MANCHESTER (inn) – Nach dem tödlichen Anschlag vor einer Synagoge in Manchester haben israelische Politiker die britische Regierung zum verstärkten Einsatz gegen Antisemitismus aufgerufen. Bei dem Ramm- und Messerangriff waren am Donnerstag zwei Juden ermordet worden. Drei weitere Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft wurden schwer verletzt. Die Behörden stufen die Tat als Terrorattentat ein.
Der Anschlag ereignete sich am Großen Versöhnungstag Jom Kippur, den viele Juden mit Fasten und Beten verbringen. Während eines Gottesdienstes fuhr der Attentäter in eine Gruppe vor der „Heaton Park Hebrew Congregation Synagogue“ und rammte sie. Danach stach er auf Juden ein. Er hatte auch einen Sprengsatz bei sich, der allerdings nach Erkenntnis der Ermittler nicht einsatzfähig war.
Die Polizei schickte Beamte an den Tatort, die den Angreifer erschossen. Sieben Minuten nach Eingang des Notrufes war er bereits tot. Am Freitag gaben die Behörden seine Identität bekannt: Es handelt sich um den 35-jährigen Jihad Al-Shamie. Er war als Kind aus Syrien nach England gekommen und hatte 2006 die britische Staatsbürgerschaft erlangt.
Auch die Todesopfer wurden identifiziert: Der 53-jährige Adrian Daulby und der 66 Jahre alte Melvin Cravitz wurden bei dem Anschlag getötet.
Herzog bekundete Besorgnis über wachsenden Antisemitismus
Der israelische Staatspräsident Jizchak Herzog schrieb am Donnerstagabend auf der Plattform X: „Die furchtbaren Szenen heute in Manchester sind absolut katastrophal. Dieser abscheuliche Terrorakt gegen die jüdische Gemeinschaft, gegen Gläubige beim Gebet, am für Juden heiligsten Tag des Jahres, ist ein Verbrechen, das von allen verurteilt werden muss.“
Erst vor ein paar Tagen habe er in einem Brief an König Charles III. seine tiefe Besorgnis bekundet über den zunehmenden Antisemitismus und Israelhass im Vereinigten Königreich und in anderen Ländern des Commonwealth wie Australien und Kanada. „Die heutigen tragischen Ereignisse haben auf traurige Weise demonstriert, wie real und greifbar diese Bedrohung ist“, fügte Herzog hinzu.
Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) bekundete auf X sein Beileid: „Israel trauert mit der jüdischen Gemeinschaft im Vereinigten Königreich nach dem barbarischen Terrorakt in Manchester. Unsere Herzen sind bei den Familien der Ermordeten. Wir beten für die schnelle Genesung der Verwundeten.“ Nur Stärke und Einheit könnten Terror besiegen, wie er es bereits in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung betont habe.
Sa’ar: „Wir erwarten mehr als Worte“
Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) schrieb auf X: „Die Wahrheit muss gesagt werden: unverhohlene und zügellose antisemitische und anti-israelische Hetze, ebenso wie Aufrufe zur Unterstützung für Terror, sind in letzter Zeit ein weit verbreitetes Phänomen in den Straßen von London geworden, in Städten in ganz Großbritannien, und auf seinen Campussen.“
Den britischen Behörden sei es nicht gelungen, das Notwendige gegen diese „toxische Antisemitismuswelle“ zu unternehmen, beklagte Sa’ar. „Wir erwarten von der Regierung Starmer mehr als Worte. Wir erwarten und fordern einen Kurswechsel, effiziente Aktion und Vollstreckung gegen die zügellose antisemitische und anti-israelische Hetze in Großbritannien.“
Starmer: Großbritannien muss Hass besiegen
Der britische Premierminister Keir Starmer (Labour) erinnerte in einer Videobotschaft daran, dass Juden solcher Hass aus der Geschichte bekannt sei. Während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft hätten viele in Großbritannien Zuflucht gesucht. Heute nehme der Hass erneut zu. „Großbritannien muss ihn wieder besiegen.“ Die Juden in Manchester seien angegriffen worden, „weil sie Juden sind“ – und weil sie die britischen Werte verträten. Es mache ihn traurig, dass Juden immer noch mit diesen Ängsten leben müssten.
„Und so verspreche ich Ihnen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Ihnen die Sicherheit zu gewährleisten, die Sie verdienen.“ Das werde mit mehr sichtbarer Polizeipräsenz beginnen, „die Ihre Gemeinschaft beschützt“. In den kommenden Tagen „werden Sie das andere Großbritannien sehen, das Großbritannien von Mitleid, Anstand und Liebe“. Als Ausdruck der Solidarität besuchte Starmer am Freitag mit seiner jüdischen Ehefrau Victoria eine Synagoge in London.
