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„Ich bin ein Journalist, kein Vermittler“

Der israelische Journalist Madschdi Halabi schaffte es, für die saudische Nachrichtenseite „Elaph“ Interviews mit israelischen Politikern zu führen. Nun hat er erklärt, wie es dazu kam – und was er noch vorhat.
Arbeitsort London: Halabi vor dem britischen Regierungssitz in der Downing Street

LONDON (inn) – In den vergangenen Monaten sind mehrere Interviews israelischer Politiker und Militärs auf der saudischen Nachrichtenseite „Elaph“ erschienen. Beobachter werteten dies als Zeichen der Annäherung zwischen den verfeindeten Ländern Israel und Saudi-Arabien. Die Idee zu den Interviews hatte der Journalist Madschdi Halabi. Der in Israel geborene Druse betont in einem Gespräch mit der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“ jedoch, er verstehe sich nicht als Mittler zwischen den beiden Ländern, sondern als einfacher Journalist.

Halabi erklärte, „Elaph“ erscheine in London und unterliege daher nicht den Gesetzen arabischer Länder, „wo es, außer in Ägypten und Jordanien, für Journalisten illegal ist, mit israelischen Quellen zu sprechen“. Wer sonst arabische Nachrichten lese, erhalte Informationen aus Israel nur aus zweiter Hand. Dies habe zur Folge, dass Zweifel an der Genauigkeit der wiedergegebenen Aussagen bestünden.

Der Herausgeber von „Elaph“, Ottman al-Omeir, habe die Idee begrüßt, Interviews direkt mit Israelis zu führen. Al-Omeir sei zwar ein Freund des saudischen Königs Salman Ibn Abd al-Asis, „Elaph“ bestehe aber als unabhängige Seite, betonte Halabi. Trotz der Freundschaft sei „Elaph“ wegen der liberalen Haltung in Saudi-Arabien verboten. Allerdings habe Al-Omeir eine neue Nachrichtenseite namens „Elaph Journal“ mit identischen Inhalten ins Leben gerufen, die in Saudi-Arabien abrufbar sei.

Die Frage der Pressefreiheit

Ein Vorgang bei einem Interview mit dem israelischen Verkehrs- und Geheimdienstminister Israel Katz vom 13. Dezember warf die Frage auf, wie es mit der journalistischen Freiheit bei „Elaph“ aussieht. Katz selbst hatte nach dem Interview verkündet, er habe den saudischen Kronprinzen Mohammad Bin Salman nach Israel eingeladen. Der Passus wurde in der finalen Version des Interviews aber gestrichen. Halabi bestreitet, dass hier eine Anweisung von oben erfolgt war. „Wir haben es schlicht nicht interessant gefunden, daher haben wir es rausgelassen.“ Der Herausgeber lasse ihm „in 99,9 Prozent der Zeit“ seine journalistische Freiheit.

Neben Katz kam bereits am 16. November der israelische Generalstabschef Gadi Eisenkot in „Elaph“ zu Wort. Dabei sprach er die Möglichkeit an, bezüglich des Iran Geheimdienstinformationen zu teilen. Am 9. Januar sprach Halabi mit dem israelischen Oppositionsführer Jitzchak Herzog. Der Avoda-Politiker sagte, Saudi-Arabien müsse bei der Jerusalem-Frage mitreden.

Faire Berichterstattung angestrebt

Die Interviews seien ohne Hilfe der Regierungen zustande gekommen; vielmehr habe eine normale Anfrage, wie Journalisten es tun, genügt. Für „Elaph“ seien die Interviews ein großer Erfolg gewesen, da sie viel Aufmerksamkeit erzeugten hätten.

Halabi plant nach eigener Aussage noch weitere Interviews mit Israelis; einige seien bereits geführt und würden bald erscheinen. Sein Ziel sei es, ein angemessenes Bild der vielfältigen politischen Landschaft in Israel zu zeichnen, und damit der „kurzsichtigen Berichterstattung“ über Israel in der arabischen Welt etwas entgegenzusetzen.

Der Journalist arbeitete laut „Times of Israel“ neun Jahre lang für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Israel. Zuvor diente der 54-Jährige in der israelischen Armee.

Von: df

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