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Israel hat einen Quantencomputer

Wissenschaftler des Weizmann-Instituts haben den ersten israelischen Quantencomputer entwickelt. Eine große Errungenschaft – und doch ist noch einiges unklar.
Von Israelnetz
Israel hat jetzt einen Quantencomputer

REHOVOT (inn) – Ein israelisches Team des Weizmann-Instituts hat einen eigenen Quantencomputer entwickelt. Es ist Israels erster Supercomputer dieser Art. Weltweit gibt es 30 Quantencomputer.

Am Dienstag wurde der Computer vorgestellt. Ein Teilnehmer des Forscherteams ist Roi Oseri, ein Physiker und Experte für Quantencomputerforschung. Oseri sagt gegenüber der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“, dass sie mehrere Jahre an den verschiedenen Elementen des Computers gearbeitet haben. Allein die vergangenen zwei bis drei Jahre seien die Wissenschaftler damit beschäftigt gewesen, den Computer zusammenzubauen. „Es wurde viel Zeit in das Know-how und in die Zusammensetzung der Bausteine für den Quantencomputer investiert.“

Neue Übertragungsformen

Zwar existieren 30 Quantencomputer, jedoch gibt es weniger als zehn, die mittels Ionenladungen betrieben werden. Dazu gehört auch das neue israelische Modell. Moleküle werden auf einem kleinen Raum mit magnetischen und elektrischen Feldern eingeschlossen. Mittels der fortschrittlichen Technik können die Ionen die Basis von Quantenbits oder Qubits bilden. Diese sind eine Grundeinheit der Quantentechnik.

Herkömmliche Computersysteme sind immer auf zwei Optionen programmiert, etwa 0 und 1 oder ein und aus. Quantencomputer können mittels der Quantenbits Überlagerungen dieser Informationen verarbeiten. Sie machen sich damit die Prinzipien der Quantenmechanik zu nutze. Die besonderen Computer sind im Vergleich zu klassischen Computern weitaus leistungsfähiger.

Weiter gibt es die Möglichkeit der Verschränkung von Quantenbits. Paare von Quantenbits können in einem Quantenzustand gleichzeitig existieren. In Verbindung mit besonderen Quantum-Algorithmen schreiben Experten den Quantencomputern großes Potenzial zu. Informationen können somit schneller übertragen werden.

Auch die Wirtschaft setzt auf die neue Technik: Jüngste Marktprognosen gehen davon aus, dass der Wert der Quantencomputer im Jahr 2030 3,3 Milliarden Euro erreicht, 2021 lag dieser noch bei 440 Millionen Euro.

Name erinnert an allerersten Computer

Der Computer soll nun verwendet werden, um Algorithmen sämtlicher Art auszuführen. Beachtlich ist laut den Entwicklern die große Datenlast, die bearbeitet werden kann.

Ein weiterer, noch im Bau befindlicher, Quantencomputer trägt den Namen „WeizQC“. Die Forscher wählten den Namen, um an den ersten Computer zu erinnern, der in Israel vom Weizmann-Insitut in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Dieser hieß „WEIZAC“. Wissenschaftler Oseri glaubt an die Zukunft der Israelis in der Branche: „Es gibt keinen Grund, warum wir im Rennen um Quantencomputer nicht Vorreiter sein sollten.“

Der „WeizQC“ soll mit 64 Quantenbits arbeiten und zeigen, dass auch wissenschaftliche Projekte Erfolg haben, nicht nur Wirtschaftsunternehmen wie „Google“. „Es ist ein neues Computerparadigma, bei dem wir Probleme angehen, die heute noch unlösbar sind“, erklärt Oseri. Speziell in den Feldern Verkehrsdaten, Pharmazie und der Verschlüsselung von Informationen könne der „WeizQC“ helfen.

Unklarheit über praktischen Nutzen

Derzeit gebe es noch „offene Fragen“ bezüglich der alltagsnahen und praktischen Nutzung, gesteht Oseri. „Wir finden immer noch das wahre Potenzial heraus“, sagt der Forscher.

In Israel gibt es laut der „Times of Israel“ zwei Dutzend Start-ups und Unternehmen, die sich auf die Quantentechnologie konzentrieren. Die israelische Innovationsbehörde und das Verteidigungsministerium gaben vergangenen Monat bekannt, dass sie etwa 55 Millionen Euro staatliche Förderung für die Entwicklung von Quantencomputer ausgeben wollen. (joh)

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4 Antworten

  1. „Herkömmliche Computersysteme sind immer auf zwei Optionen programmiert, etwa 0 und 1 oder ein und aus. Quantencomputer können mittels der Quantenbits Überlagerungen dieser Informationen verarbeiten“

    Deshalb sind Quantencomputer nicht koscher. 0 und 1 müssen immer so streng getrennt werden wie Fleisch und Milch. „Überlagerungen“ darf es nicht geben.

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  2. Nun, die Aussage, dass bisherige Computer nur 0 und 1 verarbeiten ist nicht komplett korrekt. Es gibt nämlich analoge Computer, welche entsprechend nicht auf 0 und 1 festgelegt sind, doch da diese Computer ein Nischenprodukt sind, trifft es auf die grosse Mehrheit der bisherigen Computer schon zu. Viel interessanter ist der Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Auch wenn zur Zeit nur Grundlagenforschung betrieben wird, stellt sich die Frage, wann wirkliche Quantencomputer im Alltag ankommen und auf welchen Gebieten sie brillieren werden. Kommt die grosse Ablösung wie beim Pferd durchs Auto oder werden sie Nischenprodukte bleiben wie etwa Raketen, welche sich nur wenige Länder leisten können.

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