This was a vile terrorist attack that attacked Jews, because they are Jews.
— Keir Starmer (@Keir_Starmer) October 2, 2025
Antisemitism is a hatred that is rising, once again. Britain must defeat it, once again.
To every Jewish person in this country: I promise that I will do everything in my power to guarantee you the… pic.twitter.com/DAd9OaGNMc
Der Moscheenrat von Manchester zeigte sich in einer Stellungnahme „schockiert und betrübt“. Er ergänzte: „Wir fordern alle auf, Ruhe zu bewahren, der Polizei die Ausführung ihrer Ermittlungen zu ermöglichen und von Spekulationen abzusehen. Es ist lebenswichtig, dass wir in diesen Momenten in Manchester zusammenstehen – vereint gegen Hass und verpflichtet gegenüber Frieden, Gerechtigkeit und Respekt für alle.“
Der palästinensische Botschafter in London, Husam Zomlot, verurteilte den „abscheulichen Angriff“: „Niemand sollte sich jemals in seinem Haus oder an seiner Gebetsstätte unsicher fühlen.“ Er bekundete sein Beileid gegenüber den Opfern.
Antisemitismusbeauftragter Klein: Jüdisches Leben akut bedroht
In Deutschland nahm der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, Bezug auf mehrere judenfeindliche Vorfälle: „Die Festnahme von mutmaßlichen Hamas-Terroristen in Berlin und der Anschlag auf die Synagoge in Manchester am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zeigen uns, wie akut und konkret jüdisches Leben in Europa derzeit bedroht ist“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). „Fünf Jahre nach dem Terroranschlag zu Jom Kippur auf die Synagoge in Halle und zwei Jahre nach der barbarischen Attacke der Hamas auf Israel sehen wir nun erneut den eliminatorischen Hass, der von Antisemitismus ausgeht.“
Nicht nur der Staat, auch die Gesellschaft müsse gegen diesen grenzenlosen Hass vorgehen und Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft zeigen, fügte Klein hinzu.
Der Anschlag in Manchester ist der erste tödliche Angriff auf eine Synagoge im Vereinigten Königreich in der Geschichte. Nach Angaben der Ermittler war Al-Shamie nicht im Antiradikalisierungsprogramm bekannt. Ob er einer Terrorzelle angehörte, wird noch untersucht. Drei weitere Verdächtige, zwei Männer und eine Frau, wurden im Zusammenhang mit dem Attentat vorläufig festgenommen. (eh)
25 Antworten
„Der Anschlag in Manchester ist der erste tödliche Angriff auf eine Synagoge im Vereinigten Königreich in der Geschichte.“
Ich sehe einen Zusammenhang zu der Anerkennung „Palästinas“*, die durch die britische Regierung im September erfolgte. Es ist meiner Meinung nach naheliegend, dass sich Antisemiten, „Israelkritiker“ und Pro-Palästinenser dadurch ermutigt und bestätigt fühlen.
*In Ausrufezeichen deshalb, weil es für mich ein eher virtueller Staat ist, so eine Art „Lummerland“ o.ä.
Ja, Emma, das sehe ich auch so. Die Anerkennung hat den Terroristen befeuert in seinem Tun.
Wenn eine Regierung – und JEDE Regierung WELTWEIT ist dazu in der Lage – sieht, dass Abbas die Terroristen für Judenmord bezahlt und erkennt diesen Staat an, dann unterstützt sie nur eines: Die Ausrottung des jüdischen Volkes. Herr Strarmer wird vor Gott für den Mord an diesen beiden Männern zur Verantwortung gezogen und werden. Und das gilt für jeden Regierungschef, der den Staat Palästina in der letzten(/vorletzten Woche anerkannt hat und der jetzt und in Zukunft jüdische Leichen auf den Straßen seines Landes liegen hat.
@ Emma : Ob die Anerkennung eines mysteriösen Staates Palästina Antisemiten zu Attentaten ermutigt, weiss ich nicht. Auf jeden Fall hält es sie nicht davon ab, wie man in Manchester sieht und auch in Berlin, wo man glücklicherweise die Terroristen vor den geplanten Attentaten hops nahm. Man kann diesen Leuten noch soviele Zugeständnisse machen, sie werden dennoch Attentate planen und ausführen, wenn man sie nicht daran hindert.
@Antonia
Linksgrüne Zugeständnisse: Deutscher Pass für Terroristen.
Das Versprechen Starmers, dass er alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die Sicherheit der Juden zu gewährleisten, kann man getrost in die Tonne hauen. Seine Anerkennung eines palästinensischen Staates hat diesen Mörder doch eher noch dazu ermutigt, sich mit dem Mord an Juden an Jom Kippur in Szene zu setzen. Und solche Taten finden Antisemiten in aller Welt als nachahmenswert. Wie will Starmer das ändern? Gideon Sa’ar hat Recht, wenn er „mehr als Worte“ erwartet.
@Emma
Ich schließe mich Ihrem Kommentar vollkommen an. Und Lummerland ist wohl keine schlechte Bezeichnung für einen fiktiven Staat. Wenn ich mich recht entsinne heißt es in einem Kinderlied:
Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer, mit viel Tunnels und Geleisen….
Zitat: „Das Versprechen Starmers … kann man getrost in die Tonne hauen.“
Dem kann ich nur zustimmen.
Das ist doch, auch wenn es etwas anders gelagert ist, wie mit Terror in Deutschland, wenn dann Politiker ihre Worthülsen wie „wir lassen uns unsere Art zu leben nicht nehmen“ von sich geben, man dann aber als Bürger feststellen muss, dass es diesen Weihnachtsmarkt nicht mehr gibt oder er abgesagt wird, dass man dieses oder jenes Volksfest in Zukunft nicht mehr machen wird, es diese Kirmes nicht mehr geben wird und und und, Absage um Absage, Sicherheitsbedenken um Sicherheitsbedenken.
Am Ende bleibt ein graues und tristes Land, in dem man immer weniger macht und immer weniger Freude hat. Man zieht sich ins Private zurück.
Die Worthülsen bleiben.
Keir Starmer (Sozialdemokrat): Großbritannien muss Hassgegen Juden besiegen. Sagt das auch Jeremy Corbyn?
Leider werden nicht alle diesen Anschlag verurteilen.
Und wie jetzt der Tod eines der Opfer durch eine in der Dynamik des Geschehens verirrte Polizeikugel ausgeschlachtet wird, muss man noch abwarten, es werden wohl einige Anwärter dafür bereits auf der Matte stehen.
SHABBAT SHALOM
Klaus : Sicher wird die verirrte Polizeikugel von interessierter Seite ausgeschlachtet. Dessen ungeachtet war das Vorgehen der britischen Cops, höflich ausgedrückt, semi-professionnel. Übrigens ist mir auf dem Foto der Bart eines Polizisten aufgefallen, der den typischen Islamistenschnitt aufweist. Das erinnert mich an die Soldaten, die zu Ostern vor unserer Kirche standen, schwer bewaffnet, natürlich zum Schutz der Gottesdienstbesucher. Einer der Jungs trug auch so einen Bart. Irgendwie unheimlich.
Antonia, bitte nichts hinein interpretieren.
Das ist kontraproduktiv.
Die beiden verirrten Geschosse sind eher der Dynamik der Situation geschuldet .
Mit Faustfeuerwaffen schießt man nicht sehr zielgenau, die Polizisten mussten aus größerer Entfernung feuern, da ein Gegenstand am Gürtel des Täters einen Sprengsatz vermuten ließ.
Er stand ja auch nach dem ersten Treffer wieder auf, mit welcher Absicht, kann nur vermutet werden, die Polizisten mussten einen weiteren Angriff unterbinden.
Es wurde mehrfach gefeuert, da geht auch viel daneben, da der Täter sich zwischen Fenster und Tür befand, wird wohl beides getroffen worden sein.
Ich kann mir das sehr gut vorstellen, da ich selbst eine umfassende Ausbildung im
Kampfschiessen mit Faustfeuerwaffen durchlaufen habe.
SHABBAT SHALOM
@Klaus : Nu ja, ich hätte nicht die Kommentare der Foristen lesen mögen, wenn diese Bavure der deutschen Polizei passiert wäre. Speziell bei einigen, die gerne deutsche Politiker für alles Böse in der Welt verantwortlich machen…aber lassen wir das. Der islamistische Bart bleibt mir unheimlich.
Antonia, in Israel habe ich viele Bärte von gleichem Aussehen vor mir gehabt und die meisten davon gehörten Juden. Ich selber bin auch Bartträger, nur ist der inzwischen weiß.
Vom Bart auf die Gesinnung zu schließen, halte ich für sehr fragwürdig.
Seien Sie bitte vorsichtig damit.
SHABBAT SHALOM
@Antonia
Der Bartträger auf dem Foto könnte glatt als Ahmed Al Scharaa aus Syrien durchgehen. Mir sind solche Gestalten auch immer etwas unheimlich. Sie wollen vielleicht die nackte Wahrheit ihrer Gesinnung verbergen.🤔
Mag sein, daß er ihnen unheimlich erscheint, aber der war keiner der Schützen.
Er ist von der Spurensicherung oder gehört zu den Vorort Ermittlern. Er trägt blaue Gummihandschuhe. Die Schützen sind mit Sicherheit abgezogen worden, zur Befragung.
SHABBAT SHALOM
Ihre Beiträge sind wie immer sehr informativ und hochinteressant, so dass ich trotz meines inzwischen leider fortgeschrittenen Alters etwas dazulernen kann. Ich lese diese gerne.
Es ist eine bittere Zeit, der Hass gegen die Juden nimmt immer weiter zu. Schuld sind auch die Medien, die ARD und hier BBC London, die immer mehr Israel-feindliche Lügen und einseitige „Berichte“ bringen.
Der Zorn des Herrn Zebaoth wird sich gegen die Feinde Israels und des Judentums wenden !
Ja, Sie haben Recht eine unsachgemäße nicht wahrheitsgetreue Berichtetstattung kann eine bereis aggressive und aufgeheizte Stimmung noch weiter anheizen bzw. Öl ins Feuer gießen.
Es gibt einfach Verbrechen, die grausam und sinnlos sind. Der Attentäter ist tot und kann nichts mehr tun. Aber er hat nicht allein gehandelt. Es ist wichtig, dass herausgefunden wird, er noch an der Planung beteiligt war.
Neuigkeiten, werte Foristen, Hamas stimmt, die Geiseln betreffend zu, reingekommen um etwa 22 Uhr MEZ, viel mehr weiß ich leider noch nicht………….SHABBAT SHALOM
@Klaus
Was ich eben gelesen habe,sieht etwas anders aus. Hamas berät sich noch . Und das mit der Entwaffnung,damit sind sie wohl auch nicht einverstanden. Ich dachte mir schon so etwas. Zeit schinden. Man hätte diesen Plan gar nicht machen sollen. Das spielt denen nur in die Hände. Hätte Trump solch einen Plan auch ausgearbeitet,als die Terroristenkollegen in die Twin-Tower geflogen sind? Man kann mit Terroristen nicht verhandeln. Da treibt man den Teufel mit dem Beelzebub aus.
@Manu
Liebe Manu, auch ich bin skeptisch. Aber momentan bin ich auch dafür, die Kämpfe kurz mal zu stoppen und auf Verteidigung überzugehen, um zu schauen, ob man die Geiseln freibekommt. Kopfschmerzen bereitet mir die Entwaffnung der Hamas. Wer will dafür Sorge tragen? Und ja, sie wollen nachverhandeln, sie möchten keine internationale Truppe zur nationalen Stabilisierung, an den Fragen zur Zukunft Gazas soll Hams beteiligt sein. Das ist nicht das, was Trump gefordert und Nethanjahu zugestimmt hat. Aber ich denke, die beiden lassen sich auch nicht verar….. In der Times of Israel kann man die Antwort von Hamas nachlesen. Ich stehe ratlos da, noch will die Skepsis der Zuversicht nicht weichen.
Wir werden sehen.😉
Liebe Grüße (stürmisches Berlin sowie auch Württ.) Ella 🌫🌬🌦
Manu, lass uns abwarten.
Als ich das abends reinbekam, wars noch sehr frisch, und du solltest inzwischen wissen,daß ich mich nicht in wilde Spekulationen verrenne. Ich werd das in Stille analysieren sobald ich mehr weiß.
SHABBAT SHALOM
Mist. Habe es auch gerade auf WELT gehört. Zeit für Geiselübergabe (72 Std.) laut Hamas unrealistisch. Aber Angriffe von Israel müssen gestoppt werden. Verwunderung über Trump.
Ich sehe diesen Anschlag im Zusammenhang mit der Anerkennung eines Pal Staates der britischen Regierung. Jetzt bla..bla.. nach Toten, Verletzten. Terror Anhänger weltweit ohne Skrupel. OT: Trump gibt Liban. Armee 230 Mill.? Für was? Hisbollah rüstet gerade wieder auf im Libanon. Hamas gibt 48 Geiseln frei???????? Waffen nicht. Was für eine Lügerei. Und Merz will für Gaza zahlen. Eher für Hamas. Merz sollte weniger Schulden machen und wenn, nicht für Terroristen.
Shalom
Hallo Am Israel Chai!
„Lügerei“ trifft es wirklich gut.